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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Das Pflanzenleben.

Das Protoplasma besteht vorzugsweise aus den Proteinstoffen, Eiweiß, Kleber
und Pflanzencasein, welche aus Kohlenstoff (nach Ritthausen 1) schwankend von
51.0--54.7 %), Wasserstoff (6.92--7.73 %), Sauerstoff (20.55--24.33 %),
Stickstoff (15.6--18.4 %) und Schwefel (0.4--1.55 %) zusammengesetzt sind. Die
größte Verbreitung im Pflanzenkörper erlangt von den verschiedenen Proteinstoffen
das Pflanzeneiweiß (Pflanzenalbumin). Dasselbe ist in Wasser löslich und ge-
rinnt bei dem Erhitzen auf 55--75° C.

Der Kleber findet sich in der Kleberschicht (Fig. 7, S. 17), einer einfachen,
bei Hafer, in der Nähe des Keimes, doppelten, bei Gerste dreifachen Zellreihe unter
der Samenhaut der Getreidekörner. Derselbe besteht aus mehreren Formen von
Proteinstoffen (a. Gliadin [Pflanzenleim], b. Mucedin und c. Glutenfibrin [Pflanzen-
fibrin]), welche sämmtlich in Alkohol und verdünnten Säuren löslich, und im wasser-
haltigen Zustande eine zähe Masse bilden

Das Pflanzencasein (a. Legumin, b. Glutencasein, c. Conglutin) kommt
am häufigsten in der in alkalischem Wasser leicht löslichen Modification des Legumin
vor, welches in Form von zahlreichen, bei der Reife vertrockneten Protoplasmakörnchen,
neben Stärke, die Zellen der Hülsenfrüchte, des Hafers (Avenin) und in sehr ge-
ringen Mengen des Mais ausfüllt.

Von den stickstofffreien, aus Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasserstoff zu-
sammengesetzten Stoffen werden die Kohlehydrate und von diesen, abgesehen
von dem Zellstoffe und seinen Umwandlungsprodukten, das Stärkemehl in
größter Menge in den Zellen der Samen, Knollen etc. aufgespeichert.

Die Stärke erscheint, je nach der Pflanzenart, in verschieden gestalteten Körnern,
Fig. 5, welche durch abwechselnd wasserreiche und wasserarme
Schichten einen concentrisch geschichteten Bau zeigen. Die einzelnen
Schichten gruppiren sich stets um einen sehr wasserreichen Kern.
Zuweilen finden sich wie in den zusammengesetzten Stärkemehlkörnern
der Festucaarten und Polygoneen zwei und mehr Kerne. In den
Samen von Weizen, Roggen und Gerste sind die Stärkemehl-
körner einfach linsenförmig, in den Kartoffeln eiförmig, bei Mais,
Hirse abgerundet eckig.

Im kochenden Wasser quellen die Stärkekörner auf und zwar
die weicheren, wasserreicheren Schichten schon bei 45° C., die
äußerste dichte, wasserärmste Schichte erst bei 70° C. Bei 86° C. ist die
Quellung oder Verkleisterung vollständig eingetreten. Jedes Stärke-
korn besteht aus Wasser, einer geringen Menge Asche und aus der

[Abbildung] Fig. 5.

Stärkemehl-
körner aus der Kar-
toffelknolle.

Stärkesubstanz (Amylum). Letztere besteht wieder aus einem leicht löslicheren Theile, der
Granulose, welche von Jodlösung schön blau gefärbt wird, und aus einem schwerer
löslichen Theile (2--6 %) der Stärke-Cellulose, welche, wie der verwandte Zell-
stoff durch Jod gelb und erst bei Anwendung von Schwefelsäure blau gefärbt wird.

1) H. Ritthausen. Die Eiweißkörper der Getreidearten, Hülsenfrüchte und Oelsamen
Bonn 1872, S. 229.
Das Pflanzenleben.

Das Protoplasma beſteht vorzugsweiſe aus den Proteïnſtoffen, Eiweiß, Kleber
und Pflanzencaſeïn, welche aus Kohlenſtoff (nach Ritthauſen 1) ſchwankend von
51.0—54.7 %), Waſſerſtoff (6.92—7.73 %), Sauerſtoff (20.55—24.33 %),
Stickſtoff (15.6—18.4 %) und Schwefel (0.4—1.55 %) zuſammengeſetzt ſind. Die
größte Verbreitung im Pflanzenkörper erlangt von den verſchiedenen Proteïnſtoffen
das Pflanzeneiweiß (Pflanzenalbumin). Daſſelbe iſt in Waſſer löslich und ge-
rinnt bei dem Erhitzen auf 55—75° C.

Der Kleber findet ſich in der Kleberſchicht (Fig. 7, S. 17), einer einfachen,
bei Hafer, in der Nähe des Keimes, doppelten, bei Gerſte dreifachen Zellreihe unter
der Samenhaut der Getreidekörner. Derſelbe beſteht aus mehreren Formen von
Proteïnſtoffen (a. Gliadin [Pflanzenleim], b. Mucedin und c. Glutenfibrin [Pflanzen-
fibrin]), welche ſämmtlich in Alkohol und verdünnten Säuren löslich, und im waſſer-
haltigen Zuſtande eine zähe Maſſe bilden

Das Pflanzencaſeïn (a. Legumin, b. Glutencaſeïn, c. Conglutin) kommt
am häufigſten in der in alkaliſchem Waſſer leicht löslichen Modification des Legumin
vor, welches in Form von zahlreichen, bei der Reife vertrockneten Protoplasmakörnchen,
neben Stärke, die Zellen der Hülſenfrüchte, des Hafers (Avenin) und in ſehr ge-
ringen Mengen des Mais ausfüllt.

Von den ſtickſtofffreien, aus Kohlenſtoff, Sauerſtoff und Waſſerſtoff zu-
ſammengeſetzten Stoffen werden die Kohlehydrate und von dieſen, abgeſehen
von dem Zellſtoffe und ſeinen Umwandlungsprodukten, das Stärkemehl in
größter Menge in den Zellen der Samen, Knollen ꝛc. aufgeſpeichert.

Die Stärke erſcheint, je nach der Pflanzenart, in verſchieden geſtalteten Körnern,
Fig. 5, welche durch abwechſelnd waſſerreiche und waſſerarme
Schichten einen concentriſch geſchichteten Bau zeigen. Die einzelnen
Schichten gruppiren ſich ſtets um einen ſehr waſſerreichen Kern.
Zuweilen finden ſich wie in den zuſammengeſetzten Stärkemehlkörnern
der Feſtucaarten und Polygoneen zwei und mehr Kerne. In den
Samen von Weizen, Roggen und Gerſte ſind die Stärkemehl-
körner einfach linſenförmig, in den Kartoffeln eiförmig, bei Mais,
Hirſe abgerundet eckig.

Im kochenden Waſſer quellen die Stärkekörner auf und zwar
die weicheren, waſſerreicheren Schichten ſchon bei 45° C., die
äußerſte dichte, waſſerärmſte Schichte erſt bei 70° C. Bei 86° C. iſt die
Quellung oder Verkleiſterung vollſtändig eingetreten. Jedes Stärke-
korn beſteht aus Waſſer, einer geringen Menge Aſche und aus der

[Abbildung] Fig. 5.

Stärkemehl-
körner aus der Kar-
toffelknolle.

Stärkeſubſtanz (Amylum). Letztere beſteht wieder aus einem leicht löslicheren Theile, der
Granuloſe, welche von Jodlöſung ſchön blau gefärbt wird, und aus einem ſchwerer
löslichen Theile (2—6 %) der Stärke-Celluloſe, welche, wie der verwandte Zell-
ſtoff durch Jod gelb und erſt bei Anwendung von Schwefelſäure blau gefärbt wird.

1) H. Ritthauſen. Die Eiweißkörper der Getreidearten, Hülſenfrüchte und Oelſamen
Bonn 1872, S. 229.
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[13/0031] Das Pflanzenleben. Das Protoplasma beſteht vorzugsweiſe aus den Proteïnſtoffen, Eiweiß, Kleber und Pflanzencaſeïn, welche aus Kohlenſtoff (nach Ritthauſen 1) ſchwankend von 51.0—54.7 %), Waſſerſtoff (6.92—7.73 %), Sauerſtoff (20.55—24.33 %), Stickſtoff (15.6—18.4 %) und Schwefel (0.4—1.55 %) zuſammengeſetzt ſind. Die größte Verbreitung im Pflanzenkörper erlangt von den verſchiedenen Proteïnſtoffen das Pflanzeneiweiß (Pflanzenalbumin). Daſſelbe iſt in Waſſer löslich und ge- rinnt bei dem Erhitzen auf 55—75° C. Der Kleber findet ſich in der Kleberſchicht (Fig. 7, S. 17), einer einfachen, bei Hafer, in der Nähe des Keimes, doppelten, bei Gerſte dreifachen Zellreihe unter der Samenhaut der Getreidekörner. Derſelbe beſteht aus mehreren Formen von Proteïnſtoffen (a. Gliadin [Pflanzenleim], b. Mucedin und c. Glutenfibrin [Pflanzen- fibrin]), welche ſämmtlich in Alkohol und verdünnten Säuren löslich, und im waſſer- haltigen Zuſtande eine zähe Maſſe bilden Das Pflanzencaſeïn (a. Legumin, b. Glutencaſeïn, c. Conglutin) kommt am häufigſten in der in alkaliſchem Waſſer leicht löslichen Modification des Legumin vor, welches in Form von zahlreichen, bei der Reife vertrockneten Protoplasmakörnchen, neben Stärke, die Zellen der Hülſenfrüchte, des Hafers (Avenin) und in ſehr ge- ringen Mengen des Mais ausfüllt. Von den ſtickſtofffreien, aus Kohlenſtoff, Sauerſtoff und Waſſerſtoff zu- ſammengeſetzten Stoffen werden die Kohlehydrate und von dieſen, abgeſehen von dem Zellſtoffe und ſeinen Umwandlungsprodukten, das Stärkemehl in größter Menge in den Zellen der Samen, Knollen ꝛc. aufgeſpeichert. Die Stärke erſcheint, je nach der Pflanzenart, in verſchieden geſtalteten Körnern, Fig. 5, welche durch abwechſelnd waſſerreiche und waſſerarme Schichten einen concentriſch geſchichteten Bau zeigen. Die einzelnen Schichten gruppiren ſich ſtets um einen ſehr waſſerreichen Kern. Zuweilen finden ſich wie in den zuſammengeſetzten Stärkemehlkörnern der Feſtucaarten und Polygoneen zwei und mehr Kerne. In den Samen von Weizen, Roggen und Gerſte ſind die Stärkemehl- körner einfach linſenförmig, in den Kartoffeln eiförmig, bei Mais, Hirſe abgerundet eckig. Im kochenden Waſſer quellen die Stärkekörner auf und zwar die weicheren, waſſerreicheren Schichten ſchon bei 45° C., die äußerſte dichte, waſſerärmſte Schichte erſt bei 70° C. Bei 86° C. iſt die Quellung oder Verkleiſterung vollſtändig eingetreten. Jedes Stärke- korn beſteht aus Waſſer, einer geringen Menge Aſche und aus der [Abbildung Fig. 5. Stärkemehl- körner aus der Kar- toffelknolle.] Stärkeſubſtanz (Amylum). Letztere beſteht wieder aus einem leicht löslicheren Theile, der Granuloſe, welche von Jodlöſung ſchön blau gefärbt wird, und aus einem ſchwerer löslichen Theile (2—6 %) der Stärke-Celluloſe, welche, wie der verwandte Zell- ſtoff durch Jod gelb und erſt bei Anwendung von Schwefelſäure blau gefärbt wird. 1) H. Ritthauſen. Die Eiweißkörper der Getreidearten, Hülſenfrüchte und Oelſamen Bonn 1872, S. 229.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/31>, abgerufen am 21.11.2024.