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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Allgemeine Ackerbaulehre.
(Respiration) der lebenden Zelle und mit der Assimilation der Pflanze, welche
neben der Athmung nur in den grünen chlorophyllhaltigen Zellen unter dem Einflusse
des Lichtes und der Wärme vor sich gehen kann.

Die Athmung, welche am deutlichsten bei dem Stillstande der Assimilation
im Dunkeln, während der Nacht oder bei der nicht assimilirenden Keimpflanze, so lange
diese noch keine grünen Zellen gebildet hat, zur Beobachtung gelangt, besteht in der
Aufnahme von Sauerstoff und in der Ausscheidung von Kohlensäure, welche durch
die Oxydation der assimilirten Substanzen gebildet wird. Bei diesem Oxydations-
processe, welcher mit einer Verminderung der Pflanzentrockensubstanz verbunden ist,
wird Wärme frei, welche in Kraft umgesetzt neben der von Außen einwirkenden
Wärme die mannigfaltige Fortbewegung des Stoffes im Pflanzenkörper unterstützt.

Die Assimilation der unter dem Lichteinflusse stehenden chlorophyllhaltigen
Zellen besteht dagegen in der Aufnahme von Kohlensäure, aus welcher unter Ab-
scheidung von Sauerstoff und unter Mitwirkung der durch die Wurzeln den Blättern
zugeführten Nahrung neue organische Substanz gebildet wird. Dieser nur bei Be-
leuchtung und nur in den grünen Pflanzentheilen stattfindende Bildungsvorgang, bei
welchem aus sauerstoffreicheren Nährstoffen durch Desoxydation sauerstoffärmere
Pflanzensubstanz geschaffen wird, überwiegt die vorhin erwähnte durch die Athmung
eingeleitete theilweise Zerstörung der assimilirten Substanz, so zwar, daß trotz dieser
Zerstörung eine Gewichtszunahme der wachsenden Pflanze erfolgt.

Das erste Assimilationsprodukt ist die Bildung von Stärkeeinschlüßen in den
Chlorophyllkörnern. Außer der Stärke werden zuweilen auch Oeltröpfchen und
Körner unbekannter Natur ausgeschieden. Das in den Chlorophyllkörnern aus dem
Protoplasma entstehende autochthone Stärkemehl wächst nur so lange als es
im Bereiche des Protoplasmas bleibt. Von seinem Bildungsorte wird es in einem
sehr feinkörnigen Zustande als wanderndes Stärkemehl den wachsenden Pflanzen-
theilen, vornehmlich den Zellschichten nahe an den Vegetationspunkten zu weiterem
Verbrauche, wie zur Bildung der Zellhaut und anderer stickstofffreier Pflanzenkörper
zugeführt. Das zu diesem Zwecke nicht verwendete Stärkemehl wird dann zu fer-
nerem Verbrauche als eingewandertes Stärkemehl in den Samen, Knollen,
Markstrahlen, Holzzellen etc. abgelagert.

Im Dunkeln hört die Stärkebildung auf, es verschwinden daher in dem Maße
als die Stärke von den Chlorophyllkörnern den wachsenden Geweben zugeführt wird
die Stärkeeinschlüsse. Stets im Festeren gehaltene Pflanzen bilden kein Stärkemehl
und können daher nicht fortwachsen.

Die Neubildung der eiweißartigen Stoffe geht wahrscheinlich gleichfalls in den
grünen Zellen unter Einwirkung der Kohlehydrate aus den durch die Wurzeln oder
durch die Blätter aufgenommenen Ammoniaksalzen vor sich.

Die in den grünen Blättern neu entstandenen assimilirten Nahrungsstoffe wer-
den von hier aus nach allen Richtungen zu den Orten des Verbrauches befördert
und mischen sich dabei mit dem von der Wurzel zu den Blättern aufsteigenden rohen
Nahrungssafte. Die Kohlehydrate, die Fette werden gewöhnlich im Parenchym der

Allgemeine Ackerbaulehre.
(Reſpiration) der lebenden Zelle und mit der Aſſimilation der Pflanze, welche
neben der Athmung nur in den grünen chlorophyllhaltigen Zellen unter dem Einfluſſe
des Lichtes und der Wärme vor ſich gehen kann.

Die Athmung, welche am deutlichſten bei dem Stillſtande der Aſſimilation
im Dunkeln, während der Nacht oder bei der nicht aſſimilirenden Keimpflanze, ſo lange
dieſe noch keine grünen Zellen gebildet hat, zur Beobachtung gelangt, beſteht in der
Aufnahme von Sauerſtoff und in der Ausſcheidung von Kohlenſäure, welche durch
die Oxydation der aſſimilirten Subſtanzen gebildet wird. Bei dieſem Oxydations-
proceſſe, welcher mit einer Verminderung der Pflanzentrockenſubſtanz verbunden iſt,
wird Wärme frei, welche in Kraft umgeſetzt neben der von Außen einwirkenden
Wärme die mannigfaltige Fortbewegung des Stoffes im Pflanzenkörper unterſtützt.

Die Aſſimilation der unter dem Lichteinfluſſe ſtehenden chlorophyllhaltigen
Zellen beſteht dagegen in der Aufnahme von Kohlenſäure, aus welcher unter Ab-
ſcheidung von Sauerſtoff und unter Mitwirkung der durch die Wurzeln den Blättern
zugeführten Nahrung neue organiſche Subſtanz gebildet wird. Dieſer nur bei Be-
leuchtung und nur in den grünen Pflanzentheilen ſtattfindende Bildungsvorgang, bei
welchem aus ſauerſtoffreicheren Nährſtoffen durch Desoxydation ſauerſtoffärmere
Pflanzenſubſtanz geſchaffen wird, überwiegt die vorhin erwähnte durch die Athmung
eingeleitete theilweiſe Zerſtörung der aſſimilirten Subſtanz, ſo zwar, daß trotz dieſer
Zerſtörung eine Gewichtszunahme der wachſenden Pflanze erfolgt.

Das erſte Aſſimilationsprodukt iſt die Bildung von Stärkeeinſchlüßen in den
Chlorophyllkörnern. Außer der Stärke werden zuweilen auch Oeltröpfchen und
Körner unbekannter Natur ausgeſchieden. Das in den Chlorophyllkörnern aus dem
Protoplasma entſtehende autochthone Stärkemehl wächſt nur ſo lange als es
im Bereiche des Protoplasmas bleibt. Von ſeinem Bildungsorte wird es in einem
ſehr feinkörnigen Zuſtande als wanderndes Stärkemehl den wachſenden Pflanzen-
theilen, vornehmlich den Zellſchichten nahe an den Vegetationspunkten zu weiterem
Verbrauche, wie zur Bildung der Zellhaut und anderer ſtickſtofffreier Pflanzenkörper
zugeführt. Das zu dieſem Zwecke nicht verwendete Stärkemehl wird dann zu fer-
nerem Verbrauche als eingewandertes Stärkemehl in den Samen, Knollen,
Markſtrahlen, Holzzellen ꝛc. abgelagert.

Im Dunkeln hört die Stärkebildung auf, es verſchwinden daher in dem Maße
als die Stärke von den Chlorophyllkörnern den wachſenden Geweben zugeführt wird
die Stärkeeinſchlüſſe. Stets im Feſteren gehaltene Pflanzen bilden kein Stärkemehl
und können daher nicht fortwachſen.

Die Neubildung der eiweißartigen Stoffe geht wahrſcheinlich gleichfalls in den
grünen Zellen unter Einwirkung der Kohlehydrate aus den durch die Wurzeln oder
durch die Blätter aufgenommenen Ammoniakſalzen vor ſich.

Die in den grünen Blättern neu entſtandenen aſſimilirten Nahrungsſtoffe wer-
den von hier aus nach allen Richtungen zu den Orten des Verbrauches befördert
und miſchen ſich dabei mit dem von der Wurzel zu den Blättern aufſteigenden rohen
Nahrungsſafte. Die Kohlehydrate, die Fette werden gewöhnlich im Parenchym der

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[24/0042] Allgemeine Ackerbaulehre. (Reſpiration) der lebenden Zelle und mit der Aſſimilation der Pflanze, welche neben der Athmung nur in den grünen chlorophyllhaltigen Zellen unter dem Einfluſſe des Lichtes und der Wärme vor ſich gehen kann. Die Athmung, welche am deutlichſten bei dem Stillſtande der Aſſimilation im Dunkeln, während der Nacht oder bei der nicht aſſimilirenden Keimpflanze, ſo lange dieſe noch keine grünen Zellen gebildet hat, zur Beobachtung gelangt, beſteht in der Aufnahme von Sauerſtoff und in der Ausſcheidung von Kohlenſäure, welche durch die Oxydation der aſſimilirten Subſtanzen gebildet wird. Bei dieſem Oxydations- proceſſe, welcher mit einer Verminderung der Pflanzentrockenſubſtanz verbunden iſt, wird Wärme frei, welche in Kraft umgeſetzt neben der von Außen einwirkenden Wärme die mannigfaltige Fortbewegung des Stoffes im Pflanzenkörper unterſtützt. Die Aſſimilation der unter dem Lichteinfluſſe ſtehenden chlorophyllhaltigen Zellen beſteht dagegen in der Aufnahme von Kohlenſäure, aus welcher unter Ab- ſcheidung von Sauerſtoff und unter Mitwirkung der durch die Wurzeln den Blättern zugeführten Nahrung neue organiſche Subſtanz gebildet wird. Dieſer nur bei Be- leuchtung und nur in den grünen Pflanzentheilen ſtattfindende Bildungsvorgang, bei welchem aus ſauerſtoffreicheren Nährſtoffen durch Desoxydation ſauerſtoffärmere Pflanzenſubſtanz geſchaffen wird, überwiegt die vorhin erwähnte durch die Athmung eingeleitete theilweiſe Zerſtörung der aſſimilirten Subſtanz, ſo zwar, daß trotz dieſer Zerſtörung eine Gewichtszunahme der wachſenden Pflanze erfolgt. Das erſte Aſſimilationsprodukt iſt die Bildung von Stärkeeinſchlüßen in den Chlorophyllkörnern. Außer der Stärke werden zuweilen auch Oeltröpfchen und Körner unbekannter Natur ausgeſchieden. Das in den Chlorophyllkörnern aus dem Protoplasma entſtehende autochthone Stärkemehl wächſt nur ſo lange als es im Bereiche des Protoplasmas bleibt. Von ſeinem Bildungsorte wird es in einem ſehr feinkörnigen Zuſtande als wanderndes Stärkemehl den wachſenden Pflanzen- theilen, vornehmlich den Zellſchichten nahe an den Vegetationspunkten zu weiterem Verbrauche, wie zur Bildung der Zellhaut und anderer ſtickſtofffreier Pflanzenkörper zugeführt. Das zu dieſem Zwecke nicht verwendete Stärkemehl wird dann zu fer- nerem Verbrauche als eingewandertes Stärkemehl in den Samen, Knollen, Markſtrahlen, Holzzellen ꝛc. abgelagert. Im Dunkeln hört die Stärkebildung auf, es verſchwinden daher in dem Maße als die Stärke von den Chlorophyllkörnern den wachſenden Geweben zugeführt wird die Stärkeeinſchlüſſe. Stets im Feſteren gehaltene Pflanzen bilden kein Stärkemehl und können daher nicht fortwachſen. Die Neubildung der eiweißartigen Stoffe geht wahrſcheinlich gleichfalls in den grünen Zellen unter Einwirkung der Kohlehydrate aus den durch die Wurzeln oder durch die Blätter aufgenommenen Ammoniakſalzen vor ſich. Die in den grünen Blättern neu entſtandenen aſſimilirten Nahrungsſtoffe wer- den von hier aus nach allen Richtungen zu den Orten des Verbrauches befördert und miſchen ſich dabei mit dem von der Wurzel zu den Blättern aufſteigenden rohen Nahrungsſafte. Die Kohlehydrate, die Fette werden gewöhnlich im Parenchym der

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/42>, abgerufen am 23.11.2024.