Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.Der Boden. daher auch auf die geologischen- und Ablagerungsverhältnisse desselben Rücksicht ge-nommen werden. Der Boden kann entweder auf dem Felsgesteine, aus welchem er durch Verwitte- Die Mächtigkeit oder Tiefgründigkeit eines Bodens, welche durch die Die oberste gewöhnlich dunkel gefärbte Schichte des Culturbodens, der Ober- Je seichter der Obergrund einen um so größeren Einfluß wird der Untergrund 1) Ein beachtenswerthes Beispiel bieten hierfür die von dem Meere angeschwemmten,
sehr fruchtbaren Marschböden an der Westküste von Schleswig-Holstein. Der Boden. daher auch auf die geologiſchen- und Ablagerungsverhältniſſe deſſelben Rückſicht ge-nommen werden. Der Boden kann entweder auf dem Felsgeſteine, aus welchem er durch Verwitte- Die Mächtigkeit oder Tiefgründigkeit eines Bodens, welche durch die Die oberſte gewöhnlich dunkel gefärbte Schichte des Culturbodens, der Ober- Je ſeichter der Obergrund einen um ſo größeren Einfluß wird der Untergrund 1) Ein beachtenswerthes Beiſpiel bieten hierfür die von dem Meere angeſchwemmten,
ſehr fruchtbaren Marſchböden an der Weſtküſte von Schleswig-Holſtein. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0049" n="31"/><fw place="top" type="header">Der Boden.</fw><lb/> daher auch auf die geologiſchen- und Ablagerungsverhältniſſe deſſelben Rückſicht ge-<lb/> nommen werden.</p><lb/> <p>Der Boden kann entweder auf dem Felsgeſteine, aus welchem er durch Verwitte-<lb/> rung hervorgegangen, gefunden werden, er heißt dann <hi rendition="#g">Primitivboden</hi> oder un-<lb/> mittelbarer <hi rendition="#g">Verwitterungsboden</hi>, oder derſelbe iſt von ſeinem urſprünglichen<lb/> Entſtehungsorte fortgeſchwemmt und anderwärts abgelagert, er heißt dann <hi rendition="#g">Schwemm-<lb/> landsboden</hi> (Fallou) oder <hi rendition="#g">Schwemmboden.</hi> Erſterer wird im Allgemeinen<lb/> eine geringere Ausdehnung in die Tiefe, eine geringere Mächtigkeit haben, daher<lb/> weniger fruchtbar als angeſchwemmter Boden ſein.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Mächtigkeit</hi> oder <hi rendition="#g">Tiefgründigkeit</hi> eines Bodens, welche durch die<lb/> fortdauernde Verwitterung und durch die Bodenbearbeitung einer ſtetigen, wenn auch<lb/> in der Zeit nur ſehr unmerklichen Wandlung ausgeſetzt bleibt, hat großen Einfluß<lb/> auf die Eignung des Bodens für eine beſtimmte Pflanzenart. Auf <hi rendition="#g">flachgrün-<lb/> digem, ſeichtem</hi> Boden, deſſen Mächtigkeit 15 Centim. und weniger beträgt, ge-<lb/> deihen nur flachwurzelnde Pflanzen, während auf <hi rendition="#g">tiefgründigem</hi> Boden, welcher<lb/> mindeſtens 30 Centim. mächtig iſt, auch tiefwurzelnde Pflanzen fortkommen. Je<lb/> mächtiger der Boden um ſo vortheilhafter iſt derſelbe für das Wachsthum der Pflanzen,<lb/> da in demſelben nicht nur ein größerer Vorrath an Pflanzennährſtoffen voraus-<lb/> geſetzt werden, ſondern auch ein Austrocknen weniger leicht vorkommen kann. Ein<lb/> mächtiger Boden vermag ſtets Waſſer durch Capillarität aus der Tiefe aufzuſaugen,<lb/> während ein Zuviel an Waſſer leichter in die Tiefe abgeleitet werden kann. Seichte<lb/> Böden werden dagegen um ſo leichter austrocknen, je mehr ſie ihrer Beſchaffenheit<lb/> nach dazu geeignet ſind.</p><lb/> <p>Die oberſte gewöhnlich dunkel gefärbte Schichte des Culturbodens, der <hi rendition="#g">Ober-<lb/> grund</hi> oder die <hi rendition="#g">Oberkrume</hi> zeichnet ſich, je näher zur Bodenoberfläche, durch<lb/> um ſo reichlicher beigemengte, in Humification begriffene Pflanzenreſte aus. Unter<lb/> dieſer Schichte befindet ſich gewöhnlich eine Bodenlage, welche nur feinvertheilten Hu-<lb/> mus oder noch in Vermoderung begriffene Wurzelabfälle enthält und die in ihrer<lb/> größten Tiefe aus humusfreiem Mineralboden beſteht. Unter dieſer tiefſten Schichte<lb/> des Obergrundes beginnt der <hi rendition="#g">Untergrund.</hi> Derſelbe beſteht bei den Primitivböden<lb/> aus Felsgerölle oder feſtem Geſteine, bei den Schwemmlandsböden aus einem Boden<lb/> von einer Beſchaffenheit, welche verſchieden iſt von jener des Obergrundes. Bei<lb/> einem angeſchwemmten Boden können auch mehrere verſchiedenartige Schichten <note place="foot" n="1)">Ein beachtenswerthes Beiſpiel bieten hierfür die von dem Meere angeſchwemmten,<lb/> ſehr fruchtbaren Marſchböden an der Weſtküſte von Schleswig-Holſtein.</note><lb/> bis zu dem feſten Geſtein wechſellagern. Auf einem bearbeiteten Culturboden wird<lb/> auch die Bearbeitung eine Verſchiedenheit der Lockerheit oder mechaniſchen Beſchaffenheit<lb/> der bearbeiteten Schichte hervorbringen. So weit dieſer Einfluß reicht bezeichnet man<lb/> den Boden als <hi rendition="#g">Ackerkrume,</hi> welche gewöhnlich nur einen Theil des Obergrundes<lb/> ausmachen wird, je mächtiger derſelbe iſt.</p><lb/> <p>Je ſeichter der Obergrund einen um ſo größeren Einfluß wird der Untergrund<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [31/0049]
Der Boden.
daher auch auf die geologiſchen- und Ablagerungsverhältniſſe deſſelben Rückſicht ge-
nommen werden.
Der Boden kann entweder auf dem Felsgeſteine, aus welchem er durch Verwitte-
rung hervorgegangen, gefunden werden, er heißt dann Primitivboden oder un-
mittelbarer Verwitterungsboden, oder derſelbe iſt von ſeinem urſprünglichen
Entſtehungsorte fortgeſchwemmt und anderwärts abgelagert, er heißt dann Schwemm-
landsboden (Fallou) oder Schwemmboden. Erſterer wird im Allgemeinen
eine geringere Ausdehnung in die Tiefe, eine geringere Mächtigkeit haben, daher
weniger fruchtbar als angeſchwemmter Boden ſein.
Die Mächtigkeit oder Tiefgründigkeit eines Bodens, welche durch die
fortdauernde Verwitterung und durch die Bodenbearbeitung einer ſtetigen, wenn auch
in der Zeit nur ſehr unmerklichen Wandlung ausgeſetzt bleibt, hat großen Einfluß
auf die Eignung des Bodens für eine beſtimmte Pflanzenart. Auf flachgrün-
digem, ſeichtem Boden, deſſen Mächtigkeit 15 Centim. und weniger beträgt, ge-
deihen nur flachwurzelnde Pflanzen, während auf tiefgründigem Boden, welcher
mindeſtens 30 Centim. mächtig iſt, auch tiefwurzelnde Pflanzen fortkommen. Je
mächtiger der Boden um ſo vortheilhafter iſt derſelbe für das Wachsthum der Pflanzen,
da in demſelben nicht nur ein größerer Vorrath an Pflanzennährſtoffen voraus-
geſetzt werden, ſondern auch ein Austrocknen weniger leicht vorkommen kann. Ein
mächtiger Boden vermag ſtets Waſſer durch Capillarität aus der Tiefe aufzuſaugen,
während ein Zuviel an Waſſer leichter in die Tiefe abgeleitet werden kann. Seichte
Böden werden dagegen um ſo leichter austrocknen, je mehr ſie ihrer Beſchaffenheit
nach dazu geeignet ſind.
Die oberſte gewöhnlich dunkel gefärbte Schichte des Culturbodens, der Ober-
grund oder die Oberkrume zeichnet ſich, je näher zur Bodenoberfläche, durch
um ſo reichlicher beigemengte, in Humification begriffene Pflanzenreſte aus. Unter
dieſer Schichte befindet ſich gewöhnlich eine Bodenlage, welche nur feinvertheilten Hu-
mus oder noch in Vermoderung begriffene Wurzelabfälle enthält und die in ihrer
größten Tiefe aus humusfreiem Mineralboden beſteht. Unter dieſer tiefſten Schichte
des Obergrundes beginnt der Untergrund. Derſelbe beſteht bei den Primitivböden
aus Felsgerölle oder feſtem Geſteine, bei den Schwemmlandsböden aus einem Boden
von einer Beſchaffenheit, welche verſchieden iſt von jener des Obergrundes. Bei
einem angeſchwemmten Boden können auch mehrere verſchiedenartige Schichten 1)
bis zu dem feſten Geſtein wechſellagern. Auf einem bearbeiteten Culturboden wird
auch die Bearbeitung eine Verſchiedenheit der Lockerheit oder mechaniſchen Beſchaffenheit
der bearbeiteten Schichte hervorbringen. So weit dieſer Einfluß reicht bezeichnet man
den Boden als Ackerkrume, welche gewöhnlich nur einen Theil des Obergrundes
ausmachen wird, je mächtiger derſelbe iſt.
Je ſeichter der Obergrund einen um ſo größeren Einfluß wird der Untergrund
1) Ein beachtenswerthes Beiſpiel bieten hierfür die von dem Meere angeſchwemmten,
ſehr fruchtbaren Marſchböden an der Weſtküſte von Schleswig-Holſtein.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |