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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

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Die Rindviehzucht.
auf das geringste Maß zurücktritt. Der Kopf ist sehr klein, gleich jenem des Nie-
derungsviehes. Stirne kurz, Augen groß und sanft blickend. Hörner fein und
kurz, meist horizontal gestellt, wachsgelb ohne dunkle Spitzen. Die obere Halslinie
verläuft in einer Höhe mit der geraden Rückenlinie, Fig. 60. Das Genick ist breit
[Abbildung] Fig. 58.

Vorderansicht eines Shorthornrindes.

[Abbildung] Fig. 59.

Rückansicht eines Shorthornrindes.

und voll. Der Hals ohne Falte. Von allen übrigen Rindern unterscheiden sich
die Shorthorns durch die außerordentliche Breite des Brustkastens und die dadurch
bedingte Weitstellung der kurzen, feinen Vorderbeine, Fig. 58 und Fig. 59. Die
Hüften stehen gleich hoch mit dem breiten Kreuze, der feine, dünne Schweif hängt im
rechten Winkel von dem Rumpfe herab. Die Haut ist besonders zart und leicht
verschiebbar; sie liegt nur an wenigen
Körperstellen gespannt auf und ist
mit weichen, elastischen Haaren besetzt.
Die Haarfarbe zeigt zahlreiche
Nüancen, nur schwarz und braun
kommen nicht vor, sie gelten als
Merkmale unreinen Blutes. Ebenso
ist gelb und isabell höchst selten.
Die ursprüngliche Haarfarbe der
Shorthorns ist weiß gewesen und
auch jetzt noch sehr häufig, daneben
[Abbildung] Fig. 60.

Seitenansicht eines Shorthornrindes.

treten roth und grau auf, am meisten aber ein Gemisch dieser drei Farben in ver-
schiedenster Zeichnung: gestreift, striemig, gesprenkelt, getigert, mückenfleckig u. s. w.
Den bunten Thieren gibt man den Vorzug, verlangt aber stets jene sternblumen-
artige Zeichnung, welche ein charakteristisches Merkmal edler Abstammung ist. Die
vielgerühmten Nutzungseigenschaften äußert diese Culturrace jedoch nur dann, wenn
die Thiere in ungewöhnlich intensiv gewählter Weise ernährt und mit besonderer
Sorgfalt gepflegt werden.

Die Rindviehzucht.
auf das geringſte Maß zurücktritt. Der Kopf iſt ſehr klein, gleich jenem des Nie-
derungsviehes. Stirne kurz, Augen groß und ſanft blickend. Hörner fein und
kurz, meiſt horizontal geſtellt, wachsgelb ohne dunkle Spitzen. Die obere Halslinie
verläuft in einer Höhe mit der geraden Rückenlinie, Fig. 60. Das Genick iſt breit
[Abbildung] Fig. 58.

Vorderanſicht eines Shorthornrindes.

[Abbildung] Fig. 59.

Rückanſicht eines Shorthornrindes.

und voll. Der Hals ohne Falte. Von allen übrigen Rindern unterſcheiden ſich
die Shorthorns durch die außerordentliche Breite des Bruſtkaſtens und die dadurch
bedingte Weitſtellung der kurzen, feinen Vorderbeine, Fig. 58 und Fig. 59. Die
Hüften ſtehen gleich hoch mit dem breiten Kreuze, der feine, dünne Schweif hängt im
rechten Winkel von dem Rumpfe herab. Die Haut iſt beſonders zart und leicht
verſchiebbar; ſie liegt nur an wenigen
Körperſtellen geſpannt auf und iſt
mit weichen, elaſtiſchen Haaren beſetzt.
Die Haarfarbe zeigt zahlreiche
Nüancen, nur ſchwarz und braun
kommen nicht vor, ſie gelten als
Merkmale unreinen Blutes. Ebenſo
iſt gelb und iſabell höchſt ſelten.
Die urſprüngliche Haarfarbe der
Shorthorns iſt weiß geweſen und
auch jetzt noch ſehr häufig, daneben
[Abbildung] Fig. 60.

Seitenanſicht eines Shorthornrindes.

treten roth und grau auf, am meiſten aber ein Gemiſch dieſer drei Farben in ver-
ſchiedenſter Zeichnung: geſtreift, ſtriemig, geſprenkelt, getigert, mückenfleckig u. ſ. w.
Den bunten Thieren gibt man den Vorzug, verlangt aber ſtets jene ſternblumen-
artige Zeichnung, welche ein charakteriſtiſches Merkmal edler Abſtammung iſt. Die
vielgerühmten Nutzungseigenſchaften äußert dieſe Culturrace jedoch nur dann, wenn
die Thiere in ungewöhnlich intenſiv gewählter Weiſe ernährt und mit beſonderer
Sorgfalt gepflegt werden.

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[109/0125] Die Rindviehzucht. auf das geringſte Maß zurücktritt. Der Kopf iſt ſehr klein, gleich jenem des Nie- derungsviehes. Stirne kurz, Augen groß und ſanft blickend. Hörner fein und kurz, meiſt horizontal geſtellt, wachsgelb ohne dunkle Spitzen. Die obere Halslinie verläuft in einer Höhe mit der geraden Rückenlinie, Fig. 60. Das Genick iſt breit [Abbildung Fig. 58. Vorderanſicht eines Shorthornrindes.] [Abbildung Fig. 59. Rückanſicht eines Shorthornrindes.] und voll. Der Hals ohne Falte. Von allen übrigen Rindern unterſcheiden ſich die Shorthorns durch die außerordentliche Breite des Bruſtkaſtens und die dadurch bedingte Weitſtellung der kurzen, feinen Vorderbeine, Fig. 58 und Fig. 59. Die Hüften ſtehen gleich hoch mit dem breiten Kreuze, der feine, dünne Schweif hängt im rechten Winkel von dem Rumpfe herab. Die Haut iſt beſonders zart und leicht verſchiebbar; ſie liegt nur an wenigen Körperſtellen geſpannt auf und iſt mit weichen, elaſtiſchen Haaren beſetzt. Die Haarfarbe zeigt zahlreiche Nüancen, nur ſchwarz und braun kommen nicht vor, ſie gelten als Merkmale unreinen Blutes. Ebenſo iſt gelb und iſabell höchſt ſelten. Die urſprüngliche Haarfarbe der Shorthorns iſt weiß geweſen und auch jetzt noch ſehr häufig, daneben [Abbildung Fig. 60. Seitenanſicht eines Shorthornrindes.] treten roth und grau auf, am meiſten aber ein Gemiſch dieſer drei Farben in ver- ſchiedenſter Zeichnung: geſtreift, ſtriemig, geſprenkelt, getigert, mückenfleckig u. ſ. w. Den bunten Thieren gibt man den Vorzug, verlangt aber ſtets jene ſternblumen- artige Zeichnung, welche ein charakteriſtiſches Merkmal edler Abſtammung iſt. Die vielgerühmten Nutzungseigenſchaften äußert dieſe Culturrace jedoch nur dann, wenn die Thiere in ungewöhnlich intenſiv gewählter Weiſe ernährt und mit beſonderer Sorgfalt gepflegt werden.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/125>, abgerufen am 26.11.2024.