Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.Besondere Thierzuchtlehre. 8. Der Glanz. Der Glanz des entfetteten Haares ist von großer Bedeutung 9. Der Fettschweiß. Der Fettschweiß, -- das Absonderungsproduct der Das Wollfett besteht aus Stearin, Palmitin, Olein, Phosphaten und Chlor- [Tabelle] Von der Menge und Löslichkeit des Fettschweißes hängt die Größe des Wasch- 1) Annalen der Landwirthschaft in den k. preußischen Staaten. XLIX, 1867, S. 122.
Beſondere Thierzuchtlehre. 8. Der Glanz. Der Glanz des entfetteten Haares iſt von großer Bedeutung 9. Der Fettſchweiß. Der Fettſchweiß, — das Abſonderungsproduct der Das Wollfett beſteht aus Stearin, Palmitin, Oleïn, Phosphaten und Chlor- [Tabelle] Von der Menge und Löslichkeit des Fettſchweißes hängt die Größe des Waſch- 1) Annalen der Landwirthſchaft in den k. preußiſchen Staaten. XLIX, 1867, S. 122.
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Beſondere Thierzuchtlehre.
8. Der Glanz. Der Glanz des entfetteten Haares iſt von großer Bedeutung
für das Anſehen des daraus verfertigten Gewebes. Seidenartiger Glanz des Woll-
haares, wie er bei dem Mauchampſchafe, dem Lincoln- und Leiceſterſchafe vorkommt,
macht die Wolle für die ſogenannten Luſtreſtoffe verwendbar. Die Merinowolle hat ver-
hältnißmäßig weniger Glanz. Bei hochfeinen, normalbogigen Merinowollen bezeichnet
man denſelben als Edelglanz. Glaſiger Glanz iſt fehlerhaft, nachdem derſelbe ſtets mit
harten und ſpröden Haaren verbunden iſt. Zuweilen kommen an den Hautfalten, an
dem unteren Theile der Schenkel und an vernarbten Hautſtellen einzelne, glänzende,
gewöhnlich leicht ausfallende Haare vor, welche meiſt über das Vließ hervorragen;
dieſelben werden als Glanzhaare, Hundehaare, uneigentliche Stichelhaare bezeichnet.
9. Der Fettſchweiß. Der Fettſchweiß, — das Abſonderungsproduct der
Talg- und Schweißdrüſen — hat durch ſeine Menge und Beſchaffenheit Einfluß auf
die Haltbarkeit und die Wäſche der Wolle. Der Fettſchweiß iſt normal oder gut-
artiger Natur, wenn er hellgelb gefärbt, in mäßiger Menge und in milder, öliger und
in Waſſer leicht löslicher Beſchaffenheit vorkommt. Fehlerhaft iſt zu wenig (trockene
Wolle) und zu viel Fettſchweiß (maſtige Wolle). Ebenſo unerwünſcht iſt ein dunkler,
pechartiger, klebriger, weißer oder wachs- und talgartiger Fettſchweiß, nachdem dieſe
Fettſchweißarten gewöhnlich ſchwer löslich ſind und die Wolle ſtarr und hart machen.
Werden fettſchweißreiche Schafe in dunklen, feuchten Stallungen gehalten, ſo nimmt
der Fettſchweiß zuweilen eine grünliche Färbung an. Auf die Natur und Menge
des Fettſchweißes hat nicht nur die Race, ſondern auch die Haltung in kalten oder
warmen Stallungen und die Fütterung Einfluß. Bei warmem Aufenthalte und
reichlichem Futter erhöht ſich im Allgemeinen die Menge und die Leichtflüſſigkeit des
Fettſchweißes. Weidethiere haben meiſt weniger Fettſchweiß als im Stalle ge-
haltene Schafe.
Das Wollfett beſteht aus Stearin, Palmitin, Oleïn, Phosphaten und Chlor-
alkalien. Die Fettſäuren kommen mit Kali verſeift und in größerer Menge in un-
verſeifbarem Fette vor. Die Aſche enthält überwiegend Kali (2.8—4.7 %) und
Phosphorſäure (0.06—0.15 %), außerdem Natron, Kalk, Magneſia, Schwefelſäure,
Kieſelſäure. Die ſorgfältigſten Analyſen des Fettſchweißes wurden von Reich in Regen-
walde 1) ausgeführt; nach demſelben enthielten 100 Theile im Schweiße geſchorener Wolle:
Von der Menge und Löslichkeit des Fettſchweißes hängt die Größe des Waſch-
verluſtes ab. Derſelbe iſt bei kurzen, meiſt fettſchweißreicheren Wollen größer als bei
langen Wollen. Nach S. Hartmann war der Waſchverluſt bei einer 2.6 Cm. langen
1) Annalen der Landwirthſchaft in den k. preußiſchen Staaten. XLIX, 1867, S. 122.
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