Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Schafzucht.
Electoralwolle 71.33 % und bei einer 4.57 Cm. langen Electoralwolle 58.86 %. Da-
gegen hindert der reichliche Fettschweiß die Aufnahme des hygroskopischen Wassers. Bei
den beiden Proben erreichte die hygroskopische Feuchtigkeit 11.77, resp. 12.17 %.
Je nach Race und Zuchtrichtung wechselt der Waschverlust zwischen 20--80 %.

Ueber Waschproben mit verschieden schweißartigen Wollen stellt S. Hartmann 1) fol-
gende vergleichende Tabelle in Procenten auf:

[Tabelle]
2. Der Stapel, das Vließ und die Beurtheilung der Wolle.
1. Der Stapel.

Die einzelnen Wollhaare vereinigen sich zu Stränchen (Fig. 131, S. 183),
Stäpelchen und Stapel; die Stapel bilden in ihrer Gesammtheit das Vließ oder
das Haarkleid des Schafes. An dem Stapel sind zu beachten: 1. Die Höhe und
Länge, 2. der Durchmesser und die Dichtheit, 3. die Körperform, 4. der innere Woll-
bau, 5. der Stand und 6. die Oberfläche oder die äußere Form des Stapels.

1. Die Höhe und Länge. Die Höhe, auch Tiefe genannt, und die Länge des
Stapels stimmen mit jenen des einzelnen Wollhaares und Stränchens überein. Kurz-
oder niedriggestapelt nennt man eine Wolle, welche die für eine Fabricationsrichtung
als normal anerkannte Tiefe nicht erreicht; tief- oder lang- auch hochgestapelt eine
Wolle, welche die normale Tiefe überschreitet. Den Unterschied zwischen der Stapel-
tiefe und Stapellänge bezeichnet man als Zug der Wolle. Elastische, hochbogige Wolle
besitzt einen starken Zug, sehr elastische, normalbogige Wolle einen guten Zug,
schlichte und harte, spröde Wolle einen schwachen Zug. Von den Tuchwollen ver-
langt man einen guten, von den Kammwollen einen schwachen Zug. Werden die
straff ausgespannten Stränchen wie an einer Violinseite geschnellt, so zerreißen sie
oder geben einen dumpfen Klang oder bei edlen Wollen einen hellen, klaren Ton.
Diesen Ton bezeichnet man als "Metall" der Wolle, derselbe kommt nur jenen
Wollen von höchstem Adel zu, welche allen Anforderungen der Fabricanten genügen.

2. Der Durchmesser und die Dichtheit. Bei edlen Wollen ist der
Durchmesser der Stapel klein, bei groben Wollen groß. In ersterem Falle bezeichnet
man ihn als klein massentheilig oder klein gebaut, in letzterem als
groß massentheilig, groß gebaut. Theilt sich in letzterem Falle das Vließ

1) Ueber den anatomischen Bau der Haut des Haares. Annal. der Landw. 1868,
Heft 10, 11.

Die Schafzucht.
Electoralwolle 71.33 % und bei einer 4.57 Cm. langen Electoralwolle 58.86 %. Da-
gegen hindert der reichliche Fettſchweiß die Aufnahme des hygroſkopiſchen Waſſers. Bei
den beiden Proben erreichte die hygroſkopiſche Feuchtigkeit 11.77, reſp. 12.17 %.
Je nach Race und Zuchtrichtung wechſelt der Waſchverluſt zwiſchen 20—80 %.

Ueber Waſchproben mit verſchieden ſchweißartigen Wollen ſtellt S. Hartmann 1) fol-
gende vergleichende Tabelle in Procenten auf:

[Tabelle]
2. Der Stapel, das Vließ und die Beurtheilung der Wolle.
1. Der Stapel.

Die einzelnen Wollhaare vereinigen ſich zu Stränchen (Fig. 131, S. 183),
Stäpelchen und Stapel; die Stapel bilden in ihrer Geſammtheit das Vließ oder
das Haarkleid des Schafes. An dem Stapel ſind zu beachten: 1. Die Höhe und
Länge, 2. der Durchmeſſer und die Dichtheit, 3. die Körperform, 4. der innere Woll-
bau, 5. der Stand und 6. die Oberfläche oder die äußere Form des Stapels.

1. Die Höhe und Länge. Die Höhe, auch Tiefe genannt, und die Länge des
Stapels ſtimmen mit jenen des einzelnen Wollhaares und Stränchens überein. Kurz-
oder niedriggeſtapelt nennt man eine Wolle, welche die für eine Fabricationsrichtung
als normal anerkannte Tiefe nicht erreicht; tief- oder lang- auch hochgeſtapelt eine
Wolle, welche die normale Tiefe überſchreitet. Den Unterſchied zwiſchen der Stapel-
tiefe und Stapellänge bezeichnet man als Zug der Wolle. Elaſtiſche, hochbogige Wolle
beſitzt einen ſtarken Zug, ſehr elaſtiſche, normalbogige Wolle einen guten Zug,
ſchlichte und harte, ſpröde Wolle einen ſchwachen Zug. Von den Tuchwollen ver-
langt man einen guten, von den Kammwollen einen ſchwachen Zug. Werden die
ſtraff ausgeſpannten Stränchen wie an einer Violinſeite geſchnellt, ſo zerreißen ſie
oder geben einen dumpfen Klang oder bei edlen Wollen einen hellen, klaren Ton.
Dieſen Ton bezeichnet man als „Metall“ der Wolle, derſelbe kommt nur jenen
Wollen von höchſtem Adel zu, welche allen Anforderungen der Fabricanten genügen.

2. Der Durchmeſſer und die Dichtheit. Bei edlen Wollen iſt der
Durchmeſſer der Stapel klein, bei groben Wollen groß. In erſterem Falle bezeichnet
man ihn als klein maſſentheilig oder klein gebaut, in letzterem als
groß maſſentheilig, groß gebaut. Theilt ſich in letzterem Falle das Vließ

1) Ueber den anatomiſchen Bau der Haut des Haares. Annal. der Landw. 1868,
Heft 10, 11.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <p><pb facs="#f0205" n="189"/><fw place="top" type="header">Die Schafzucht.</fw><lb/>
Electoralwolle 71.33 % und bei einer 4.57 Cm. langen Electoralwolle 58.86 %. Da-<lb/>
gegen hindert der reichliche Fett&#x017F;chweiß die Aufnahme des hygro&#x017F;kopi&#x017F;chen Wa&#x017F;&#x017F;ers. Bei<lb/>
den beiden Proben erreichte die hygro&#x017F;kopi&#x017F;che Feuchtigkeit 11.77, re&#x017F;p. 12.17 %.<lb/>
Je nach Race und Zuchtrichtung wech&#x017F;elt der Wa&#x017F;chverlu&#x017F;t zwi&#x017F;chen 20&#x2014;80 %.</p><lb/>
                  <p>Ueber Wa&#x017F;chproben mit ver&#x017F;chieden &#x017F;chweißartigen Wollen &#x017F;tellt S. Hartmann <note place="foot" n="1)">Ueber den anatomi&#x017F;chen Bau der Haut des Haares. Annal. der Landw. 1868,<lb/>
Heft 10, 11.</note> fol-<lb/>
gende vergleichende Tabelle in Procenten auf:</p><lb/>
                  <table>
                    <row>
                      <cell/>
                    </row>
                  </table>
                </div>
              </div>
              <div n="5">
                <head> <hi rendition="#b">2. Der Stapel, das Vließ und die Beurtheilung der Wolle.</hi> </head><lb/>
                <div n="6">
                  <head>1. <hi rendition="#g">Der Stapel.</hi></head><lb/>
                  <p>Die einzelnen Wollhaare vereinigen &#x017F;ich zu Stränchen (Fig. 131, S. 183),<lb/>
Stäpelchen und Stapel; die Stapel bilden in ihrer Ge&#x017F;ammtheit das Vließ oder<lb/>
das Haarkleid des Schafes. An dem Stapel &#x017F;ind zu beachten: 1. Die Höhe und<lb/>
Länge, 2. der Durchme&#x017F;&#x017F;er und die Dichtheit, 3. die Körperform, 4. der innere Woll-<lb/>
bau, 5. der Stand und 6. die Oberfläche oder die äußere Form des Stapels.</p><lb/>
                  <p>1. <hi rendition="#g">Die Höhe und Länge.</hi> Die Höhe, auch Tiefe genannt, und die Länge des<lb/>
Stapels &#x017F;timmen mit jenen des einzelnen Wollhaares und Stränchens überein. Kurz-<lb/>
oder niedrigge&#x017F;tapelt nennt man eine Wolle, welche die für eine Fabricationsrichtung<lb/>
als normal anerkannte Tiefe nicht erreicht; tief- oder lang- auch hochge&#x017F;tapelt eine<lb/>
Wolle, welche die normale Tiefe über&#x017F;chreitet. Den Unter&#x017F;chied zwi&#x017F;chen der Stapel-<lb/>
tiefe und Stapellänge bezeichnet man als Zug der Wolle. Ela&#x017F;ti&#x017F;che, hochbogige Wolle<lb/>
be&#x017F;itzt einen &#x017F;tarken Zug, &#x017F;ehr ela&#x017F;ti&#x017F;che, normalbogige Wolle einen guten Zug,<lb/>
&#x017F;chlichte und harte, &#x017F;pröde Wolle einen &#x017F;chwachen Zug. Von den Tuchwollen ver-<lb/>
langt man einen guten, von den Kammwollen einen &#x017F;chwachen Zug. Werden die<lb/>
&#x017F;traff ausge&#x017F;pannten Stränchen wie an einer Violin&#x017F;eite ge&#x017F;chnellt, &#x017F;o zerreißen &#x017F;ie<lb/>
oder geben einen dumpfen Klang oder bei edlen Wollen einen hellen, klaren Ton.<lb/>
Die&#x017F;en Ton bezeichnet man als &#x201E;Metall&#x201C; der Wolle, der&#x017F;elbe kommt nur jenen<lb/>
Wollen von höch&#x017F;tem Adel zu, welche allen Anforderungen der Fabricanten genügen.</p><lb/>
                  <p>2. <hi rendition="#g">Der Durchme&#x017F;&#x017F;er und die Dichtheit.</hi> Bei edlen Wollen i&#x017F;t der<lb/>
Durchme&#x017F;&#x017F;er der Stapel klein, bei groben Wollen groß. In er&#x017F;terem Falle bezeichnet<lb/>
man ihn als <hi rendition="#g">klein ma&#x017F;&#x017F;entheilig</hi> oder <hi rendition="#g">klein gebaut,</hi> in letzterem als<lb/><hi rendition="#g">groß ma&#x017F;&#x017F;entheilig, groß gebaut.</hi> Theilt &#x017F;ich in letzterem Falle das Vließ<lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[189/0205] Die Schafzucht. Electoralwolle 71.33 % und bei einer 4.57 Cm. langen Electoralwolle 58.86 %. Da- gegen hindert der reichliche Fettſchweiß die Aufnahme des hygroſkopiſchen Waſſers. Bei den beiden Proben erreichte die hygroſkopiſche Feuchtigkeit 11.77, reſp. 12.17 %. Je nach Race und Zuchtrichtung wechſelt der Waſchverluſt zwiſchen 20—80 %. Ueber Waſchproben mit verſchieden ſchweißartigen Wollen ſtellt S. Hartmann 1) fol- gende vergleichende Tabelle in Procenten auf: 2. Der Stapel, das Vließ und die Beurtheilung der Wolle. 1. Der Stapel. Die einzelnen Wollhaare vereinigen ſich zu Stränchen (Fig. 131, S. 183), Stäpelchen und Stapel; die Stapel bilden in ihrer Geſammtheit das Vließ oder das Haarkleid des Schafes. An dem Stapel ſind zu beachten: 1. Die Höhe und Länge, 2. der Durchmeſſer und die Dichtheit, 3. die Körperform, 4. der innere Woll- bau, 5. der Stand und 6. die Oberfläche oder die äußere Form des Stapels. 1. Die Höhe und Länge. Die Höhe, auch Tiefe genannt, und die Länge des Stapels ſtimmen mit jenen des einzelnen Wollhaares und Stränchens überein. Kurz- oder niedriggeſtapelt nennt man eine Wolle, welche die für eine Fabricationsrichtung als normal anerkannte Tiefe nicht erreicht; tief- oder lang- auch hochgeſtapelt eine Wolle, welche die normale Tiefe überſchreitet. Den Unterſchied zwiſchen der Stapel- tiefe und Stapellänge bezeichnet man als Zug der Wolle. Elaſtiſche, hochbogige Wolle beſitzt einen ſtarken Zug, ſehr elaſtiſche, normalbogige Wolle einen guten Zug, ſchlichte und harte, ſpröde Wolle einen ſchwachen Zug. Von den Tuchwollen ver- langt man einen guten, von den Kammwollen einen ſchwachen Zug. Werden die ſtraff ausgeſpannten Stränchen wie an einer Violinſeite geſchnellt, ſo zerreißen ſie oder geben einen dumpfen Klang oder bei edlen Wollen einen hellen, klaren Ton. Dieſen Ton bezeichnet man als „Metall“ der Wolle, derſelbe kommt nur jenen Wollen von höchſtem Adel zu, welche allen Anforderungen der Fabricanten genügen. 2. Der Durchmeſſer und die Dichtheit. Bei edlen Wollen iſt der Durchmeſſer der Stapel klein, bei groben Wollen groß. In erſterem Falle bezeichnet man ihn als klein maſſentheilig oder klein gebaut, in letzterem als groß maſſentheilig, groß gebaut. Theilt ſich in letzterem Falle das Vließ 1) Ueber den anatomiſchen Bau der Haut des Haares. Annal. der Landw. 1868, Heft 10, 11.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/205
Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/205>, abgerufen am 21.11.2024.