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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

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Die Schafzucht.
[Tabelle]
5. Die Ernährung.

Bei der Ernährung des Schafes ist zwischen der Weidefütterung und der Stall-
fütterung, außerdem zwischen der Fütterung der Wollschafe und der Fleischschafe zu
unterscheiden.

1. Die Weidefütterung.

Die Weidefütterung ist die naturgemäße und wirthschaftlich entsprechendste Er-
nährungsweise des Schafes. Das Vorhandensein von Weideland, namentlich auf
entlegenen Grundstücken, bedingt meist die Schafhaltung, da derartige Grundstücke nur
durch Schafe mit Vortheil ausgenutzt werden können.

Am zusagendsten sind dem Schafe kurzgrasige, dichtbewachsene natürliche
Weiden, welche nicht zu trocken und nicht zu naß gelegen sind. Auf trockenen, sandigen
Steppenweiden verstaubt die Wolle zu stark. Moorige, sumpfige Weiden sind durch
die Schafe, wegen der auftretenden Krankheiten, wie der Lungenfäule, der Egelkrank-
heit, dem Milzbrande etc. nicht zu verwerthen. Verunkrautete Weiden werden dadurch
nachtheilig, daß sich die Samen der Unkräuter, namentlich der dornigen Spitzklette
(Xanthium spinosum L.) Fig. 149, des Igelsamens (Echinospermum Lappula Lehm.)
, Fig. 150 und E. deflexum Lehm., Fig. 151, des rundblättrigen Labkrautes (Ga-
lium rotundifolium L.
) Jupiter, Fig. 152, des fedrigen und haarförmigen Pfrimengrases
(Stipa pennata und Stipa capillata L.), mehrerer Medicagoarten in dem Vließe als
sogenannte Woll- oder Haarläuse festsetzen und schwer wieder zu entfernen sind, daher den
Werth der Wolle bedeutend verringern. Als zusagendste Weidenpflanzen für Schafe gel-
ten die Poa-, Festuca-, Medicagoarten, Phleum pratense, Aira, Trifolium repens,
Achillea millefolium etc.
Bei der Anlage künstlicher Weiden 1) für die Schafe
rerdienen insbesondere die Esparsette, der Weißklee, die Hopfenluzerne, die Ray-
gräser, die Schafgarbe und die Bibernelle Beachtung.

Außer den natürlichen und künstlichen Weiden ergeben sich mancherlei Neben-
weiden. Saatfelder, Wiesen werden bei zu üppigem Wuchse mit Schafen überhütet.
Dieselben sind jedoch, um ein zu tiefes Abbeißen zu vermeiden, rasch über die

1) Siehe "Das Kleegemenge und Kleegras", Band II, S. 208.
Die Schafzucht.
[Tabelle]
5. Die Ernährung.

Bei der Ernährung des Schafes iſt zwiſchen der Weidefütterung und der Stall-
fütterung, außerdem zwiſchen der Fütterung der Wollſchafe und der Fleiſchſchafe zu
unterſcheiden.

1. Die Weidefütterung.

Die Weidefütterung iſt die naturgemäße und wirthſchaftlich entſprechendſte Er-
nährungsweiſe des Schafes. Das Vorhandenſein von Weideland, namentlich auf
entlegenen Grundſtücken, bedingt meiſt die Schafhaltung, da derartige Grundſtücke nur
durch Schafe mit Vortheil ausgenutzt werden können.

Am zuſagendſten ſind dem Schafe kurzgraſige, dichtbewachſene natürliche
Weiden, welche nicht zu trocken und nicht zu naß gelegen ſind. Auf trockenen, ſandigen
Steppenweiden verſtaubt die Wolle zu ſtark. Moorige, ſumpfige Weiden ſind durch
die Schafe, wegen der auftretenden Krankheiten, wie der Lungenfäule, der Egelkrank-
heit, dem Milzbrande ꝛc. nicht zu verwerthen. Verunkrautete Weiden werden dadurch
nachtheilig, daß ſich die Samen der Unkräuter, namentlich der dornigen Spitzklette
(Xanthium spinosum L.) Fig. 149, des Igelſamens (Echinospermum Lappula Lehm.)
⚇, Fig. 150 und E. deflexum Lehm., Fig. 151, des rundblättrigen Labkrautes (Ga-
lium rotundifolium L.
) ♃, Fig. 152, des fedrigen und haarförmigen Pfrimengraſes
(Stipa pennata und Stipa capillata L.), mehrerer Medicagoarten in dem Vließe als
ſogenannte Woll- oder Haarläuſe feſtſetzen und ſchwer wieder zu entfernen ſind, daher den
Werth der Wolle bedeutend verringern. Als zuſagendſte Weidenpflanzen für Schafe gel-
ten die Poa-, Festuca-, Medicagoarten, Phleum pratense, Aira, Trifolium repens,
Achillea millefolium etc.
Bei der Anlage künſtlicher Weiden 1) für die Schafe
rerdienen insbeſondere die Eſparſette, der Weißklee, die Hopfenluzerne, die Ray-
gräſer, die Schafgarbe und die Bibernelle Beachtung.

Außer den natürlichen und künſtlichen Weiden ergeben ſich mancherlei Neben-
weiden. Saatfelder, Wieſen werden bei zu üppigem Wuchſe mit Schafen überhütet.
Dieſelben ſind jedoch, um ein zu tiefes Abbeißen zu vermeiden, raſch über die

1) Siehe „Das Kleegemenge und Kleegras“, Band II, S. 208.
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[205/0221] Die Schafzucht. 5. Die Ernährung. Bei der Ernährung des Schafes iſt zwiſchen der Weidefütterung und der Stall- fütterung, außerdem zwiſchen der Fütterung der Wollſchafe und der Fleiſchſchafe zu unterſcheiden. 1. Die Weidefütterung. Die Weidefütterung iſt die naturgemäße und wirthſchaftlich entſprechendſte Er- nährungsweiſe des Schafes. Das Vorhandenſein von Weideland, namentlich auf entlegenen Grundſtücken, bedingt meiſt die Schafhaltung, da derartige Grundſtücke nur durch Schafe mit Vortheil ausgenutzt werden können. Am zuſagendſten ſind dem Schafe kurzgraſige, dichtbewachſene natürliche Weiden, welche nicht zu trocken und nicht zu naß gelegen ſind. Auf trockenen, ſandigen Steppenweiden verſtaubt die Wolle zu ſtark. Moorige, ſumpfige Weiden ſind durch die Schafe, wegen der auftretenden Krankheiten, wie der Lungenfäule, der Egelkrank- heit, dem Milzbrande ꝛc. nicht zu verwerthen. Verunkrautete Weiden werden dadurch nachtheilig, daß ſich die Samen der Unkräuter, namentlich der dornigen Spitzklette (Xanthium spinosum L.) Fig. 149, des Igelſamens (Echinospermum Lappula Lehm.) ⚇, Fig. 150 und E. deflexum Lehm., Fig. 151, des rundblättrigen Labkrautes (Ga- lium rotundifolium L.) ♃, Fig. 152, des fedrigen und haarförmigen Pfrimengraſes (Stipa pennata und Stipa capillata L.), mehrerer Medicagoarten in dem Vließe als ſogenannte Woll- oder Haarläuſe feſtſetzen und ſchwer wieder zu entfernen ſind, daher den Werth der Wolle bedeutend verringern. Als zuſagendſte Weidenpflanzen für Schafe gel- ten die Poa-, Festuca-, Medicagoarten, Phleum pratense, Aira, Trifolium repens, Achillea millefolium etc. Bei der Anlage künſtlicher Weiden 1) für die Schafe rerdienen insbeſondere die Eſparſette, der Weißklee, die Hopfenluzerne, die Ray- gräſer, die Schafgarbe und die Bibernelle Beachtung. Außer den natürlichen und künſtlichen Weiden ergeben ſich mancherlei Neben- weiden. Saatfelder, Wieſen werden bei zu üppigem Wuchſe mit Schafen überhütet. Dieſelben ſind jedoch, um ein zu tiefes Abbeißen zu vermeiden, raſch über die 1) Siehe „Das Kleegemenge und Kleegras“, Band II, S. 208.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/221>, abgerufen am 21.11.2024.