Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.Die Schafzucht. Die Naturwäsche kann entweder als Schwemmwäsche, als Sturzwäsche oder Die Schwemmwäsche wird entweder in einem Flusse, Teiche oder in einem Für fettschweißreichere, feinere Schafe wird die Schwemmwäsche in Verbindung Die Sturzwäsche erfordert die Anlage eines Wassersturzes von 1.6--1.8 Me- Die Schafzucht. Die Naturwäſche kann entweder als Schwemmwäſche, als Sturzwäſche oder Die Schwemmwäſche wird entweder in einem Fluſſe, Teiche oder in einem Für fettſchweißreichere, feinere Schafe wird die Schwemmwäſche in Verbindung Die Sturzwäſche erfordert die Anlage eines Waſſerſturzes von 1.6—1.8 Me- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <div n="7"> <pb facs="#f0231" n="215"/> <fw place="top" type="header">Die Schafzucht.</fw><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Naturwäſche</hi> kann entweder als Schwemmwäſche, als Sturzwäſche oder<lb/> als Spritzwäſche ausgeführt werden. Bei mangelndem Waſſer kann die Naturwäſche<lb/> auch in Bottichen vorgenommen werden, außerdem gibt es mannigfaltige Combinationen<lb/> zwiſchen Natur- und Kunſtwäſche.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Schwemmwäſche</hi> wird entweder in einem Fluſſe, Teiche oder in einem<lb/> 2 Meter breit, 25 Meter lang und an der einen Breitſeite 1—1½ Meter tief<lb/> ausgegrabenen Baſſin vorgenommen. In den Flüſſen und Teichen werden in den-<lb/> ſelben Dimenſionen durch Pflöcke und Hürden Strecken abgeſteckt. An der einen<lb/> Breitſeite wird ein Steg 1—1.25 Meter über den Waſſerſpiegel hinausgebaut, von<lb/> welchem die Schafe einzeln in das Waſſer ſpringen müſſen, um dann die abgeſteckte,<lb/> nicht über 25 Meter lange Strecke zu durchſchwimmen. Am Rande des Waſſers<lb/> werden Arbeiter mit Krücken aufgeſtellt, um die Köpfe der ſchwimmenden Schafe über<lb/> dem Waſſer zu halten. Am Ende der Strecke läßt man den Boden mäßig ſteil<lb/> aufſteigen, damit die Schafe bequem das Waſſer verlaſſen können. Am Ausgange<lb/> der Schwemme werden Arbeiter angeſtellt, welche durch ſanftes Waſchen und Reiben<lb/> mit der Hand ſtark ſchmutzige Stellen am Halſe und Kopfe zu reinigen ſuchen. Das<lb/> Einweichen wird bei der Schwemmwäſche am Tage vorher vorgenommen, indem<lb/> man die Schafe die Strecke ein- bis zweimal je nach der Beſchaffenheit des Vließes durch-<lb/> ſchwimmen läßt. Die Reinwäſche erfolgt dann den nächſten Tag, indem man das<lb/> Durchſchwimmen 3—6mal in Zwiſchenräumen wiederholt, um die Schafe nicht zu<lb/> ſehr zu ermüden. Dieſes Verfahren der Schwemmwäſche reicht nur für fettſchweiß-<lb/> arme, grobwollige Schafe aus.</p><lb/> <p>Für fettſchweißreichere, feinere Schafe wird die Schwemmwäſche in Verbindung<lb/> mit der Handwäſche ausgeführt. Bei dieſem Verfahren werden längs der zu durch-<lb/> ſchwimmenden Strecke mehrere Tonnen, je zwei gegenüber, in das Waſſer geſenkt, in<lb/> welche ſich die Arbeiter ſtellen, um das vorbeiſchwimmende Schaf durch ſanftes<lb/> Drücken und Streichen der Wolle, damit der Stapelbau nicht verwirrt werde, zu<lb/> reinigen. Nach dem Waſchen läßt man die Schafe noch einmal durchſchwimmen, um die<lb/> letzten Partien Schmutz und gelöſten Fettſchweiß wegzuſchwemmen, die Schafe reinzuwaſchen.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Sturzwäſche</hi> erfordert die Anlage eines Waſſerſturzes von 1.6—1.8 Me-<lb/> ter Höhe, je nach der Maſſe des Waſſers. Durch die mechaniſche Gewalt des herab-<lb/> ſtürzenden Waſſers wird ſeine Wirkſamkeit zur Reinigung des Vließes erhöht. Ge-<lb/> wöhnlich werden 3—4, etwa 10—16 Centm. breite und 8—10 Centm. tiefe<lb/> Sturzrinnen angelegt, welche das Waſſer in ein Baſſin ergießen. Das Baſſin wird<lb/> entweder ſo hoch mit Waſſer gefüllt, daß die Schafe bequem ſchwimmen oder es bleibt<lb/> trocken. In erſterem Falle iſt unter jeder Rinne nur ein Wäſcher nothwendig, in<lb/> letzterem müſſen noch zum Halten und Drehen der Schafe unter dem Sturze zwei<lb/> weitere Arbeiter angeſtellt werden. Die Sturzrinnen werden ſo eingerichtet, daß ſie<lb/> 0.6—1 Meter, bei geringeren Waſſermengen auch höher, vom Waſſerſpiegel abſtehen.<lb/> Das am zweckmäßigſten gepflaſterte Baſſin erhält, wenn es mit Waſſer gefüllt wird,<lb/> an paſſender Stelle ein Brett zum Hineinſpringen der Schafe; der Auslauf wird in<lb/> einen Canal ausmünden gelaſſen, welcher zum Schwemmen der Schafe dient. Das<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [215/0231]
Die Schafzucht.
Die Naturwäſche kann entweder als Schwemmwäſche, als Sturzwäſche oder
als Spritzwäſche ausgeführt werden. Bei mangelndem Waſſer kann die Naturwäſche
auch in Bottichen vorgenommen werden, außerdem gibt es mannigfaltige Combinationen
zwiſchen Natur- und Kunſtwäſche.
Die Schwemmwäſche wird entweder in einem Fluſſe, Teiche oder in einem
2 Meter breit, 25 Meter lang und an der einen Breitſeite 1—1½ Meter tief
ausgegrabenen Baſſin vorgenommen. In den Flüſſen und Teichen werden in den-
ſelben Dimenſionen durch Pflöcke und Hürden Strecken abgeſteckt. An der einen
Breitſeite wird ein Steg 1—1.25 Meter über den Waſſerſpiegel hinausgebaut, von
welchem die Schafe einzeln in das Waſſer ſpringen müſſen, um dann die abgeſteckte,
nicht über 25 Meter lange Strecke zu durchſchwimmen. Am Rande des Waſſers
werden Arbeiter mit Krücken aufgeſtellt, um die Köpfe der ſchwimmenden Schafe über
dem Waſſer zu halten. Am Ende der Strecke läßt man den Boden mäßig ſteil
aufſteigen, damit die Schafe bequem das Waſſer verlaſſen können. Am Ausgange
der Schwemme werden Arbeiter angeſtellt, welche durch ſanftes Waſchen und Reiben
mit der Hand ſtark ſchmutzige Stellen am Halſe und Kopfe zu reinigen ſuchen. Das
Einweichen wird bei der Schwemmwäſche am Tage vorher vorgenommen, indem
man die Schafe die Strecke ein- bis zweimal je nach der Beſchaffenheit des Vließes durch-
ſchwimmen läßt. Die Reinwäſche erfolgt dann den nächſten Tag, indem man das
Durchſchwimmen 3—6mal in Zwiſchenräumen wiederholt, um die Schafe nicht zu
ſehr zu ermüden. Dieſes Verfahren der Schwemmwäſche reicht nur für fettſchweiß-
arme, grobwollige Schafe aus.
Für fettſchweißreichere, feinere Schafe wird die Schwemmwäſche in Verbindung
mit der Handwäſche ausgeführt. Bei dieſem Verfahren werden längs der zu durch-
ſchwimmenden Strecke mehrere Tonnen, je zwei gegenüber, in das Waſſer geſenkt, in
welche ſich die Arbeiter ſtellen, um das vorbeiſchwimmende Schaf durch ſanftes
Drücken und Streichen der Wolle, damit der Stapelbau nicht verwirrt werde, zu
reinigen. Nach dem Waſchen läßt man die Schafe noch einmal durchſchwimmen, um die
letzten Partien Schmutz und gelöſten Fettſchweiß wegzuſchwemmen, die Schafe reinzuwaſchen.
Die Sturzwäſche erfordert die Anlage eines Waſſerſturzes von 1.6—1.8 Me-
ter Höhe, je nach der Maſſe des Waſſers. Durch die mechaniſche Gewalt des herab-
ſtürzenden Waſſers wird ſeine Wirkſamkeit zur Reinigung des Vließes erhöht. Ge-
wöhnlich werden 3—4, etwa 10—16 Centm. breite und 8—10 Centm. tiefe
Sturzrinnen angelegt, welche das Waſſer in ein Baſſin ergießen. Das Baſſin wird
entweder ſo hoch mit Waſſer gefüllt, daß die Schafe bequem ſchwimmen oder es bleibt
trocken. In erſterem Falle iſt unter jeder Rinne nur ein Wäſcher nothwendig, in
letzterem müſſen noch zum Halten und Drehen der Schafe unter dem Sturze zwei
weitere Arbeiter angeſtellt werden. Die Sturzrinnen werden ſo eingerichtet, daß ſie
0.6—1 Meter, bei geringeren Waſſermengen auch höher, vom Waſſerſpiegel abſtehen.
Das am zweckmäßigſten gepflaſterte Baſſin erhält, wenn es mit Waſſer gefüllt wird,
an paſſender Stelle ein Brett zum Hineinſpringen der Schafe; der Auslauf wird in
einen Canal ausmünden gelaſſen, welcher zum Schwemmen der Schafe dient. Das
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