Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.Besondere Thierzuchtlehre. Verfahren bei der Sturzwäsche ist folgendes: Zunächst läßt man die Schafe denCanal oder das Sturzbassin durchschwimmen, indem man sie gleichzeitig einigemal untertaucht, damit das Wasser möglichst alle Theile des Vließes trifft. Nach diesem Einweichen folgt, nach der S. 214 angegebenen Zeit, das eigentliche Waschen unter dem Sturze, indem man die Schafe einzeln in das Sturzbassin springen läßt. Unter der ersten Sturzrinne angelangt, wird vornehmlich die linke, unter der zweiten die rechte Seite, unter der dritten der Bauch und die Füße des Schafes durch vorsichtiges Drücken der Wolle gewaschen. Bei der letzten Rinne steht ein besonders verläßlicher Ar- beiter, welcher noch dort nachhilft, wo es nothwendig ist. Hat man einen halben Tag gewaschen, so wird das Wasser des Bassins abgelassen und die Thiere je Mit- tags und Abends durchgeschwemmt, um sie reinzuwaschen. Nach dem Reinwaschen kann gleich eine entsprechende Partie Schafe wieder eingeweicht werden. Die Spritzwäsche eignet sich überall dort, wo nur geringe Wassermengen zur Die Kunstwäsche wird gegenüber der Naturwäsche überall dort anzuwenden In je zwei Bottichen wird bei dem eigentlichen Waschen zusammengearbeitet. In derselben Weise wird vorgegangen, wenn die Wirksamkeit des Wassers bei Beſondere Thierzuchtlehre. Verfahren bei der Sturzwäſche iſt folgendes: Zunächſt läßt man die Schafe denCanal oder das Sturzbaſſin durchſchwimmen, indem man ſie gleichzeitig einigemal untertaucht, damit das Waſſer möglichſt alle Theile des Vließes trifft. Nach dieſem Einweichen folgt, nach der S. 214 angegebenen Zeit, das eigentliche Waſchen unter dem Sturze, indem man die Schafe einzeln in das Sturzbaſſin ſpringen läßt. Unter der erſten Sturzrinne angelangt, wird vornehmlich die linke, unter der zweiten die rechte Seite, unter der dritten der Bauch und die Füße des Schafes durch vorſichtiges Drücken der Wolle gewaſchen. Bei der letzten Rinne ſteht ein beſonders verläßlicher Ar- beiter, welcher noch dort nachhilft, wo es nothwendig iſt. Hat man einen halben Tag gewaſchen, ſo wird das Waſſer des Baſſins abgelaſſen und die Thiere je Mit- tags und Abends durchgeſchwemmt, um ſie reinzuwaſchen. Nach dem Reinwaſchen kann gleich eine entſprechende Partie Schafe wieder eingeweicht werden. Die Spritzwäſche eignet ſich überall dort, wo nur geringe Waſſermengen zur Die Kunſtwäſche wird gegenüber der Naturwäſche überall dort anzuwenden In je zwei Bottichen wird bei dem eigentlichen Waſchen zuſammengearbeitet. In derſelben Weiſe wird vorgegangen, wenn die Wirkſamkeit des Waſſers bei <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <div n="7"> <p><pb facs="#f0232" n="216"/><fw place="top" type="header">Beſondere Thierzuchtlehre.</fw><lb/> Verfahren bei der Sturzwäſche iſt folgendes: Zunächſt läßt man die Schafe den<lb/> Canal oder das Sturzbaſſin durchſchwimmen, indem man ſie gleichzeitig einigemal<lb/> untertaucht, damit das Waſſer möglichſt alle Theile des Vließes trifft. Nach dieſem<lb/> Einweichen folgt, nach der S. 214 angegebenen Zeit, das eigentliche Waſchen unter<lb/> dem Sturze, indem man die Schafe einzeln in das Sturzbaſſin ſpringen läßt. Unter<lb/> der erſten Sturzrinne angelangt, wird vornehmlich die linke, unter der zweiten die<lb/> rechte Seite, unter der dritten der Bauch und die Füße des Schafes durch vorſichtiges<lb/> Drücken der Wolle gewaſchen. 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Den<lb/> Keſſel zum Wärmen des Waſſers ſtellt man zweckmäßig ſo hoch, daß das heiße<lb/> Waſſer durch eine Rinne unmittelbar in die Waſchbottiche abfließen kann.</p><lb/> <p>In je zwei Bottichen wird bei dem eigentlichen Waſchen zuſammengearbeitet.<lb/> In dem einen Bottich, dem Weichbottich, wird das Waſſer wärmer gehalten, als in<lb/> dem zweiten, dem Waſchbottich. An jedem Bottich ſtehen 4 Arbeiterinnen, welche<lb/> das Schaf mit dem Rücken nach abwärts durch 5—6 Minuten bearbeiten, ſo zwar,<lb/> daß in einer Stunde 10—12 Schafe in jeder Bottichgarnitur gewaſchen werden.<lb/> Nach dem eigentlichen Waſchen werden die Bottiche neu gefüllt und das Reinſchwemmen<lb/> vorgenommen, ſehr häufig wird letztere Operation auch in fließendem Waſſer oder<lb/> unter dem Waſſerſtrahle einer Feuerſpritze vorgenommen.</p><lb/> <p>In derſelben Weiſe wird vorgegangen, wenn die Wirkſamkeit des Waſſers bei<lb/> ſehr fettſchweißreichen Wollen durch Zuſätze von Waſchmitteln erhöht wird. 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Beſondere Thierzuchtlehre.
Verfahren bei der Sturzwäſche iſt folgendes: Zunächſt läßt man die Schafe den
Canal oder das Sturzbaſſin durchſchwimmen, indem man ſie gleichzeitig einigemal
untertaucht, damit das Waſſer möglichſt alle Theile des Vließes trifft. Nach dieſem
Einweichen folgt, nach der S. 214 angegebenen Zeit, das eigentliche Waſchen unter
dem Sturze, indem man die Schafe einzeln in das Sturzbaſſin ſpringen läßt. Unter
der erſten Sturzrinne angelangt, wird vornehmlich die linke, unter der zweiten die
rechte Seite, unter der dritten der Bauch und die Füße des Schafes durch vorſichtiges
Drücken der Wolle gewaſchen. Bei der letzten Rinne ſteht ein beſonders verläßlicher Ar-
beiter, welcher noch dort nachhilft, wo es nothwendig iſt. Hat man einen halben
Tag gewaſchen, ſo wird das Waſſer des Baſſins abgelaſſen und die Thiere je Mit-
tags und Abends durchgeſchwemmt, um ſie reinzuwaſchen. Nach dem Reinwaſchen
kann gleich eine entſprechende Partie Schafe wieder eingeweicht werden.
Die Spritzwäſche eignet ſich überall dort, wo nur geringe Waſſermengen zur
Verfügung ſtehen. Das Einweichen, eigentliche Waſchen und Reinwaſchen wird in
derſelben Reihenfolge wie bei der Schwemm- und Sturzwäſche durchgeführt. Die
Leute ſtellt man gewöhnlich zum größeren Schutze hinter eine Bretterwand, vor
welcher die Schafe gehalten und dem vollen oder durch eine Brauſe vertheilten Waſſer-
ſtrahle aus einer Feuerſpritze ausgeſetzt werden.
Die Kunſtwäſche wird gegenüber der Naturwäſche überall dort anzuwenden
ſein, wo das Waſſer nicht geeignet und nicht in hinreichender Quantität zur Ver-
fügung ſteht, oder die Wolle ſtark mit Fettſchweiß und Schmutz beladen iſt. Die
Wirkung des Waſſers wird weſentlich durch Erwärmen deſſelben auf 37°C.
erhöht, indem der Schmelzpunkt des unlöslichen Theiles des Fettſchweißes bei 35°C.
liegt. Die verſchiedenen Operationen des Einweichens, eigentlichen Waſchens und
Reinſchwemmens werden in Bottichen vorgenommen, in welchen das Waſſer durch
Zugießen heißen Waſſers ſtets auf gleicher Temperatur erhalten wird. Den
Keſſel zum Wärmen des Waſſers ſtellt man zweckmäßig ſo hoch, daß das heiße
Waſſer durch eine Rinne unmittelbar in die Waſchbottiche abfließen kann.
In je zwei Bottichen wird bei dem eigentlichen Waſchen zuſammengearbeitet.
In dem einen Bottich, dem Weichbottich, wird das Waſſer wärmer gehalten, als in
dem zweiten, dem Waſchbottich. An jedem Bottich ſtehen 4 Arbeiterinnen, welche
das Schaf mit dem Rücken nach abwärts durch 5—6 Minuten bearbeiten, ſo zwar,
daß in einer Stunde 10—12 Schafe in jeder Bottichgarnitur gewaſchen werden.
Nach dem eigentlichen Waſchen werden die Bottiche neu gefüllt und das Reinſchwemmen
vorgenommen, ſehr häufig wird letztere Operation auch in fließendem Waſſer oder
unter dem Waſſerſtrahle einer Feuerſpritze vorgenommen.
In derſelben Weiſe wird vorgegangen, wenn die Wirkſamkeit des Waſſers bei
ſehr fettſchweißreichen Wollen durch Zuſätze von Waſchmitteln erhöht wird. Als
ſolche Zuſätze dienen bei hartem Waſſer Soda, Guano, von letzterem werden auf
je 100 Liter Waſchwaſſer 0.5 Kilogr. genommen. Außerdem verwendet man
grüne Seife, Saponin enthaltende Pflanzenſtoffe wie die Seifenwurzel (Saponaria
officinalis), die Quillajarinde (Quillaja saponaria), das Hètſey’ſche, vorzugsweiſe
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