Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.Die Pferdezucht. Im Oberkiefer verschwinden die Kunden um je 3 Jahre später. Im 8. Jahre er-scheint an dem oberen Eckzahne eine Kerbe, der erste Einbiß. Durch weitere Abreibung der Zähne nehmen die Reibeflächen eine verschiedene Nach dieser Zeit nehmen die Reibeflächen die Form eines gleichseitigen Dreieckes Bei fortgesetzter Abnutzung erhalten die Reibeflächen die Gestalt gleichschenkliger Schließlich erhalten die Reibeflächen eine verkehrt ovale Form und zwar jene Die Erkennung des Alters nach den Reibeflächen bietet viel weniger Verläßlich- Als Kennzeichen für ein hohes Alter sind, neben der Beschaffenheit des Ge- Das Wachsthum des jungen Pferdes ist nach dem Zahnwechsel mit dem fünften 15*
Die Pferdezucht. Im Oberkiefer verſchwinden die Kunden um je 3 Jahre ſpäter. Im 8. Jahre er-ſcheint an dem oberen Eckzahne eine Kerbe, der erſte Einbiß. Durch weitere Abreibung der Zähne nehmen die Reibeflächen eine verſchiedene Nach dieſer Zeit nehmen die Reibeflächen die Form eines gleichſeitigen Dreieckes Bei fortgeſetzter Abnutzung erhalten die Reibeflächen die Geſtalt gleichſchenkliger Schließlich erhalten die Reibeflächen eine verkehrt ovale Form und zwar jene Die Erkennung des Alters nach den Reibeflächen bietet viel weniger Verläßlich- Als Kennzeichen für ein hohes Alter ſind, neben der Beſchaffenheit des Ge- Das Wachsthum des jungen Pferdes iſt nach dem Zahnwechſel mit dem fünften 15*
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Die Pferdezucht.
Im Oberkiefer verſchwinden die Kunden um je 3 Jahre ſpäter. Im 8. Jahre er-
ſcheint an dem oberen Eckzahne eine Kerbe, der erſte Einbiß.
Durch weitere Abreibung der Zähne nehmen die Reibeflächen eine verſchiedene
Geſtalt an und zwar werden mit dem 6. Jahre die Reibeflächen der Zangen,
Fig. 161, mit dem 7. der Mittelzähne und mit dem 8. Jahre der Eckzähne, quer-
oval und verbleiben in dieſer Form durch je 6 Jahre. Die ovale Periode an
allen Schneidezähnen des Hinter- oder Unterkiefers dauert demnach vom 6.—14.,
im Oberkiefer vom 9.—17. Jahre.
Nach dieſer Zeit nehmen die Reibeflächen die Form eines gleichſeitigen Dreieckes
an. Dieſe Periode wird dann als jene der runden Reibeflächen, Fig. 162, be-
zeichnet; ſie dauert vom 12.—20., reſp. vom 15.—23. Jahre. In dieſer
Zeit verlieren ſich auch die letzten Reſte der Kunden, die ſog. Kundenſpuren. Die
runde Periode tritt bei den unteren Zangen im Alter von 12 Jahren, bei den
Mittelzähnen im Alter von 13, bei den Eckzähnen im Alter von 14 Jahren ein
und währt abermals je 6 Jahre. Im Oberkiefer tritt dieſe Periode bei den einzelnen
Zähnen um je 3 Jahre ſpäter ein. Im 16. Jahre zeigt ſich überdies an den Mittel-
zähnen der zweite Einbiß.
Bei fortgeſetzter Abnutzung erhalten die Reibeflächen die Geſtalt gleichſchenkliger
Dreiecke. Dieſe Periode der dreieckigen Reibeflächen tritt bei den unteren Zan-
gen, Fig. 163, mit 18 Jahren ein und dauert 6 Jahre bis zum Alter von
24 Jahren, bei den unteren Mittelzähnen vom 19.—25. Jahre und bei den unteren Eck-
zähnen vom 20.—26. Jahre; bei den oberen Zangen vom 21.—27., den oberen
Mittelzähnen vom 22.—28. und den oberen Eckzähnen vom 23.—29. Jahre.
Schließlich erhalten die Reibeflächen eine verkehrt ovale Form und zwar jene
der unteren Zangen mit 24 Jahren, Fig. 164, zu welcher Zeit auch der dritte Einbiß
erſcheint. Bei den Mittelzähnen tritt dieſe letzte Periode mit 25 Jahren, bei den Eck-
zähnen mit 26 Jahren ein. Ueber dieſe Zeit hinaus, oft auch ſchon viel früher,
brechen Schneide- und Backenzähne aus oder erſcheinen bis auf die Wurzel abgenutzt.
Die Erkennung des Alters nach den Reibeflächen bietet viel weniger Verläßlich-
keit als jene nach dem Ausbrechen und Wechſeln der Zähne, indem auf den Eintritt
der einzelnen Perioden die Ernährungsweiſe und die Individualität Einfluß nehmen.
Durch gewiſſe Untugenden, wie das Koppen, Krippenſetzen, werden die Zähne früher,
als in normalem Verlaufe, abgewetzt.
Als Kennzeichen für ein hohes Alter ſind, neben der Beſchaffenheit des Ge-
biſſes, eingefallene Schläfengruben, graue Haare an dem Schopfe, der Stirne und
den Augenbogen anzuſehen.
Das Wachsthum des jungen Pferdes iſt nach dem Zahnwechſel mit dem fünften
Jahre noch nicht vollendet, ſondern es tritt nach dieſer Zeit noch ein Zuwachs in
der Höhe und in der Breite des Rumpfes ein. Vollſtändig ausgewachſen iſt das
Pferd mit dem 7., bei edlen Racen oft erſt mit dem 8. Jahre. Der Geſchlechts-
trieb tritt im Alter von 3 Jahren, gewöhnlich im Frühjahre, ein; am zweckmäßig-
ſten wird jedoch das Pferd erſt zwiſchen dem 4. und 5. Jahre zur Zucht verwendet.
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