Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.Besondere Thierzuchtlehre. Beweglichkeit, so wird man zugeben müssen, daß zu idealer Vollkommenheit Nichts fehlt,nur Eines ist hierbei zu bedauern, daß man diese Thiere so selten findet und noch selte- ner kaufen kann; sie sollen im Nedjed (Mittelarabien, Aufenthalt der edelsten Araber- pferde) nur in einigen tausend Exemplaren vielleicht vorhanden sein und nie verkauft oder verschenkt werden." Die gewöhnliche Höhe der arabischen Pferde vom Boden bis zum Widerriste gemessen beträgt 1.48--1.60 Meter. Am häufigsten kommen unter ihnen Schimmel und Braune vor. Die Entwickelung der arabischen Pferde- race geht langsamer vor sich, dagegen erreichen sie selbst bei anhaltenden Anstrengungen ein hohes Alter. Mit den arabischen verwandte Pferderacen finden sich in Arabien naheliegenden Ländern, in der asiatischen Türkei, in Aegypten, den Nilländern. Die- selben erreichen jedoch nicht die Vollkommenheit des arabischen Pferdes. Besondere Erwähnung verdient wegen seiner abweichenden Gestalt das nubische Pferd, die Dongola-Race. Nicht nur daß die Pferde dieser Race etwas größer (1.60--1.80 Meter) als die Orientalen sind, zeigen sie einen schweren Kopf mit Ramsnase, steile Schultern, breite Brust, abfallende Kruppe und hohe Beine. 2. Das Berberpferd. Dieses in Nordafrika, in Marokko, Tunis, Algier 3. Das Perserpferd. Die persische Pferderace zeigt viele Uebereinstimmung 4. Die Pferde Rußlands. In dem ausgedehnten russischen Reiche Beſondere Thierzuchtlehre. Beweglichkeit, ſo wird man zugeben müſſen, daß zu idealer Vollkommenheit Nichts fehlt,nur Eines iſt hierbei zu bedauern, daß man dieſe Thiere ſo ſelten findet und noch ſelte- ner kaufen kann; ſie ſollen im Nedjed (Mittelarabien, Aufenthalt der edelſten Araber- pferde) nur in einigen tauſend Exemplaren vielleicht vorhanden ſein und nie verkauft oder verſchenkt werden.“ Die gewöhnliche Höhe der arabiſchen Pferde vom Boden bis zum Widerriſte gemeſſen beträgt 1.48—1.60 Meter. Am häufigſten kommen unter ihnen Schimmel und Braune vor. Die Entwickelung der arabiſchen Pferde- race geht langſamer vor ſich, dagegen erreichen ſie ſelbſt bei anhaltenden Anſtrengungen ein hohes Alter. Mit den arabiſchen verwandte Pferderacen finden ſich in Arabien naheliegenden Ländern, in der aſiatiſchen Türkei, in Aegypten, den Nilländern. Die- ſelben erreichen jedoch nicht die Vollkommenheit des arabiſchen Pferdes. Beſondere Erwähnung verdient wegen ſeiner abweichenden Geſtalt das nubiſche Pferd, die Dongola-Race. Nicht nur daß die Pferde dieſer Race etwas größer (1.60—1.80 Meter) als die Orientalen ſind, zeigen ſie einen ſchweren Kopf mit Ramsnaſe, ſteile Schultern, breite Bruſt, abfallende Kruppe und hohe Beine. 2. Das Berberpferd. Dieſes in Nordafrika, in Marokko, Tunis, Algier 3. Das Perſerpferd. Die perſiſche Pferderace zeigt viele Uebereinſtimmung 4. Die Pferde Rußlands. In dem ausgedehnten ruſſiſchen Reiche <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0248" n="232"/><fw place="top" type="header">Beſondere Thierzuchtlehre.</fw><lb/> Beweglichkeit, ſo wird man zugeben müſſen, daß zu idealer Vollkommenheit Nichts fehlt,<lb/> nur Eines iſt hierbei zu bedauern, daß man dieſe Thiere ſo ſelten findet und noch ſelte-<lb/> ner kaufen kann; ſie ſollen im Nedjed (Mittelarabien, Aufenthalt der edelſten Araber-<lb/> pferde) nur in einigen tauſend Exemplaren vielleicht vorhanden ſein und nie verkauft<lb/> oder verſchenkt werden.“ Die gewöhnliche Höhe der arabiſchen Pferde vom Boden<lb/> bis zum Widerriſte gemeſſen beträgt 1.48—1.60 Meter. Am häufigſten kommen<lb/> unter ihnen Schimmel und Braune vor. Die Entwickelung der arabiſchen Pferde-<lb/> race geht langſamer vor ſich, dagegen erreichen ſie ſelbſt bei anhaltenden Anſtrengungen<lb/> ein hohes Alter. 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Beſondere Thierzuchtlehre.
Beweglichkeit, ſo wird man zugeben müſſen, daß zu idealer Vollkommenheit Nichts fehlt,
nur Eines iſt hierbei zu bedauern, daß man dieſe Thiere ſo ſelten findet und noch ſelte-
ner kaufen kann; ſie ſollen im Nedjed (Mittelarabien, Aufenthalt der edelſten Araber-
pferde) nur in einigen tauſend Exemplaren vielleicht vorhanden ſein und nie verkauft
oder verſchenkt werden.“ Die gewöhnliche Höhe der arabiſchen Pferde vom Boden
bis zum Widerriſte gemeſſen beträgt 1.48—1.60 Meter. Am häufigſten kommen
unter ihnen Schimmel und Braune vor. Die Entwickelung der arabiſchen Pferde-
race geht langſamer vor ſich, dagegen erreichen ſie ſelbſt bei anhaltenden Anſtrengungen
ein hohes Alter. Mit den arabiſchen verwandte Pferderacen finden ſich in Arabien
naheliegenden Ländern, in der aſiatiſchen Türkei, in Aegypten, den Nilländern. Die-
ſelben erreichen jedoch nicht die Vollkommenheit des arabiſchen Pferdes. Beſondere
Erwähnung verdient wegen ſeiner abweichenden Geſtalt das nubiſche Pferd, die
Dongola-Race. Nicht nur daß die Pferde dieſer Race etwas größer (1.60—1.80
Meter) als die Orientalen ſind, zeigen ſie einen ſchweren Kopf mit Ramsnaſe, ſteile
Schultern, breite Bruſt, abfallende Kruppe und hohe Beine.
2. Das Berberpferd. Dieſes in Nordafrika, in Marokko, Tunis, Algier
verbreitete Pferd iſt etwas größer als das arabiſche Pferd, niemals unter 1.60 Me-
ter. Im Uebrigen iſt es edel, trocken, wenn auch nicht von jener Formvollendung
wie das edle, arabiſche Pferd. Die vorherrſchenden Farben ſind Braun und Schimmel.
3. Das Perſerpferd. Die perſiſche Pferderace zeigt viele Uebereinſtimmung
mit der Arabiſchen. Am meiſten unterſcheidet ſich das Perſerpferd, Fig. 165, von
dem Araber, durch den ſowohl in den Ganaſchen als in der Stirne ſchmäleren Kopf,
durch den hochgetragenen Hals, die weniger breite Bruſt, die höheren Beine und das
längere Kreuz. Im Temperament und Ausdauer erreichen ſie die arabiſchen
Pferde.
4. Die Pferde Rußlands. In dem ausgedehnten ruſſiſchen Reiche
finden ſich die verſchiedenſten Pferderacen, welche meiſt mit orientaliſchem, arabiſchem,
türkiſchem oder perſiſchem Blute vermiſcht ſind. In Oſtſibirien kommt ausſchließlich
das kleine, tartariſche Pferd vor, welches ſich durch ſeine Schnelligkeit und große
Ausdauer vortheilhaft auszeichnet. In Weſtſibirien kommen größere Schläge des
tartariſchen Pferdes vor. In den Kaukaſusländern iſt das Tſcherkeſſenpferd
heimiſch, ein kaum mittelgroßes Pferd, mit trockenem Kopfe, breiter Bruſt, gerader
Kruppe, regelmäßig geſtellten feſten Beinen. In den ruſſiſchen Oſtſeeprovinzen wird
ein Pony-Pferdeſchlag gezüchtet. Die als polniſche und ruſſiſche Pferde be-
kannten Thiere ſind meiſt Kreuzungen einheimiſcher Landſchläge mit Rußlands be-
rühmteſter Pferderace, den Orlow-Trabern. Dieſelben ſind durch Kreuzungen
von arabiſchen Hengſten mit holländiſchen Stuten entſtanden, welchen im Verlaufe
der Zeit, das Alter dieſer Race beträgt an 100 Jahre, perſiſches, buchariſches,
ſelbſt engliſches Blut beigemengt wurde. Ihre vorzüglichſte Eigenſchaft beſteht in
der charakteriſtiſchen Trabbewegung. Die Orlow-Traber, Fig. 166, meiſt Schimmel
oder Rappen, ſind durchſchnittlich 1.68—1.75 Meter hoch. Sie beſitzen nach
Schwarznecken ſchmale, trockene, in der Naſe häufig etwas gebogene Köpfe und hoch
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