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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

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Die Schweinezucht.
keit mildert. In ihrem ursprünglichen, ungekreuzten Zustande findet man deshalb
das großohrige Schwein nur mehr selten. Am wenigsten vermischt trifft man es
in Polen als großes polnisches Schwein. Zu den bekanntesten Schweinen der
großohrigen Race gehören weiter: 1. das deutsche Marschschwein mit seinen ver-
schiedenen Schlägen als dem jütländischen, holsteinischen und dem wegen seiner vor-
züglichen Schinken berühmten, westphälischen Schweine; 2. die französischen
Schweine
, unter welchen verdienen hervorgehoben zu werden: das Schwein der
Grafschaft Craonnais, das Champagner, Poitou-, Augeronne-, Fig. 187, und
normännische Schwein, zu letzterem werden auch noch das Boulogner und Ardenner
Schwein gezählt; 3. die älteren, großen englischen Racen.

5. Die englischen Schweineracen.

Das ursprünglich in England verbreitete Schwein gehörte der großohrigen
Racengruppe an. Bereits in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wurde
die Verbesserung des-
selben durch den be-
rühmten Viehzüchter
Bakewell in Dishley
(Grafschaft Leicester)
und dessen Schüler R.
Colling versucht. Zur
Veredlung wurden im
Verlaufe der Zeit die
kleine, dunkelfarbige,
portugiesische, die ver-
wandte grauschwarze,
neapolitanische Race
und das indische
Schwein verwendet,
um deren schnelle Ent-
wickelung und leichte
Mastfähigkeit auf das
einheimische, alte eng-

[Abbildung] Fig. 188.

Schädel einer 6 Jahre alten Sau der kleinen weißen Zucht
(Yorkshire) nach Rohde.

lische Schwein zu übertragen. Bei der Heranbildung der neueren englischen Culturracen
wurde das Hauptaugenmerk auf die möglichste Entwickelung aller nutzbaren Theile gerichtet,
während die unnutzbaren Theile, der Kopf und die Beine, auf das geringste Maß be-
schränkt wurden. Im Allgemeinen charakterisiren sich die englischen Culturracen durch
folgende Körperformen: Der Kopf, Fig. 188, ist klein, gedrungen, mit dicken Backen,
von den starken Kaumuskeln herrührend, und mit kurzen, aufrecht stehenden Ohren ver-
sehen. Die Kopflänge, zwischen den Augen bis zur Rüsselspitze gemessen, erreicht
gegenüber der Körperlänge bei den großen Zuchten nur das 11 fache, während bei dem
Landschweine der Kopf den 6. Theil der Körperlänge besitzt. Der Kopf geht in den

Krafft, Lehrb. d. Landw. III. 18

Die Schweinezucht.
keit mildert. In ihrem urſprünglichen, ungekreuzten Zuſtande findet man deshalb
das großohrige Schwein nur mehr ſelten. Am wenigſten vermiſcht trifft man es
in Polen als großes polniſches Schwein. Zu den bekannteſten Schweinen der
großohrigen Race gehören weiter: 1. das deutſche Marſchſchwein mit ſeinen ver-
ſchiedenen Schlägen als dem jütländiſchen, holſteiniſchen und dem wegen ſeiner vor-
züglichen Schinken berühmten, weſtphäliſchen Schweine; 2. die franzöſiſchen
Schweine
, unter welchen verdienen hervorgehoben zu werden: das Schwein der
Grafſchaft Craonnais, das Champagner, Poitou-, Augeronne-, Fig. 187, und
normänniſche Schwein, zu letzterem werden auch noch das Boulogner und Ardenner
Schwein gezählt; 3. die älteren, großen engliſchen Racen.

5. Die engliſchen Schweineracen.

Das urſprünglich in England verbreitete Schwein gehörte der großohrigen
Racengruppe an. Bereits in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wurde
die Verbeſſerung des-
ſelben durch den be-
rühmten Viehzüchter
Bakewell in Diſhley
(Grafſchaft Leiceſter)
und deſſen Schüler R.
Colling verſucht. Zur
Veredlung wurden im
Verlaufe der Zeit die
kleine, dunkelfarbige,
portugieſiſche, die ver-
wandte grauſchwarze,
neapolitaniſche Race
und das indiſche
Schwein verwendet,
um deren ſchnelle Ent-
wickelung und leichte
Maſtfähigkeit auf das
einheimiſche, alte eng-

[Abbildung] Fig. 188.

Schädel einer 6 Jahre alten Sau der kleinen weißen Zucht
(Yorkſhire) nach Rohde.

liſche Schwein zu übertragen. Bei der Heranbildung der neueren engliſchen Culturracen
wurde das Hauptaugenmerk auf die möglichſte Entwickelung aller nutzbaren Theile gerichtet,
während die unnutzbaren Theile, der Kopf und die Beine, auf das geringſte Maß be-
ſchränkt wurden. Im Allgemeinen charakteriſiren ſich die engliſchen Culturracen durch
folgende Körperformen: Der Kopf, Fig. 188, iſt klein, gedrungen, mit dicken Backen,
von den ſtarken Kaumuskeln herrührend, und mit kurzen, aufrecht ſtehenden Ohren ver-
ſehen. Die Kopflänge, zwiſchen den Augen bis zur Rüſſelſpitze gemeſſen, erreicht
gegenüber der Körperlänge bei den großen Zuchten nur das 11 fache, während bei dem
Landſchweine der Kopf den 6. Theil der Körperlänge beſitzt. Der Kopf geht in den

Krafft, Lehrb. d. Landw. III. 18
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[273/0289] Die Schweinezucht. keit mildert. In ihrem urſprünglichen, ungekreuzten Zuſtande findet man deshalb das großohrige Schwein nur mehr ſelten. Am wenigſten vermiſcht trifft man es in Polen als großes polniſches Schwein. Zu den bekannteſten Schweinen der großohrigen Race gehören weiter: 1. das deutſche Marſchſchwein mit ſeinen ver- ſchiedenen Schlägen als dem jütländiſchen, holſteiniſchen und dem wegen ſeiner vor- züglichen Schinken berühmten, weſtphäliſchen Schweine; 2. die franzöſiſchen Schweine, unter welchen verdienen hervorgehoben zu werden: das Schwein der Grafſchaft Craonnais, das Champagner, Poitou-, Augeronne-, Fig. 187, und normänniſche Schwein, zu letzterem werden auch noch das Boulogner und Ardenner Schwein gezählt; 3. die älteren, großen engliſchen Racen. 5. Die engliſchen Schweineracen. Das urſprünglich in England verbreitete Schwein gehörte der großohrigen Racengruppe an. Bereits in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wurde die Verbeſſerung des- ſelben durch den be- rühmten Viehzüchter Bakewell in Diſhley (Grafſchaft Leiceſter) und deſſen Schüler R. Colling verſucht. Zur Veredlung wurden im Verlaufe der Zeit die kleine, dunkelfarbige, portugieſiſche, die ver- wandte grauſchwarze, neapolitaniſche Race und das indiſche Schwein verwendet, um deren ſchnelle Ent- wickelung und leichte Maſtfähigkeit auf das einheimiſche, alte eng- [Abbildung Fig. 188. Schädel einer 6 Jahre alten Sau der kleinen weißen Zucht (Yorkſhire) nach Rohde.] liſche Schwein zu übertragen. Bei der Heranbildung der neueren engliſchen Culturracen wurde das Hauptaugenmerk auf die möglichſte Entwickelung aller nutzbaren Theile gerichtet, während die unnutzbaren Theile, der Kopf und die Beine, auf das geringſte Maß be- ſchränkt wurden. Im Allgemeinen charakteriſiren ſich die engliſchen Culturracen durch folgende Körperformen: Der Kopf, Fig. 188, iſt klein, gedrungen, mit dicken Backen, von den ſtarken Kaumuskeln herrührend, und mit kurzen, aufrecht ſtehenden Ohren ver- ſehen. Die Kopflänge, zwiſchen den Augen bis zur Rüſſelſpitze gemeſſen, erreicht gegenüber der Körperlänge bei den großen Zuchten nur das 11 fache, während bei dem Landſchweine der Kopf den 6. Theil der Körperlänge beſitzt. Der Kopf geht in den Krafft, Lehrb. d. Landw. III. 18

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/289>, abgerufen am 24.11.2024.