Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.Allgemeine Thierzuchtlehre. verbindungen der Eiweißsubstanzen werden bei dem Durchgange des arteriellen Blutesdurch die Nieren möglichst rasch aus dem Körper im Harne entfernt. Im Harne der Pflanzenfresser findet sich der Stickstoff im Harnstoff und in wechselnden Mengen von Hippursäure, in jenem der Fleischfresser im Harnstoff und in der Harnsäure. Das aus der Nahrung aufgenommene Fett scheint in Zucker umgewandelt zu Der Effect eines Futtermittels besteht daher, abgesehen von der Milch- und Die Gesetze der Fleischbildung oder des An- und Umsatzes der Eiweißstoffe Um den Nähreffect einer Fütterungsweise, oder die Art und den Umfang des Um- 1) W. Henneberg. Neue Beiträge zur Begründung einer rationellen Fütterung der
Wiederkäuer. Göttingen, 1870. 1 Heft S. 19. Allgemeine Thierzuchtlehre. verbindungen der Eiweißſubſtanzen werden bei dem Durchgange des arteriellen Blutesdurch die Nieren möglichſt raſch aus dem Körper im Harne entfernt. Im Harne der Pflanzenfreſſer findet ſich der Stickſtoff im Harnſtoff und in wechſelnden Mengen von Hippurſäure, in jenem der Fleiſchfreſſer im Harnſtoff und in der Harnſäure. Das aus der Nahrung aufgenommene Fett ſcheint in Zucker umgewandelt zu Der Effect eines Futtermittels beſteht daher, abgeſehen von der Milch- und Die Geſetze der Fleiſchbildung oder des An- und Umſatzes der Eiweißſtoffe Um den Nähreffect einer Fütterungsweiſe, oder die Art und den Umfang des Um- 1) W. Henneberg. Neue Beiträge zur Begründung einer rationellen Fütterung der
Wiederkäuer. Göttingen, 1870. 1 Heft S. 19. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <p><pb facs="#f0038" n="22"/><fw place="top" type="header">Allgemeine Thierzuchtlehre.</fw><lb/> verbindungen der Eiweißſubſtanzen werden bei dem Durchgange des arteriellen Blutes<lb/> durch die Nieren möglichſt raſch aus dem Körper im Harne entfernt. Im Harne<lb/> der Pflanzenfreſſer findet ſich der Stickſtoff im Harnſtoff und in wechſelnden<lb/> Mengen von Hippurſäure, in jenem der Fleiſchfreſſer im Harnſtoff und in der<lb/> Harnſäure.</p><lb/> <p>Das aus der Nahrung aufgenommene <hi rendition="#g">Fett</hi> ſcheint in Zucker umgewandelt zu<lb/> werden, um dann gleichfalls im Reſpirationsproceſſe verwendet zu werden. Unter<lb/> günſtigen Umſtänden wird es jedoch unmittelbar zur Ablagerung an den Organen<lb/> verwendet. Es kommt jedoch im thieriſchen Körper außer dem Fettanſatze noch eine<lb/> Neubildung von Fett zur Beobachtung. Das Material zu dieſer Neubildung liefern,<lb/> wie oben bemerkt, die Spaltungsproducte der Eiweißkörper, während die Kohlehydrate<lb/> nur indirect den Anſatze des Fettes befördern, indem ſie die Zerſtörung des Fettes im<lb/> Reſpirationsproceſſe hintanhalten und ſomit dieſes zum Anſatze verfügbar machen.</p><lb/> <p>Der Effect eines Futtermittels beſteht daher, abgeſehen von der <hi rendition="#g">Milch-</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Wolleproduction</hi>, in dem Anſatze von <hi rendition="#g">Fleiſch</hi> und <hi rendition="#g">Fett</hi> und in der <hi rendition="#g">Kraft-<lb/> production</hi>. Dieſe Bildungsvorgänge verdienen eine eingehendere Beſprechung, da<lb/> ihre Erkenntniß die Grundlage für die richtige Fütterung der Thiere abgibt.</p><lb/> <p>Die Geſetze der Fleiſchbildung oder des An- und Umſatzes der Eiweißſtoffe<lb/> laſſen ſich am zuverläſſigſten durch die Beſtimmung des Stickſtoffes in den ſichtbaren<lb/> Ausſcheidungen, insbeſondere des Harnes, feſtſtellen, nachdem ſich nahezu aller mit<lb/> der Nahrung aufgenommene Stickſtoff in den erwähnten Ausſcheidungen wiederfindet,<lb/> abzüglich jenes Theiles, welcher zum Anſatze verwendet wurde. Ebenſo ergibt ſich<lb/> durch Vergleichung des Aſchengehaltes des Futters mit jenem der Excremente und<lb/> der Milch ꝛc. der Anſatz oder Verluſt an mineraliſchen Stoffen im Thier-<lb/> körper. Schwieriger iſt es, den Stoffwechſel der ſtickſtofffreien Nährſtoffe, der Kohle-<lb/> hydrate, des Fettes und des Waſſers zu verfolgen, indem zu dieſem Zwecke nicht<lb/> nur die flüſſigen und feſten Ausſcheidungen, ſondern auch mit Hilfe eines Reſpirations-<lb/> apparates die durch Haut und Lunge entweichenden, gasförmigen Stoffe der Unter-<lb/> ſuchung und Gewichtsbeſtimmung unterzogen werden müſſen. Das Reſultat der<lb/> Beziehungen zwiſchen dem Futter und den geſammten thieriſchen Ausſcheidungen, im<lb/> Zuſammenhange mit dem Körperanſatze oder Körperverluſte läßt ſich am überſicht-<lb/> lichſten aus der ſogenannten „Stoffwechſelgleichung“ erſehen.</p><lb/> <p>Um den Nähreffect einer Fütterungsweiſe, oder die Art und den Umfang des Um-<lb/> ſatzes der zur Ernährung verbrauchten Stoffe an einem Beiſpiele anſchaulich zu machen,<lb/> geben wir nach Henneberg <note place="foot" n="1)">W. Henneberg. Neue Beiträge zur Begründung einer rationellen Fütterung der<lb/> Wiederkäuer. Göttingen, 1870. 1 Heft S. 19.</note> die Stoffwechſelgleichung während 24 Stunden für einen voll-<lb/> jährigen, durchſchnittlich 712.5 Kilogr. ſchweren Ochſen. Derſelbe verzehrte pro Tag 5 Kilogr.<lb/> Kleeheu, 6 Kilogr. Haferſtroh, 3.7 Kilogr. Bohnenſchrot, 0.06 Kilogr. Kochſalz und 56.1<lb/> Kilogr. Tränkwaſſer.</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [22/0038]
Allgemeine Thierzuchtlehre.
verbindungen der Eiweißſubſtanzen werden bei dem Durchgange des arteriellen Blutes
durch die Nieren möglichſt raſch aus dem Körper im Harne entfernt. Im Harne
der Pflanzenfreſſer findet ſich der Stickſtoff im Harnſtoff und in wechſelnden
Mengen von Hippurſäure, in jenem der Fleiſchfreſſer im Harnſtoff und in der
Harnſäure.
Das aus der Nahrung aufgenommene Fett ſcheint in Zucker umgewandelt zu
werden, um dann gleichfalls im Reſpirationsproceſſe verwendet zu werden. Unter
günſtigen Umſtänden wird es jedoch unmittelbar zur Ablagerung an den Organen
verwendet. Es kommt jedoch im thieriſchen Körper außer dem Fettanſatze noch eine
Neubildung von Fett zur Beobachtung. Das Material zu dieſer Neubildung liefern,
wie oben bemerkt, die Spaltungsproducte der Eiweißkörper, während die Kohlehydrate
nur indirect den Anſatze des Fettes befördern, indem ſie die Zerſtörung des Fettes im
Reſpirationsproceſſe hintanhalten und ſomit dieſes zum Anſatze verfügbar machen.
Der Effect eines Futtermittels beſteht daher, abgeſehen von der Milch- und
Wolleproduction, in dem Anſatze von Fleiſch und Fett und in der Kraft-
production. Dieſe Bildungsvorgänge verdienen eine eingehendere Beſprechung, da
ihre Erkenntniß die Grundlage für die richtige Fütterung der Thiere abgibt.
Die Geſetze der Fleiſchbildung oder des An- und Umſatzes der Eiweißſtoffe
laſſen ſich am zuverläſſigſten durch die Beſtimmung des Stickſtoffes in den ſichtbaren
Ausſcheidungen, insbeſondere des Harnes, feſtſtellen, nachdem ſich nahezu aller mit
der Nahrung aufgenommene Stickſtoff in den erwähnten Ausſcheidungen wiederfindet,
abzüglich jenes Theiles, welcher zum Anſatze verwendet wurde. Ebenſo ergibt ſich
durch Vergleichung des Aſchengehaltes des Futters mit jenem der Excremente und
der Milch ꝛc. der Anſatz oder Verluſt an mineraliſchen Stoffen im Thier-
körper. Schwieriger iſt es, den Stoffwechſel der ſtickſtofffreien Nährſtoffe, der Kohle-
hydrate, des Fettes und des Waſſers zu verfolgen, indem zu dieſem Zwecke nicht
nur die flüſſigen und feſten Ausſcheidungen, ſondern auch mit Hilfe eines Reſpirations-
apparates die durch Haut und Lunge entweichenden, gasförmigen Stoffe der Unter-
ſuchung und Gewichtsbeſtimmung unterzogen werden müſſen. Das Reſultat der
Beziehungen zwiſchen dem Futter und den geſammten thieriſchen Ausſcheidungen, im
Zuſammenhange mit dem Körperanſatze oder Körperverluſte läßt ſich am überſicht-
lichſten aus der ſogenannten „Stoffwechſelgleichung“ erſehen.
Um den Nähreffect einer Fütterungsweiſe, oder die Art und den Umfang des Um-
ſatzes der zur Ernährung verbrauchten Stoffe an einem Beiſpiele anſchaulich zu machen,
geben wir nach Henneberg 1) die Stoffwechſelgleichung während 24 Stunden für einen voll-
jährigen, durchſchnittlich 712.5 Kilogr. ſchweren Ochſen. Derſelbe verzehrte pro Tag 5 Kilogr.
Kleeheu, 6 Kilogr. Haferſtroh, 3.7 Kilogr. Bohnenſchrot, 0.06 Kilogr. Kochſalz und 56.1
Kilogr. Tränkwaſſer.
1) W. Henneberg. Neue Beiträge zur Begründung einer rationellen Fütterung der
Wiederkäuer. Göttingen, 1870. 1 Heft S. 19.
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