Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888.

Bild:
<< vorherige Seite

III.
Die Nachbarschaft.

So winklig wie Timpes Haus nahm sich auch das
Gärtchen aus. Eine in doppelter Mannshöhe empor¬
ragende Mauer umschloß es von drei Seiten und
trennte es vom Nachbargrundstück. Diese Mauer hatte ihre
besondere Geschichte.

Vor zehn Jahren stand an ihrer Stelle ein niedriger
Staketenzaun. Die Handwerkerfamilie konnte an schönen
Sommertagen, war sie hinten in einer kleinen Laube ver¬
sammelt, einen herrlichen Anblick genießen, wenn die Augen
sich nach den uralten Bäumen, grünenden Rasenflächen
und künstlichen Blumenanlagen des Nachbargrundstückes
richteten. Dasselbe gehörte einer reichen Kaufmanns-
Wittwe, die mit ihren Töchtern in der nächsten Quer¬
straße ein villenartiges Haus bewohnte. Die drei Kinder im
Alter von 7 bis 12 Jahren hatten ein besonderes Vergnügen
daran gefunden, vom niederen Zaune aus dem Treiben in
der Werkstatt, deren große Fenster nach dem Gärtchen hin¬


III.
Die Nachbarſchaft.

So winklig wie Timpes Haus nahm ſich auch das
Gärtchen aus. Eine in doppelter Mannshöhe empor¬
ragende Mauer umſchloß es von drei Seiten und
trennte es vom Nachbargrundſtück. Dieſe Mauer hatte ihre
beſondere Geſchichte.

Vor zehn Jahren ſtand an ihrer Stelle ein niedriger
Staketenzaun. Die Handwerkerfamilie konnte an ſchönen
Sommertagen, war ſie hinten in einer kleinen Laube ver¬
ſammelt, einen herrlichen Anblick genießen, wenn die Augen
ſich nach den uralten Bäumen, grünenden Raſenflächen
und künſtlichen Blumenanlagen des Nachbargrundſtückes
richteten. Daſſelbe gehörte einer reichen Kaufmanns-
Wittwe, die mit ihren Töchtern in der nächſten Quer¬
ſtraße ein villenartiges Haus bewohnte. Die drei Kinder im
Alter von 7 bis 12 Jahren hatten ein beſonderes Vergnügen
daran gefunden, vom niederen Zaune aus dem Treiben in
der Werkſtatt, deren große Fenſter nach dem Gärtchen hin¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0034" n="[22]"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#aq">III.</hi><lb/> <hi rendition="#b #fr">Die Nachbar&#x017F;chaft.</hi><lb/>
        </head>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p><hi rendition="#in">S</hi>o winklig wie Timpes Haus nahm &#x017F;ich auch das<lb/>
Gärtchen aus. Eine in doppelter Mannshöhe empor¬<lb/>
ragende Mauer um&#x017F;chloß es von drei Seiten und<lb/>
trennte es vom Nachbargrund&#x017F;tück. Die&#x017F;e Mauer hatte ihre<lb/>
be&#x017F;ondere Ge&#x017F;chichte.</p><lb/>
        <p>Vor zehn Jahren &#x017F;tand an ihrer Stelle ein niedriger<lb/>
Staketenzaun. Die Handwerkerfamilie konnte an &#x017F;chönen<lb/>
Sommertagen, war &#x017F;ie hinten in einer kleinen Laube ver¬<lb/>
&#x017F;ammelt, einen herrlichen Anblick genießen, wenn die Augen<lb/>
&#x017F;ich nach den uralten Bäumen, grünenden Ra&#x017F;enflächen<lb/>
und kün&#x017F;tlichen Blumenanlagen des Nachbargrund&#x017F;tückes<lb/>
richteten. Da&#x017F;&#x017F;elbe gehörte einer reichen Kaufmanns-<lb/>
Wittwe, die mit ihren Töchtern in der näch&#x017F;ten Quer¬<lb/>
&#x017F;traße ein villenartiges Haus bewohnte. Die drei Kinder im<lb/>
Alter von 7 bis 12 Jahren hatten ein be&#x017F;onderes Vergnügen<lb/>
daran gefunden, vom niederen Zaune aus dem Treiben in<lb/>
der Werk&#x017F;tatt, deren große Fen&#x017F;ter nach dem Gärtchen hin¬<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[22]/0034] III. Die Nachbarſchaft. So winklig wie Timpes Haus nahm ſich auch das Gärtchen aus. Eine in doppelter Mannshöhe empor¬ ragende Mauer umſchloß es von drei Seiten und trennte es vom Nachbargrundſtück. Dieſe Mauer hatte ihre beſondere Geſchichte. Vor zehn Jahren ſtand an ihrer Stelle ein niedriger Staketenzaun. Die Handwerkerfamilie konnte an ſchönen Sommertagen, war ſie hinten in einer kleinen Laube ver¬ ſammelt, einen herrlichen Anblick genießen, wenn die Augen ſich nach den uralten Bäumen, grünenden Raſenflächen und künſtlichen Blumenanlagen des Nachbargrundſtückes richteten. Daſſelbe gehörte einer reichen Kaufmanns- Wittwe, die mit ihren Töchtern in der nächſten Quer¬ ſtraße ein villenartiges Haus bewohnte. Die drei Kinder im Alter von 7 bis 12 Jahren hatten ein beſonderes Vergnügen daran gefunden, vom niederen Zaune aus dem Treiben in der Werkſtatt, deren große Fenſter nach dem Gärtchen hin¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kretzer_timpe_1888
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kretzer_timpe_1888/34
Zitationshilfe: Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888, S. [22]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kretzer_timpe_1888/34>, abgerufen am 24.11.2024.