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Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888.

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IV.
Das Loch in der Mauer.

In den Morgenstunden des anderen Tages -- die Ge¬
sellen saßen gerade beim Frühstück -- ließen plötzlich
jenseits der Mauer heftige Meißelschläge sich vernehmen,
deren heller Klang die Luft durchdrang. Gerölle von Steinen
und Mörtel folgten; hin und wieder wurden Stimmen laut.
Man schien etwas abzumessen und seine Meinung darüber
auszutauschen. Die Gehülfen wurden aufmerksam, und Thomas
Beyer sagte zu Johannes Timpe, der die Werkstatt betreten
hatte:

"Hören Sie nur, Meister, da drüben fängt man schon
an zu bauen. Urban hat es sehr eilig."

Der Alte war ebenso überrascht wie seine Leute. Das
ging in der That sehr rasch, wenn Beyer Recht hatte. Timpe
schritt nach dem Garten hinaus, um etwas von dem Gespräch
aufzufangen und seine Beobachtungen in der Nähe zu machen.
Die Schläge richteten sich gegen die Mauer. Nach einer
Viertelstunde bewegte sich ein Stein in derselben; die Spitze
eines Meißels wurde sichtbar. Es dauerte nicht lange, so


IV.
Das Loch in der Mauer.

In den Morgenſtunden des anderen Tages — die Ge¬
ſellen ſaßen gerade beim Frühſtück — ließen plötzlich
jenſeits der Mauer heftige Meißelſchläge ſich vernehmen,
deren heller Klang die Luft durchdrang. Gerölle von Steinen
und Mörtel folgten; hin und wieder wurden Stimmen laut.
Man ſchien etwas abzumeſſen und ſeine Meinung darüber
auszutauſchen. Die Gehülfen wurden aufmerkſam, und Thomas
Beyer ſagte zu Johannes Timpe, der die Werkſtatt betreten
hatte:

„Hören Sie nur, Meiſter, da drüben fängt man ſchon
an zu bauen. Urban hat es ſehr eilig.“

Der Alte war ebenſo überraſcht wie ſeine Leute. Das
ging in der That ſehr raſch, wenn Beyer Recht hatte. Timpe
ſchritt nach dem Garten hinaus, um etwas von dem Geſpräch
aufzufangen und ſeine Beobachtungen in der Nähe zu machen.
Die Schläge richteten ſich gegen die Mauer. Nach einer
Viertelſtunde bewegte ſich ein Stein in derſelben; die Spitze
eines Meißels wurde ſichtbar. Es dauerte nicht lange, ſo

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[[37]/0049] IV. Das Loch in der Mauer. In den Morgenſtunden des anderen Tages — die Ge¬ ſellen ſaßen gerade beim Frühſtück — ließen plötzlich jenſeits der Mauer heftige Meißelſchläge ſich vernehmen, deren heller Klang die Luft durchdrang. Gerölle von Steinen und Mörtel folgten; hin und wieder wurden Stimmen laut. Man ſchien etwas abzumeſſen und ſeine Meinung darüber auszutauſchen. Die Gehülfen wurden aufmerkſam, und Thomas Beyer ſagte zu Johannes Timpe, der die Werkſtatt betreten hatte: „Hören Sie nur, Meiſter, da drüben fängt man ſchon an zu bauen. Urban hat es ſehr eilig.“ Der Alte war ebenſo überraſcht wie ſeine Leute. Das ging in der That ſehr raſch, wenn Beyer Recht hatte. Timpe ſchritt nach dem Garten hinaus, um etwas von dem Geſpräch aufzufangen und ſeine Beobachtungen in der Nähe zu machen. Die Schläge richteten ſich gegen die Mauer. Nach einer Viertelſtunde bewegte ſich ein Stein in derſelben; die Spitze eines Meißels wurde ſichtbar. Es dauerte nicht lange, ſo

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Zitationshilfe: Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888, S. [37]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kretzer_timpe_1888/49>, abgerufen am 21.11.2024.