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Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888.

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Menschheit, weil er vermöge seines Geldes und seiner
Intelligenz seine Fabrikate von nun an zu einem so billigen
Preise herzustellen vermag, daß sie Jedermann zugänglich
sein werden. Bedauern wir also die Bäume nicht, freuen
wir uns vielmehr darüber, daß sie fallen, denn sie sind stumme,
unthätige Wesen, die der Menschheit mit nichts Anderem
nützen können, als mit ihrem Holze; und auch aus diesem
Grunde müssen sie ihr Dasein aufgeben. ... Das ist so
meine Theorie, meine Damen, die ich mir erlaubte, Ihnen
in wenigen aber großen Zügen zu entwickeln."

Er steckte den Daumen der rechten Hand zwischen zwei
Knöpfe seines Rockes und schlug mit den übrigen Fingern den
Takt zu der Melodie, die er leise zu pfeifen begann. Es
war unleugbar: er kam sich im Augenblick wie ein Held vor,
der eine große That verrichtet hat und das Bewußtsein
empfindet, die Situation völlig zu beherrschen.

Emma, die ihn während seiner letzten Rede aufmerksam
betrachtet hatte, ärgerte sich im Geheimen, daß er ihren Stief¬
vater so außerordentlich lobte; andererseits berührte es sie
sehr sympathisch, daß er die Interessen des Mannes, dem er
zum Danke und zum Gehorsam verpflichtet war, so energisch
wahrnahm und hinter dessen Rücken mit Anerkennung und
Achtung von ihm sprach. Um ihm aber zu beweisen, daß sie mit
seinen praktischen Grundsätzen nicht übereinstimme, begann sie:

"Wenn Sie die Bäume für stumme, unthätige Wesen
halten, so kann ich nur mein Bedauern darüber ausdrücken,
daß Sie niemals ihre Sprache vernommen und verstanden
haben. Ich hätte gewünscht, daß Sie gleich mir bei Tante
Julie gewesen wären, um mutterseelenallein durch den Wald
zu streifen und das Rauschen der Bäume zu vernehmen.

Menſchheit, weil er vermöge ſeines Geldes und ſeiner
Intelligenz ſeine Fabrikate von nun an zu einem ſo billigen
Preiſe herzuſtellen vermag, daß ſie Jedermann zugänglich
ſein werden. Bedauern wir alſo die Bäume nicht, freuen
wir uns vielmehr darüber, daß ſie fallen, denn ſie ſind ſtumme,
unthätige Weſen, die der Menſchheit mit nichts Anderem
nützen können, als mit ihrem Holze; und auch aus dieſem
Grunde müſſen ſie ihr Daſein aufgeben. ... Das iſt ſo
meine Theorie, meine Damen, die ich mir erlaubte, Ihnen
in wenigen aber großen Zügen zu entwickeln.“

Er ſteckte den Daumen der rechten Hand zwiſchen zwei
Knöpfe ſeines Rockes und ſchlug mit den übrigen Fingern den
Takt zu der Melodie, die er leiſe zu pfeifen begann. Es
war unleugbar: er kam ſich im Augenblick wie ein Held vor,
der eine große That verrichtet hat und das Bewußtſein
empfindet, die Situation völlig zu beherrſchen.

Emma, die ihn während ſeiner letzten Rede aufmerkſam
betrachtet hatte, ärgerte ſich im Geheimen, daß er ihren Stief¬
vater ſo außerordentlich lobte; andererſeits berührte es ſie
ſehr ſympathiſch, daß er die Intereſſen des Mannes, dem er
zum Danke und zum Gehorſam verpflichtet war, ſo energiſch
wahrnahm und hinter deſſen Rücken mit Anerkennung und
Achtung von ihm ſprach. Um ihm aber zu beweiſen, daß ſie mit
ſeinen praktiſchen Grundſätzen nicht übereinſtimme, begann ſie:

„Wenn Sie die Bäume für ſtumme, unthätige Weſen
halten, ſo kann ich nur mein Bedauern darüber ausdrücken,
daß Sie niemals ihre Sprache vernommen und verſtanden
haben. Ich hätte gewünſcht, daß Sie gleich mir bei Tante
Julie geweſen wären, um mutterſeelenallein durch den Wald
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[58/0070] Menſchheit, weil er vermöge ſeines Geldes und ſeiner Intelligenz ſeine Fabrikate von nun an zu einem ſo billigen Preiſe herzuſtellen vermag, daß ſie Jedermann zugänglich ſein werden. Bedauern wir alſo die Bäume nicht, freuen wir uns vielmehr darüber, daß ſie fallen, denn ſie ſind ſtumme, unthätige Weſen, die der Menſchheit mit nichts Anderem nützen können, als mit ihrem Holze; und auch aus dieſem Grunde müſſen ſie ihr Daſein aufgeben. ... Das iſt ſo meine Theorie, meine Damen, die ich mir erlaubte, Ihnen in wenigen aber großen Zügen zu entwickeln.“ Er ſteckte den Daumen der rechten Hand zwiſchen zwei Knöpfe ſeines Rockes und ſchlug mit den übrigen Fingern den Takt zu der Melodie, die er leiſe zu pfeifen begann. Es war unleugbar: er kam ſich im Augenblick wie ein Held vor, der eine große That verrichtet hat und das Bewußtſein empfindet, die Situation völlig zu beherrſchen. Emma, die ihn während ſeiner letzten Rede aufmerkſam betrachtet hatte, ärgerte ſich im Geheimen, daß er ihren Stief¬ vater ſo außerordentlich lobte; andererſeits berührte es ſie ſehr ſympathiſch, daß er die Intereſſen des Mannes, dem er zum Danke und zum Gehorſam verpflichtet war, ſo energiſch wahrnahm und hinter deſſen Rücken mit Anerkennung und Achtung von ihm ſprach. Um ihm aber zu beweiſen, daß ſie mit ſeinen praktiſchen Grundſätzen nicht übereinſtimme, begann ſie: „Wenn Sie die Bäume für ſtumme, unthätige Weſen halten, ſo kann ich nur mein Bedauern darüber ausdrücken, daß Sie niemals ihre Sprache vernommen und verſtanden haben. Ich hätte gewünſcht, daß Sie gleich mir bei Tante Julie geweſen wären, um mutterſeelenallein durch den Wald zu ſtreifen und das Rauſchen der Bäume zu vernehmen.

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Zitationshilfe: Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kretzer_timpe_1888/70>, abgerufen am 24.11.2024.