Krüger, Johann Christian: Die Geistlichen auf dem Lande. Frankfurt (Main) u. a., 1743. Cathrine. Und mich zu sich gerufen. Muffel. Und - -? Cathrine. Und wann sie sonst nichts mehr von der ganzen Historie wissen wollen, so wer- den sie doch noch wissen, daß sie wieder da- von aufgestanden sind, und daß sie ganz an- ders wieder aufgestanden sind, als sie sich hingesetzt haben, und daß sie mich - - - Muffel. Cathrine! Cathrine. Jn einem ganz andern Zustande ge- lassen haben, als sie mich auf meiner Kam- mer vor der Betstunde angetroffen hatten. Muffel. Cathrine! arme Cathrine! der Satan hat euch schrecklich verblendet. Da wer- det ihr euch mit unreinen Gedancken zu Bet- te gelegt haben, da hat euch denn der Sa- tan einen bösen Tranm eingegeben, und weil er uns Geistlichen, als seinen grösten Feinden, allen ersinnlichen Schimpf und Tort anzuthun sucht, so hat er mich zu dieser Unzucht als ein unschuldiges Werk- zeug gebrauchen wollen, und mich euch deswegen im Traume so natürlich vorge- stellt, daß ihr alles empfunden habt, was ihr hättet empfinden müssen, wann ich in leibhaftiger Gestalt bey euch gewesen wäre. (für sich) Das muß sie wohl glauben. Cathrine. Das war eine rechte Postillenmäßi- ge Auslegung meines Tertes, Herr Pastor. Nach meiner Art zu denken sind so wohl die Verblendung als der Traum ein blos- ses Nichts; wie hat nun daraus ein gewis- ses
Cathrine. Und mich zu ſich gerufen. Muffel. Und ‒ ‒? Cathrine. Und wann ſie ſonſt nichts mehr von der ganzen Hiſtorie wiſſen wollen, ſo wer- den ſie doch noch wiſſen, daß ſie wieder da- von aufgeſtanden ſind, und daß ſie ganz an- ders wieder aufgeſtanden ſind, als ſie ſich hingeſetzt haben, und daß ſie mich ‒ ‒ ‒ Muffel. Cathrine! Cathrine. Jn einem ganz andern Zuſtande ge- laſſen haben, als ſie mich auf meiner Kam- mer vor der Betſtunde angetroffen hatten. Muffel. Cathrine! arme Cathrine! der Satan hat euch ſchrecklich verblendet. Da wer- det ihr euch mit unreinen Gedancken zu Bet- te gelegt haben, da hat euch denn der Sa- tan einen boͤſen Tranm eingegeben, und weil er uns Geiſtlichen, als ſeinen groͤſten Feinden, allen erſinnlichen Schimpf und Tort anzuthun ſucht, ſo hat er mich zu dieſer Unzucht als ein unſchuldiges Werk- zeug gebrauchen wollen, und mich euch deswegen im Traume ſo natuͤrlich vorge- ſtellt, daß ihr alles empfunden habt, was ihr haͤttet empfinden muͤſſen, wann ich in leibhaftiger Geſtalt bey euch geweſen waͤre. (fuͤr ſich) Das muß ſie wohl glauben. Cathrine. Das war eine rechte Poſtillenmaͤßi- ge Auslegung meines Tertes, Herr Paſtor. Nach meiner Art zu denken ſind ſo wohl die Verblendung als der Traum ein bloſ- ſes Nichts; wie hat nun daraus ein gewiſ- ſes
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Cathrine. Und mich zu ſich gerufen.
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Cathrine. Und wann ſie ſonſt nichts mehr von
der ganzen Hiſtorie wiſſen wollen, ſo wer-
den ſie doch noch wiſſen, daß ſie wieder da-
von aufgeſtanden ſind, und daß ſie ganz an-
ders wieder aufgeſtanden ſind, als ſie ſich
hingeſetzt haben, und daß ſie mich ‒ ‒ ‒
Muffel. Cathrine!
Cathrine. Jn einem ganz andern Zuſtande ge-
laſſen haben, als ſie mich auf meiner Kam-
mer vor der Betſtunde angetroffen hatten.
Muffel. Cathrine! arme Cathrine! der Satan
hat euch ſchrecklich verblendet. Da wer-
det ihr euch mit unreinen Gedancken zu Bet-
te gelegt haben, da hat euch denn der Sa-
tan einen boͤſen Tranm eingegeben, und
weil er uns Geiſtlichen, als ſeinen groͤſten
Feinden, allen erſinnlichen Schimpf und
Tort anzuthun ſucht, ſo hat er mich zu
dieſer Unzucht als ein unſchuldiges Werk-
zeug gebrauchen wollen, und mich euch
deswegen im Traume ſo natuͤrlich vorge-
ſtellt, daß ihr alles empfunden habt, was
ihr haͤttet empfinden muͤſſen, wann ich in
leibhaftiger Geſtalt bey euch geweſen waͤre.
(fuͤr ſich) Das muß ſie wohl glauben.
Cathrine. Das war eine rechte Poſtillenmaͤßi-
ge Auslegung meines Tertes, Herr Paſtor.
Nach meiner Art zu denken ſind ſo wohl
die Verblendung als der Traum ein bloſ-
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