Krüger, Johann Christian: Die Geistlichen auf dem Lande. Frankfurt (Main) u. a., 1743.setz ich auf, weil ich alsdenn dasjenige auf- setze, was der liebe Gott gewollt hat. Herr v. R. Wenn sie ein Abendlied singen wollen, suchen sie nicht eins aus, welches ihnen am besten gefällt? wählen sie nicht unter den Liedern? Fr. v. B. Nein, ich singe das Lied, welches mir der liebe Gott eingiebt! Herr v. R. So wählen sie ja doch. Denn, warum singen sie nicht ein ander Lied, als welches ihnen eingegeben wird? warum setzen sie das Kopfzeug auf, welches sie zuerst in die Hand kriegen, warum nicht eines von den andern? Doch, ich muß hören, ob sie in allen Dingen auf eben die Art verfahren? Warum gaben sie dem Herrn von Reißaus nur 12000 für sein Landguth, warum nicht 15000, welche es doch werth war? Fr. v. B. Ey nun! in solchen Kleinigkeiten laß ich es nicht nach meinem Spruchkästgen gehen, und vielweniger bemühe ich den lieben Gott damit. Jn solchen Dingen thu ich nach meinem Gefallen. Herr v. R. Nun, gut, Frau Schwester; ei- nen Mann zu nehmen ist doch wohl nicht unter die wichtigen Dinge zu rechnen, dar- unter das Liedersingen gehöret? Fr. v. B. Ach bey leibe nicht. Herr v. R. Nun was soll sich denn ihr Spruch- kästgen und der Himmel darum bemühen? lassen
ſetz ich auf, weil ich alsdenn dasjenige auf- ſetze, was der liebe Gott gewollt hat. Herr v. R. Wenn ſie ein Abendlied ſingen wollen, ſuchen ſie nicht eins aus, welches ihnen am beſten gefaͤllt? waͤhlen ſie nicht unter den Liedern? Fr. v. B. Nein, ich ſinge das Lied, welches mir der liebe Gott eingiebt! Herr v. R. So waͤhlen ſie ja doch. Denn, warum ſingen ſie nicht ein ander Lied, als welches ihnen eingegeben wird? warum ſetzen ſie das Kopfzeug auf, welches ſie zuerſt in die Hand kriegen, warum nicht eines von den andern? Doch, ich muß hoͤren, ob ſie in allen Dingen auf eben die Art verfahren? Warum gaben ſie dem Herrn von Reißaus nur 12000 fuͤr ſein Landguth, warum nicht 15000, welche es doch werth war? Fr. v. B. Ey nun! in ſolchen Kleinigkeiten laß ich es nicht nach meinem Spruchkaͤſtgen gehen, und vielweniger bemuͤhe ich den lieben Gott damit. Jn ſolchen Dingen thu ich nach meinem Gefallen. Herr v. R. Nun, gut, Frau Schweſter; ei- nen Mann zu nehmen iſt doch wohl nicht unter die wichtigen Dinge zu rechnen, dar- unter das Liederſingen gehoͤret? Fr. v. B. Ach bey leibe nicht. Herr v. R. Nun was ſoll ſich denn ihr Spruch- kaͤſtgen und der Himmel darum bemuͤhen? laſſen
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ſetz ich auf, weil ich alsdenn dasjenige auf-
ſetze, was der liebe Gott gewollt hat.
Herr v. R. Wenn ſie ein Abendlied ſingen
wollen, ſuchen ſie nicht eins aus, welches
ihnen am beſten gefaͤllt? waͤhlen ſie nicht
unter den Liedern?
Fr. v. B. Nein, ich ſinge das Lied, welches
mir der liebe Gott eingiebt!
Herr v. R. So waͤhlen ſie ja doch. Denn,
warum ſingen ſie nicht ein ander Lied, als
welches ihnen eingegeben wird? warum
ſetzen ſie das Kopfzeug auf, welches ſie
zuerſt in die Hand kriegen, warum nicht
eines von den andern? Doch, ich muß
hoͤren, ob ſie in allen Dingen auf eben
die Art verfahren? Warum gaben ſie dem
Herrn von Reißaus nur 12000 fuͤr ſein
Landguth, warum nicht 15000, welche
es doch werth war?
Fr. v. B. Ey nun! in ſolchen Kleinigkeiten laß
ich es nicht nach meinem Spruchkaͤſtgen
gehen, und vielweniger bemuͤhe ich den
lieben Gott damit. Jn ſolchen Dingen
thu ich nach meinem Gefallen.
Herr v. R. Nun, gut, Frau Schweſter; ei-
nen Mann zu nehmen iſt doch wohl nicht
unter die wichtigen Dinge zu rechnen, dar-
unter das Liederſingen gehoͤret?
Fr. v. B. Ach bey leibe nicht.
Herr v. R. Nun was ſoll ſich denn ihr Spruch-
kaͤſtgen und der Himmel darum bemuͤhen?
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