Krüger, Johann Christian: Die Geistlichen auf dem Lande. Frankfurt (Main) u. a., 1743.lassen sie ihre Tochter sich selbst einen Mann wählen. Fr. v. B. Damit sie sehen, wie sehr ich ihnen folge, so mag sie sich aus den Geistlichen einen Mann wählen, welchen sie will. Herr v. R. Das wäre nicht anders, als wenn ich keinen Raben haben wollte, und sie gäben mir 100. Raben, und sagten: su- chen sie sich einen Vogel darunter aus, welchen sie haben wollen. Das ist so viel als keine Wahl. Die Wahl ihrer Toch- ter muß so frey seyn, daß sie sich über alle Stände in der Welt erstrecken. Sie müs- sen ihr erlauben, einen Edelmann, oder einen Gelehrten, oder einen Geistlichen, oder einen Kaufmann zu wählen. Fr. v. B. Die Edelleute sind heut zu Tage zu weltlich, die Gelehrten sind zu vernünftig, und die Kaufleute sind zu geitzig. Die Geistlichen aber haben alle schöne Tugen- den an sich. Sie leben nicht nach der Welt, sie lassen alles über sich hergehen, sie sind hübsch unvernünftig, sie sind keine Philo- sophen, sie glauben hübsch, was die Alten geglaubt haben, sie läugnen die nothwen- digsten Dinge zur Seligkeit nicht, als da sind die Gespenster, die Hexen, und den Teufel. Jch kan die Tugenden dieser Männer nicht weiter erzählen, es sind ihrer zu viel. Herr v. R. Sie irren sich sehr, Frau Schwe- ster, es giebt auch Edelleute, welche von ihrer E
laſſen ſie ihre Tochter ſich ſelbſt einen Mann waͤhlen. Fr. v. B. Damit ſie ſehen, wie ſehr ich ihnen folge, ſo mag ſie ſich aus den Geiſtlichen einen Mann waͤhlen, welchen ſie will. Herr v. R. Das waͤre nicht anders, als wenn ich keinen Raben haben wollte, und ſie gaͤben mir 100. Raben, und ſagten: ſu- chen ſie ſich einen Vogel darunter aus, welchen ſie haben wollen. Das iſt ſo viel als keine Wahl. Die Wahl ihrer Toch- ter muß ſo frey ſeyn, daß ſie ſich uͤber alle Staͤnde in der Welt erſtrecken. Sie muͤſ- ſen ihr erlauben, einen Edelmann, oder einen Gelehrten, oder einen Geiſtlichen, oder einen Kaufmann zu waͤhlen. Fr. v. B. Die Edelleute ſind heut zu Tage zu weltlich, die Gelehrten ſind zu vernuͤnftig, und die Kaufleute ſind zu geitzig. Die Geiſtlichen aber haben alle ſchoͤne Tugen- den an ſich. Sie leben nicht nach der Welt, ſie laſſen alles uͤber ſich hergehen, ſie ſind huͤbſch unvernuͤnftig, ſie ſind keine Philo- ſophen, ſie glauben huͤbſch, was die Alten geglaubt haben, ſie laͤugnen die nothwen- digſten Dinge zur Seligkeit nicht, als da ſind die Geſpenſter, die Hexen, und den Teufel. Jch kan die Tugenden dieſer Maͤnner nicht weiter erzaͤhlen, es ſind ihrer zu viel. Herr v. R. Sie irren ſich ſehr, Frau Schwe- ſter, es giebt auch Edelleute, welche von ihrer E
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laſſen ſie ihre Tochter ſich ſelbſt einen
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Fr. v. B. Damit ſie ſehen, wie ſehr ich ihnen
folge, ſo mag ſie ſich aus den Geiſtlichen
einen Mann waͤhlen, welchen ſie will.
Herr v. R. Das waͤre nicht anders, als wenn
ich keinen Raben haben wollte, und ſie
gaͤben mir 100. Raben, und ſagten: ſu-
chen ſie ſich einen Vogel darunter aus,
welchen ſie haben wollen. Das iſt ſo viel
als keine Wahl. Die Wahl ihrer Toch-
ter muß ſo frey ſeyn, daß ſie ſich uͤber alle
Staͤnde in der Welt erſtrecken. Sie muͤſ-
ſen ihr erlauben, einen Edelmann, oder einen
Gelehrten, oder einen Geiſtlichen, oder einen
Kaufmann zu waͤhlen.
Fr. v. B. Die Edelleute ſind heut zu Tage zu
weltlich, die Gelehrten ſind zu vernuͤnftig,
und die Kaufleute ſind zu geitzig. Die
Geiſtlichen aber haben alle ſchoͤne Tugen-
den an ſich. Sie leben nicht nach der Welt,
ſie laſſen alles uͤber ſich hergehen, ſie ſind
huͤbſch unvernuͤnftig, ſie ſind keine Philo-
ſophen, ſie glauben huͤbſch, was die Alten
geglaubt haben, ſie laͤugnen die nothwen-
digſten Dinge zur Seligkeit nicht, als da
ſind die Geſpenſter, die Hexen, und den
Teufel. Jch kan die Tugenden dieſer
Maͤnner nicht weiter erzaͤhlen, es ſind ihrer
zu viel.
Herr v. R. Sie irren ſich ſehr, Frau Schwe-
ſter, es giebt auch Edelleute, welche von
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