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Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

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in den allerältesten Zeiten.
erachtet man dieses noch nicht wahrgenommen hat, so ist
doch eine deutliche Ursache, nemlich seine allzugrosse Ent-
fernung davon vorhanden. Und da man diese Bewegung
bey der Venus, der Erde, den Mars und Jupiter an-
getroffen hat, warum sollte der Saturn davon eine Aus-
nahme machen? Ich nehme es ferner als wahrscheinlich
an, daß alle Planeten zum wenigsten auf ihrer Oberfläche
ehemahls flüßig gewesen sind. Denn da dieses von der
Erde ausgemacht ist und aus ihrer sphäroidischen Figur
folget. Weil ferner der Jupiter eben dergleichen Ge-
stalt hat: so sehe ich nicht ab, warum man zweifeln wollte,
daß auch dieser ehemahls zum wenigsten von aussen
flüßig gewesen seyn sollte. In Ansehung der übrigen Pla-
neten hat man zwar keine Observation von ihrer sphäroi-
dischen Figur vor sich, ich habe aber auch die Ursache an-
gezeigt, warum man dieselbe nicht wohl haben kan. Laßt
uns also einmahl setzen: die Planeten wären vor alten
Zeiten alle insgesamt flüßig gewesen. Der Saturn,
welcher iu ihre Zahl gehöret, habe gleiches Schicksal ge-
habt, und sey eben damahls so groß wie jetzo der Ju-
piter
gewesen, welches man desto eher einräumen kan, da
die Sternverständigen seine Grösse bey nahe eben so groß
als des Jupiters seine angeben; und da es die Bewe-
gungsgesetze erfordern, daß der entfernteste Planete in ei-
ner Weltordnung der gröste und schwereste seyn müsse.
Last uns endlich setzen, daß er sich noch geschwinder als
der Jupiter um seine Achse herum bewegt habe, so kan
dadurch die Centrifugalkraft seiner Materie noch grösser
als ihre Schwere geworden seyn. Woraus nichts anders
erfolgen können, als daß sich ein Stück von seiner Mate-
rie unter dem Aequator wo die Centrifugalkraft am grö-
sten gewesen, losgerissen haben, und endlich eben so, wie
der Saturn selbst in einen festen Körper verwandelt wor-
den seyn muß. Man sähe also, wie ein breiter und dünner
Ring um den Saturn entstanden sey, der sich vermöge

der
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in den alleraͤlteſten Zeiten.
erachtet man dieſes noch nicht wahrgenommen hat, ſo iſt
doch eine deutliche Urſache, nemlich ſeine allzugroſſe Ent-
fernung davon vorhanden. Und da man dieſe Bewegung
bey der Venus, der Erde, den Mars und Jupiter an-
getroffen hat, warum ſollte der Saturn davon eine Aus-
nahme machen? Ich nehme es ferner als wahrſcheinlich
an, daß alle Planeten zum wenigſten auf ihrer Oberflaͤche
ehemahls fluͤßig geweſen ſind. Denn da dieſes von der
Erde ausgemacht iſt und aus ihrer ſphaͤroidiſchen Figur
folget. Weil ferner der Jupiter eben dergleichen Ge-
ſtalt hat: ſo ſehe ich nicht ab, warum man zweifeln wollte,
daß auch dieſer ehemahls zum wenigſten von auſſen
fluͤßig geweſen ſeyn ſollte. In Anſehung der uͤbrigen Pla-
neten hat man zwar keine Obſervation von ihrer ſphaͤroi-
diſchen Figur vor ſich, ich habe aber auch die Urſache an-
gezeigt, warum man dieſelbe nicht wohl haben kan. Laßt
uns alſo einmahl ſetzen: die Planeten waͤren vor alten
Zeiten alle insgeſamt fluͤßig geweſen. Der Saturn,
welcher iu ihre Zahl gehoͤret, habe gleiches Schickſal ge-
habt, und ſey eben damahls ſo groß wie jetzo der Ju-
piter
geweſen, welches man deſto eher einraͤumen kan, da
die Sternverſtaͤndigen ſeine Groͤſſe bey nahe eben ſo groß
als des Jupiters ſeine angeben; und da es die Bewe-
gungsgeſetze erfordern, daß der entfernteſte Planete in ei-
ner Weltordnung der groͤſte und ſchwereſte ſeyn muͤſſe.
Laſt uns endlich ſetzen, daß er ſich noch geſchwinder als
der Jupiter um ſeine Achſe herum bewegt habe, ſo kan
dadurch die Centrifugalkraft ſeiner Materie noch groͤſſer
als ihre Schwere geworden ſeyn. Woraus nichts anders
erfolgen koͤnnen, als daß ſich ein Stuͤck von ſeiner Mate-
rie unter dem Aequator wo die Centrifugalkraft am groͤ-
ſten geweſen, losgeriſſen haben, und endlich eben ſo, wie
der Saturn ſelbſt in einen feſten Koͤrper verwandelt wor-
den ſeyn muß. Man ſaͤhe alſo, wie ein breiter und duͤnner
Ring um den Saturn entſtanden ſey, der ſich vermoͤge

der
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[119/0133] in den alleraͤlteſten Zeiten. erachtet man dieſes noch nicht wahrgenommen hat, ſo iſt doch eine deutliche Urſache, nemlich ſeine allzugroſſe Ent- fernung davon vorhanden. Und da man dieſe Bewegung bey der Venus, der Erde, den Mars und Jupiter an- getroffen hat, warum ſollte der Saturn davon eine Aus- nahme machen? Ich nehme es ferner als wahrſcheinlich an, daß alle Planeten zum wenigſten auf ihrer Oberflaͤche ehemahls fluͤßig geweſen ſind. Denn da dieſes von der Erde ausgemacht iſt und aus ihrer ſphaͤroidiſchen Figur folget. Weil ferner der Jupiter eben dergleichen Ge- ſtalt hat: ſo ſehe ich nicht ab, warum man zweifeln wollte, daß auch dieſer ehemahls zum wenigſten von auſſen fluͤßig geweſen ſeyn ſollte. In Anſehung der uͤbrigen Pla- neten hat man zwar keine Obſervation von ihrer ſphaͤroi- diſchen Figur vor ſich, ich habe aber auch die Urſache an- gezeigt, warum man dieſelbe nicht wohl haben kan. Laßt uns alſo einmahl ſetzen: die Planeten waͤren vor alten Zeiten alle insgeſamt fluͤßig geweſen. Der Saturn, welcher iu ihre Zahl gehoͤret, habe gleiches Schickſal ge- habt, und ſey eben damahls ſo groß wie jetzo der Ju- piter geweſen, welches man deſto eher einraͤumen kan, da die Sternverſtaͤndigen ſeine Groͤſſe bey nahe eben ſo groß als des Jupiters ſeine angeben; und da es die Bewe- gungsgeſetze erfordern, daß der entfernteſte Planete in ei- ner Weltordnung der groͤſte und ſchwereſte ſeyn muͤſſe. Laſt uns endlich ſetzen, daß er ſich noch geſchwinder als der Jupiter um ſeine Achſe herum bewegt habe, ſo kan dadurch die Centrifugalkraft ſeiner Materie noch groͤſſer als ihre Schwere geworden ſeyn. Woraus nichts anders erfolgen koͤnnen, als daß ſich ein Stuͤck von ſeiner Mate- rie unter dem Aequator wo die Centrifugalkraft am groͤ- ſten geweſen, losgeriſſen haben, und endlich eben ſo, wie der Saturn ſelbſt in einen feſten Koͤrper verwandelt wor- den ſeyn muß. Man ſaͤhe alſo, wie ein breiter und duͤnner Ring um den Saturn entſtanden ſey, der ſich vermoͤge der H 4

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Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/133>, abgerufen am 21.11.2024.