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Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

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Geschichte der Erde
das Unglück gehabt, daß man seine Knochen im Anfange
des dreyzehnden Jahrhunderts auszugraben und zu ver-
brennen für nöthig befunden. Xenophanes, der Stif-
ter der eleatischen Secte, soll gleichfals die Ewigkeit
und Nothwendigkeit der Welt behauptet haben. Was er
vor ein witziger Kopf gewesen seyn müsse, erhellet daraus
daß er der Meinung war, die Erde bestünde aus Luft und
Feuer, und alle Dinge hätten aus der Erde, die Sonne
und Sterne aber aus den Wolken ihren Ursprung genom-
men. Er scheint also eben so subtil gedacht zu haben, als
diejenigen Chimisten, welche behaupten, daß in allen Kör-
pern ein Qvecksilber sey, aber ein Qvecksilber, welches
ganz anders als das Qvecksilber beschaffen wäre. Wie ge-
schickt sind doch die Menschen, solte man nicht denken, daß
sie noch das Geheimniß finden würden, aus der Luft Städ-
te und Häuser zu bauen, in Warheit, man darf nicht
mit ihnen scherzen. Sie haben schon mit dem Pater Kir-
cher
aus der Asche der Pflanzen, die Pflanzen selber her-
vorgebracht, itzo sinnen sie darauf, wie man aus der Asche
eines Menschen den Menschen selber wieder darstellen kön-
ne, und hernach wird es ihnen ganz leichte seyn, die Tod-
ten wieder aufzuwecken. So gründlich ihre Beweisthü-
mer sind, so sehr zweifle ich, daß sich jemand entschliessen
solte, an sich dieses Experiment machen zu lassen. Es ist
also ewig schade, daß diese witzigen Köpfe nicht vor hun-
dert Jahren gelebt haben, da es noch Mode war die He-
xen zu verbrennen. Jch weiß gewis, daß sie Asche ge-
nug gehabt haben würden die Palingenesie ausser Zwei-
fel zu setzen, vielleicht geht es aber mit den Hexen nicht
an, und denn wüste ich freylich keinen bessern Rath, als
daß es denen, welche dergleichen Phantasien behaupten,
beliebte, die Probe an sich selber zu machen. Man wird
mir es nicht übel nehmen, daß ich diese Ausschweiffung
gemacht habe, denn ich kann mich nicht genug wundern,
daß es in unsern aufgeklärten Zeiten Leute geben kann,

die

Geſchichte der Erde
das Ungluͤck gehabt, daß man ſeine Knochen im Anfange
des dreyzehnden Jahrhunderts auszugraben und zu ver-
brennen fuͤr noͤthig befunden. Xenophanes, der Stif-
ter der eleatiſchen Secte, ſoll gleichfals die Ewigkeit
und Nothwendigkeit der Welt behauptet haben. Was er
vor ein witziger Kopf geweſen ſeyn muͤſſe, erhellet daraus
daß er der Meinung war, die Erde beſtuͤnde aus Luft und
Feuer, und alle Dinge haͤtten aus der Erde, die Sonne
und Sterne aber aus den Wolken ihren Urſprung genom-
men. Er ſcheint alſo eben ſo ſubtil gedacht zu haben, als
diejenigen Chimiſten, welche behaupten, daß in allen Koͤr-
pern ein Qveckſilber ſey, aber ein Qveckſilber, welches
ganz anders als das Qveckſilber beſchaffen waͤre. Wie ge-
ſchickt ſind doch die Menſchen, ſolte man nicht denken, daß
ſie noch das Geheimniß finden wuͤrden, aus der Luft Staͤd-
te und Haͤuſer zu bauen, in Warheit, man darf nicht
mit ihnen ſcherzen. Sie haben ſchon mit dem Pater Kir-
cher
aus der Aſche der Pflanzen, die Pflanzen ſelber her-
vorgebracht, itzo ſinnen ſie darauf, wie man aus der Aſche
eines Menſchen den Menſchen ſelber wieder darſtellen koͤn-
ne, und hernach wird es ihnen ganz leichte ſeyn, die Tod-
ten wieder aufzuwecken. So gruͤndlich ihre Beweisthuͤ-
mer ſind, ſo ſehr zweifle ich, daß ſich jemand entſchlieſſen
ſolte, an ſich dieſes Experiment machen zu laſſen. Es iſt
alſo ewig ſchade, daß dieſe witzigen Koͤpfe nicht vor hun-
dert Jahren gelebt haben, da es noch Mode war die He-
xen zu verbrennen. Jch weiß gewis, daß ſie Aſche ge-
nug gehabt haben wuͤrden die Palingeneſie auſſer Zwei-
fel zu ſetzen, vielleicht geht es aber mit den Hexen nicht
an, und denn wuͤſte ich freylich keinen beſſern Rath, als
daß es denen, welche dergleichen Phantaſien behaupten,
beliebte, die Probe an ſich ſelber zu machen. Man wird
mir es nicht uͤbel nehmen, daß ich dieſe Ausſchweiffung
gemacht habe, denn ich kann mich nicht genug wundern,
daß es in unſern aufgeklaͤrten Zeiten Leute geben kann,

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[8/0016] Geſchichte der Erde das Ungluͤck gehabt, daß man ſeine Knochen im Anfange des dreyzehnden Jahrhunderts auszugraben und zu ver- brennen fuͤr noͤthig befunden. Xenophanes, der Stif- ter der eleatiſchen Secte, ſoll gleichfals die Ewigkeit und Nothwendigkeit der Welt behauptet haben. Was er vor ein witziger Kopf geweſen ſeyn muͤſſe, erhellet daraus daß er der Meinung war, die Erde beſtuͤnde aus Luft und Feuer, und alle Dinge haͤtten aus der Erde, die Sonne und Sterne aber aus den Wolken ihren Urſprung genom- men. Er ſcheint alſo eben ſo ſubtil gedacht zu haben, als diejenigen Chimiſten, welche behaupten, daß in allen Koͤr- pern ein Qveckſilber ſey, aber ein Qveckſilber, welches ganz anders als das Qveckſilber beſchaffen waͤre. Wie ge- ſchickt ſind doch die Menſchen, ſolte man nicht denken, daß ſie noch das Geheimniß finden wuͤrden, aus der Luft Staͤd- te und Haͤuſer zu bauen, in Warheit, man darf nicht mit ihnen ſcherzen. Sie haben ſchon mit dem Pater Kir- cher aus der Aſche der Pflanzen, die Pflanzen ſelber her- vorgebracht, itzo ſinnen ſie darauf, wie man aus der Aſche eines Menſchen den Menſchen ſelber wieder darſtellen koͤn- ne, und hernach wird es ihnen ganz leichte ſeyn, die Tod- ten wieder aufzuwecken. So gruͤndlich ihre Beweisthuͤ- mer ſind, ſo ſehr zweifle ich, daß ſich jemand entſchlieſſen ſolte, an ſich dieſes Experiment machen zu laſſen. Es iſt alſo ewig ſchade, daß dieſe witzigen Koͤpfe nicht vor hun- dert Jahren gelebt haben, da es noch Mode war die He- xen zu verbrennen. Jch weiß gewis, daß ſie Aſche ge- nug gehabt haben wuͤrden die Palingeneſie auſſer Zwei- fel zu ſetzen, vielleicht geht es aber mit den Hexen nicht an, und denn wuͤſte ich freylich keinen beſſern Rath, als daß es denen, welche dergleichen Phantaſien behaupten, beliebte, die Probe an ſich ſelber zu machen. Man wird mir es nicht uͤbel nehmen, daß ich dieſe Ausſchweiffung gemacht habe, denn ich kann mich nicht genug wundern, daß es in unſern aufgeklaͤrten Zeiten Leute geben kann, die

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Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/16>, abgerufen am 21.11.2024.