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Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

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in den allerältesten Zeiten.
die dergleichen Thorheiten im Ernste glauben, da doch
noch kein vernünftiger Mensch dergleichen gesehen hat.
Aber wie kann ich dieses wissen? ich weiß es daher, weil
es unmöglich ist. Es können die artigsten Figuren aus
Steinen und Metallen erzeigt werden, es kann die Ge-
stalt kleiner Bäume und ganzer Wälder aus dem Queck-
silber und Silber entstehen, wenn es in Scheidewasser vor-
her aufgelößt worden ist, aber was ist dieses besonders?
Die ganze Sache beruhet auf ein verschiedenes Zusam-
menhängen derer durch ihre Schwere niedersinckenden me-
tallischen Körpergen, woraus eine Figur erzeuget wird,
bey welcher unser Auge eine Aehnlichkeit mit gewissen an-
derern Körpern antrift, welche Aehnlichkeit desto grösser
zu seyn scheint, iemehr man ihr selber durch Erdichtung
zu Hülfe kömt, worinnen freylich einer immer glücklicher
ist als der andere, dergestalt daß einige so weit verfallen,
daß sich der gemeine Mann unmöglich enthalten kann, zu
sagen: der Herr muß sich überstudirt haben. Jch erinnere
mich, z. E. selber gehört zu haben, daß iemand von einem
Steine, welcher aus andern zusammen gewachsen war,
und ungefehr die Figur eines Gehirnes hatte, in rechten
Ernste behauptete, es müste dieses ein versteinertes Ge-
hirne von einem Menschen seyn, der vor der Sündfluth
gelebt hätte, welches ihn bewogen, sich dasselbe aus der
Schweitz zu verschreiben. Ohne Wunderwerk kann dieses
Gehirne, ohne Zerquetschung, oder Fäulnis, wohl nicht
versteinert worden seyn. Aber dieses ist noch lange nichts
gegen die Palingenesie der Pflanzen und Thiere, denn
beides sind Maschinen deren Vollkommenheit so groß ist,
daß bey ihnen kein Newton, kein Leibnitz, kein Wolf,
kein Ruysch, kein Hales, kein Winslow, kein Reau-
mur,
kein Müschenbröck, kein Gravesande, kein
Lieberkühn, oder einer von denen berühmten Männern,
welche die Geheimnisse der Natur mit solcher Geschicklich-
keit untersucht haben, sich rühmen könte, nur die Helfte

von
A 5

in den alleraͤlteſten Zeiten.
die dergleichen Thorheiten im Ernſte glauben, da doch
noch kein vernuͤnftiger Menſch dergleichen geſehen hat.
Aber wie kann ich dieſes wiſſen? ich weiß es daher, weil
es unmoͤglich iſt. Es koͤnnen die artigſten Figuren aus
Steinen und Metallen erzeigt werden, es kann die Ge-
ſtalt kleiner Baͤume und ganzer Waͤlder aus dem Queck-
ſilber und Silber entſtehen, wenn es in Scheidewaſſer vor-
her aufgeloͤßt worden iſt, aber was iſt dieſes beſonders?
Die ganze Sache beruhet auf ein verſchiedenes Zuſam-
menhaͤngen derer durch ihre Schwere niederſinckenden me-
talliſchen Koͤrpergen, woraus eine Figur erzeuget wird,
bey welcher unſer Auge eine Aehnlichkeit mit gewiſſen an-
derern Koͤrpern antrift, welche Aehnlichkeit deſto groͤſſer
zu ſeyn ſcheint, iemehr man ihr ſelber durch Erdichtung
zu Huͤlfe koͤmt, worinnen freylich einer immer gluͤcklicher
iſt als der andere, dergeſtalt daß einige ſo weit verfallen,
daß ſich der gemeine Mann unmoͤglich enthalten kann, zu
ſagen: der Herr muß ſich uͤberſtudirt haben. Jch erinnere
mich, z. E. ſelber gehoͤrt zu haben, daß iemand von einem
Steine, welcher aus andern zuſammen gewachſen war,
und ungefehr die Figur eines Gehirnes hatte, in rechten
Ernſte behauptete, es muͤſte dieſes ein verſteinertes Ge-
hirne von einem Menſchen ſeyn, der vor der Suͤndfluth
gelebt haͤtte, welches ihn bewogen, ſich daſſelbe aus der
Schweitz zu verſchreiben. Ohne Wunderwerk kann dieſes
Gehirne, ohne Zerquetſchung, oder Faͤulnis, wohl nicht
verſteinert worden ſeyn. Aber dieſes iſt noch lange nichts
gegen die Palingeneſie der Pflanzen und Thiere, denn
beides ſind Maſchinen deren Vollkommenheit ſo groß iſt,
daß bey ihnen kein Newton, kein Leibnitz, kein Wolf,
kein Ruyſch, kein Hales, kein Winslow, kein Reau-
mur,
kein Muͤſchenbroͤck, kein Graveſande, kein
Lieberkuͤhn, oder einer von denen beruͤhmten Maͤnnern,
welche die Geheimniſſe der Natur mit ſolcher Geſchicklich-
keit unterſucht haben, ſich ruͤhmen koͤnte, nur die Helfte

von
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[9/0017] in den alleraͤlteſten Zeiten. die dergleichen Thorheiten im Ernſte glauben, da doch noch kein vernuͤnftiger Menſch dergleichen geſehen hat. Aber wie kann ich dieſes wiſſen? ich weiß es daher, weil es unmoͤglich iſt. Es koͤnnen die artigſten Figuren aus Steinen und Metallen erzeigt werden, es kann die Ge- ſtalt kleiner Baͤume und ganzer Waͤlder aus dem Queck- ſilber und Silber entſtehen, wenn es in Scheidewaſſer vor- her aufgeloͤßt worden iſt, aber was iſt dieſes beſonders? Die ganze Sache beruhet auf ein verſchiedenes Zuſam- menhaͤngen derer durch ihre Schwere niederſinckenden me- talliſchen Koͤrpergen, woraus eine Figur erzeuget wird, bey welcher unſer Auge eine Aehnlichkeit mit gewiſſen an- derern Koͤrpern antrift, welche Aehnlichkeit deſto groͤſſer zu ſeyn ſcheint, iemehr man ihr ſelber durch Erdichtung zu Huͤlfe koͤmt, worinnen freylich einer immer gluͤcklicher iſt als der andere, dergeſtalt daß einige ſo weit verfallen, daß ſich der gemeine Mann unmoͤglich enthalten kann, zu ſagen: der Herr muß ſich uͤberſtudirt haben. Jch erinnere mich, z. E. ſelber gehoͤrt zu haben, daß iemand von einem Steine, welcher aus andern zuſammen gewachſen war, und ungefehr die Figur eines Gehirnes hatte, in rechten Ernſte behauptete, es muͤſte dieſes ein verſteinertes Ge- hirne von einem Menſchen ſeyn, der vor der Suͤndfluth gelebt haͤtte, welches ihn bewogen, ſich daſſelbe aus der Schweitz zu verſchreiben. Ohne Wunderwerk kann dieſes Gehirne, ohne Zerquetſchung, oder Faͤulnis, wohl nicht verſteinert worden ſeyn. Aber dieſes iſt noch lange nichts gegen die Palingeneſie der Pflanzen und Thiere, denn beides ſind Maſchinen deren Vollkommenheit ſo groß iſt, daß bey ihnen kein Newton, kein Leibnitz, kein Wolf, kein Ruyſch, kein Hales, kein Winslow, kein Reau- mur, kein Muͤſchenbroͤck, kein Graveſande, kein Lieberkuͤhn, oder einer von denen beruͤhmten Maͤnnern, welche die Geheimniſſe der Natur mit ſolcher Geſchicklich- keit unterſucht haben, ſich ruͤhmen koͤnte, nur die Helfte von A 5

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Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/17>, abgerufen am 21.11.2024.