Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.in den allerältesten Zeiten. Nein, es giebt nicht nur sehr grosse Behältnisse in dersel-ben die mit Wasser erfüllt sind, sondern man findet auch ungeheure Gewölber und Höhlen darinnen, welche voller Luft sind, und deren Ende man öfters nicht ausmachen kan, wovon auch nur die einzige Baumannshöle zum Beweise dienen kan. Sollten sich nun nicht auch der- gleichen Hölen weiter unter der Erde befinden? Man hat nicht Ursache daran zu zweifeln. Nun habe ich oben aus- gemacht, daß die Erde eine grosse Menge schweflichter und verbrennlicher Materie in sich enthalte, die sich von selbst entzünden kan, und diese zwey Sachen haben wir nur nöthig das Erdbeben zu erklären. Denn setzet, daß sich in einer unterirdischen Gruft ver- schiedene Materien mit einander vermengen, und an- fangen sich zu entzünden, so wird die Luft in dieser Höle gewaltig erhitzt werden; durch die Hitze wird ihre Elasticität vermehrt, und so stark gemacht, daß sie mit der grösten Gewalt einen Ausgang sucht. Ist nun die über der Höle befindliche Decke dicke und stark genug, so kan daraus weiter nichts als eine blosse Erschütterung der- selben erfolgen. Ist sie aber dünner und vermag dieser Gewalt nicht zu widerstehen, so wird sie davon zerrissen, die unterirdischen Flammen nehmen einen Ausgang, und die Erde wird in die Gruft hinunter gestürzt, der ledige Raum aber mit den unterirdischen Wassern erfüllt. Denn daß in der That eine erhitzte Luft eine sehr grosse Gewalt habe, davon habe ich in meiner Naturlehre zwey merk- würdige Exempel angeführet. Die erste Begebenheit hat sich zu Breßlau bey einem Becker zugetragen, da die Flamme aus einen zu sehr erhitzten Ofen herausgefah- ren, und die andere ist in der Apothecke zu Zellerfelde auf den Hartze geschehen, als eine Retorte mit Balsamo Sulphuris auf den Feuer zersprungen, und der Balsam sich entzündet hat. In beyden Fällen sind Thüren und Fen- K 3
in den alleraͤlteſten Zeiten. Nein, es giebt nicht nur ſehr groſſe Behaͤltniſſe in derſel-ben die mit Waſſer erfuͤllt ſind, ſondern man findet auch ungeheure Gewoͤlber und Hoͤhlen darinnen, welche voller Luft ſind, und deren Ende man oͤfters nicht ausmachen kan, wovon auch nur die einzige Baumannshoͤle zum Beweiſe dienen kan. Sollten ſich nun nicht auch der- gleichen Hoͤlen weiter unter der Erde befinden? Man hat nicht Urſache daran zu zweifeln. Nun habe ich oben aus- gemacht, daß die Erde eine groſſe Menge ſchweflichter und verbrennlicher Materie in ſich enthalte, die ſich von ſelbſt entzuͤnden kan, und dieſe zwey Sachen haben wir nur noͤthig das Erdbeben zu erklaͤren. Denn ſetzet, daß ſich in einer unterirdiſchen Gruft ver- ſchiedene Materien mit einander vermengen, und an- fangen ſich zu entzuͤnden, ſo wird die Luft in dieſer Hoͤle gewaltig erhitzt werden; durch die Hitze wird ihre Elaſticitaͤt vermehrt, und ſo ſtark gemacht, daß ſie mit der groͤſten Gewalt einen Ausgang ſucht. Iſt nun die uͤber der Hoͤle befindliche Decke dicke und ſtark genug, ſo kan daraus weiter nichts als eine bloſſe Erſchuͤtterung der- ſelben erfolgen. Iſt ſie aber duͤnner und vermag dieſer Gewalt nicht zu widerſtehen, ſo wird ſie davon zerriſſen, die unterirdiſchen Flammen nehmen einen Ausgang, und die Erde wird in die Gruft hinunter geſtuͤrzt, der ledige Raum aber mit den unterirdiſchen Waſſern erfuͤllt. Denn daß in der That eine erhitzte Luft eine ſehr groſſe Gewalt habe, davon habe ich in meiner Naturlehre zwey merk- wuͤrdige Exempel angefuͤhret. Die erſte Begebenheit hat ſich zu Breßlau bey einem Becker zugetragen, da die Flamme aus einen zu ſehr erhitzten Ofen herausgefah- ren, und die andere iſt in der Apothecke zu Zellerfelde auf den Hartze geſchehen, als eine Retorte mit Balſamo Sulphuris auf den Feuer zerſprungen, und der Balſam ſich entzuͤndet hat. In beyden Faͤllen ſind Thuͤren und Fen- K 3
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Nein, es giebt nicht nur ſehr groſſe Behaͤltniſſe in derſel-
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ungeheure Gewoͤlber und Hoͤhlen darinnen, welche voller
Luft ſind, und deren Ende man oͤfters nicht ausmachen
kan, wovon auch nur die einzige Baumannshoͤle zum
Beweiſe dienen kan. Sollten ſich nun nicht auch der-
gleichen Hoͤlen weiter unter der Erde befinden? Man hat
nicht Urſache daran zu zweifeln. Nun habe ich oben aus-
gemacht, daß die Erde eine groſſe Menge ſchweflichter
und verbrennlicher Materie in ſich enthalte, die ſich von
ſelbſt entzuͤnden kan, und dieſe zwey Sachen haben
wir nur noͤthig das Erdbeben zu erklaͤren. Denn
ſetzet, daß ſich in einer unterirdiſchen Gruft ver-
ſchiedene Materien mit einander vermengen, und an-
fangen ſich zu entzuͤnden, ſo wird die Luft in dieſer
Hoͤle gewaltig erhitzt werden; durch die Hitze wird ihre
Elaſticitaͤt vermehrt, und ſo ſtark gemacht, daß ſie mit
der groͤſten Gewalt einen Ausgang ſucht. Iſt nun die
uͤber der Hoͤle befindliche Decke dicke und ſtark genug, ſo
kan daraus weiter nichts als eine bloſſe Erſchuͤtterung der-
ſelben erfolgen. Iſt ſie aber duͤnner und vermag dieſer
Gewalt nicht zu widerſtehen, ſo wird ſie davon zerriſſen,
die unterirdiſchen Flammen nehmen einen Ausgang, und
die Erde wird in die Gruft hinunter geſtuͤrzt, der ledige
Raum aber mit den unterirdiſchen Waſſern erfuͤllt. Denn
daß in der That eine erhitzte Luft eine ſehr groſſe Gewalt
habe, davon habe ich in meiner Naturlehre zwey merk-
wuͤrdige Exempel angefuͤhret. Die erſte Begebenheit
hat ſich zu Breßlau bey einem Becker zugetragen, da
die Flamme aus einen zu ſehr erhitzten Ofen herausgefah-
ren, und die andere iſt in der Apothecke zu Zellerfelde
auf den Hartze geſchehen, als eine Retorte mit Balſamo
Sulphuris auf den Feuer zerſprungen, und der Balſam
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