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Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

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Geschichte der Erde
Körpern die größte Gewalt besitze. Aber was will ich
daraus schliessen? man soll es gleich erfahren, wir müssen
aber vorher eine kleine Betrachtung mit dem Wasser an-
stellen. Man mag dieses mit den besten Vergrösserungs-
gläsern betrachten, so kan man die Theile desselben nicht
erblicken; hieraus folgt nichts weniger, als daß es nicht
aus Theilen zusammengesetzt seyn sollte, denn dieses wäre
in der That etwas ohnmögliches, dieses aber kan man si-
cher daraus schliessen, daß die Wassertheilgen ganz un-
gemein klein seyn müssen. Nun mag man das Wasser in
die gröste Gluth bringen, so wird es in nichts anders als in
lauter Dünste verwandelt werden können, welche, wenn
sie gesammelt werden, alle Eigenschaften des Wassers be-
sitzen. Man wiederhole diesen Versuch so oft es einen beliebt,
so wird dennoch dieses Wasser beständig Wasser bleiben.
Könnte nun das Feuer das Wasser in kleinere Theilgen
auflösen, so müste nothwendig durch die Hitze aus dem
Wasser eine andere subtilere Materie hervorgebracht wer-
den können, weil aber dieses nicht geschiehet, so wird man
einräumen müssen, daß das Feuer die Wassertheilgen nicht
weiter zu zertheilen vermag. Nun habe ich vorher gezeigt,
daß es unter allen irdischen Körpern die größte Gewalt
besitze, wird also wohl ein anderer Körper vermögend seyn
das Wasser aufzulösen? oder behauptet man nicht mit
mehrern Grunde, daß keine Kraft in der Natur die Was-
sertheilgen weiter zu zertheilen vermag? man muß sie sich
demnach wie lauter vollkommen harte Körper, und noch
härter, als die härtesten Diamanten vorstellen, sie werden
also Atomi seyn, und in so ferne finde ich an den Lehr-
begriffe der Atomisten nichts tadelhaftes. Aber
daß diese Atomi eine Bewegung hätten ohne
dieselbe bekommen zu haben, und daß dadurch alle Körper
in der Welt entstanden wären, kan nur denen wahrschein-
lich vorkommen, welche sich einbilden können, daß die
Buchstaben meines Buchdruckers einmal des Nachts, da

alles

Geſchichte der Erde
Koͤrpern die groͤßte Gewalt beſitze. Aber was will ich
daraus ſchlieſſen? man ſoll es gleich erfahren, wir muͤſſen
aber vorher eine kleine Betrachtung mit dem Waſſer an-
ſtellen. Man mag dieſes mit den beſten Vergroͤſſerungs-
glaͤſern betrachten, ſo kan man die Theile deſſelben nicht
erblicken; hieraus folgt nichts weniger, als daß es nicht
aus Theilen zuſammengeſetzt ſeyn ſollte, denn dieſes waͤre
in der That etwas ohnmoͤgliches, dieſes aber kan man ſi-
cher daraus ſchlieſſen, daß die Waſſertheilgen ganz un-
gemein klein ſeyn muͤſſen. Nun mag man das Waſſer in
die groͤſte Gluth bringen, ſo wird es in nichts anders als in
lauter Duͤnſte verwandelt werden koͤnnen, welche, wenn
ſie geſammelt werden, alle Eigenſchaften des Waſſers be-
ſitzen. Man wiederhole dieſen Verſuch ſo oft es einen beliebt,
ſo wird dennoch dieſes Waſſer beſtaͤndig Waſſer bleiben.
Koͤnnte nun das Feuer das Waſſer in kleinere Theilgen
aufloͤſen, ſo muͤſte nothwendig durch die Hitze aus dem
Waſſer eine andere ſubtilere Materie hervorgebracht wer-
den koͤnnen, weil aber dieſes nicht geſchiehet, ſo wird man
einraͤumen muͤſſen, daß das Feuer die Waſſertheilgen nicht
weiter zu zertheilen vermag. Nun habe ich vorher gezeigt,
daß es unter allen irdiſchen Koͤrpern die groͤßte Gewalt
beſitze, wird alſo wohl ein anderer Koͤrper vermoͤgend ſeyn
das Waſſer aufzuloͤſen? oder behauptet man nicht mit
mehrern Grunde, daß keine Kraft in der Natur die Waſ-
ſertheilgen weiter zu zertheilen vermag? man muß ſie ſich
demnach wie lauter vollkommen harte Koͤrper, und noch
haͤrter, als die haͤrteſten Diamanten vorſtellen, ſie werden
alſo Atomi ſeyn, und in ſo ferne finde ich an den Lehr-
begriffe der Atomiſten nichts tadelhaftes. Aber
daß dieſe Atomi eine Bewegung haͤtten ohne
dieſelbe bekommen zu haben, und daß dadurch alle Koͤrper
in der Welt entſtanden waͤren, kan nur denen wahrſchein-
lich vorkommen, welche ſich einbilden koͤnnen, daß die
Buchſtaben meines Buchdruckers einmal des Nachts, da

alles
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[22/0030] Geſchichte der Erde Koͤrpern die groͤßte Gewalt beſitze. Aber was will ich daraus ſchlieſſen? man ſoll es gleich erfahren, wir muͤſſen aber vorher eine kleine Betrachtung mit dem Waſſer an- ſtellen. Man mag dieſes mit den beſten Vergroͤſſerungs- glaͤſern betrachten, ſo kan man die Theile deſſelben nicht erblicken; hieraus folgt nichts weniger, als daß es nicht aus Theilen zuſammengeſetzt ſeyn ſollte, denn dieſes waͤre in der That etwas ohnmoͤgliches, dieſes aber kan man ſi- cher daraus ſchlieſſen, daß die Waſſertheilgen ganz un- gemein klein ſeyn muͤſſen. Nun mag man das Waſſer in die groͤſte Gluth bringen, ſo wird es in nichts anders als in lauter Duͤnſte verwandelt werden koͤnnen, welche, wenn ſie geſammelt werden, alle Eigenſchaften des Waſſers be- ſitzen. Man wiederhole dieſen Verſuch ſo oft es einen beliebt, ſo wird dennoch dieſes Waſſer beſtaͤndig Waſſer bleiben. Koͤnnte nun das Feuer das Waſſer in kleinere Theilgen aufloͤſen, ſo muͤſte nothwendig durch die Hitze aus dem Waſſer eine andere ſubtilere Materie hervorgebracht wer- den koͤnnen, weil aber dieſes nicht geſchiehet, ſo wird man einraͤumen muͤſſen, daß das Feuer die Waſſertheilgen nicht weiter zu zertheilen vermag. Nun habe ich vorher gezeigt, daß es unter allen irdiſchen Koͤrpern die groͤßte Gewalt beſitze, wird alſo wohl ein anderer Koͤrper vermoͤgend ſeyn das Waſſer aufzuloͤſen? oder behauptet man nicht mit mehrern Grunde, daß keine Kraft in der Natur die Waſ- ſertheilgen weiter zu zertheilen vermag? man muß ſie ſich demnach wie lauter vollkommen harte Koͤrper, und noch haͤrter, als die haͤrteſten Diamanten vorſtellen, ſie werden alſo Atomi ſeyn, und in ſo ferne finde ich an den Lehr- begriffe der Atomiſten nichts tadelhaftes. Aber daß dieſe Atomi eine Bewegung haͤtten ohne dieſelbe bekommen zu haben, und daß dadurch alle Koͤrper in der Welt entſtanden waͤren, kan nur denen wahrſchein- lich vorkommen, welche ſich einbilden koͤnnen, daß die Buchſtaben meines Buchdruckers einmal des Nachts, da alles

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Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/30>, abgerufen am 21.11.2024.