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Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

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Geschichte der Erde
Du zündst' die Fackel an, die in dem Monde
leuchtet
Du gibst den Winden Flügel zu!
Du leihst der Nacht dem Thau, womit sie uns
befeuchtet,
Du theilst der Sterne Lauf und Ruh.
Du hast der Berge Talg aus Thon und Staub
gedrehet,
Der Schachten Erzt aus Sand geschmelzt;
Du hast das Firmament an seinen Ort erhöhet,
Der Wolken Kleid darum gewelzt.
Dem Fisch, der Ströme bläßt, und mit dem
Schwanze stürmet,
Hast du die Adern ausgehölt,
Du hast den Elephant aus Erden aufgethür-
met,
Und seinen Knochenberg beseelt.
§. 11.

Nachdem wir die Meinung des Democritus belacht
haben, so wollen wir die Gedanken des Heraclitus be-
weinen. Wir werden finden, daß sie beyde Narren, ob-
gleich von verschiedener Sorte gewesen sind, und wenn
es möglich wäre, daß sie wieder in die Welt kämen, und
vernünftig würden, so würde vermuthlich der erste weinen
daß er die Thorheit der Menschen belacht, und der ande-
re würde lachen, daß er sie beweint hätte. Zeno der Ur-
heber der Stoischen Secte soll folgende Meinung von
dem Heraclitus entlehnet haben: Die Welt werde nach
Verfliessung gewisser Zeitläufte wechselsweise durchs Feuer
aufgelöset, und hernach wieder aufs neue daraus hervor-

gebracht
Geſchichte der Erde
Du zuͤndſt’ die Fackel an, die in dem Monde
leuchtet
Du gibſt den Winden Fluͤgel zu!
Du leihſt der Nacht dem Thau, womit ſie uns
befeuchtet,
Du theilſt der Sterne Lauf und Ruh.
Du haſt der Berge Talg aus Thon und Staub
gedrehet,
Der Schachten Erzt aus Sand geſchmelzt;
Du haſt das Firmament an ſeinen Ort erhoͤhet,
Der Wolken Kleid darum gewelzt.
Dem Fiſch, der Stroͤme blaͤßt, und mit dem
Schwanze ſtuͤrmet,
Haſt du die Adern ausgehoͤlt,
Du haſt den Elephant aus Erden aufgethuͤr-
met,
Und ſeinen Knochenberg beſeelt.
§. 11.

Nachdem wir die Meinung des Democritus belacht
haben, ſo wollen wir die Gedanken des Heraclitus be-
weinen. Wir werden finden, daß ſie beyde Narren, ob-
gleich von verſchiedener Sorte geweſen ſind, und wenn
es moͤglich waͤre, daß ſie wieder in die Welt kaͤmen, und
vernuͤnftig wuͤrden, ſo wuͤrde vermuthlich der erſte weinen
daß er die Thorheit der Menſchen belacht, und der ande-
re wuͤrde lachen, daß er ſie beweint haͤtte. Zeno der Ur-
heber der Stoiſchen Secte ſoll folgende Meinung von
dem Heraclitus entlehnet haben: Die Welt werde nach
Verflieſſung gewiſſer Zeitlaͤufte wechſelsweiſe durchs Feuer
aufgeloͤſet, und hernach wieder aufs neue daraus hervor-

gebracht
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[24/0032] Geſchichte der Erde Du zuͤndſt’ die Fackel an, die in dem Monde leuchtet Du gibſt den Winden Fluͤgel zu! Du leihſt der Nacht dem Thau, womit ſie uns befeuchtet, Du theilſt der Sterne Lauf und Ruh. Du haſt der Berge Talg aus Thon und Staub gedrehet, Der Schachten Erzt aus Sand geſchmelzt; Du haſt das Firmament an ſeinen Ort erhoͤhet, Der Wolken Kleid darum gewelzt. Dem Fiſch, der Stroͤme blaͤßt, und mit dem Schwanze ſtuͤrmet, Haſt du die Adern ausgehoͤlt, Du haſt den Elephant aus Erden aufgethuͤr- met, Und ſeinen Knochenberg beſeelt. §. 11. Nachdem wir die Meinung des Democritus belacht haben, ſo wollen wir die Gedanken des Heraclitus be- weinen. Wir werden finden, daß ſie beyde Narren, ob- gleich von verſchiedener Sorte geweſen ſind, und wenn es moͤglich waͤre, daß ſie wieder in die Welt kaͤmen, und vernuͤnftig wuͤrden, ſo wuͤrde vermuthlich der erſte weinen daß er die Thorheit der Menſchen belacht, und der ande- re wuͤrde lachen, daß er ſie beweint haͤtte. Zeno der Ur- heber der Stoiſchen Secte ſoll folgende Meinung von dem Heraclitus entlehnet haben: Die Welt werde nach Verflieſſung gewiſſer Zeitlaͤufte wechſelsweiſe durchs Feuer aufgeloͤſet, und hernach wieder aufs neue daraus hervor- gebracht

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Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/32>, abgerufen am 21.11.2024.