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Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905.

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früh bis spät, alljährlich ein Ausspannen zu ermöglichen, ihr
Sonntagsruhe, Feierabend nach arbeitsreichen Wochen und
Tagen zu verschaffen. Der Mann nimmt der Frauen Wirken
meist als etwas Selbstverständliches hin, er vergißt, von welch
hoher Bedeutung - auch in volkswirtschaftlicher Beziehung -
die Arbeitsleistung der Hausfrau auch heute noch ist. Er
glaubt, der alleinige Erhalter und Ernährer der Familie zu
sein, denkt nicht daran, daß auch die Arbeit der Frau Werte
schafft, die er ohne sie - soweit diese Werte überhaupt käuf-
lich sind - mit Geld aufwiegen müßte.

Mindergeachtet, mindergelohnt ist die Arbeit der Frau
auch in Berufen außer dem Hause.

Gerecht könnte das allenfalls scheinen, wenn man unter
Männern und Frauen Verheiratete von Unverheirateten son-
dern, dem Familienvater, der kinderreichen Witwe, die durch
ihre Arbeit noch andere mit ernähren, größere Einnahmen
zubilligen wollte, als den alleinstehenden Männern und Frauen.
Weshalb aber rangiert der Junggeselle mit
dem Familienvater
, die Frau aber - auch wenn
sie einen hilflosen Mann oder eigene Kinder
zu erhalten hat
- weit unter den beiden? Obwohl sie
durch Hausfrauenpflichten doppelt belastet ist, doppelt der Er-
holung bedürfte? Warum wird der Frau ein für allemal
niedrigeres Gehalt ausgesetzt?

Weil sie minderwertig arbeitet, sagen manche. So lange ihr
nur minderwertige Ausbildung zuteil wird, ist das
vielleicht richtig. Sonst aber sind Frauen tüchtig und pflichtgetreu
in ihrem Beruf, wie Tausende berufstätiger Frauen beweisen.

Weil sie weniger Bedürfnisse hat als der Mann, behaup-
ten dann andere. Aber erstens ist ihre Bedürfnislosigkeit
oft eine erzwungene, ist Folge, nicht Ursache schlechter

früh bis spät, alljährlich ein Ausspannen zu ermöglichen, ihr
Sonntagsruhe, Feierabend nach arbeitsreichen Wochen und
Tagen zu verschaffen. Der Mann nimmt der Frauen Wirken
meist als etwas Selbstverständliches hin, er vergißt, von welch
hoher Bedeutung – auch in volkswirtschaftlicher Beziehung –
die Arbeitsleistung der Hausfrau auch heute noch ist. Er
glaubt, der alleinige Erhalter und Ernährer der Familie zu
sein, denkt nicht daran, daß auch die Arbeit der Frau Werte
schafft, die er ohne sie – soweit diese Werte überhaupt käuf-
lich sind – mit Geld aufwiegen müßte.

Mindergeachtet, mindergelohnt ist die Arbeit der Frau
auch in Berufen außer dem Hause.

Gerecht könnte das allenfalls scheinen, wenn man unter
Männern und Frauen Verheiratete von Unverheirateten son-
dern, dem Familienvater, der kinderreichen Witwe, die durch
ihre Arbeit noch andere mit ernähren, größere Einnahmen
zubilligen wollte, als den alleinstehenden Männern und Frauen.
Weshalb aber rangiert der Junggeselle mit
dem Familienvater
, die Frau aber – auch wenn
sie einen hilflosen Mann oder eigene Kinder
zu erhalten hat
– weit unter den beiden? Obwohl sie
durch Hausfrauenpflichten doppelt belastet ist, doppelt der Er-
holung bedürfte? Warum wird der Frau ein für allemal
niedrigeres Gehalt ausgesetzt?

Weil sie minderwertig arbeitet, sagen manche. So lange ihr
nur minderwertige Ausbildung zuteil wird, ist das
vielleicht richtig. Sonst aber sind Frauen tüchtig und pflichtgetreu
in ihrem Beruf, wie Tausende berufstätiger Frauen beweisen.

Weil sie weniger Bedürfnisse hat als der Mann, behaup-
ten dann andere. Aber erstens ist ihre Bedürfnislosigkeit
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[96/0106] früh bis spät, alljährlich ein Ausspannen zu ermöglichen, ihr Sonntagsruhe, Feierabend nach arbeitsreichen Wochen und Tagen zu verschaffen. Der Mann nimmt der Frauen Wirken meist als etwas Selbstverständliches hin, er vergißt, von welch hoher Bedeutung – auch in volkswirtschaftlicher Beziehung – die Arbeitsleistung der Hausfrau auch heute noch ist. Er glaubt, der alleinige Erhalter und Ernährer der Familie zu sein, denkt nicht daran, daß auch die Arbeit der Frau Werte schafft, die er ohne sie – soweit diese Werte überhaupt käuf- lich sind – mit Geld aufwiegen müßte. Mindergeachtet, mindergelohnt ist die Arbeit der Frau auch in Berufen außer dem Hause. Gerecht könnte das allenfalls scheinen, wenn man unter Männern und Frauen Verheiratete von Unverheirateten son- dern, dem Familienvater, der kinderreichen Witwe, die durch ihre Arbeit noch andere mit ernähren, größere Einnahmen zubilligen wollte, als den alleinstehenden Männern und Frauen. Weshalb aber rangiert der Junggeselle mit dem Familienvater, die Frau aber – auch wenn sie einen hilflosen Mann oder eigene Kinder zu erhalten hat – weit unter den beiden? Obwohl sie durch Hausfrauenpflichten doppelt belastet ist, doppelt der Er- holung bedürfte? Warum wird der Frau ein für allemal niedrigeres Gehalt ausgesetzt? Weil sie minderwertig arbeitet, sagen manche. So lange ihr nur minderwertige Ausbildung zuteil wird, ist das vielleicht richtig. Sonst aber sind Frauen tüchtig und pflichtgetreu in ihrem Beruf, wie Tausende berufstätiger Frauen beweisen. Weil sie weniger Bedürfnisse hat als der Mann, behaup- ten dann andere. Aber erstens ist ihre Bedürfnislosigkeit oft eine erzwungene, ist Folge, nicht Ursache schlechter

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Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-08-20T13:59:15Z)
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Zitationshilfe: Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/106>, abgerufen am 23.11.2024.