denen Gegenden Deutschlands. Jm Jahr 1888 wurde in Weimar der Verein "Frauenbildungs-Reform" von Frau J. Kettler gegründet und 1889 entstanden in Berlin die "Realkurse für Frauen" unter Helene Langes Leitung. Die Stärke des Vereins Frauenbildungs-Reform lag darin, daß er seine Mittel auf die Bearbeitung eines eng um- grenzten Gebietes - eben auf die Erschließung der wissen- schaftlichen Berufe - verwendete. Sein Programm war da- her in erster Linie auf die Gründung von Mädchengymnasien gerichtet, um damit zunächst Gelegenheit zu vollwertiger Vor- bildung für das Universitätsstudium zu schaffen. Am 16. Sept. 1893 wurde als sein Werk das Karlsruher Mädchen- gymnasium mit 24 Schülerinnen eröffnet. Der Lehrplan näherte sich dem der Knabengymnasien in den unteren Klassen und sollte sich ihm von Obersekunda an vollständig angleichen. Da man aber den Eltern nicht zumuten wollte, sich allzu früh über den Lebensberuf ihrer Töchter zu entscheiden, hatten die Schülerinnen zuerst 6 Jahre lang die höhere Mädchenschule zu besuchen, ihre Aufnahme in die sechs Mittel- und Oberklassen umfassende Anstalt erfolgte erst nach dem vollendeten 12. Le- bensjahre.
Der Verein hatte schon bald nach seiner Gründung mit allerlei inneren Schwierigkeiten zu kämpfen. Er wechselte Na- men und Vorsitzende, errang dann aber nach seiner Reorga- nisation als Verein "Frauenbildung-Frauenstudium" bald einige ermutigende Erfolge. Namentlich Baden ehrte sich selbst, als - zu einer Zeit, in der alle anderen deutschen Staaten den Bildungsbestrebungen der Frauen noch ablehnend gegenüber- standen,- seine Hauptstadt Karlsruhe im Jahre 1898 das Mädchengymnasium als städtische Anstalt übernahm.
denen Gegenden Deutschlands. Jm Jahr 1888 wurde in Weimar der Verein „Frauenbildungs-Reform“ von Frau J. Kettler gegründet und 1889 entstanden in Berlin die „Realkurse für Frauen“ unter Helene Langes Leitung. Die Stärke des Vereins Frauenbildungs-Reform lag darin, daß er seine Mittel auf die Bearbeitung eines eng um- grenzten Gebietes – eben auf die Erschließung der wissen- schaftlichen Berufe – verwendete. Sein Programm war da- her in erster Linie auf die Gründung von Mädchengymnasien gerichtet, um damit zunächst Gelegenheit zu vollwertiger Vor- bildung für das Universitätsstudium zu schaffen. Am 16. Sept. 1893 wurde als sein Werk das Karlsruher Mädchen- gymnasium mit 24 Schülerinnen eröffnet. Der Lehrplan näherte sich dem der Knabengymnasien in den unteren Klassen und sollte sich ihm von Obersekunda an vollständig angleichen. Da man aber den Eltern nicht zumuten wollte, sich allzu früh über den Lebensberuf ihrer Töchter zu entscheiden, hatten die Schülerinnen zuerst 6 Jahre lang die höhere Mädchenschule zu besuchen, ihre Aufnahme in die sechs Mittel- und Oberklassen umfassende Anstalt erfolgte erst nach dem vollendeten 12. Le- bensjahre.
Der Verein hatte schon bald nach seiner Gründung mit allerlei inneren Schwierigkeiten zu kämpfen. Er wechselte Na- men und Vorsitzende, errang dann aber nach seiner Reorga- nisation als Verein „Frauenbildung-Frauenstudium“ bald einige ermutigende Erfolge. Namentlich Baden ehrte sich selbst, als – zu einer Zeit, in der alle anderen deutschen Staaten den Bildungsbestrebungen der Frauen noch ablehnend gegenüber- standen,– seine Hauptstadt Karlsruhe im Jahre 1898 das Mädchengymnasium als städtische Anstalt übernahm.
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denen Gegenden Deutschlands. Jm Jahr 1888 wurde in Weimar
der Verein „Frauenbildungs-Reform“ von Frau
J. Kettler gegründet und 1889 entstanden in Berlin die
„Realkurse für Frauen“ unter Helene Langes
Leitung. Die Stärke des Vereins Frauenbildungs-Reform lag
darin, daß er seine Mittel auf die Bearbeitung eines eng um-
grenzten Gebietes – eben auf die Erschließung der wissen-
schaftlichen Berufe – verwendete. Sein Programm war da-
her in erster Linie auf die Gründung von Mädchengymnasien
gerichtet, um damit zunächst Gelegenheit zu vollwertiger Vor-
bildung für das Universitätsstudium zu schaffen. Am 16. Sept.
1893 wurde als sein Werk das Karlsruher Mädchen-
gymnasium mit 24 Schülerinnen eröffnet. Der Lehrplan
näherte sich dem der Knabengymnasien in den unteren Klassen
und sollte sich ihm von Obersekunda an vollständig angleichen.
Da man aber den Eltern nicht zumuten wollte, sich allzu früh
über den Lebensberuf ihrer Töchter zu entscheiden, hatten die
Schülerinnen zuerst 6 Jahre lang die höhere Mädchenschule zu
besuchen, ihre Aufnahme in die sechs Mittel- und Oberklassen
umfassende Anstalt erfolgte erst nach dem vollendeten 12. Le-
bensjahre.
Der Verein hatte schon bald nach seiner Gründung mit
allerlei inneren Schwierigkeiten zu kämpfen. Er wechselte Na-
men und Vorsitzende, errang dann aber nach seiner Reorga-
nisation als Verein „Frauenbildung-Frauenstudium“ bald einige
ermutigende Erfolge. Namentlich Baden ehrte sich selbst, als
– zu einer Zeit, in der alle anderen deutschen Staaten den
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standen,– seine Hauptstadt Karlsruhe im Jahre
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Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/94>, abgerufen am 16.02.2025.
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