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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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der Glasmacher-Kunst.

Daß man zu dem Aqva fort etwas von Arsenic thun soll/ finde ich
auch bey der Frauen Isabell Cordesia, deren Buch vor 18. Jahren zu
Venedig gedrucket worden/ und also eher an den Tag gekommen/ als
dieses unsers Autoris Neri Buch: Man findet von der Bereitung dieses
Scheidwassers unterschiedliche Compositiones; allein es wird bey allen
der Salpeter/ als ein starckes und vielkräfftiges ingrediens, gefunden:
Es sind deren auch viel/ welche das Aqva fort oder Scheidwasser/ aus
dem Ungrischen Vitriol und Salpeter alleine machen; Einige auch aus
dem Englischen Calcanth/ als welche Art des Scheidwassers/ bey denen
Färbern in gemeinen Gebrauch ist; solches Wasser aber würde noch
besser seyn/ so es samt dem Salpeter von dem Dantziger Vitriol berei-
tet würde: Dieses Dantziger Vitriols bedienen sich die Metallenrei-
niger am meisten/ denn der bey uns in Engelland wird etwas lettigt be-
funden.

Andere nehmen in der Bereitung des Scheidwassers/ an stat des
Vitriols/ Alaun/ dieser aber giebet nichts/ als ein schwaches Phlegma:
Noch andere haben Stein-Saltz darzu gethan; allein man hats aus der
Erfahrung/ daß solches Saltz wenig Spiritum giebet/ sondern es hän-
get sich an den Retorten-Hals/ verhindert den Zugang der Spirituum,
und machet also daß die Gefässe zerbrechen.

Wann im Distilliren die höchste Röthe vorbey/ so sind die Spiritus
vom Salpeter alle herüber gegangen; und alsdann kan man das Feuer
auslöschen; denn alles was nach diesem kommet/ ist nichts anders als
ein Vitriol-Spiritus, als welcher die Operation des Salpeter-Spiritus,
in Aufflösung der Metallen nur verhindert.

Jch habe bey den Metallenreinigern/ innerhalb 24. Stund/ das
beste Scheidwasser zweymahl bereiten sehen; als in welcher kurtzen Zeit/
bey solchen Grad des Feuers/ wenig von dem Vitriol-Spiritus herü-
ber steigen kunte/ indem solche Spiritus ein dreytägiges stetiges/ ja die 2.
letzten Tage ein überaus starckes Feuer erfordern/ so sie anders sollen
herüber steigen und extrabiret werden: Bey dem Aqva fort aber hilfft
vielleicht die Flüchtigkeit des Spiritus Nitri, daß sie/ die Vitriol-Spiritus,
eher herüber kommen.

Jn der Bereitung des gedachten Scheidwassers/ lässet unser Au-
tor
etwas aus/ welches doch höchst nöthig/ und bey den Metallenreini-
gern allezeit im Gebrauch ist/ so sie anders kein unreines Aqva fort be-
kommen wollen. Die Art und Weis solcher Bereitung/ wie auch die

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der Glasmacher-Kunſt.

Daß man zu dem Aqva fort etwas von Arſenic thun ſoll/ finde ich
auch bey der Frauen Iſabell Cordeſia, deren Buch vor 18. Jahren zu
Venedig gedrucket worden/ und alſo eher an den Tag gekommen/ als
dieſes unſers Autoris Neri Buch: Man findet von der Bereitung dieſes
Scheidwaſſers unterſchiedliche Compoſitiones; allein es wird bey allen
der Salpeter/ als ein ſtarckes und vielkraͤfftiges ingrediens, gefunden:
Es ſind deren auch viel/ welche das Aqva fort oder Scheidwaſſer/ aus
dem Ungriſchen Vitriol und Salpeter alleine machen; Einige auch aus
dem Engliſchen Calcanth/ als welche Art des Scheidwaſſers/ bey denen
Faͤrbern in gemeinen Gebrauch iſt; ſolches Waſſer aber wuͤrde noch
beſſer ſeyn/ ſo es ſamt dem Salpeter von dem Dantziger Vitriol berei-
tet wuͤrde: Dieſes Dantziger Vitriols bedienen ſich die Metallenrei-
niger am meiſten/ denn der bey uns in Engelland wird etwas lettigt be-
funden.

Andere nehmen in der Bereitung des Scheidwaſſers/ an ſtat des
Vitriols/ Alaun/ dieſer aber giebet nichts/ als ein ſchwaches Phlegma:
Noch andere haben Stein-Saltz darzu gethan; allein man hats aus der
Erfahrung/ daß ſolches Saltz wenig Spiritum giebet/ ſondern es haͤn-
get ſich an den Retorten-Hals/ verhindert den Zugang der Spirituum,
und machet alſo daß die Gefaͤſſe zerbrechen.

Wann im Diſtilliren die hoͤchſte Roͤthe vorbey/ ſo ſind die Spiritus
vom Salpeter alle heruͤber gegangen; und alsdann kan man das Feuer
ausloͤſchen; denn alles was nach dieſem kommet/ iſt nichts anders als
ein Vitriol-Spiritus, als welcher die Operation des Salpeter-Spiritus,
in Auffloͤſung der Metallen nur verhindert.

Jch habe bey den Metallenreinigern/ innerhalb 24. Stund/ das
beſte Scheidwaſſer zweymahl bereiten ſehen; als in welcher kurtzen Zeit/
bey ſolchen Grad des Feuers/ wenig von dem Vitriol-Spiritus heruͤ-
ber ſteigen kunte/ indem ſolche Spiritus ein dreytaͤgiges ſtetiges/ ja die 2.
letzten Tage ein uͤberaus ſtarckes Feuer erfordern/ ſo ſie anders ſollen
heruͤber ſteigen und extrabiret werden: Bey dem Aqva fort aber hilfft
vielleicht die Fluͤchtigkeit des Spiritus Nitri, daß ſie/ die Vitriol-Spiritus,
eher heruͤber kommen.

Jn der Bereitung des gedachten Scheidwaſſers/ laͤſſet unſer Au-
tor
etwas aus/ welches doch hoͤchſt noͤthig/ und bey den Metallenreini-
gern allezeit im Gebrauch iſt/ ſo ſie anders kein unreines Aqva fort be-
kommen wollen. Die Art und Weis ſolcher Bereitung/ wie auch die

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[287/0331] der Glasmacher-Kunſt. Daß man zu dem Aqva fort etwas von Arſenic thun ſoll/ finde ich auch bey der Frauen Iſabell Cordeſia, deren Buch vor 18. Jahren zu Venedig gedrucket worden/ und alſo eher an den Tag gekommen/ als dieſes unſers Autoris Neri Buch: Man findet von der Bereitung dieſes Scheidwaſſers unterſchiedliche Compoſitiones; allein es wird bey allen der Salpeter/ als ein ſtarckes und vielkraͤfftiges ingrediens, gefunden: Es ſind deren auch viel/ welche das Aqva fort oder Scheidwaſſer/ aus dem Ungriſchen Vitriol und Salpeter alleine machen; Einige auch aus dem Engliſchen Calcanth/ als welche Art des Scheidwaſſers/ bey denen Faͤrbern in gemeinen Gebrauch iſt; ſolches Waſſer aber wuͤrde noch beſſer ſeyn/ ſo es ſamt dem Salpeter von dem Dantziger Vitriol berei- tet wuͤrde: Dieſes Dantziger Vitriols bedienen ſich die Metallenrei- niger am meiſten/ denn der bey uns in Engelland wird etwas lettigt be- funden. Andere nehmen in der Bereitung des Scheidwaſſers/ an ſtat des Vitriols/ Alaun/ dieſer aber giebet nichts/ als ein ſchwaches Phlegma: Noch andere haben Stein-Saltz darzu gethan; allein man hats aus der Erfahrung/ daß ſolches Saltz wenig Spiritum giebet/ ſondern es haͤn- get ſich an den Retorten-Hals/ verhindert den Zugang der Spirituum, und machet alſo daß die Gefaͤſſe zerbrechen. Wann im Diſtilliren die hoͤchſte Roͤthe vorbey/ ſo ſind die Spiritus vom Salpeter alle heruͤber gegangen; und alsdann kan man das Feuer ausloͤſchen; denn alles was nach dieſem kommet/ iſt nichts anders als ein Vitriol-Spiritus, als welcher die Operation des Salpeter-Spiritus, in Auffloͤſung der Metallen nur verhindert. Jch habe bey den Metallenreinigern/ innerhalb 24. Stund/ das beſte Scheidwaſſer zweymahl bereiten ſehen; als in welcher kurtzen Zeit/ bey ſolchen Grad des Feuers/ wenig von dem Vitriol-Spiritus heruͤ- ber ſteigen kunte/ indem ſolche Spiritus ein dreytaͤgiges ſtetiges/ ja die 2. letzten Tage ein uͤberaus ſtarckes Feuer erfordern/ ſo ſie anders ſollen heruͤber ſteigen und extrabiret werden: Bey dem Aqva fort aber hilfft vielleicht die Fluͤchtigkeit des Spiritus Nitri, daß ſie/ die Vitriol-Spiritus, eher heruͤber kommen. Jn der Bereitung des gedachten Scheidwaſſers/ laͤſſet unſer Au- tor etwas aus/ welches doch hoͤchſt noͤthig/ und bey den Metallenreini- gern allezeit im Gebrauch iſt/ ſo ſie anders kein unreines Aqva fort be- kommen wollen. Die Art und Weis ſolcher Bereitung/ wie auch die Sum- N n iij

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/331>, abgerufen am 24.11.2024.