den Gesicht und einem sogenannten Horn auf der Stirne, das in der Mitte über beiden Augen saß und so groß war, daß Friedrich es im Scherz ein drittes Auge nennen konnte. Bist schon da, Dreiäugiger? sagte er, ihm die Hand bietend. Die Alte hieß ihn sehr freundlich willkommen und bedankte sich bei ihm für den stolzen Küchengruß, den er gesandt habe; sie vermied es klüglich zu fragen, wie er eine so be¬ deutende Beisteuer aufgebracht. Man schwatzte eine Weile von gleich¬ gültigen Dingen, ohne daß der Hirschbauer, der in der Stube zu Bette lag, sich in das Gespräch mischte. Dann gingen die Drei mit einander fort, um unter dem Hause ihr Geschäft mit einander ab¬ zumachen.
Was meinst, Christle? sagte Friedrich. Der Jerg ist doch ein scharfsinniger Kopf, der hat's von selber gemerkt, daß ich wieder einen Handel mit dir machen will.
Es ist gut merken gewesen, Frieder, sagte Jerg. Seit einiger Zeit hast du immer das link' Aug' von Zeit zu Zeit zugedrückt und hast mit dem rechten grad' vor dich hingesehen, so daß ich immer hab' denken müssen: der thut in Gedanken zielen. Es ist mir dabei ein¬ gefallen, was der Krämerchristle von dir gesagt hat: die Katz' läßt das Mausen nicht.
Alle Drei lachten. Ich will dir beweisen, daß ich noch ein scharf¬ sinnigerer Kopf bin als der da, sagte Christle. Thut's dir nicht and nach deiner schönen Büchs'?
Ja, wenn ich die wieder haben könnt'! rief Friedrich.
Bruderherz, kannst sie haben! Ich hab' dir sie aufgehoben, weil ich wohl gewußt hab', daß du wieder nach ihr fragen wirst.
Sie lachten noch stärker. Heißt das, setzte Christle hinzu, bei der Hand hab' ich sie nicht, sondern ich hab' sie in Gmünd versetzt, aber dort kann ich sie jeden Augenblick wieder haben. Und damit du siehst, daß ich nicht bloß scharfsinnig, sondern auch ehrlich gegen dich bin -- wie? unterbrach er sich, zu Jerg gewendet, was hat er denn zu dem Geld gesagt, das ich ihm für das Gewehr geschickt hab'? Hat er mich nichts geheißen?
Ei ja, 'n dreiäugigen Spitzbuben.
Siehst, um das nämlich' Geld kannst dein Gewehr wieder haben. Jetzt geh' und heiß' mich noch einmal 'n Spitzbuben.
den Geſicht und einem ſogenannten Horn auf der Stirne, das in der Mitte über beiden Augen ſaß und ſo groß war, daß Friedrich es im Scherz ein drittes Auge nennen konnte. Biſt ſchon da, Dreiäugiger? ſagte er, ihm die Hand bietend. Die Alte hieß ihn ſehr freundlich willkommen und bedankte ſich bei ihm für den ſtolzen Küchengruß, den er geſandt habe; ſie vermied es klüglich zu fragen, wie er eine ſo be¬ deutende Beiſteuer aufgebracht. Man ſchwatzte eine Weile von gleich¬ gültigen Dingen, ohne daß der Hirſchbauer, der in der Stube zu Bette lag, ſich in das Geſpräch miſchte. Dann gingen die Drei mit einander fort, um unter dem Hauſe ihr Geſchäft mit einander ab¬ zumachen.
Was meinſt, Chriſtle? ſagte Friedrich. Der Jerg iſt doch ein ſcharfſinniger Kopf, der hat's von ſelber gemerkt, daß ich wieder einen Handel mit dir machen will.
Es iſt gut merken geweſen, Frieder, ſagte Jerg. Seit einiger Zeit haſt du immer das link' Aug' von Zeit zu Zeit zugedrückt und haſt mit dem rechten grad' vor dich hingeſehen, ſo daß ich immer hab' denken müſſen: der thut in Gedanken zielen. Es iſt mir dabei ein¬ gefallen, was der Krämerchriſtle von dir geſagt hat: die Katz' läßt das Mauſen nicht.
Alle Drei lachten. Ich will dir beweiſen, daß ich noch ein ſcharf¬ ſinnigerer Kopf bin als der da, ſagte Chriſtle. Thut's dir nicht and nach deiner ſchönen Büchſ'?
Ja, wenn ich die wieder haben könnt'! rief Friedrich.
Bruderherz, kannſt ſie haben! Ich hab' dir ſie aufgehoben, weil ich wohl gewußt hab', daß du wieder nach ihr fragen wirſt.
Sie lachten noch ſtärker. Heißt das, ſetzte Chriſtle hinzu, bei der Hand hab' ich ſie nicht, ſondern ich hab' ſie in Gmünd verſetzt, aber dort kann ich ſie jeden Augenblick wieder haben. Und damit du ſiehſt, daß ich nicht bloß ſcharfſinnig, ſondern auch ehrlich gegen dich bin — wie? unterbrach er ſich, zu Jerg gewendet, was hat er denn zu dem Geld geſagt, das ich ihm für das Gewehr geſchickt hab'? Hat er mich nichts geheißen?
Ei ja, 'n dreiäugigen Spitzbuben.
Siehſt, um das nämlich' Geld kannſt dein Gewehr wieder haben. Jetzt geh' und heiß' mich noch einmal 'n Spitzbuben.
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den Geſicht und einem ſogenannten Horn auf der Stirne, das in der
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ſagte er, ihm die Hand bietend. Die Alte hieß ihn ſehr freundlich
willkommen und bedankte ſich bei ihm für den ſtolzen Küchengruß, den
er geſandt habe; ſie vermied es klüglich zu fragen, wie er eine ſo be¬
deutende Beiſteuer aufgebracht. Man ſchwatzte eine Weile von gleich¬
gültigen Dingen, ohne daß der Hirſchbauer, der in der Stube zu
Bette lag, ſich in das Geſpräch miſchte. Dann gingen die Drei mit
einander fort, um unter dem Hauſe ihr Geſchäft mit einander ab¬
zumachen.
Was meinſt, Chriſtle? ſagte Friedrich. Der Jerg iſt doch ein
ſcharfſinniger Kopf, der hat's von ſelber gemerkt, daß ich wieder einen
Handel mit dir machen will.
Es iſt gut merken geweſen, Frieder, ſagte Jerg. Seit einiger
Zeit haſt du immer das link' Aug' von Zeit zu Zeit zugedrückt und
haſt mit dem rechten grad' vor dich hingeſehen, ſo daß ich immer hab'
denken müſſen: der thut in Gedanken zielen. Es iſt mir dabei ein¬
gefallen, was der Krämerchriſtle von dir geſagt hat: die Katz' läßt
das Mauſen nicht.
Alle Drei lachten. Ich will dir beweiſen, daß ich noch ein ſcharf¬
ſinnigerer Kopf bin als der da, ſagte Chriſtle. Thut's dir nicht and
nach deiner ſchönen Büchſ'?
Ja, wenn ich die wieder haben könnt'! rief Friedrich.
Bruderherz, kannſt ſie haben! Ich hab' dir ſie aufgehoben, weil
ich wohl gewußt hab', daß du wieder nach ihr fragen wirſt.
Sie lachten noch ſtärker. Heißt das, ſetzte Chriſtle hinzu, bei der
Hand hab' ich ſie nicht, ſondern ich hab' ſie in Gmünd verſetzt, aber
dort kann ich ſie jeden Augenblick wieder haben. Und damit du ſiehſt,
daß ich nicht bloß ſcharfſinnig, ſondern auch ehrlich gegen dich bin —
wie? unterbrach er ſich, zu Jerg gewendet, was hat er denn zu dem
Geld geſagt, das ich ihm für das Gewehr geſchickt hab'? Hat er mich
nichts geheißen?
Ei ja, 'n dreiäugigen Spitzbuben.
Siehſt, um das nämlich' Geld kannſt dein Gewehr wieder haben.
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Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_sonnenwirth_1855/239>, abgerufen am 21.11.2024.
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