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Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855.

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schon manchmal etwas vorausgesagt hat. Es kann auch nicht anders
sein: wenn's der Ein' hebt und der Ander' nicht fahren läßt, so muß
es zuletzt ein Unglück geben. Schmeiß' deine Butellen hin, setzte er
hastig drängend hinzu, und geh' mit, wie du gehst und stehst. Komm,
nimm die Hand, die ich dir biet', so eine Gelegenheit kommt nicht
zum zweitenmal.

Friedrich lächelte ein wenig, denn er glaubte sich zu erinnern, daß
nicht alle Unglücksprophezeiungen des Alten eingetroffen seien. Auch
glaubte er kaum zweifeln zu können, daß zu der guten Gesinnung,
die derselbe gegen ihn selbst hegte, sich einige Rachelust gegen seinen
Vater gesellt habe. -- Jakob, sagte er, in Stern mit Euch zu gehen,
daraus würd' ich mir unter andern Umständen gar nichts machen,
denn der Stern ist mir ein ganz honnett's Haus. Aber bedenket: wenn
ich Euch, nach dem was zwischen Euch und meinem Vater vorgefallen
sein muß, gleichsam aus der Sonne in den Stern ausziehen hülf' und
vom Stern aus mit Euch fortzög', um meinem Vater und Vaterhaus
gleichfalls Valet zu sagen -- wie arg thät' man mir das 'rumdrehen!
Euer Anerbieten, ich sag's noch einmal, ist tausend Danks werth und
verdient alle Ueberlegung, und daß ich gern bei Euch bin, das wisset
Ihr ja schon lang. Aber so im Hui kann ich nicht mit. Ich kann
den Wein nicht auf den Boden schütten, wie ich heut schon einmal
gethan hab', denn ich hätt' jetzt nicht so viel Geld um ihn zu zahlen,
und möcht' Euch doch auch nicht gleich zum Anfang für mich in un¬
nöthige Kosten bringen. Und dann, wenn ich jetzt fortlief', während
noch der Georg mit seiner Braut da ist, so thäten die Leut' natürlich
sagen, ich hab' mich dran gespiegelt und geschämt und hab's nicht
ausgehalten neben so einem vernünftigen, braven, rechtschaffenen, rei¬
chen Paar, und was dergleichen Zeugs ist. Ich seh' Euch ja fort¬
fahren, denn wenn Ihr auch aus'm Stern abfahret, so müsset Ihr
doch da vorbei, und dann geb' ich Euch auf alle Fäll' das Geleit',
wie einem Vater, und wir reden weiter mit einander. Darum sag'
ich Euch jetzt auch nicht Adje.

Er thut's nicht, brummte der alte Mann, während er die Treppe
hinunterstieg. Der Stolz läßt's ihm nicht zu. Es ist Einer wie der
Ander'.

Es war hohe Zeit, als Friedrich mit den Flaschen in die Stube

ſchon manchmal etwas vorausgeſagt hat. Es kann auch nicht anders
ſein: wenn's der Ein' hebt und der Ander' nicht fahren läßt, ſo muß
es zuletzt ein Unglück geben. Schmeiß' deine Butellen hin, ſetzte er
haſtig drängend hinzu, und geh' mit, wie du gehſt und ſtehſt. Komm,
nimm die Hand, die ich dir biet', ſo eine Gelegenheit kommt nicht
zum zweitenmal.

Friedrich lächelte ein wenig, denn er glaubte ſich zu erinnern, daß
nicht alle Unglücksprophezeiungen des Alten eingetroffen ſeien. Auch
glaubte er kaum zweifeln zu können, daß zu der guten Geſinnung,
die derſelbe gegen ihn ſelbſt hegte, ſich einige Racheluſt gegen ſeinen
Vater geſellt habe. — Jakob, ſagte er, in Stern mit Euch zu gehen,
daraus würd' ich mir unter andern Umſtänden gar nichts machen,
denn der Stern iſt mir ein ganz honnett's Haus. Aber bedenket: wenn
ich Euch, nach dem was zwiſchen Euch und meinem Vater vorgefallen
ſein muß, gleichſam aus der Sonne in den Stern ausziehen hülf' und
vom Stern aus mit Euch fortzög', um meinem Vater und Vaterhaus
gleichfalls Valet zu ſagen — wie arg thät' man mir das 'rumdrehen!
Euer Anerbieten, ich ſag's noch einmal, iſt tauſend Danks werth und
verdient alle Ueberlegung, und daß ich gern bei Euch bin, das wiſſet
Ihr ja ſchon lang. Aber ſo im Hui kann ich nicht mit. Ich kann
den Wein nicht auf den Boden ſchütten, wie ich heut ſchon einmal
gethan hab', denn ich hätt' jetzt nicht ſo viel Geld um ihn zu zahlen,
und möcht' Euch doch auch nicht gleich zum Anfang für mich in un¬
nöthige Koſten bringen. Und dann, wenn ich jetzt fortlief', während
noch der Georg mit ſeiner Braut da iſt, ſo thäten die Leut' natürlich
ſagen, ich hab' mich dran geſpiegelt und geſchämt und hab's nicht
ausgehalten neben ſo einem vernünftigen, braven, rechtſchaffenen, rei¬
chen Paar, und was dergleichen Zeugs iſt. Ich ſeh' Euch ja fort¬
fahren, denn wenn Ihr auch aus'm Stern abfahret, ſo müſſet Ihr
doch da vorbei, und dann geb' ich Euch auf alle Fäll' das Geleit',
wie einem Vater, und wir reden weiter mit einander. Darum ſag'
ich Euch jetzt auch nicht Adje.

Er thut's nicht, brummte der alte Mann, während er die Treppe
hinunterſtieg. Der Stolz läßt's ihm nicht zu. Es iſt Einer wie der
Ander'.

Es war hohe Zeit, als Friedrich mit den Flaſchen in die Stube

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[252/0268] ſchon manchmal etwas vorausgeſagt hat. Es kann auch nicht anders ſein: wenn's der Ein' hebt und der Ander' nicht fahren läßt, ſo muß es zuletzt ein Unglück geben. Schmeiß' deine Butellen hin, ſetzte er haſtig drängend hinzu, und geh' mit, wie du gehſt und ſtehſt. Komm, nimm die Hand, die ich dir biet', ſo eine Gelegenheit kommt nicht zum zweitenmal. Friedrich lächelte ein wenig, denn er glaubte ſich zu erinnern, daß nicht alle Unglücksprophezeiungen des Alten eingetroffen ſeien. Auch glaubte er kaum zweifeln zu können, daß zu der guten Geſinnung, die derſelbe gegen ihn ſelbſt hegte, ſich einige Racheluſt gegen ſeinen Vater geſellt habe. — Jakob, ſagte er, in Stern mit Euch zu gehen, daraus würd' ich mir unter andern Umſtänden gar nichts machen, denn der Stern iſt mir ein ganz honnett's Haus. Aber bedenket: wenn ich Euch, nach dem was zwiſchen Euch und meinem Vater vorgefallen ſein muß, gleichſam aus der Sonne in den Stern ausziehen hülf' und vom Stern aus mit Euch fortzög', um meinem Vater und Vaterhaus gleichfalls Valet zu ſagen — wie arg thät' man mir das 'rumdrehen! Euer Anerbieten, ich ſag's noch einmal, iſt tauſend Danks werth und verdient alle Ueberlegung, und daß ich gern bei Euch bin, das wiſſet Ihr ja ſchon lang. Aber ſo im Hui kann ich nicht mit. Ich kann den Wein nicht auf den Boden ſchütten, wie ich heut ſchon einmal gethan hab', denn ich hätt' jetzt nicht ſo viel Geld um ihn zu zahlen, und möcht' Euch doch auch nicht gleich zum Anfang für mich in un¬ nöthige Koſten bringen. Und dann, wenn ich jetzt fortlief', während noch der Georg mit ſeiner Braut da iſt, ſo thäten die Leut' natürlich ſagen, ich hab' mich dran geſpiegelt und geſchämt und hab's nicht ausgehalten neben ſo einem vernünftigen, braven, rechtſchaffenen, rei¬ chen Paar, und was dergleichen Zeugs iſt. Ich ſeh' Euch ja fort¬ fahren, denn wenn Ihr auch aus'm Stern abfahret, ſo müſſet Ihr doch da vorbei, und dann geb' ich Euch auf alle Fäll' das Geleit', wie einem Vater, und wir reden weiter mit einander. Darum ſag' ich Euch jetzt auch nicht Adje. Er thut's nicht, brummte der alte Mann, während er die Treppe hinunterſtieg. Der Stolz läßt's ihm nicht zu. Es iſt Einer wie der Ander'. Es war hohe Zeit, als Friedrich mit den Flaſchen in die Stube

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Zitationshilfe: Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_sonnenwirth_1855/268>, abgerufen am 21.11.2024.