etwas abgekürzt. Der Oberstab ist in Göppingen, wo Er Sein Ur¬ theil empfangen wird. Deshalb will ich Ihn in Güte darauf hinge¬ wiesen haben, daß Er sich nicht das Protokoll durch weitere Hartnäckig¬ keit selbst verdirbt. Denn das Sprichwort sagt bekanntlich: wie man berichtet, so richtet man. Uebrigens seh' ich nicht ein, wie Er behaup¬ ten kann, man wolle Ihn nicht ehrlich werden lassen. Wer verwehrt Ihm denn das? Im Gegentheil, es handelt sich ja darum, Ihn auf den rechten Weg zurückzubringen.
Ich hab' meinem Schatz versprochen, daß ich sie und ihr Kind zu Ehren bringen will, murrte Friedrich mit einigem Unmuth, daß er nicht verstanden worden war. So lang' ich mein Wort nicht halt', bin ich auch kein ehrlicher Mann, und man leid't's ja nicht, daß ich's halten soll.
Ja so, das ist's, versetzte der Amtmann. Das scheint die Ursache gewesen zu sein, nicht wahr, daß Er die verschiedenen Redensarten ausgestoßen hat, die ich Ihm jetzt vorhalten muß?
Mit dem befriedigenden Bewußtsein, durch seine Bonhommie dem trotzigen Delinquenten das Band der Zunge gelöst zu haben, zählte ihm der Amtmann die Sünden dieser Zunge auf, welche seine Anklä¬ ger zu Protokoll gegeben hatten. Friedrich gab einige als möglich, andere als wirklich zu, wieder andere zog er in Abrede. Das sind mir Klagen! sagte er. Dergleichen Redensarten kann man von jedem Kind in Ebersbach hören. Aber man sollt' meinen, der ganz' Flecken red' französisch und ich allein schwätz' deutsch.
Der Amtmann protokollirte, während seine Beisitzer gähnten und der Gefangene gelangweilt das Bild der Justitia betrachtete. Nachdem der Amtmann kunstgerecht das Gebäude der Aussagen zusammengetra¬ gen hatte, aus welchen die Bosheit der Gesinnung hervorleuchtete, nahm er eine neue Prise und ging sodann zu dem Messerstich über, in welchem der thätliche Ausbruch dieser Gesinnung erblickt werden konnte.
Es thut mir leid, sagte Friedrich, daß der Peter so verbost auf mich ist. Ich hab' ihn um Verzeihung gebeten, wiewohl vergeblich, und würd's gern noch einmal thun, wenn ein gut's Wort eine gute Statt bei ihm fänd'. Ich seh' wohl ein, daß es nicht recht gewesen ist, aber ich hab's, weiß Gott, nicht so bös gemeint, ich hab's eben in
etwas abgekürzt. Der Oberſtab iſt in Göppingen, wo Er Sein Ur¬ theil empfangen wird. Deshalb will ich Ihn in Güte darauf hinge¬ wieſen haben, daß Er ſich nicht das Protokoll durch weitere Hartnäckig¬ keit ſelbſt verdirbt. Denn das Sprichwort ſagt bekanntlich: wie man berichtet, ſo richtet man. Uebrigens ſeh' ich nicht ein, wie Er behaup¬ ten kann, man wolle Ihn nicht ehrlich werden laſſen. Wer verwehrt Ihm denn das? Im Gegentheil, es handelt ſich ja darum, Ihn auf den rechten Weg zurückzubringen.
Ich hab' meinem Schatz verſprochen, daß ich ſie und ihr Kind zu Ehren bringen will, murrte Friedrich mit einigem Unmuth, daß er nicht verſtanden worden war. So lang' ich mein Wort nicht halt', bin ich auch kein ehrlicher Mann, und man leid't's ja nicht, daß ich's halten ſoll.
Ja ſo, das iſt's, verſetzte der Amtmann. Das ſcheint die Urſache geweſen zu ſein, nicht wahr, daß Er die verſchiedenen Redensarten ausgeſtoßen hat, die ich Ihm jetzt vorhalten muß?
Mit dem befriedigenden Bewußtſein, durch ſeine Bonhommie dem trotzigen Delinquenten das Band der Zunge gelöſt zu haben, zählte ihm der Amtmann die Sünden dieſer Zunge auf, welche ſeine Anklä¬ ger zu Protokoll gegeben hatten. Friedrich gab einige als möglich, andere als wirklich zu, wieder andere zog er in Abrede. Das ſind mir Klagen! ſagte er. Dergleichen Redensarten kann man von jedem Kind in Ebersbach hören. Aber man ſollt' meinen, der ganz' Flecken red' franzöſiſch und ich allein ſchwätz' deutſch.
Der Amtmann protokollirte, während ſeine Beiſitzer gähnten und der Gefangene gelangweilt das Bild der Juſtitia betrachtete. Nachdem der Amtmann kunſtgerecht das Gebäude der Ausſagen zuſammengetra¬ gen hatte, aus welchen die Bosheit der Geſinnung hervorleuchtete, nahm er eine neue Priſe und ging ſodann zu dem Meſſerſtich über, in welchem der thätliche Ausbruch dieſer Geſinnung erblickt werden konnte.
Es thut mir leid, ſagte Friedrich, daß der Peter ſo verbost auf mich iſt. Ich hab' ihn um Verzeihung gebeten, wiewohl vergeblich, und würd's gern noch einmal thun, wenn ein gut's Wort eine gute Statt bei ihm fänd'. Ich ſeh' wohl ein, daß es nicht recht geweſen iſt, aber ich hab's, weiß Gott, nicht ſo bös gemeint, ich hab's eben in
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etwas abgekürzt. Der Oberſtab iſt in Göppingen, wo Er Sein Ur¬
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wieſen haben, daß Er ſich nicht das Protokoll durch weitere Hartnäckig¬
keit ſelbſt verdirbt. Denn das Sprichwort ſagt bekanntlich: wie man
berichtet, ſo richtet man. Uebrigens ſeh' ich nicht ein, wie Er behaup¬
ten kann, man wolle Ihn nicht ehrlich werden laſſen. Wer verwehrt
Ihm denn das? Im Gegentheil, es handelt ſich ja darum, Ihn auf
den rechten Weg zurückzubringen.
Ich hab' meinem Schatz verſprochen, daß ich ſie und ihr Kind zu
Ehren bringen will, murrte Friedrich mit einigem Unmuth, daß er
nicht verſtanden worden war. So lang' ich mein Wort nicht halt',
bin ich auch kein ehrlicher Mann, und man leid't's ja nicht, daß ich's
halten ſoll.
Ja ſo, das iſt's, verſetzte der Amtmann. Das ſcheint die Urſache
geweſen zu ſein, nicht wahr, daß Er die verſchiedenen Redensarten
ausgeſtoßen hat, die ich Ihm jetzt vorhalten muß?
Mit dem befriedigenden Bewußtſein, durch ſeine Bonhommie dem
trotzigen Delinquenten das Band der Zunge gelöſt zu haben, zählte
ihm der Amtmann die Sünden dieſer Zunge auf, welche ſeine Anklä¬
ger zu Protokoll gegeben hatten. Friedrich gab einige als möglich,
andere als wirklich zu, wieder andere zog er in Abrede. Das ſind
mir Klagen! ſagte er. Dergleichen Redensarten kann man von jedem
Kind in Ebersbach hören. Aber man ſollt' meinen, der ganz' Flecken
red' franzöſiſch und ich allein ſchwätz' deutſch.
Der Amtmann protokollirte, während ſeine Beiſitzer gähnten und
der Gefangene gelangweilt das Bild der Juſtitia betrachtete. Nachdem
der Amtmann kunſtgerecht das Gebäude der Ausſagen zuſammengetra¬
gen hatte, aus welchen die Bosheit der Geſinnung hervorleuchtete,
nahm er eine neue Priſe und ging ſodann zu dem Meſſerſtich über,
in welchem der thätliche Ausbruch dieſer Geſinnung erblickt werden
konnte.
Es thut mir leid, ſagte Friedrich, daß der Peter ſo verbost auf
mich iſt. Ich hab' ihn um Verzeihung gebeten, wiewohl vergeblich,
und würd's gern noch einmal thun, wenn ein gut's Wort eine gute
Statt bei ihm fänd'. Ich ſeh' wohl ein, daß es nicht recht geweſen
iſt, aber ich hab's, weiß Gott, nicht ſo bös gemeint, ich hab's eben in
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Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_sonnenwirth_1855/288>, abgerufen am 22.11.2024.
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