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Laband, Paul: Das Staatsrecht des Deutschen Reiches. Bd. 3, Abt. 2. Freiburg (Breisgau) u. a., 1882.

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§. 112. Die Einheit des Zollgebietes.

c) Ein Verzeichniß der hiernach zur Erhebung kommenden
Uebergangsabgaben und der zu erstattenden Ausfuhrvergütungen
ist von den betreffenden Einzelstaaten dem Bundesrath einzureichen
und bei jeder Veränderung der Beträge ist hiermit der Nachweis
zu verbinden, daß sie den angegebenen Grundsätzen entsprechen 1).
Ueber eine Meinungsverschiedenheit darüber, ob ein Abgabensatz
den Vorschriften des Zollvereinsvertrages gemäß normirt ist oder
nicht, entscheidet der Bundesrath auf Grund des Art. 7 Ziff. 3
der R.V. 2).

d) Die Erhebung der inneren Steuern von den damit be-
troffenen inländischen Gegenständen soll in der Regel in dem Lande
des Bestimmungsortes stattfinden; jedoch sind besondere Verein-
barungen unter den betheiligten Staaten über einen anderen Mo-
dus zugelassen 3). Die zur Sicherung der Steuererhebung erfor-
derlichen Anordnungen sind vom Bundesrath zu beschließen und
in einer den Verkehr möglichst wenig beschränkenden Weise zu
normiren 4).

e) Die Erhebung von Durchfuhr-Abgaben ist unbedingt und
ausnahmslos den Einzelstaaten untersagt 5); ebenso die Erhebung
von Ausgangsabgaben 6).

3. Die Einzelstaaten sind nicht berechtigt, die Einfuhr von
Waaren in ihr Gebiet zu verbieten oder durch lästige Bedingungen
irgend welcher Art zu erschweren, und ebensowenig sind sie befugt,
Ausfuhrverbote zu erlassen, da ein solches Verbot sowohl gegen
Art. 33 Abs. 1 als gegen Art. 35 der R.V. verstoßen würde 7).

von dem Falle der Ausfuhr des Essigs nach dem Auslande, im Zollv.Vertr.
a. a. O. Ziff. d untersagt; diese Bestimmung ist jedoch aufgehoben worden
durch das R.G. v. 19. Juli 1879 §. 5 (R.G.Bl. S. 260).
1) Zollv.Vertr. a. a. O. §. 5. Verzeichnisse siehe im R.G.Bl. 1877 S. 9 ff.
1880 S. 25. 189. 190. 1881 S. 116. 232.
2) Delbrück a. a. O. S. 36. 37. Vgl. Bd. I. S. 255 ff.
3) Zollv.Vertr. a. a. O. §. 6 Abs. 1.
4) Zollv.Vertr. a. a. O. §. 6 Abs. 2. Die jetzt geltenden Bestimmungen
beruhen auf dem provisorisch vereinbarten Regulativ v. 8. Mai 1841; sie sind
mit den späteren Abänderungen zusammengestellt als Anlage zu dem Els.Lothr.
Gesetz v. 14. Dezemb. 1872 (Gesetzbl. f. Els.Lothr. 1872 S. 779 ff.). Vgl. ferner
Centralbl. f. d. D. R. 1874 S. 127.
5) Zollv.Vertr. Art. 3 §. 1. Art. 5. II. §. 1. Zollgesetz v. 1. Juli 1869 §. 6.
6) Zollv.Vertr. Art. 4 Abs. 1.
7) Die im Art. 4 Abs. 2 bis 4 des Zollvereinsvertrages enthaltenen Be-
§. 112. Die Einheit des Zollgebietes.

c) Ein Verzeichniß der hiernach zur Erhebung kommenden
Uebergangsabgaben und der zu erſtattenden Ausfuhrvergütungen
iſt von den betreffenden Einzelſtaaten dem Bundesrath einzureichen
und bei jeder Veränderung der Beträge iſt hiermit der Nachweis
zu verbinden, daß ſie den angegebenen Grundſätzen entſprechen 1).
Ueber eine Meinungsverſchiedenheit darüber, ob ein Abgabenſatz
den Vorſchriften des Zollvereinsvertrages gemäß normirt iſt oder
nicht, entſcheidet der Bundesrath auf Grund des Art. 7 Ziff. 3
der R.V. 2).

d) Die Erhebung der inneren Steuern von den damit be-
troffenen inländiſchen Gegenſtänden ſoll in der Regel in dem Lande
des Beſtimmungsortes ſtattfinden; jedoch ſind beſondere Verein-
barungen unter den betheiligten Staaten über einen anderen Mo-
dus zugelaſſen 3). Die zur Sicherung der Steuererhebung erfor-
derlichen Anordnungen ſind vom Bundesrath zu beſchließen und
in einer den Verkehr möglichſt wenig beſchränkenden Weiſe zu
normiren 4).

e) Die Erhebung von Durchfuhr-Abgaben iſt unbedingt und
ausnahmslos den Einzelſtaaten unterſagt 5); ebenſo die Erhebung
von Ausgangsabgaben 6).

3. Die Einzelſtaaten ſind nicht berechtigt, die Einfuhr von
Waaren in ihr Gebiet zu verbieten oder durch läſtige Bedingungen
irgend welcher Art zu erſchweren, und ebenſowenig ſind ſie befugt,
Ausfuhrverbote zu erlaſſen, da ein ſolches Verbot ſowohl gegen
Art. 33 Abſ. 1 als gegen Art. 35 der R.V. verſtoßen würde 7).

von dem Falle der Ausfuhr des Eſſigs nach dem Auslande, im Zollv.Vertr.
a. a. O. Ziff. d unterſagt; dieſe Beſtimmung iſt jedoch aufgehoben worden
durch das R.G. v. 19. Juli 1879 §. 5 (R.G.Bl. S. 260).
1) Zollv.Vertr. a. a. O. §. 5. Verzeichniſſe ſiehe im R.G.Bl. 1877 S. 9 ff.
1880 S. 25. 189. 190. 1881 S. 116. 232.
2) Delbrück a. a. O. S. 36. 37. Vgl. Bd. I. S. 255 ff.
3) Zollv.Vertr. a. a. O. §. 6 Abſ. 1.
4) Zollv.Vertr. a. a. O. §. 6 Abſ. 2. Die jetzt geltenden Beſtimmungen
beruhen auf dem proviſoriſch vereinbarten Regulativ v. 8. Mai 1841; ſie ſind
mit den ſpäteren Abänderungen zuſammengeſtellt als Anlage zu dem Elſ.Lothr.
Geſetz v. 14. Dezemb. 1872 (Geſetzbl. f. Elſ.Lothr. 1872 S. 779 ff.). Vgl. ferner
Centralbl. f. d. D. R. 1874 S. 127.
5) Zollv.Vertr. Art. 3 §. 1. Art. 5. II. §. 1. Zollgeſetz v. 1. Juli 1869 §. 6.
6) Zollv.Vertr. Art. 4 Abſ. 1.
7) Die im Art. 4 Abſ. 2 bis 4 des Zollvereinsvertrages enthaltenen Be-
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[267/0277] §. 112. Die Einheit des Zollgebietes. c) Ein Verzeichniß der hiernach zur Erhebung kommenden Uebergangsabgaben und der zu erſtattenden Ausfuhrvergütungen iſt von den betreffenden Einzelſtaaten dem Bundesrath einzureichen und bei jeder Veränderung der Beträge iſt hiermit der Nachweis zu verbinden, daß ſie den angegebenen Grundſätzen entſprechen 1). Ueber eine Meinungsverſchiedenheit darüber, ob ein Abgabenſatz den Vorſchriften des Zollvereinsvertrages gemäß normirt iſt oder nicht, entſcheidet der Bundesrath auf Grund des Art. 7 Ziff. 3 der R.V. 2). d) Die Erhebung der inneren Steuern von den damit be- troffenen inländiſchen Gegenſtänden ſoll in der Regel in dem Lande des Beſtimmungsortes ſtattfinden; jedoch ſind beſondere Verein- barungen unter den betheiligten Staaten über einen anderen Mo- dus zugelaſſen 3). Die zur Sicherung der Steuererhebung erfor- derlichen Anordnungen ſind vom Bundesrath zu beſchließen und in einer den Verkehr möglichſt wenig beſchränkenden Weiſe zu normiren 4). e) Die Erhebung von Durchfuhr-Abgaben iſt unbedingt und ausnahmslos den Einzelſtaaten unterſagt 5); ebenſo die Erhebung von Ausgangsabgaben 6). 3. Die Einzelſtaaten ſind nicht berechtigt, die Einfuhr von Waaren in ihr Gebiet zu verbieten oder durch läſtige Bedingungen irgend welcher Art zu erſchweren, und ebenſowenig ſind ſie befugt, Ausfuhrverbote zu erlaſſen, da ein ſolches Verbot ſowohl gegen Art. 33 Abſ. 1 als gegen Art. 35 der R.V. verſtoßen würde 7). 5) 1) Zollv.Vertr. a. a. O. §. 5. Verzeichniſſe ſiehe im R.G.Bl. 1877 S. 9 ff. 1880 S. 25. 189. 190. 1881 S. 116. 232. 2) Delbrück a. a. O. S. 36. 37. Vgl. Bd. I. S. 255 ff. 3) Zollv.Vertr. a. a. O. §. 6 Abſ. 1. 4) Zollv.Vertr. a. a. O. §. 6 Abſ. 2. Die jetzt geltenden Beſtimmungen beruhen auf dem proviſoriſch vereinbarten Regulativ v. 8. Mai 1841; ſie ſind mit den ſpäteren Abänderungen zuſammengeſtellt als Anlage zu dem Elſ.Lothr. Geſetz v. 14. Dezemb. 1872 (Geſetzbl. f. Elſ.Lothr. 1872 S. 779 ff.). Vgl. ferner Centralbl. f. d. D. R. 1874 S. 127. 5) Zollv.Vertr. Art. 3 §. 1. Art. 5. II. §. 1. Zollgeſetz v. 1. Juli 1869 §. 6. 6) Zollv.Vertr. Art. 4 Abſ. 1. 7) Die im Art. 4 Abſ. 2 bis 4 des Zollvereinsvertrages enthaltenen Be- 5) von dem Falle der Ausfuhr des Eſſigs nach dem Auslande, im Zollv.Vertr. a. a. O. Ziff. d unterſagt; dieſe Beſtimmung iſt jedoch aufgehoben worden durch das R.G. v. 19. Juli 1879 §. 5 (R.G.Bl. S. 260).

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Zitationshilfe: Laband, Paul: Das Staatsrecht des Deutschen Reiches. Bd. 3, Abt. 2. Freiburg (Breisgau) u. a., 1882, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laband_staatsrecht0302_1882/277>, abgerufen am 21.11.2024.