Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lachmann, Karl: Über die ursprüngliche Gestalt des Gedichts von der Nibelungen Noth. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite
Die von uns angenommene (vgl. Docen im Museum f. Altd.
Litt. u. Kunst i. S. 463) bestätigt Wolfram von Eschen-
bach, wenn er im Parzifal S. 81 c entweder von sich oder
von Kiot von Provenz sagt:
Ze machenne nam diz moere ein man,
Der aventure pruven kan.

Ein ganz ähnlicher Sprachgebrauch findet sich ebenda-
selbst:
Eine wile zu sinen handen
Sol nu dize aventure han
Der werdeerkande Gawan.
Du pruvet manegen ane haz
Derneben oder fur im baz,
Den des moeres herren Parcival.

und S. 105 a, wo Eschenbach zu Frau Aventüre spricht:
Nu pruvet uns die selben zal,
Waz von sinen henden si geschehen.

Eben daraus erklärt sich, was wir in den Nibelungen Z.
9042 lesen:
Ez en kunde dehein schriboere geprieven noch gesagen
Du manige ungeboere von wibe und ouch von man.

Denn dieses geprieven leitet von der Hagen unrichtig
von Brief ab, statt es mit der Münchner Handschrift
durch geprufen zu erklären, wie ja auch in der Stelle
der Klage die Sanct-Galler Handschrift nach Hagens
Grundriß S. 83 priven hat, nämlich statt privven.
24) So scheint die Verbindung zu sein. Doch wäre
auch möglich, daß Pilgrin die Erzählung erst Lateinisch
aus Swemmels Munde hätte schreiben lassen, worauf denn
G
Die von uns angenommene (vgl. Docen im Muſeum f. Altd.
Litt. u. Kunſt i. S. 463) beſtätigt Wolfram von Eſchen-
bach, wenn er im Parzifal S. 81 c entweder von ſich oder
von Kiot von Provenz ſagt:
Ze machenne nam diz mœre ein man,
Der aventu̓re pru̓ven kan.

Ein ganz ähnlicher Sprachgebrauch findet ſich ebenda-
ſelbſt:
Eine wile zů ſinen handen
Sol nu dize aventu̓re han
Der werdeerkande Gawan.
Du̓ pru̓vet manegen ane haz
Derneben oder fu̓r im baz,
Den des mœres herren Parcival.

und S. 105 a, wo Eſchenbach zu Frau Aventüre ſpricht:
Nu pru̓vet uns die ſelben zal,
Waz von ſinen henden ſi geſchehen.

Eben daraus erklärt ſich, was wir in den Nibelungen Z.
9042 leſen:
Ez en ku̓nde dehein ſchribœre geprieven noch geſagen
Du̓ manige ungebœre von wibe und oͧch von man.

Denn dieſes geprieven leitet von der Hagen unrichtig
von Brief ab, ſtatt es mit der Münchner Handſchrift
durch gepru̓fen zu erklären, wie ja auch in der Stelle
der Klage die Sanct-Galler Handſchrift nach Hagens
Grundriß S. 83 priven hat, nämlich ſtatt privven.
24) So ſcheint die Verbindung zu ſein. Doch wäre
auch möglich, daß Pilgrin die Erzählung erſt Lateiniſch
aus Swemmels Munde hätte ſchreiben laſſen, worauf denn
G
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <note xml:id="en23-text" prev="#en23" place="end" n="23)"><pb facs="#f0105" n="97"/>
Die von uns angenommene (vgl. Docen im Mu&#x017F;eum f. Altd.<lb/>
Litt. u. Kun&#x017F;t i. S. 463) be&#x017F;tätigt Wolfram von E&#x017F;chen-<lb/>
bach, wenn er im Parzifal S. 81 c entweder von &#x017F;ich oder<lb/>
von Kiot von Provenz &#x017F;agt:<lb/><quote rendition="#et" xml:lang="gmh">Ze machenne nam diz m&#x0153;re ein man,<lb/>
Der aventu&#x0313;re pru&#x0313;ven kan.</quote><lb/>
Ein ganz ähnlicher Sprachgebrauch findet &#x017F;ich ebenda-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t:<lb/><quote rendition="#et" xml:lang="gmh">Eine wile z&#x016F; &#x017F;inen handen<lb/>
Sol nu dize aventu&#x0313;re han<lb/>
Der werdeerkande Gawan.<lb/>
Du&#x0313; pru&#x0313;vet manegen ane haz<lb/>
Derneben oder fu&#x0313;r im baz,<lb/>
Den des m&#x0153;res herren Parcival.</quote><lb/>
und S. 105 a, wo E&#x017F;chenbach zu Frau Aventüre &#x017F;pricht:<lb/><quote rendition="#et" xml:lang="gmh">Nu pru&#x0313;vet uns die &#x017F;elben zal,<lb/>
Waz von &#x017F;inen henden &#x017F;i ge&#x017F;chehen.</quote><lb/>
Eben daraus erklärt &#x017F;ich, was wir in den Nibelungen Z.<lb/>
9042 le&#x017F;en:<lb/><quote rendition="#et" xml:lang="gmh">Ez en ku&#x0313;nde dehein &#x017F;chrib&#x0153;re geprieven noch ge&#x017F;agen<lb/>
Du&#x0313; manige ungeb&#x0153;re von wibe und o&#x0367;ch von man.</quote><lb/>
Denn die&#x017F;es <hi rendition="#g">geprieven</hi> leitet von der Hagen unrichtig<lb/>
von <hi rendition="#g">Brief</hi> ab, &#x017F;tatt es mit der Münchner Hand&#x017F;chrift<lb/>
durch <hi rendition="#g">gepru&#x0313;fen</hi> zu erklären, wie ja auch in der Stelle<lb/>
der Klage die Sanct-Galler Hand&#x017F;chrift nach Hagens<lb/>
Grundriß S. 83 <hi rendition="#g">priven</hi> hat, nämlich &#x017F;tatt <hi rendition="#g">privven</hi>.</note><lb/>
        <note xml:id="en24-text" prev="#en24" place="end" n="24)">So &#x017F;cheint die Verbindung zu &#x017F;ein. Doch wäre<lb/>
auch möglich, daß Pilgrin die Erzählung er&#x017F;t Lateini&#x017F;ch<lb/>
aus Swemmels Munde hätte &#x017F;chreiben la&#x017F;&#x017F;en, worauf denn<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G</fw><lb/></note>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[97/0105] ²³⁾ Die von uns angenommene (vgl. Docen im Muſeum f. Altd. Litt. u. Kunſt i. S. 463) beſtätigt Wolfram von Eſchen- bach, wenn er im Parzifal S. 81 c entweder von ſich oder von Kiot von Provenz ſagt: Ze machenne nam diz mœre ein man, Der aventu̓re pru̓ven kan. Ein ganz ähnlicher Sprachgebrauch findet ſich ebenda- ſelbſt: Eine wile zů ſinen handen Sol nu dize aventu̓re han Der werdeerkande Gawan. Du̓ pru̓vet manegen ane haz Derneben oder fu̓r im baz, Den des mœres herren Parcival. und S. 105 a, wo Eſchenbach zu Frau Aventüre ſpricht: Nu pru̓vet uns die ſelben zal, Waz von ſinen henden ſi geſchehen. Eben daraus erklärt ſich, was wir in den Nibelungen Z. 9042 leſen: Ez en ku̓nde dehein ſchribœre geprieven noch geſagen Du̓ manige ungebœre von wibe und oͧch von man. Denn dieſes geprieven leitet von der Hagen unrichtig von Brief ab, ſtatt es mit der Münchner Handſchrift durch gepru̓fen zu erklären, wie ja auch in der Stelle der Klage die Sanct-Galler Handſchrift nach Hagens Grundriß S. 83 priven hat, nämlich ſtatt privven. ²⁴⁾ So ſcheint die Verbindung zu ſein. Doch wäre auch möglich, daß Pilgrin die Erzählung erſt Lateiniſch aus Swemmels Munde hätte ſchreiben laſſen, worauf denn G

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lachmann_nibelungen_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lachmann_nibelungen_1816/105
Zitationshilfe: Lachmann, Karl: Über die ursprüngliche Gestalt des Gedichts von der Nibelungen Noth. Berlin, 1816, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lachmann_nibelungen_1816/105>, abgerufen am 09.11.2024.