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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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VI. Hauptstück.
§. 219.

Ueberhaupt beziehen wir die Indiuidua, die keinen
eigenen Namen haben, auf diejenigen, welche eigene
Namen haben, so oft wir sie besonders kenntlich ma-
chen müssen. Und wo dieses nicht erfordert wird,
oder ersteres nicht angeht, da müssen wir es bey dem
Namen der Art bewenden lassen, oder dem Indiui-
duo
einen eigenen Namen geben, oder die Beschrei-
bung unvollständig lassen, oder die Sache selbst vor-
zeigen, oder die Anläße angeben, bey welchen sie
gesehen werden kann etc. Man sieht leicht, daß hie-
bey Lücken bleiben, die theils von der Einrichtung
der Sprache, theils von den verschiedenen Stufen
der Kenntlichkeit eines Indiuidui herrühren.

§. 220.

Wir können den bisherigen Betrachtungen noch
folgende Sätze beyfügen.

1°. Eben das Solide ändert seine Art, wenn die
Zusammensetzung geändert wird, so fern näm-
lich die Art von der Zusammensetzung ihren
Namen hat.
2°. Bey gleicher Zusammensetzung, aber mit Ver-
wechslung des Soliden gegen ungleichartiges,
bleibt die von der Zusammensetzung her benen-
nete Art, hingegen verändert sich die von dem
Soliden her benennete.
3°. Ein Indiuiduum, in Absicht auf die Theile be-
trachtet, kann unvermerkt in ein anderes ver-
ändert werden, wenn die Soliden Theilchen
nach und nach weg, und andere an ihre Stelle
kommen.
4°. Das gemeinsame Band des Ganzen, be-
sonders, wo es nicht in die Sinnen fällt, kann
weg-
VI. Hauptſtuͤck.
§. 219.

Ueberhaupt beziehen wir die Indiuidua, die keinen
eigenen Namen haben, auf diejenigen, welche eigene
Namen haben, ſo oft wir ſie beſonders kenntlich ma-
chen muͤſſen. Und wo dieſes nicht erfordert wird,
oder erſteres nicht angeht, da muͤſſen wir es bey dem
Namen der Art bewenden laſſen, oder dem Indiui-
duo
einen eigenen Namen geben, oder die Beſchrei-
bung unvollſtaͤndig laſſen, oder die Sache ſelbſt vor-
zeigen, oder die Anlaͤße angeben, bey welchen ſie
geſehen werden kann ꝛc. Man ſieht leicht, daß hie-
bey Luͤcken bleiben, die theils von der Einrichtung
der Sprache, theils von den verſchiedenen Stufen
der Kenntlichkeit eines Indiuidui herruͤhren.

§. 220.

Wir koͤnnen den bisherigen Betrachtungen noch
folgende Saͤtze beyfuͤgen.

1°. Eben das Solide aͤndert ſeine Art, wenn die
Zuſammenſetzung geaͤndert wird, ſo fern naͤm-
lich die Art von der Zuſammenſetzung ihren
Namen hat.
2°. Bey gleicher Zuſammenſetzung, aber mit Ver-
wechslung des Soliden gegen ungleichartiges,
bleibt die von der Zuſammenſetzung her benen-
nete Art, hingegen veraͤndert ſich die von dem
Soliden her benennete.
3°. Ein Indiuiduum, in Abſicht auf die Theile be-
trachtet, kann unvermerkt in ein anderes ver-
aͤndert werden, wenn die Soliden Theilchen
nach und nach weg, und andere an ihre Stelle
kommen.
4°. Das gemeinſame Band des Ganzen, be-
ſonders, wo es nicht in die Sinnen faͤllt, kann
weg-
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[182/0218] VI. Hauptſtuͤck. §. 219. Ueberhaupt beziehen wir die Indiuidua, die keinen eigenen Namen haben, auf diejenigen, welche eigene Namen haben, ſo oft wir ſie beſonders kenntlich ma- chen muͤſſen. Und wo dieſes nicht erfordert wird, oder erſteres nicht angeht, da muͤſſen wir es bey dem Namen der Art bewenden laſſen, oder dem Indiui- duo einen eigenen Namen geben, oder die Beſchrei- bung unvollſtaͤndig laſſen, oder die Sache ſelbſt vor- zeigen, oder die Anlaͤße angeben, bey welchen ſie geſehen werden kann ꝛc. Man ſieht leicht, daß hie- bey Luͤcken bleiben, die theils von der Einrichtung der Sprache, theils von den verſchiedenen Stufen der Kenntlichkeit eines Indiuidui herruͤhren. §. 220. Wir koͤnnen den bisherigen Betrachtungen noch folgende Saͤtze beyfuͤgen. 1°. Eben das Solide aͤndert ſeine Art, wenn die Zuſammenſetzung geaͤndert wird, ſo fern naͤm- lich die Art von der Zuſammenſetzung ihren Namen hat. 2°. Bey gleicher Zuſammenſetzung, aber mit Ver- wechslung des Soliden gegen ungleichartiges, bleibt die von der Zuſammenſetzung her benen- nete Art, hingegen veraͤndert ſich die von dem Soliden her benennete. 3°. Ein Indiuiduum, in Abſicht auf die Theile be- trachtet, kann unvermerkt in ein anderes ver- aͤndert werden, wenn die Soliden Theilchen nach und nach weg, und andere an ihre Stelle kommen. 4°. Das gemeinſame Band des Ganzen, be- ſonders, wo es nicht in die Sinnen faͤllt, kann weg-

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/218>, abgerufen am 21.11.2024.