wahr sey. Widrigenfalls können die Bestim- mungen wegbleiben, und besonders genommen werden.
10o. Zuweilen wird auch das Wörtchen nicht dem Prädicate beygefüget, und das Prädicat dadurch in einen so genannten Terminum infinitum ver- wandelt.
§. 233.
Von diesen Bestimmungen hat man nun in der Vernunftlehre, in Absicht auf das Subject, nur das alle, etliche, kein, in Absicht auf das Bindwört- chen, das ist und ist nicht, genommen, und bey dem Prädicate höchstens nur den Terminum infinitum gelten lassen. Und zwar alles dieses, weil man darinn nur auf die Form sieht, und von der Materie, welche nähere Bestimmungen angeben kann, abstra- hirt. Dafern man nun dabey auf eine bloß symbo- lische Art verfährt, kann man allerdings jede Bestim- mungen des Subjects mit jeden Bestimmungen des Bindwörtchens und des Prädicats combiniren. Die Sätze, so man auf diese Art herausbringt, werden immer eine Gestalt von Sätzen haben. Ob sie aber einen Verstand haben, ob sie irgend vorkommen, und wie weit sie sich ausdehnen, das muß aus andern Gründen bestimmet werden. Jm Deutschen läßt sich das Wörtchen nicht nicht so allgemein und ver- ständlich versetzen, wie im Lateinischen. Man findet unter den Sätzen
1o. Alle A sind nicht B.
2o. Nicht alle A sind B.
3o. Alle nicht - A sind B.
4o. Alle A sind nicht - B.
einen Unterschied, und in der Bedeutung etwas Ver- wirrtes. Der dritte klingt undeutsch, und der erste
kann
N 5
Das Seyn und das Nicht ſeyn.
wahr ſey. Widrigenfalls koͤnnen die Beſtim- mungen wegbleiben, und beſonders genommen werden.
10º. Zuweilen wird auch das Woͤrtchen nicht dem Praͤdicate beygefuͤget, und das Praͤdicat dadurch in einen ſo genannten Terminum infinitum ver- wandelt.
§. 233.
Von dieſen Beſtimmungen hat man nun in der Vernunftlehre, in Abſicht auf das Subject, nur das alle, etliche, kein, in Abſicht auf das Bindwoͤrt- chen, das iſt und iſt nicht, genommen, und bey dem Praͤdicate hoͤchſtens nur den Terminum infinitum gelten laſſen. Und zwar alles dieſes, weil man darinn nur auf die Form ſieht, und von der Materie, welche naͤhere Beſtimmungen angeben kann, abſtra- hirt. Dafern man nun dabey auf eine bloß ſymbo- liſche Art verfaͤhrt, kann man allerdings jede Beſtim- mungen des Subjects mit jeden Beſtimmungen des Bindwoͤrtchens und des Praͤdicats combiniren. Die Saͤtze, ſo man auf dieſe Art herausbringt, werden immer eine Geſtalt von Saͤtzen haben. Ob ſie aber einen Verſtand haben, ob ſie irgend vorkommen, und wie weit ſie ſich ausdehnen, das muß aus andern Gruͤnden beſtimmet werden. Jm Deutſchen laͤßt ſich das Woͤrtchen nicht nicht ſo allgemein und ver- ſtaͤndlich verſetzen, wie im Lateiniſchen. Man findet unter den Saͤtzen
1º. Alle A ſind nicht B.
2º. Nicht alle A ſind B.
3º. Alle nicht ‒ A ſind B.
4º. Alle A ſind nicht ‒ B.
einen Unterſchied, und in der Bedeutung etwas Ver- wirrtes. Der dritte klingt undeutſch, und der erſte
kann
N 5
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Das Seyn und das Nicht ſeyn.
wahr ſey. Widrigenfalls koͤnnen die Beſtim-
mungen wegbleiben, und beſonders genommen
werden.
10º. Zuweilen wird auch das Woͤrtchen nicht dem
Praͤdicate beygefuͤget, und das Praͤdicat dadurch
in einen ſo genannten Terminum infinitum ver-
wandelt.
§. 233.
Von dieſen Beſtimmungen hat man nun in der
Vernunftlehre, in Abſicht auf das Subject, nur das
alle, etliche, kein, in Abſicht auf das Bindwoͤrt-
chen, das iſt und iſt nicht, genommen, und bey dem
Praͤdicate hoͤchſtens nur den Terminum infinitum
gelten laſſen. Und zwar alles dieſes, weil man
darinn nur auf die Form ſieht, und von der Materie,
welche naͤhere Beſtimmungen angeben kann, abſtra-
hirt. Dafern man nun dabey auf eine bloß ſymbo-
liſche Art verfaͤhrt, kann man allerdings jede Beſtim-
mungen des Subjects mit jeden Beſtimmungen des
Bindwoͤrtchens und des Praͤdicats combiniren. Die
Saͤtze, ſo man auf dieſe Art herausbringt, werden
immer eine Geſtalt von Saͤtzen haben. Ob ſie aber
einen Verſtand haben, ob ſie irgend vorkommen, und
wie weit ſie ſich ausdehnen, das muß aus andern
Gruͤnden beſtimmet werden. Jm Deutſchen laͤßt
ſich das Woͤrtchen nicht nicht ſo allgemein und ver-
ſtaͤndlich verſetzen, wie im Lateiniſchen. Man findet
unter den Saͤtzen
1º. Alle A ſind nicht B.
2º. Nicht alle A ſind B.
3º. Alle nicht ‒ A ſind B.
4º. Alle A ſind nicht ‒ B.
einen Unterſchied, und in der Bedeutung etwas Ver-
wirrtes. Der dritte klingt undeutſch, und der erſte
kann
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/237>, abgerufen am 16.02.2025.
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