Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.IX. Hauptst. Das Nothwendig seyn nen. Sie wird aber dadurch eingeschränkt, daßman, um einander verständlich zu bleiben, von der Sprache und ihren Regeln der Ableitung und Zusammensetzung ohne Noth nicht abgehen müsse. Man sehe hierüber das letzte Hauptstück der Semiotic. 8°. Hingegen kömmt die erstere Bedingung nur bey den zusammengesetzten Begriffen und zusam- men genommenen Indiuiduis vor. Das Will- kührliche fällt bey den einfachen Begriffen ganz weg, weil sie genommen werden müssen, wie sie sind, und in so ferne kommen, in Absicht auf uns, die eigentlich categorischen Nothwen- digkeiten nur bey den einfachen, nicht aber bey den zusammengesetzten Begriffen, vor. Daß die einfachen Begriffe ebenfalls auch die einige Quelle und erste Anlage zu den positiven Mög- lichkeiten, zu den willkührlichen und ab- soluten Aehnlichkeiten und Verschieden- heiten, zu den absoluten und categorischen Widersprüchen (§. 243. 159. 250. seqq.) an- geben, haben wir an angezogenen Oertern be- reits gesehen, und merken es hier nochmals an, weil die Betrachtung, daß die einfachen Be- griffe in allen Absichten der eigentliche Uebergang von der Form zur Materie, vom Hypothetischen zum Categorischen, von den Relationen zu den Correlatis sind, von äußerster Erheblichkeit ist. 9°. Da zur Möglichkeit eines einfachen Begriffes schlechthin nur die Gedenkbarkeit erfordert wird, weil die Widersprüche daraus nothwendig weg- bleiben (§. 19.), so sind auch alle diejenigen Bestimmungen, ohne welche ein einfacher Be- griff
IX. Hauptſt. Das Nothwendig ſeyn nen. Sie wird aber dadurch eingeſchraͤnkt, daßman, um einander verſtaͤndlich zu bleiben, von der Sprache und ihren Regeln der Ableitung und Zuſammenſetzung ohne Noth nicht abgehen muͤſſe. Man ſehe hieruͤber das letzte Hauptſtuͤck der Semiotic. 8°. Hingegen koͤmmt die erſtere Bedingung nur bey den zuſammengeſetzten Begriffen und zuſam- men genommenen Indiuiduis vor. Das Will- kuͤhrliche faͤllt bey den einfachen Begriffen ganz weg, weil ſie genommen werden muͤſſen, wie ſie ſind, und in ſo ferne kommen, in Abſicht auf uns, die eigentlich categoriſchen Nothwen- digkeiten nur bey den einfachen, nicht aber bey den zuſammengeſetzten Begriffen, vor. Daß die einfachen Begriffe ebenfalls auch die einige Quelle und erſte Anlage zu den poſitiven Moͤg- lichkeiten, zu den willkuͤhrlichen und ab- ſoluten Aehnlichkeiten und Verſchieden- heiten, zu den abſoluten und categoriſchen Widerſpruͤchen (§. 243. 159. 250. ſeqq.) an- geben, haben wir an angezogenen Oertern be- reits geſehen, und merken es hier nochmals an, weil die Betrachtung, daß die einfachen Be- griffe in allen Abſichten der eigentliche Uebergang von der Form zur Materie, vom Hypothetiſchen zum Categoriſchen, von den Relationen zu den Correlatis ſind, von aͤußerſter Erheblichkeit iſt. 9°. Da zur Moͤglichkeit eines einfachen Begriffes ſchlechthin nur die Gedenkbarkeit erfordert wird, weil die Widerſpruͤche daraus nothwendig weg- bleiben (§. 19.), ſo ſind auch alle diejenigen Beſtimmungen, ohne welche ein einfacher Be- griff
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IX. Hauptſt. Das Nothwendig ſeyn
nen. Sie wird aber dadurch eingeſchraͤnkt, daß
man, um einander verſtaͤndlich zu bleiben, von
der Sprache und ihren Regeln der Ableitung
und Zuſammenſetzung ohne Noth nicht abgehen
muͤſſe. Man ſehe hieruͤber das letzte Hauptſtuͤck
der Semiotic.
8°. Hingegen koͤmmt die erſtere Bedingung nur
bey den zuſammengeſetzten Begriffen und zuſam-
men genommenen Indiuiduis vor. Das Will-
kuͤhrliche faͤllt bey den einfachen Begriffen ganz
weg, weil ſie genommen werden muͤſſen, wie ſie
ſind, und in ſo ferne kommen, in Abſicht auf
uns, die eigentlich categoriſchen Nothwen-
digkeiten nur bey den einfachen, nicht aber bey
den zuſammengeſetzten Begriffen, vor. Daß
die einfachen Begriffe ebenfalls auch die einige
Quelle und erſte Anlage zu den poſitiven Moͤg-
lichkeiten, zu den willkuͤhrlichen und ab-
ſoluten Aehnlichkeiten und Verſchieden-
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Widerſpruͤchen (§. 243. 159. 250. ſeqq.) an-
geben, haben wir an angezogenen Oertern be-
reits geſehen, und merken es hier nochmals an,
weil die Betrachtung, daß die einfachen Be-
griffe in allen Abſichten der eigentliche
Uebergang von der Form zur Materie,
vom Hypothetiſchen zum Categoriſchen,
von den Relationen zu den Correlatis ſind,
von aͤußerſter Erheblichkeit iſt.
9°. Da zur Moͤglichkeit eines einfachen Begriffes
ſchlechthin nur die Gedenkbarkeit erfordert wird,
weil die Widerſpruͤche daraus nothwendig weg-
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