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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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Das Vor seyn und das Nach seyn.
7° Eine Reihe kann sowohl durch den Zufall, als
nach Gesetzen endlich bleiben, und Lücken haben.
Denn bey dem Zufalle ist eben nicht nothwen-
dig, daß immer eines auf das andere folge.
Soll aber eine Reihe nach Gesetzen endlich seyn,
so wird mehr als ein einfaches Gesetz erfordert,
damit eines dem andern Schranken setze. Bey
dem Zufalle aber sind die Lücken möglicher, als
das Aufhören, und die Ungleichheit der Lücken,
desto wahrscheinlicher, je länger die Reihe ist, so
daß sie bey einer unendlichen Reihe nothwendig
ungleich, und nothwendig unordentlich ungleich
werden. Beydes kann aber auch bey Gesetzen
statt haben. Man nehme die sogenannten
Primzahlen zum Beyspiele, oder man sehe nur
in den Reihen der Quadratwurzeln die Stellen,
wo 0 sind in Absicht auf die locale Ordnung der
Zahlen als Lücken an.
§. 328.

Wenn eine locale Ordnung in einer Reihe vor-
kömmt, so gründet sie sich, so oft sie unendlich fort-
geht, nothwendig auf ein Gesetz, und in so ferne
wird demnach der Zufall ausgeschlossen. Die Ge-
setze aber kommen ohne Kräfte nicht vor.

Denn im Reiche der Wahrheit gründen sie sich auf
die metaphysische Wahrheit eines denkenden Wesens
und der Erkenntnißkräfte, und im Reiche der Wirk-
lichkeit auf die Kräfte des Willens und der Be-
wegung,
weil ohne diese Erfordernisse die Gesetze
nicht einmal ein leerer Traum, sondern vollends gar
nichts wären, (§. 299.). Wir werden nun sehen,
wie genau hiebey das Hypothetische und Willkühr-
liche
an das Nothwendige gränzet, und wie, was

in
Das Vor ſeyn und das Nach ſeyn.
7° Eine Reihe kann ſowohl durch den Zufall, als
nach Geſetzen endlich bleiben, und Luͤcken haben.
Denn bey dem Zufalle iſt eben nicht nothwen-
dig, daß immer eines auf das andere folge.
Soll aber eine Reihe nach Geſetzen endlich ſeyn,
ſo wird mehr als ein einfaches Geſetz erfordert,
damit eines dem andern Schranken ſetze. Bey
dem Zufalle aber ſind die Luͤcken moͤglicher, als
das Aufhoͤren, und die Ungleichheit der Luͤcken,
deſto wahrſcheinlicher, je laͤnger die Reihe iſt, ſo
daß ſie bey einer unendlichen Reihe nothwendig
ungleich, und nothwendig unordentlich ungleich
werden. Beydes kann aber auch bey Geſetzen
ſtatt haben. Man nehme die ſogenannten
Primzahlen zum Beyſpiele, oder man ſehe nur
in den Reihen der Quadratwurzeln die Stellen,
wo 0 ſind in Abſicht auf die locale Ordnung der
Zahlen als Luͤcken an.
§. 328.

Wenn eine locale Ordnung in einer Reihe vor-
koͤmmt, ſo gruͤndet ſie ſich, ſo oft ſie unendlich fort-
geht, nothwendig auf ein Geſetz, und in ſo ferne
wird demnach der Zufall ausgeſchloſſen. Die Ge-
ſetze aber kommen ohne Kraͤfte nicht vor.

Denn im Reiche der Wahrheit gruͤnden ſie ſich auf
die metaphyſiſche Wahrheit eines denkenden Weſens
und der Erkenntnißkraͤfte, und im Reiche der Wirk-
lichkeit auf die Kraͤfte des Willens und der Be-
wegung,
weil ohne dieſe Erforderniſſe die Geſetze
nicht einmal ein leerer Traum, ſondern vollends gar
nichts waͤren, (§. 299.). Wir werden nun ſehen,
wie genau hiebey das Hypothetiſche und Willkuͤhr-
liche
an das Nothwendige graͤnzet, und wie, was

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[319/0355] Das Vor ſeyn und das Nach ſeyn. 7° Eine Reihe kann ſowohl durch den Zufall, als nach Geſetzen endlich bleiben, und Luͤcken haben. Denn bey dem Zufalle iſt eben nicht nothwen- dig, daß immer eines auf das andere folge. Soll aber eine Reihe nach Geſetzen endlich ſeyn, ſo wird mehr als ein einfaches Geſetz erfordert, damit eines dem andern Schranken ſetze. Bey dem Zufalle aber ſind die Luͤcken moͤglicher, als das Aufhoͤren, und die Ungleichheit der Luͤcken, deſto wahrſcheinlicher, je laͤnger die Reihe iſt, ſo daß ſie bey einer unendlichen Reihe nothwendig ungleich, und nothwendig unordentlich ungleich werden. Beydes kann aber auch bey Geſetzen ſtatt haben. Man nehme die ſogenannten Primzahlen zum Beyſpiele, oder man ſehe nur in den Reihen der Quadratwurzeln die Stellen, wo 0 ſind in Abſicht auf die locale Ordnung der Zahlen als Luͤcken an. §. 328. Wenn eine locale Ordnung in einer Reihe vor- koͤmmt, ſo gruͤndet ſie ſich, ſo oft ſie unendlich fort- geht, nothwendig auf ein Geſetz, und in ſo ferne wird demnach der Zufall ausgeſchloſſen. Die Ge- ſetze aber kommen ohne Kraͤfte nicht vor. Denn im Reiche der Wahrheit gruͤnden ſie ſich auf die metaphyſiſche Wahrheit eines denkenden Weſens und der Erkenntnißkraͤfte, und im Reiche der Wirk- lichkeit auf die Kraͤfte des Willens und der Be- wegung, weil ohne dieſe Erforderniſſe die Geſetze nicht einmal ein leerer Traum, ſondern vollends gar nichts waͤren, (§. 299.). Wir werden nun ſehen, wie genau hiebey das Hypothetiſche und Willkuͤhr- liche an das Nothwendige graͤnzet, und wie, was in

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/355>, abgerufen am 24.11.2024.