Sind aber die Dinge selbst unähnlich, so kann diese Unähnlichkeit ebenfalls die Gründe zur Anord- nung bestimmen. Man theilt sie ihrer Verschieden- heit nach in Classen, und ordnet entweder die Classen, so daß jede Classe ihre Stelle habe, oder man ver- theilt die Dinge und Classen wechselsweise. Ersteres giebt mehr Aehnlichkeit und Einförmigkeit, letzteres aber mehr Abwechselung und Mannichfaltigkeit. Der einfachste Fall hiebey ist, wo die Dinge nur der Größe nach verschieden sind, wie z. E. bey den Orgelpfeifen, und so auch, wo die Classen eine willkührliche oder durch die Gewohnheit eingeführte, oder auch eine na- türliche Rangordnung unter sich haben, wie z. E. bey Processionen, Leichbegängnissen etc. Man findet aber bey solchen Anordnungen immer einige Schwierigkei- ten und Einschränkungen, wenn die Anzahl der Dinge von jeder Classe nicht willkührlich ist, sondern genom- men werden muß, wie man sie findet. Denn da lei- det öfters die Anzahl nicht, daß eine sonst sehr kennt- liche und durchgängige Ordnung beybehalten werden kann, ohne Lücken und Unvollständigkeiten darinn zu lassen.
§. 341.
Wo die Dinge in mehrern Absichten Aehnlichkei- ten und Verschiedenheiten haben, da wird die Ord- nung theils mannichfaltiger, theils auch schwerer so zu treffen, daß allen Absichten zugleich Genügen ge- leistet werde. Man sehe z. E. in Anordnung einer Bibliothek auf das Format, den Band und den Jn- halt der Bücher, und so auch auf die Sprache, auf das Alter, auf die Edition, auf die Seltenheit etc. so wird man, wenn die Bücher schon da sind, selten
allen
Das Vor ſeyn und das Nach ſeyn.
§. 340.
Sind aber die Dinge ſelbſt unaͤhnlich, ſo kann dieſe Unaͤhnlichkeit ebenfalls die Gruͤnde zur Anord- nung beſtimmen. Man theilt ſie ihrer Verſchieden- heit nach in Claſſen, und ordnet entweder die Claſſen, ſo daß jede Claſſe ihre Stelle habe, oder man ver- theilt die Dinge und Claſſen wechſelsweiſe. Erſteres giebt mehr Aehnlichkeit und Einfoͤrmigkeit, letzteres aber mehr Abwechſelung und Mannichfaltigkeit. Der einfachſte Fall hiebey iſt, wo die Dinge nur der Groͤße nach verſchieden ſind, wie z. E. bey den Orgelpfeifen, und ſo auch, wo die Claſſen eine willkuͤhrliche oder durch die Gewohnheit eingefuͤhrte, oder auch eine na- tuͤrliche Rangordnung unter ſich haben, wie z. E. bey Proceſſionen, Leichbegaͤngniſſen ꝛc. Man findet aber bey ſolchen Anordnungen immer einige Schwierigkei- ten und Einſchraͤnkungen, wenn die Anzahl der Dinge von jeder Claſſe nicht willkuͤhrlich iſt, ſondern genom- men werden muß, wie man ſie findet. Denn da lei- det oͤfters die Anzahl nicht, daß eine ſonſt ſehr kennt- liche und durchgaͤngige Ordnung beybehalten werden kann, ohne Luͤcken und Unvollſtaͤndigkeiten darinn zu laſſen.
§. 341.
Wo die Dinge in mehrern Abſichten Aehnlichkei- ten und Verſchiedenheiten haben, da wird die Ord- nung theils mannichfaltiger, theils auch ſchwerer ſo zu treffen, daß allen Abſichten zugleich Genuͤgen ge- leiſtet werde. Man ſehe z. E. in Anordnung einer Bibliothek auf das Format, den Band und den Jn- halt der Buͤcher, und ſo auch auf die Sprache, auf das Alter, auf die Edition, auf die Seltenheit ꝛc. ſo wird man, wenn die Buͤcher ſchon da ſind, ſelten
allen
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Das Vor ſeyn und das Nach ſeyn.
§. 340.
Sind aber die Dinge ſelbſt unaͤhnlich, ſo kann
dieſe Unaͤhnlichkeit ebenfalls die Gruͤnde zur Anord-
nung beſtimmen. Man theilt ſie ihrer Verſchieden-
heit nach in Claſſen, und ordnet entweder die Claſſen,
ſo daß jede Claſſe ihre Stelle habe, oder man ver-
theilt die Dinge und Claſſen wechſelsweiſe. Erſteres
giebt mehr Aehnlichkeit und Einfoͤrmigkeit, letzteres
aber mehr Abwechſelung und Mannichfaltigkeit. Der
einfachſte Fall hiebey iſt, wo die Dinge nur der Groͤße
nach verſchieden ſind, wie z. E. bey den Orgelpfeifen,
und ſo auch, wo die Claſſen eine willkuͤhrliche oder
durch die Gewohnheit eingefuͤhrte, oder auch eine na-
tuͤrliche Rangordnung unter ſich haben, wie z. E. bey
Proceſſionen, Leichbegaͤngniſſen ꝛc. Man findet aber
bey ſolchen Anordnungen immer einige Schwierigkei-
ten und Einſchraͤnkungen, wenn die Anzahl der Dinge
von jeder Claſſe nicht willkuͤhrlich iſt, ſondern genom-
men werden muß, wie man ſie findet. Denn da lei-
det oͤfters die Anzahl nicht, daß eine ſonſt ſehr kennt-
liche und durchgaͤngige Ordnung beybehalten werden
kann, ohne Luͤcken und Unvollſtaͤndigkeiten darinn
zu laſſen.
§. 341.
Wo die Dinge in mehrern Abſichten Aehnlichkei-
ten und Verſchiedenheiten haben, da wird die Ord-
nung theils mannichfaltiger, theils auch ſchwerer ſo
zu treffen, daß allen Abſichten zugleich Genuͤgen ge-
leiſtet werde. Man ſehe z. E. in Anordnung einer
Bibliothek auf das Format, den Band und den Jn-
halt der Buͤcher, und ſo auch auf die Sprache, auf
das Alter, auf die Edition, auf die Seltenheit ꝛc.
ſo wird man, wenn die Buͤcher ſchon da ſind, ſelten
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/367>, abgerufen am 26.11.2024.
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