Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.einer wissenschaftlichen Grundlehre. der Farben, und damit bleibt zugleich auch in derCombination der einfachen Begriffe alles weg, was von solchen uns etwann fehlenden Begriffen abhängt, weil wir nur die combiniren und mit einander ver- gleichen können, die wir wirklich haben, oder zu de- ren Vorstellung die menschliche Natur eingerichtet ist. Und auch hierinn können wir nur stuffenweise weiter gehen, weil die allgemeinen und unbedingten Mög- lichkeiten, die bey den einfachen Begriffen vorkom- men, immer noch neuen Stoff angeben, so weit wir es auch in Zusammensetzung der Begriffe, und Her- leitung der Sätze bringen. Diese Art von Vollstän- digkeit bleibt demnach aus unsern Wissenschaften weg, und muß mit der vorhin (§. 34.) erwähnten, welche nur auf die einfachern Theile geht, nicht ver- wechselt werden. So fern wir übrigens aus den Be- griffen, die wir haben, auf Lücken schlüssen können, die von den uns mangelnden Begriffen herrühren, so fern ist es auch möglich, das Mangelnde durch Wör- ter und Zeichen anzudeuten, und dadurch wenig- stens unsere symbolische Erkenntniß vollständiger und brauchbarer zu machen. §. 36. Wir haben noch eine Schwierigkeit anzuführen, der
einer wiſſenſchaftlichen Grundlehre. der Farben, und damit bleibt zugleich auch in derCombination der einfachen Begriffe alles weg, was von ſolchen uns etwann fehlenden Begriffen abhaͤngt, weil wir nur die combiniren und mit einander ver- gleichen koͤnnen, die wir wirklich haben, oder zu de- ren Vorſtellung die menſchliche Natur eingerichtet iſt. Und auch hierinn koͤnnen wir nur ſtuffenweiſe weiter gehen, weil die allgemeinen und unbedingten Moͤg- lichkeiten, die bey den einfachen Begriffen vorkom- men, immer noch neuen Stoff angeben, ſo weit wir es auch in Zuſammenſetzung der Begriffe, und Her- leitung der Saͤtze bringen. Dieſe Art von Vollſtaͤn- digkeit bleibt demnach aus unſern Wiſſenſchaften weg, und muß mit der vorhin (§. 34.) erwaͤhnten, welche nur auf die einfachern Theile geht, nicht ver- wechſelt werden. So fern wir uͤbrigens aus den Be- griffen, die wir haben, auf Luͤcken ſchluͤſſen koͤnnen, die von den uns mangelnden Begriffen herruͤhren, ſo fern iſt es auch moͤglich, das Mangelnde durch Woͤr- ter und Zeichen anzudeuten, und dadurch wenig- ſtens unſere ſymboliſche Erkenntniß vollſtaͤndiger und brauchbarer zu machen. §. 36. Wir haben noch eine Schwierigkeit anzufuͤhren, der
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einer wiſſenſchaftlichen Grundlehre.
der Farben, und damit bleibt zugleich auch in der
Combination der einfachen Begriffe alles weg, was
von ſolchen uns etwann fehlenden Begriffen abhaͤngt,
weil wir nur die combiniren und mit einander ver-
gleichen koͤnnen, die wir wirklich haben, oder zu de-
ren Vorſtellung die menſchliche Natur eingerichtet iſt.
Und auch hierinn koͤnnen wir nur ſtuffenweiſe weiter
gehen, weil die allgemeinen und unbedingten Moͤg-
lichkeiten, die bey den einfachen Begriffen vorkom-
men, immer noch neuen Stoff angeben, ſo weit wir
es auch in Zuſammenſetzung der Begriffe, und Her-
leitung der Saͤtze bringen. Dieſe Art von Vollſtaͤn-
digkeit bleibt demnach aus unſern Wiſſenſchaften
weg, und muß mit der vorhin (§. 34.) erwaͤhnten,
welche nur auf die einfachern Theile geht, nicht ver-
wechſelt werden. So fern wir uͤbrigens aus den Be-
griffen, die wir haben, auf Luͤcken ſchluͤſſen koͤnnen,
die von den uns mangelnden Begriffen herruͤhren, ſo
fern iſt es auch moͤglich, das Mangelnde durch Woͤr-
ter und Zeichen anzudeuten, und dadurch wenig-
ſtens unſere ſymboliſche Erkenntniß vollſtaͤndiger und
brauchbarer zu machen.
§. 36.
Wir haben noch eine Schwierigkeit anzufuͤhren,
welche die Grundlehre ins beſondere und ihren Vor-
trag anzugehen und zu druͤcken ſcheint. Sie ruͤhret
wiederum vom Definiren her. So ferne naͤmlich
die Grundlehre, die erſten Anfaͤnge unſerer Erkennt-
niß und zwar a priori angeben ſolle (§. 3.), ſo ſcheint
es, als muͤſſe man mit einem Regiſter von Defini-
tionen anfangen, und man doͤrfe kein Wort gebrau-
chen, welches nicht in dieſen Definitionen vorkaͤme.
Daher ſcheint es auch gekommen zu ſeyn, daß man in
der
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