Nun bringt zwar der Mathematiker nach seinem Verfahren solche Bestimmungen und Dinge zusam- men, die außer einander oder auf eine ganz ungleich- artige Weise von einander verschieden sind, da hinge- gen der Philosoph Begriffe und Bestimmungen sucht, die in einander sind, um sie durch sein Analysiren stuf- fenweise heraus zu bringen, weil er anfängt, ganze Summen von Merkmalen, die mehrern Dingen ge- meinsam sind, zusammen zu fassen, und von diesen sodann nach und nach die specialern wegläßt. Wir haben den Unterschied zwischen diesem Verfahren, das ist, zwischen dem Aufsuchen des Aehnlichen und des Verschiedenen, bereits oben (§. 751-757.) umständ- lich betrachtet, und dabey gesehen, daß es eben nicht so durchaus einander entgegen gesetzet ist, wenn man beydes in richtigen und brauchbaren Absichten vor- nimmt. Wir können dieses noch durch folgende Be- trachtung klar machen. Man setze zwischen den Be- griffen oder Bestimmungen, a, b, c sey eine solche Verbindung, daß die Größe der einen durch die Grö- ße der beyden andern bestimmt, oder a = bc sey. Sind nun a, b, c an sich einfach, so hat der Philo- soph darinn weiter nichts mehr zu suchen, und die Verbindung, die aus diesen dreyen Bestimmungen ein für sich gedenkbares Ganzes macht, muß er gleich- falls, weil sie so einfach ist, annehmen. Man setze hingegen, daß z. E. b nicht einfach sey, sondern aus zwoen einfachern Bestimmungen p, q bestehe, so läßt sich daraus, daß a = bc sey, schließen, es müsse b = pq seyn, und zwar deswegen, weil b, so groß oder klein es ist, gleichförmig mit c multiplicirt wird. Dieses würde nicht angehen, wenn b = Ap + Bq wäre, das will sagen, aus zweyen oder mehrern un-
gleich-
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Die Gleichartigkeit.
§. 830.
Nun bringt zwar der Mathematiker nach ſeinem Verfahren ſolche Beſtimmungen und Dinge zuſam- men, die außer einander oder auf eine ganz ungleich- artige Weiſe von einander verſchieden ſind, da hinge- gen der Philoſoph Begriffe und Beſtimmungen ſucht, die in einander ſind, um ſie durch ſein Analyſiren ſtuf- fenweiſe heraus zu bringen, weil er anfaͤngt, ganze Summen von Merkmalen, die mehrern Dingen ge- meinſam ſind, zuſammen zu faſſen, und von dieſen ſodann nach und nach die ſpecialern weglaͤßt. Wir haben den Unterſchied zwiſchen dieſem Verfahren, das iſt, zwiſchen dem Aufſuchen des Aehnlichen und des Verſchiedenen, bereits oben (§. 751-757.) umſtaͤnd- lich betrachtet, und dabey geſehen, daß es eben nicht ſo durchaus einander entgegen geſetzet iſt, wenn man beydes in richtigen und brauchbaren Abſichten vor- nimmt. Wir koͤnnen dieſes noch durch folgende Be- trachtung klar machen. Man ſetze zwiſchen den Be- griffen oder Beſtimmungen, a, b, c ſey eine ſolche Verbindung, daß die Groͤße der einen durch die Groͤ- ße der beyden andern beſtimmt, oder a = bc ſey. Sind nun a, b, c an ſich einfach, ſo hat der Philo- ſoph darinn weiter nichts mehr zu ſuchen, und die Verbindung, die aus dieſen dreyen Beſtimmungen ein fuͤr ſich gedenkbares Ganzes macht, muß er gleich- falls, weil ſie ſo einfach iſt, annehmen. Man ſetze hingegen, daß z. E. b nicht einfach ſey, ſondern aus zwoen einfachern Beſtimmungen p, q beſtehe, ſo laͤßt ſich daraus, daß a = bc ſey, ſchließen, es muͤſſe b = pq ſeyn, und zwar deswegen, weil b, ſo groß oder klein es iſt, gleichfoͤrmig mit c multiplicirt wird. Dieſes wuͤrde nicht angehen, wenn b = Ap + Bq waͤre, das will ſagen, aus zweyen oder mehrern un-
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Die Gleichartigkeit.
§. 830.
Nun bringt zwar der Mathematiker nach ſeinem
Verfahren ſolche Beſtimmungen und Dinge zuſam-
men, die außer einander oder auf eine ganz ungleich-
artige Weiſe von einander verſchieden ſind, da hinge-
gen der Philoſoph Begriffe und Beſtimmungen ſucht,
die in einander ſind, um ſie durch ſein Analyſiren ſtuf-
fenweiſe heraus zu bringen, weil er anfaͤngt, ganze
Summen von Merkmalen, die mehrern Dingen ge-
meinſam ſind, zuſammen zu faſſen, und von dieſen
ſodann nach und nach die ſpecialern weglaͤßt. Wir
haben den Unterſchied zwiſchen dieſem Verfahren, das
iſt, zwiſchen dem Aufſuchen des Aehnlichen und des
Verſchiedenen, bereits oben (§. 751-757.) umſtaͤnd-
lich betrachtet, und dabey geſehen, daß es eben nicht
ſo durchaus einander entgegen geſetzet iſt, wenn man
beydes in richtigen und brauchbaren Abſichten vor-
nimmt. Wir koͤnnen dieſes noch durch folgende Be-
trachtung klar machen. Man ſetze zwiſchen den Be-
griffen oder Beſtimmungen, a, b, c ſey eine ſolche
Verbindung, daß die Groͤße der einen durch die Groͤ-
ße der beyden andern beſtimmt, oder a = bc ſey.
Sind nun a, b, c an ſich einfach, ſo hat der Philo-
ſoph darinn weiter nichts mehr zu ſuchen, und die
Verbindung, die aus dieſen dreyen Beſtimmungen
ein fuͤr ſich gedenkbares Ganzes macht, muß er gleich-
falls, weil ſie ſo einfach iſt, annehmen. Man ſetze
hingegen, daß z. E. b nicht einfach ſey, ſondern aus
zwoen einfachern Beſtimmungen p, q beſtehe, ſo
laͤßt ſich daraus, daß a = bc ſey, ſchließen, es muͤſſe
b = pq ſeyn, und zwar deswegen, weil b, ſo groß
oder klein es iſt, gleichfoͤrmig mit c multiplicirt wird.
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/465>, abgerufen am 01.11.2024.
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