der allgemeine Begriff, oder seine Ausdehnung, nicht durch eine gewisse Anzahl von Punkten, sondern er muß durch eine Linie vorgestellt werden.
§. 178.
Die Länge dieser Linie bleibt in so ferne unbe- stimmt, als die Einheit zum Maaßstabe dabey will- kührlich ist. Man kann sie daher, so lange der all- gemeine Begriff nur allein und für sich betrachtet wird, von beliebiger Länge annehmen. Da aber ein Begriff allgemeiner seyn, und sich folglich auf mehrere Indiuidua erstrecken kann, als ein andrer, so ist klar, daß auch die Linien, so beyde vorstellen, von unglei- cher Länge seyn müssen, wenn sie nach einem glei- chen Maaßstabe mit einander verglichen werden sollen.
§. 179.
Unsre Erkenntniß reicht noch nicht so weit, daß wir die Verhältnisse der Ausdehnung jeder Begriffe, und| folglich auch der Linien, so sie vorstellten, sollten auf Zahlen bringen können. Jn so fern wir aber dennoch wissen, daß ein Begriff allgemeiner ist, als ein an- drer, in so fern können wir auch die Linie des er- stern länger annehmen, übrigens aber dabey unbe- stimmt lassen, wieviel sie noch müssen verlängert wer- den, wenn die andre zum Maaßstabe angenommen wird. Die Länge, die sie gewiß haben solle, wer- den wir durch eine wirkiche gezogene Linie, die unbe- stimmte Verlängerung aber durch sogenannte blin- de Linien vorstellen, die Begriffe selbst aber durch Buchstaben von einander unterscheiden, die an die Ende der gewiß bestimmten Linie gesetzt werden. Z. E.
[Abbildung]
§. 180.
von den Urtheilen und Fragen.
der allgemeine Begriff, oder ſeine Ausdehnung, nicht durch eine gewiſſe Anzahl von Punkten, ſondern er muß durch eine Linie vorgeſtellt werden.
§. 178.
Die Laͤnge dieſer Linie bleibt in ſo ferne unbe- ſtimmt, als die Einheit zum Maaßſtabe dabey will- kuͤhrlich iſt. Man kann ſie daher, ſo lange der all- gemeine Begriff nur allein und fuͤr ſich betrachtet wird, von beliebiger Laͤnge annehmen. Da aber ein Begriff allgemeiner ſeyn, und ſich folglich auf mehrere Indiuidua erſtrecken kann, als ein andrer, ſo iſt klar, daß auch die Linien, ſo beyde vorſtellen, von unglei- cher Laͤnge ſeyn muͤſſen, wenn ſie nach einem glei- chen Maaßſtabe mit einander verglichen werden ſollen.
§. 179.
Unſre Erkenntniß reicht noch nicht ſo weit, daß wir die Verhaͤltniſſe der Ausdehnung jeder Begriffe, und| folglich auch der Linien, ſo ſie vorſtellten, ſollten auf Zahlen bringen koͤnnen. Jn ſo fern wir aber dennoch wiſſen, daß ein Begriff allgemeiner iſt, als ein an- drer, in ſo fern koͤnnen wir auch die Linie des er- ſtern laͤnger annehmen, uͤbrigens aber dabey unbe- ſtimmt laſſen, wieviel ſie noch muͤſſen verlaͤngert wer- den, wenn die andre zum Maaßſtabe angenommen wird. Die Laͤnge, die ſie gewiß haben ſolle, wer- den wir durch eine wirkiche gezogene Linie, die unbe- ſtimmte Verlaͤngerung aber durch ſogenannte blin- de Linien vorſtellen, die Begriffe ſelbſt aber durch Buchſtaben von einander unterſcheiden, die an die Ende der gewiß beſtimmten Linie geſetzt werden. Z. E.
[Abbildung]
§. 180.
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von den Urtheilen und Fragen.
der allgemeine Begriff, oder ſeine Ausdehnung,
nicht durch eine gewiſſe Anzahl von Punkten, ſondern
er muß durch eine Linie vorgeſtellt werden.
§. 178.
Die Laͤnge dieſer Linie bleibt in ſo ferne unbe-
ſtimmt, als die Einheit zum Maaßſtabe dabey will-
kuͤhrlich iſt. Man kann ſie daher, ſo lange der all-
gemeine Begriff nur allein und fuͤr ſich betrachtet
wird, von beliebiger Laͤnge annehmen. Da aber ein
Begriff allgemeiner ſeyn, und ſich folglich auf mehrere
Indiuidua erſtrecken kann, als ein andrer, ſo iſt klar,
daß auch die Linien, ſo beyde vorſtellen, von unglei-
cher Laͤnge ſeyn muͤſſen, wenn ſie nach einem glei-
chen Maaßſtabe mit einander verglichen werden ſollen.
§. 179.
Unſre Erkenntniß reicht noch nicht ſo weit, daß
wir die Verhaͤltniſſe der Ausdehnung jeder Begriffe,
und| folglich auch der Linien, ſo ſie vorſtellten, ſollten auf
Zahlen bringen koͤnnen. Jn ſo fern wir aber dennoch
wiſſen, daß ein Begriff allgemeiner iſt, als ein an-
drer, in ſo fern koͤnnen wir auch die Linie des er-
ſtern laͤnger annehmen, uͤbrigens aber dabey unbe-
ſtimmt laſſen, wieviel ſie noch muͤſſen verlaͤngert wer-
den, wenn die andre zum Maaßſtabe angenommen
wird. Die Laͤnge, die ſie gewiß haben ſolle, wer-
den wir durch eine wirkiche gezogene Linie, die unbe-
ſtimmte Verlaͤngerung aber durch ſogenannte blin-
de Linien vorſtellen, die Begriffe ſelbſt aber durch
Buchſtaben von einander unterſcheiden, die an die
Ende der gewiß beſtimmten Linie geſetzt werden. Z. E.
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§. 180.
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/133>, abgerufen am 26.11.2024.
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