Man sieht leicht, daß es hiebey auf die Stelle ankömmt, die der gemeinsame Begriff in beyden Sä- tzen hat, wenn man die verschiedenen Fälle, die hier vorkommen, abzählen will. Jeder Satz hat nur zwo Stellen, nämlich die von dem Subject, und die von dem Prädicat. Daher können bey beyden Sätzen auch nur vier Verwechslungen vorgenommen werden. Denn der gemeinsame Begriff wird ent- weder 1) in beyden Sätzen das Subject, oder 2) in beyden das Prädicat, oder 3) in dem ersten das Sub- ject und in dem andern das Prädicat, oder endlich 4) in dem ersten das Prädicat und in dem andern das Subject seyn. Von diesen vier Fällen ist der erste und zweyte nothwendig von einander und von den bey- den übrigen verschieden; Hingegen scheint sich der dritte von dem vierten nur durch die Verwechslung der Sätze zu unterscheiden, weil in der That dadurch ei- ner in den andern verwandelt wird, so fern wir näm- lich nicht weiter, als auf diese Vergleichung sehen. Jst aber diese Verwechslung in andern Absichten nicht gleichgültig, so scheint es wiederum, daß sie es auch in Ansehung der beyden ersten Sätze nicht seyn sollte, ungeachtet sie ihre Form nicht ändert. Hier- aus folgt, daß in Absicht auf diese Verwechslung je- der der beyden ersten Fälle sich in zween einzelne Fäl- le zertheilen sollte. Da aber die äußerliche Form nichts anbeut, wodurch sich diese von einander unter- scheiden ließen, so ist man auch bey den angezogenen vier Fällen geblieben, und hat ihnen eine gewisse Ord- nung und Namen gegeben.
§. 197.
H 5
von den einfachen Schluͤſſen.
§. 196.
Man ſieht leicht, daß es hiebey auf die Stelle ankoͤmmt, die der gemeinſame Begriff in beyden Saͤ- tzen hat, wenn man die verſchiedenen Faͤlle, die hier vorkommen, abzaͤhlen will. Jeder Satz hat nur zwo Stellen, naͤmlich die von dem Subject, und die von dem Praͤdicat. Daher koͤnnen bey beyden Saͤtzen auch nur vier Verwechslungen vorgenommen werden. Denn der gemeinſame Begriff wird ent- weder 1) in beyden Saͤtzen das Subject, oder 2) in beyden das Praͤdicat, oder 3) in dem erſten das Sub- ject und in dem andern das Praͤdicat, oder endlich 4) in dem erſten das Praͤdicat und in dem andern das Subject ſeyn. Von dieſen vier Faͤllen iſt der erſte und zweyte nothwendig von einander und von den bey- den uͤbrigen verſchieden; Hingegen ſcheint ſich der dritte von dem vierten nur durch die Verwechslung der Saͤtze zu unterſcheiden, weil in der That dadurch ei- ner in den andern verwandelt wird, ſo fern wir naͤm- lich nicht weiter, als auf dieſe Vergleichung ſehen. Jſt aber dieſe Verwechslung in andern Abſichten nicht gleichguͤltig, ſo ſcheint es wiederum, daß ſie es auch in Anſehung der beyden erſten Saͤtze nicht ſeyn ſollte, ungeachtet ſie ihre Form nicht aͤndert. Hier- aus folgt, daß in Abſicht auf dieſe Verwechslung je- der der beyden erſten Faͤlle ſich in zween einzelne Faͤl- le zertheilen ſollte. Da aber die aͤußerliche Form nichts anbeut, wodurch ſich dieſe von einander unter- ſcheiden ließen, ſo iſt man auch bey den angezogenen vier Faͤllen geblieben, und hat ihnen eine gewiſſe Ord- nung und Namen gegeben.
§. 197.
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von den einfachen Schluͤſſen.
§. 196.
Man ſieht leicht, daß es hiebey auf die Stelle
ankoͤmmt, die der gemeinſame Begriff in beyden Saͤ-
tzen hat, wenn man die verſchiedenen Faͤlle, die hier
vorkommen, abzaͤhlen will. Jeder Satz hat nur
zwo Stellen, naͤmlich die von dem Subject, und
die von dem Praͤdicat. Daher koͤnnen bey beyden
Saͤtzen auch nur vier Verwechslungen vorgenommen
werden. Denn der gemeinſame Begriff wird ent-
weder 1) in beyden Saͤtzen das Subject, oder 2) in
beyden das Praͤdicat, oder 3) in dem erſten das Sub-
ject und in dem andern das Praͤdicat, oder endlich
4) in dem erſten das Praͤdicat und in dem andern das
Subject ſeyn. Von dieſen vier Faͤllen iſt der erſte
und zweyte nothwendig von einander und von den bey-
den uͤbrigen verſchieden; Hingegen ſcheint ſich der
dritte von dem vierten nur durch die Verwechslung der
Saͤtze zu unterſcheiden, weil in der That dadurch ei-
ner in den andern verwandelt wird, ſo fern wir naͤm-
lich nicht weiter, als auf dieſe Vergleichung ſehen.
Jſt aber dieſe Verwechslung in andern Abſichten
nicht gleichguͤltig, ſo ſcheint es wiederum, daß ſie es
auch in Anſehung der beyden erſten Saͤtze nicht ſeyn
ſollte, ungeachtet ſie ihre Form nicht aͤndert. Hier-
aus folgt, daß in Abſicht auf dieſe Verwechslung je-
der der beyden erſten Faͤlle ſich in zween einzelne Faͤl-
le zertheilen ſollte. Da aber die aͤußerliche Form
nichts anbeut, wodurch ſich dieſe von einander unter-
ſcheiden ließen, ſo iſt man auch bey den angezogenen
vier Faͤllen geblieben, und hat ihnen eine gewiſſe Ord-
nung und Namen gegeben.
§. 197.
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/143>, abgerufen am 27.11.2024.
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