Die Ordnung stellt folgende Figur vor:
[Abbildung]
Jn dieser Figur, von welcher die angezogenen vier Fälle allem Ansehen nach auch den Namen von Figu- ren erhalten haben, stellen die Zahlen, I, II, III, IV. die Ordnung derselben vor, und sie werden auch da- her die erste, zweyte, dritte, vierte Figur genennet, um sie von einander zu unterscheiden. Die Buch- staben M, S, P stellen die drey Begriffe beyder Sätze, und M besonders den gemeinsamen Begriff vor, der in beyden Sätzen vorkömmt. Diese drey Begriffe hat man Glieder oder Terminos, den gemeinsamen Begriff aber das Mittelglied genennet. Endlich da in der Figur ein Satz unter den andern gezeichnet würde, so hieß man den einen Obersatz,Proposi- tio maior, den andern Untersatz,Propositio minor, beyde aber wegen den Schlüssen, die daraus gezo- gen werden können, Vordersätze oder Prämissen. Da das Mittelglied in beyden Sätzen gemeinsam ist, so würde das eigne Glied des Obersatzes Vorder- Glied,Terminus maior, das eigene Glied des Un- tersatzes Hinterglied,Terminus minor genennet. Diese Namen, die wir hier auf einander gehäuft ha- ben, muß man sich, wie die von den Linien und Fi- guren in der Geometrie, voraus bekannt machen. Wir werden uns wieder zur Sache selbst kehren.
§. 198.
Bisher haben wir zu diesen Figuren noch nichts anders, als überhaupt Sätze genommen, die ein gemeinsames Glied haben, und folglich so zu reden an einander hängen. So abstract aber sind die Sä-
tze
IV. Hauptſtuͤck,
§. 197.
Die Ordnung ſtellt folgende Figur vor:
[Abbildung]
Jn dieſer Figur, von welcher die angezogenen vier Faͤlle allem Anſehen nach auch den Namen von Figu- ren erhalten haben, ſtellen die Zahlen, I, II, III, IV. die Ordnung derſelben vor, und ſie werden auch da- her die erſte, zweyte, dritte, vierte Figur genennet, um ſie von einander zu unterſcheiden. Die Buch- ſtaben M, S, P ſtellen die drey Begriffe beyder Saͤtze, und M beſonders den gemeinſamen Begriff vor, der in beyden Saͤtzen vorkoͤmmt. Dieſe drey Begriffe hat man Glieder oder Terminos, den gemeinſamen Begriff aber das Mittelglied genennet. Endlich da in der Figur ein Satz unter den andern gezeichnet wuͤrde, ſo hieß man den einen Oberſatz,Propoſi- tio maior, den andern Unterſatz,Propoſitio minor, beyde aber wegen den Schluͤſſen, die daraus gezo- gen werden koͤnnen, Vorderſaͤtze oder Praͤmiſſen. Da das Mittelglied in beyden Saͤtzen gemeinſam iſt, ſo wuͤrde das eigne Glied des Oberſatzes Vorder- Glied,Terminus maior, das eigene Glied des Un- terſatzes Hinterglied,Terminus minor genennet. Dieſe Namen, die wir hier auf einander gehaͤuft ha- ben, muß man ſich, wie die von den Linien und Fi- guren in der Geometrie, voraus bekannt machen. Wir werden uns wieder zur Sache ſelbſt kehren.
§. 198.
Bisher haben wir zu dieſen Figuren noch nichts anders, als uͤberhaupt Saͤtze genommen, die ein gemeinſames Glied haben, und folglich ſo zu reden an einander haͤngen. So abſtract aber ſind die Saͤ-
tze
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0144"n="122"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">IV.</hi> Hauptſtuͤck,</hi></fw><lb/><divn="3"><head>§. 197.</head><lb/><p>Die Ordnung ſtellt folgende Figur vor:<lb/><figure/> Jn dieſer Figur, von welcher die angezogenen vier<lb/>
Faͤlle allem Anſehen nach auch den Namen von <hirendition="#fr">Figu-<lb/>
ren</hi> erhalten haben, ſtellen die Zahlen, <hirendition="#aq">I, II, III, IV.</hi><lb/>
die Ordnung derſelben vor, und ſie werden auch da-<lb/>
her die <hirendition="#fr">erſte, zweyte, dritte, vierte Figur</hi> genennet,<lb/>
um ſie von einander zu unterſcheiden. Die Buch-<lb/>ſtaben <hirendition="#aq">M, S, P</hi>ſtellen die drey Begriffe beyder Saͤtze,<lb/>
und <hirendition="#aq">M</hi> beſonders den gemeinſamen Begriff vor, der<lb/>
in beyden Saͤtzen vorkoͤmmt. Dieſe drey Begriffe<lb/>
hat man <hirendition="#fr">Glieder</hi> oder <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Terminos</hi>,</hi> den gemeinſamen<lb/>
Begriff aber das <hirendition="#fr">Mittelglied</hi> genennet. Endlich<lb/>
da in der Figur ein Satz unter den andern gezeichnet<lb/>
wuͤrde, ſo hieß man den einen <hirendition="#fr">Oberſatz,</hi><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Propoſi-<lb/>
tio maior</hi>,</hi> den andern <hirendition="#fr">Unterſatz,</hi><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Propoſitio minor</hi>,</hi><lb/>
beyde aber wegen den <hirendition="#fr">Schluͤſſen,</hi> die daraus gezo-<lb/>
gen werden koͤnnen, <hirendition="#fr">Vorderſaͤtze</hi> oder <hirendition="#fr">Praͤmiſſen.</hi><lb/>
Da das Mittelglied in beyden Saͤtzen gemeinſam iſt,<lb/>ſo wuͤrde das eigne Glied des Oberſatzes <hirendition="#fr">Vorder-<lb/>
Glied,</hi><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Terminus maior</hi>,</hi> das eigene Glied des Un-<lb/>
terſatzes <hirendition="#fr">Hinterglied,</hi><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Terminus minor</hi></hi> genennet.<lb/>
Dieſe Namen, die wir hier auf einander gehaͤuft ha-<lb/>
ben, muß man ſich, wie die von den Linien und Fi-<lb/>
guren in der Geometrie, voraus bekannt machen.<lb/>
Wir werden uns wieder zur Sache ſelbſt kehren.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 198.</head><lb/><p>Bisher haben wir zu dieſen Figuren noch nichts<lb/>
anders, als uͤberhaupt <hirendition="#fr">Saͤtze</hi> genommen, die ein<lb/>
gemeinſames Glied haben, und folglich ſo zu reden<lb/>
an einander haͤngen. So abſtract aber ſind die Saͤ-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">tze</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[122/0144]
IV. Hauptſtuͤck,
§. 197.
Die Ordnung ſtellt folgende Figur vor:
[Abbildung]
Jn dieſer Figur, von welcher die angezogenen vier
Faͤlle allem Anſehen nach auch den Namen von Figu-
ren erhalten haben, ſtellen die Zahlen, I, II, III, IV.
die Ordnung derſelben vor, und ſie werden auch da-
her die erſte, zweyte, dritte, vierte Figur genennet,
um ſie von einander zu unterſcheiden. Die Buch-
ſtaben M, S, P ſtellen die drey Begriffe beyder Saͤtze,
und M beſonders den gemeinſamen Begriff vor, der
in beyden Saͤtzen vorkoͤmmt. Dieſe drey Begriffe
hat man Glieder oder Terminos, den gemeinſamen
Begriff aber das Mittelglied genennet. Endlich
da in der Figur ein Satz unter den andern gezeichnet
wuͤrde, ſo hieß man den einen Oberſatz, Propoſi-
tio maior, den andern Unterſatz, Propoſitio minor,
beyde aber wegen den Schluͤſſen, die daraus gezo-
gen werden koͤnnen, Vorderſaͤtze oder Praͤmiſſen.
Da das Mittelglied in beyden Saͤtzen gemeinſam iſt,
ſo wuͤrde das eigne Glied des Oberſatzes Vorder-
Glied, Terminus maior, das eigene Glied des Un-
terſatzes Hinterglied, Terminus minor genennet.
Dieſe Namen, die wir hier auf einander gehaͤuft ha-
ben, muß man ſich, wie die von den Linien und Fi-
guren in der Geometrie, voraus bekannt machen.
Wir werden uns wieder zur Sache ſelbſt kehren.
§. 198.
Bisher haben wir zu dieſen Figuren noch nichts
anders, als uͤberhaupt Saͤtze genommen, die ein
gemeinſames Glied haben, und folglich ſo zu reden
an einander haͤngen. So abſtract aber ſind die Saͤ-
tze
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/144>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.