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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.

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VI. Hauptstück.
lehrer Mühe gegeben, sie alle aufzusuchen, und sie in
Gattungen und Arten zu theilen, und dabey theils auf
ihre Bedeutung und metaphysischen Unterschied, theils
auch auf den bloß grammatischen Unterschied zu sehen.
Nach dieser Eintheilung kamen vier allgemeine Classen
oder Gattungen heraus, nämlich die Aduerbia, Prae-
positiones, Coniunctiones
und Interiectiones, oder
die Zuwörter, Vorwörter, Bindwörter und Zwischen-
wörter. Man sahe nämlich daß einige, nämlich die
Zuwörter, zu näherer Bestimmung der Zeitwörter; an-
dere, nämlich die Vorwörter, zur Bestimmung und nä-
herer Modification der Nennwörter; noch andere aber,
nämlich die Bindwörter, zum Zusammenhang und Ver-
bindung der Rede; und endlich noch andere, nämlich
die Zwischenwörter, zur Anzeige des Affects des Re-
denden dienten. Und so ward die Abtheilung getrof-
fen, nachdem die Sprachen schon da waren, und als ein
Datum angesehen werden konnten.

§. 208. Da wir uns aber hier an den Unterschied
der wirklichen und möglichen Sprachen nicht binden,
sondern überhaupt das Willkührliche, Natürliche und
Nothwendige in den Sprachen aufsuchen, so werden
wir auch diese unveränderlichen Redetheilchen nach all-
gemeinern Gründen betrachten, und das Metaphysische
von dem Grammatischen zu unterscheiden suchen.

§. 209. Wir fangen bey den Präpositionen an,
und bemerken, daß man diese in den wirklichen Spra-
chen allerdings besonders nehmen, und von den Zuwör-
tern unterscheiden mußte, nicht nur, weil sie etwan den
Nennwörtern vorgesetzt werden, sondern, weil sie ge-
wisse
Casus oder Fallendungen regieren. Die-
ses macht, daß sie wegen der Syntax oder Regeln der
Wortsügung müssen bemerkt werden. Und man kann
sagen, daß etwas Charakteristisches dabey seyn würde,
wenn die Fallendungen der Nennwörter für sich schon

eine

VI. Hauptſtuͤck.
lehrer Muͤhe gegeben, ſie alle aufzuſuchen, und ſie in
Gattungen und Arten zu theilen, und dabey theils auf
ihre Bedeutung und metaphyſiſchen Unterſchied, theils
auch auf den bloß grammatiſchen Unterſchied zu ſehen.
Nach dieſer Eintheilung kamen vier allgemeine Claſſen
oder Gattungen heraus, naͤmlich die Aduerbia, Prae-
poſitiones, Coniunctiones
und Interiectiones, oder
die Zuwoͤrter, Vorwoͤrter, Bindwoͤrter und Zwiſchen-
woͤrter. Man ſahe naͤmlich daß einige, naͤmlich die
Zuwoͤrter, zu naͤherer Beſtimmung der Zeitwoͤrter; an-
dere, naͤmlich die Vorwoͤrter, zur Beſtimmung und naͤ-
herer Modification der Nennwoͤrter; noch andere aber,
naͤmlich die Bindwoͤrter, zum Zuſammenhang und Ver-
bindung der Rede; und endlich noch andere, naͤmlich
die Zwiſchenwoͤrter, zur Anzeige des Affects des Re-
denden dienten. Und ſo ward die Abtheilung getrof-
fen, nachdem die Sprachen ſchon da waren, und als ein
Datum angeſehen werden konnten.

§. 208. Da wir uns aber hier an den Unterſchied
der wirklichen und moͤglichen Sprachen nicht binden,
ſondern uͤberhaupt das Willkuͤhrliche, Natuͤrliche und
Nothwendige in den Sprachen aufſuchen, ſo werden
wir auch dieſe unveraͤnderlichen Redetheilchen nach all-
gemeinern Gruͤnden betrachten, und das Metaphyſiſche
von dem Grammatiſchen zu unterſcheiden ſuchen.

§. 209. Wir fangen bey den Praͤpoſitionen an,
und bemerken, daß man dieſe in den wirklichen Spra-
chen allerdings beſonders nehmen, und von den Zuwoͤr-
tern unterſcheiden mußte, nicht nur, weil ſie etwan den
Nennwoͤrtern vorgeſetzt werden, ſondern, weil ſie ge-
wiſſe
Caſus oder Fallendungen regieren. Die-
ſes macht, daß ſie wegen der Syntax oder Regeln der
Wortſuͤgung muͤſſen bemerkt werden. Und man kann
ſagen, daß etwas Charakteriſtiſches dabey ſeyn wuͤrde,
wenn die Fallendungen der Nennwoͤrter fuͤr ſich ſchon

eine
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[122/0128] VI. Hauptſtuͤck. lehrer Muͤhe gegeben, ſie alle aufzuſuchen, und ſie in Gattungen und Arten zu theilen, und dabey theils auf ihre Bedeutung und metaphyſiſchen Unterſchied, theils auch auf den bloß grammatiſchen Unterſchied zu ſehen. Nach dieſer Eintheilung kamen vier allgemeine Claſſen oder Gattungen heraus, naͤmlich die Aduerbia, Prae- poſitiones, Coniunctiones und Interiectiones, oder die Zuwoͤrter, Vorwoͤrter, Bindwoͤrter und Zwiſchen- woͤrter. Man ſahe naͤmlich daß einige, naͤmlich die Zuwoͤrter, zu naͤherer Beſtimmung der Zeitwoͤrter; an- dere, naͤmlich die Vorwoͤrter, zur Beſtimmung und naͤ- herer Modification der Nennwoͤrter; noch andere aber, naͤmlich die Bindwoͤrter, zum Zuſammenhang und Ver- bindung der Rede; und endlich noch andere, naͤmlich die Zwiſchenwoͤrter, zur Anzeige des Affects des Re- denden dienten. Und ſo ward die Abtheilung getrof- fen, nachdem die Sprachen ſchon da waren, und als ein Datum angeſehen werden konnten. §. 208. Da wir uns aber hier an den Unterſchied der wirklichen und moͤglichen Sprachen nicht binden, ſondern uͤberhaupt das Willkuͤhrliche, Natuͤrliche und Nothwendige in den Sprachen aufſuchen, ſo werden wir auch dieſe unveraͤnderlichen Redetheilchen nach all- gemeinern Gruͤnden betrachten, und das Metaphyſiſche von dem Grammatiſchen zu unterſcheiden ſuchen. §. 209. Wir fangen bey den Praͤpoſitionen an, und bemerken, daß man dieſe in den wirklichen Spra- chen allerdings beſonders nehmen, und von den Zuwoͤr- tern unterſcheiden mußte, nicht nur, weil ſie etwan den Nennwoͤrtern vorgeſetzt werden, ſondern, weil ſie ge- wiſſe Caſus oder Fallendungen regieren. Die- ſes macht, daß ſie wegen der Syntax oder Regeln der Wortſuͤgung muͤſſen bemerkt werden. Und man kann ſagen, daß etwas Charakteriſtiſches dabey ſeyn wuͤrde, wenn die Fallendungen der Nennwoͤrter fuͤr ſich ſchon eine

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/128>, abgerufen am 21.11.2024.