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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.

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Von den unveränderlichen Redetheilen.
Wir machen diese Anmerkung besonders auch zum Be-
hufe der deutschen Sprache und der allgemeinen Sprach-
lehre überhaupt. Denn da die deutsche Sprache sehr
viele und sehr allgemeine Mittel zur Ableitung und
Bildung neuer Wörter hat, so lohnt es sich der Mühe,
in der oben schon öfters erwähnten Theorie derselben
die Sache so allgemein zu betrachten, daß die Verhält-
nisse zwischen jeden Classen von Wörtern oder Rede-
theilen bestimmt, und die Mittel aufgesucht werden, je-
des Wort durch alle durchzuführen, so viel es, theils
die Sache selbst, theils auch die Art der Sprache zu-
läßt. Diese letztere Bedingung fällt bey einer durch-
aus wissenschaftlichen Sprache und der Theorie dersel-
ben in so weit weg, als man dabey nicht auf Gewohn-
heit und Herkommen zu sehen hat.

§. 228. So z. E. geben die Vorwörter sowohl an
sich, als in so fern sie Ableitungstheilchen sind, eine gu-
te Menge von Zuwörtern, welche zu Bestimmung der
Zeitwörter dienen können. Aus den Zeitwörtern las-
sen sich auf vielerley Arten Nennwörter bilden, denen
solche Zuwörter, in die Form der Beywörter verwan-
delt, als Bestimmungen zugesetzt werden können. Hin-
wiederum lassen sich bald alle Beywörter in Zuwörter
verwandeln, daher aus welchen Quellen jene hergeleitet
werden, erlangt man diese zugleich mit, und dazu bieten
sowohl Zeitwörter als die Substantiua abstracta häufige
Anläße an. Man sieht leicht, daß hierinn in Absicht
auf die Structur der Wörter viel Charakteristisches,
und in Absicht auf die Art, wie sie mit der Verwand-
lung ihre Bedeutung ändern, viel Metaphysisches liegt,
wozu bey wirklichen Sprachen noch der Gebrauch
kömmt, welcher zu dem Jndividualen und zugleich auch
zu vielen Anomalien führt, und hingegen bey einer wis-
senschaftlichen Sprache nach Regeln bestimmt werden
kann.

§. 229.
J 4

Von den unveraͤnderlichen Redetheilen.
Wir machen dieſe Anmerkung beſonders auch zum Be-
hufe der deutſchen Sprache und der allgemeinen Sprach-
lehre uͤberhaupt. Denn da die deutſche Sprache ſehr
viele und ſehr allgemeine Mittel zur Ableitung und
Bildung neuer Woͤrter hat, ſo lohnt es ſich der Muͤhe,
in der oben ſchon oͤfters erwaͤhnten Theorie derſelben
die Sache ſo allgemein zu betrachten, daß die Verhaͤlt-
niſſe zwiſchen jeden Claſſen von Woͤrtern oder Rede-
theilen beſtimmt, und die Mittel aufgeſucht werden, je-
des Wort durch alle durchzufuͤhren, ſo viel es, theils
die Sache ſelbſt, theils auch die Art der Sprache zu-
laͤßt. Dieſe letztere Bedingung faͤllt bey einer durch-
aus wiſſenſchaftlichen Sprache und der Theorie derſel-
ben in ſo weit weg, als man dabey nicht auf Gewohn-
heit und Herkommen zu ſehen hat.

§. 228. So z. E. geben die Vorwoͤrter ſowohl an
ſich, als in ſo fern ſie Ableitungstheilchen ſind, eine gu-
te Menge von Zuwoͤrtern, welche zu Beſtimmung der
Zeitwoͤrter dienen koͤnnen. Aus den Zeitwoͤrtern laſ-
ſen ſich auf vielerley Arten Nennwoͤrter bilden, denen
ſolche Zuwoͤrter, in die Form der Beywoͤrter verwan-
delt, als Beſtimmungen zugeſetzt werden koͤnnen. Hin-
wiederum laſſen ſich bald alle Beywoͤrter in Zuwoͤrter
verwandeln, daher aus welchen Quellen jene hergeleitet
werden, erlangt man dieſe zugleich mit, und dazu bieten
ſowohl Zeitwoͤrter als die Subſtantiua abſtracta haͤufige
Anlaͤße an. Man ſieht leicht, daß hierinn in Abſicht
auf die Structur der Woͤrter viel Charakteriſtiſches,
und in Abſicht auf die Art, wie ſie mit der Verwand-
lung ihre Bedeutung aͤndern, viel Metaphyſiſches liegt,
wozu bey wirklichen Sprachen noch der Gebrauch
koͤmmt, welcher zu dem Jndividualen und zugleich auch
zu vielen Anomalien fuͤhrt, und hingegen bey einer wiſ-
ſenſchaftlichen Sprache nach Regeln beſtimmt werden
kann.

§. 229.
J 4
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[135/0141] Von den unveraͤnderlichen Redetheilen. Wir machen dieſe Anmerkung beſonders auch zum Be- hufe der deutſchen Sprache und der allgemeinen Sprach- lehre uͤberhaupt. Denn da die deutſche Sprache ſehr viele und ſehr allgemeine Mittel zur Ableitung und Bildung neuer Woͤrter hat, ſo lohnt es ſich der Muͤhe, in der oben ſchon oͤfters erwaͤhnten Theorie derſelben die Sache ſo allgemein zu betrachten, daß die Verhaͤlt- niſſe zwiſchen jeden Claſſen von Woͤrtern oder Rede- theilen beſtimmt, und die Mittel aufgeſucht werden, je- des Wort durch alle durchzufuͤhren, ſo viel es, theils die Sache ſelbſt, theils auch die Art der Sprache zu- laͤßt. Dieſe letztere Bedingung faͤllt bey einer durch- aus wiſſenſchaftlichen Sprache und der Theorie derſel- ben in ſo weit weg, als man dabey nicht auf Gewohn- heit und Herkommen zu ſehen hat. §. 228. So z. E. geben die Vorwoͤrter ſowohl an ſich, als in ſo fern ſie Ableitungstheilchen ſind, eine gu- te Menge von Zuwoͤrtern, welche zu Beſtimmung der Zeitwoͤrter dienen koͤnnen. Aus den Zeitwoͤrtern laſ- ſen ſich auf vielerley Arten Nennwoͤrter bilden, denen ſolche Zuwoͤrter, in die Form der Beywoͤrter verwan- delt, als Beſtimmungen zugeſetzt werden koͤnnen. Hin- wiederum laſſen ſich bald alle Beywoͤrter in Zuwoͤrter verwandeln, daher aus welchen Quellen jene hergeleitet werden, erlangt man dieſe zugleich mit, und dazu bieten ſowohl Zeitwoͤrter als die Subſtantiua abſtracta haͤufige Anlaͤße an. Man ſieht leicht, daß hierinn in Abſicht auf die Structur der Woͤrter viel Charakteriſtiſches, und in Abſicht auf die Art, wie ſie mit der Verwand- lung ihre Bedeutung aͤndern, viel Metaphyſiſches liegt, wozu bey wirklichen Sprachen noch der Gebrauch koͤmmt, welcher zu dem Jndividualen und zugleich auch zu vielen Anomalien fuͤhrt, und hingegen bey einer wiſ- ſenſchaftlichen Sprache nach Regeln beſtimmt werden kann. §. 229. J 4

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/141>, abgerufen am 21.11.2024.