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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.

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V. Hauptstück.
dadurch erwiesen seyn, größer wird, und zwar um desto
mehr, je verschiedener die Prädicate C, D, E, F etc. sind,
und je weniger es den Anschein hat, daß einige für sich
schon aus den andern folgen. Diese Verschiedenheit
müssen wir bey der Aufhäufung der Argumente an sich
auch voraussetzen, weil ein Argument, das nur eine
Folge von dem andern ist, zu der Vermehrung der
Wahrscheinlichkeit nichts beyträgt, und uns folglich, so
lange wir diese Abhänglichkeit nicht wissen, durch einen
falschen Schein blendet.

§. 169. Wenn die Prädicate C, D, E, F etc. nicht
eigene Merkmale von B sind, so kommen sie noch irgend
andern Subjecten zu. Kann man nun in Ansehung
derselben die oben (§. 154. seqq.) betrachtete Abzählung
der Fälle, in welchen sie dem B zukommen, und in wel-
chen sie ihm nicht zukommen, vornehmen, oder die Ver-
hältniß zwischen beyden aus andern Gründen finden, so
läßt sich der Grad der Wahrscheinlichkeit, der aus den-
selben erwächst, berechnen. Wir wollen uns hier be-
gnügen, diese Berechnung auf die Theorie der Glücks-
spiele zu reduciren. Man stelle sich so viele Haufen
Zettel vor als Argumente sind. Jn jedem Haufen sey
die Anzahl der gültigen oder bezeichneten Zettel zu der
Anzahl der nicht bezeichneten in eben der Verhältniß,
wie die Fälle, in welchen das Argument gültig ist, zu
denen sind, in welchen es nicht gültig ist. Man setze
nun, Cajus nehme blindhin von jedem Haufen einen
Zettel, die Frage ist, wie wahrscheinlich es sey, daß
unter diesen herausgenommenen Zetteln kein gültiger
sey? So wahrscheinlich, oder so unwahrscheinlich wird
es seyn, daß alle Argumente, so man zum Behuf des
Satzes gefunden, ihn nicht beweisen. Die Theorie der
Glücksspiele giebt zu dieser Berechnung folgende Regel
an. Man multiplicire die Anzahl der gesamm-
ten Zettel eines jeden Haufens mit einander,

und

V. Hauptſtuͤck.
dadurch erwieſen ſeyn, groͤßer wird, und zwar um deſto
mehr, je verſchiedener die Praͤdicate C, D, E, F ꝛc. ſind,
und je weniger es den Anſchein hat, daß einige fuͤr ſich
ſchon aus den andern folgen. Dieſe Verſchiedenheit
muͤſſen wir bey der Aufhaͤufung der Argumente an ſich
auch vorausſetzen, weil ein Argument, das nur eine
Folge von dem andern iſt, zu der Vermehrung der
Wahrſcheinlichkeit nichts beytraͤgt, und uns folglich, ſo
lange wir dieſe Abhaͤnglichkeit nicht wiſſen, durch einen
falſchen Schein blendet.

§. 169. Wenn die Praͤdicate C, D, E, F ꝛc. nicht
eigene Merkmale von B ſind, ſo kommen ſie noch irgend
andern Subjecten zu. Kann man nun in Anſehung
derſelben die oben (§. 154. ſeqq.) betrachtete Abzaͤhlung
der Faͤlle, in welchen ſie dem B zukommen, und in wel-
chen ſie ihm nicht zukommen, vornehmen, oder die Ver-
haͤltniß zwiſchen beyden aus andern Gruͤnden finden, ſo
laͤßt ſich der Grad der Wahrſcheinlichkeit, der aus den-
ſelben erwaͤchſt, berechnen. Wir wollen uns hier be-
gnuͤgen, dieſe Berechnung auf die Theorie der Gluͤcks-
ſpiele zu reduciren. Man ſtelle ſich ſo viele Haufen
Zettel vor als Argumente ſind. Jn jedem Haufen ſey
die Anzahl der guͤltigen oder bezeichneten Zettel zu der
Anzahl der nicht bezeichneten in eben der Verhaͤltniß,
wie die Faͤlle, in welchen das Argument guͤltig iſt, zu
denen ſind, in welchen es nicht guͤltig iſt. Man ſetze
nun, Cajus nehme blindhin von jedem Haufen einen
Zettel, die Frage iſt, wie wahrſcheinlich es ſey, daß
unter dieſen herausgenommenen Zetteln kein guͤltiger
ſey? So wahrſcheinlich, oder ſo unwahrſcheinlich wird
es ſeyn, daß alle Argumente, ſo man zum Behuf des
Satzes gefunden, ihn nicht beweiſen. Die Theorie der
Gluͤcksſpiele giebt zu dieſer Berechnung folgende Regel
an. Man multiplicire die Anzahl der geſamm-
ten Zettel eines jeden Haufens mit einander,

und
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[338/0344] V. Hauptſtuͤck. dadurch erwieſen ſeyn, groͤßer wird, und zwar um deſto mehr, je verſchiedener die Praͤdicate C, D, E, F ꝛc. ſind, und je weniger es den Anſchein hat, daß einige fuͤr ſich ſchon aus den andern folgen. Dieſe Verſchiedenheit muͤſſen wir bey der Aufhaͤufung der Argumente an ſich auch vorausſetzen, weil ein Argument, das nur eine Folge von dem andern iſt, zu der Vermehrung der Wahrſcheinlichkeit nichts beytraͤgt, und uns folglich, ſo lange wir dieſe Abhaͤnglichkeit nicht wiſſen, durch einen falſchen Schein blendet. §. 169. Wenn die Praͤdicate C, D, E, F ꝛc. nicht eigene Merkmale von B ſind, ſo kommen ſie noch irgend andern Subjecten zu. Kann man nun in Anſehung derſelben die oben (§. 154. ſeqq.) betrachtete Abzaͤhlung der Faͤlle, in welchen ſie dem B zukommen, und in wel- chen ſie ihm nicht zukommen, vornehmen, oder die Ver- haͤltniß zwiſchen beyden aus andern Gruͤnden finden, ſo laͤßt ſich der Grad der Wahrſcheinlichkeit, der aus den- ſelben erwaͤchſt, berechnen. Wir wollen uns hier be- gnuͤgen, dieſe Berechnung auf die Theorie der Gluͤcks- ſpiele zu reduciren. Man ſtelle ſich ſo viele Haufen Zettel vor als Argumente ſind. Jn jedem Haufen ſey die Anzahl der guͤltigen oder bezeichneten Zettel zu der Anzahl der nicht bezeichneten in eben der Verhaͤltniß, wie die Faͤlle, in welchen das Argument guͤltig iſt, zu denen ſind, in welchen es nicht guͤltig iſt. Man ſetze nun, Cajus nehme blindhin von jedem Haufen einen Zettel, die Frage iſt, wie wahrſcheinlich es ſey, daß unter dieſen herausgenommenen Zetteln kein guͤltiger ſey? So wahrſcheinlich, oder ſo unwahrſcheinlich wird es ſeyn, daß alle Argumente, ſo man zum Behuf des Satzes gefunden, ihn nicht beweiſen. Die Theorie der Gluͤcksſpiele giebt zu dieſer Berechnung folgende Regel an. Man multiplicire die Anzahl der geſamm- ten Zettel eines jeden Haufens mit einander, und

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/344>, abgerufen am 24.11.2024.