Lange, Helene: Frauenwahlrecht. In: Cosmopolis – an international monthly review, hrsg. v. F. Ortmans, Heft III. London u. a., 1896, S. 539–554.damit das Interesse der Männer, sie zu weiterer Mitarbeit am Ein anderer Weg steht auch der deutschen Frau nicht offen. Und so ist uns unser Weg gewiesen. Es gilt zunächst und So handeln wir wie der weise Mann, der ein sicheres, aber damit das Interesse der Männer, sie zu weiterer Mitarbeit am Ein anderer Weg steht auch der deutschen Frau nicht offen. Und so ist uns unser Weg gewiesen. Es gilt zunächst und So handeln wir wie der weise Mann, der ein sicheres, aber <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0015" n="552"/> damit das Interesse der Männer, sie zu weiterer Mitarbeit am<lb/> Gemeinwol heranzuziehen, erhöhen konnte.</p><lb/> <p>Ein anderer Weg steht auch der deutschen Frau nicht offen.<lb/> An einen plötzlichen Umschwung zu Gunsten des Frauenstimmrechts<lb/> ist nicht zu denken, und alle Reden würden nach<lb/> dieser Richtung hin nichts bewirken, so lange sich im<lb/> Volksgeist nicht die Ueberzeugung durchgerungen hat: hier<lb/> sind wertvolle Kulturelemente, die müssen wir dem Gemeinwol<lb/> dienstbar machen. Nicht das Schreien, sondern das Leisten<lb/> tut's. Die sehr ernst gemeinte und mit grosser Selbstaufopferung<lb/> durchgeführte Propaganda der Gräfin Guillaume-Schack<lb/> musste völlig resultatlos verlaufen, weil die Leistungen<lb/> der Frauen fehlten, die den Männern den Nutzen des Frauenstimmrechts<lb/> klar gemacht hätten. Die Anschauung suggerirt<lb/> eben mächtiger als hundert Reden.</p><lb/> <p>Und so ist uns unser Weg gewiesen. Es gilt zunächst und<lb/> diese Arbeit haben wir schon mit Energie in Angriff genommen<lb/> die Hindernisse zu beseitigen, die uns am Leisten hindern.<lb/> Es gilt einzudringen in die Arbeit der Gemeinden, in die<lb/> Schulverwaltungen, die Universitäten, die verschiedenen<lb/> Berufszweige, und überall zu zeigen: <hi rendition="#i">das kann</hi> die Frau. Es<lb/> gilt, der <hi rendition="#i">Dame</hi> entgegenzutreten, die durch das parfümirte<lb/> Taschentuch den „Armeleutegeruch“ fernhalten möchte; es gilt<lb/> das Laster in seinen Schlupfwinkeln aufzusuchen, die Kindlein<lb/> zu uns kommen zu lassen, den Verwaisten und Verlassenen<lb/> Pflegerinnen zu sein und unerschrocken die Wahrheit zu<lb/> sagen über alles, was da faul ist auf sozialem Gebiet, mag uns<lb/> noch so oft das allmählich doch etwas in Misskredit geratende<lb/> „Unweiblich“ entgegengeschleudert werden. Der Weg ist<lb/> weit; aber er ist kein Umweg. Denn wir nehmen viel mit<lb/> unterwegs, all das Rüstzeug, das wir für eine spätere Zeit<lb/> brauchen. Und überdies: wir haben keine Wahl. Auch<lb/> wer grundsätzlich nicht mit mir einverstanden ist, wer von<lb/> einer Vorbereitung im Prinzip nichts wissen will, wird mir<lb/> zugestehen: „Du hast recht, vorzüglich weil ich muss.“</p><lb/> <p>So handeln wir wie der weise Mann, der ein sicheres, aber<lb/> in der Ferne erst winkendes Erbe in Aussicht hat und sich<lb/> einstweilen auf seine zweckmässige Verwaltung vorbereitet.<lb/> Hoffnungslos ist unsere Angelegenheit nicht; wer aufmerksam<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [552/0015]
damit das Interesse der Männer, sie zu weiterer Mitarbeit am
Gemeinwol heranzuziehen, erhöhen konnte.
Ein anderer Weg steht auch der deutschen Frau nicht offen.
An einen plötzlichen Umschwung zu Gunsten des Frauenstimmrechts
ist nicht zu denken, und alle Reden würden nach
dieser Richtung hin nichts bewirken, so lange sich im
Volksgeist nicht die Ueberzeugung durchgerungen hat: hier
sind wertvolle Kulturelemente, die müssen wir dem Gemeinwol
dienstbar machen. Nicht das Schreien, sondern das Leisten
tut's. Die sehr ernst gemeinte und mit grosser Selbstaufopferung
durchgeführte Propaganda der Gräfin Guillaume-Schack
musste völlig resultatlos verlaufen, weil die Leistungen
der Frauen fehlten, die den Männern den Nutzen des Frauenstimmrechts
klar gemacht hätten. Die Anschauung suggerirt
eben mächtiger als hundert Reden.
Und so ist uns unser Weg gewiesen. Es gilt zunächst und
diese Arbeit haben wir schon mit Energie in Angriff genommen
die Hindernisse zu beseitigen, die uns am Leisten hindern.
Es gilt einzudringen in die Arbeit der Gemeinden, in die
Schulverwaltungen, die Universitäten, die verschiedenen
Berufszweige, und überall zu zeigen: das kann die Frau. Es
gilt, der Dame entgegenzutreten, die durch das parfümirte
Taschentuch den „Armeleutegeruch“ fernhalten möchte; es gilt
das Laster in seinen Schlupfwinkeln aufzusuchen, die Kindlein
zu uns kommen zu lassen, den Verwaisten und Verlassenen
Pflegerinnen zu sein und unerschrocken die Wahrheit zu
sagen über alles, was da faul ist auf sozialem Gebiet, mag uns
noch so oft das allmählich doch etwas in Misskredit geratende
„Unweiblich“ entgegengeschleudert werden. Der Weg ist
weit; aber er ist kein Umweg. Denn wir nehmen viel mit
unterwegs, all das Rüstzeug, das wir für eine spätere Zeit
brauchen. Und überdies: wir haben keine Wahl. Auch
wer grundsätzlich nicht mit mir einverstanden ist, wer von
einer Vorbereitung im Prinzip nichts wissen will, wird mir
zugestehen: „Du hast recht, vorzüglich weil ich muss.“
So handeln wir wie der weise Mann, der ein sicheres, aber
in der Ferne erst winkendes Erbe in Aussicht hat und sich
einstweilen auf seine zweckmässige Verwaltung vorbereitet.
Hoffnungslos ist unsere Angelegenheit nicht; wer aufmerksam
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