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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 5, 18-21.
[Spaltenumbruch] Menschen kommen ist (Gr. per ellipsin, die
Schuld gekommen v. 16. oder der Tod geherr-
schet v. 17. zur Verdammniß über alle Men-
schen) also ist auch durch eines (Menschen,
Christi) Gerechtigkeit (Verdienst) die Recht-
fertigung des Lebens über alle Menschen
kommen.
(Gr. per ellipsin die Gnade ge-
kommen oder hat herrschet
über alle Men-
schen, d. i. zur Rechtfertigung des Lebens; zu
einer solchen Rechtfertigung, da ihnen in der
Ordnung des bereits angezündeten geistlichen
Lebens und Glaubens das ewige Leben zuerkannt
wird, im Gegensatz auf den ewigen Tod, dar-
auf die göttliche Bedrohung im Paradiese ge-
gangen, und welchen die Schuld nach sich
ziehet.

Anmerckungen.

1. Daß das Wort dikaiosis, Rechtfer-
tigung
alhie sensu forensi, oder vom richterli-
chen Ausspruche genommen wird, siehet man
unter andern auch aus dem Gegensatze des
Worts katakrima, Verdammniß. Und
gleichwie paraptoma heißt der Sünden-Fall
mit seiner über das gantze menschliche Geschlecht
gebrachten Schuld; so heißt das ihm entge-
gen gesetzte dikaioma das dem Fall entgegen
stehende Werck der Genugthuung Christi mit
seinem über alle Menschen gehenden Verdien-
ste, welches man auch daraus siehet, daß es
zur Rechtfertigung gereichet. Siehe auch
v. 16.

2. Es ist in diesem Verse die Allgemein-
heit des Verdienstes Christi wohl zu mercken,
sintemal dieses alhie eben so universal gemacht
wird, als die von Adam über alle Menschen ge-
brachte Sünden-Schuld: und also wird damit
erkläret, was v. 16 und 19. in dem Gegensatze
aus einem von vielen, das ist, von der gantzen
unzehligen Menge der Menschen, gesaget wird.
Daß aber nicht alle selig werden, stehet der Uni-
versalit
ät des Verdienstes Christi so wenig ent-
gegen, als der Allgemeinheit der von Adam an-
geerbten Sünden-Schuld dieses entgegen ste-
het, daß nicht alle Menschen verdammet wer-
den.

V. 19.

Denn gleichwie durch eines Men-
schen Ungehorsam
(Sünden-Fall) viele
Sünder worden sind
(Sünder worden sind
oi polloi, die viele, davon vorher v. 18. ge-
saget ist, das ist alle ohne Ausnahme,) also
auch durch eines Gehorsam
(dikaioma,
Verdienst) werden viel (oi polloi, die viele,
alle v. 18.) Gerechte (also, daß sie, so viel an
der Erwerbung ist, zur Rechtfertigung des Le-
bens gelangen können. Und da sie durch das
Verdienst Christi zu Gerechten geworden sind,
so kan es auch nicht anders seyn, als daß sie vor
dem Gerichte GOttes auch durch die dikaiosin,
durch die Rechtfertigung v. 18. dafür erkannt
werden müssen.)

Anmerckungen.

1. Gleichwie das vorher v. 14. 15. 17. 18. ge-
[Spaltenumbruch] brauchte Wort para[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]asis und paraptoma,
Sünden-Fall, Ubertretung alhie gar nach-
drücklich erkläret wird durch das Wort para-
koe, Ungehorsam: also wird auch das v. 16
und 18. gebrauchte Wort dikaioma, Ver-
dienst
gar schön erläutert durch das Wort upa-
koe, Gehorsam; dabey man zu erwegen hat
den Ort Phil. 2, 8. Christus ward gehor-
sam bis zum Tode, ja zum Tode am Creu-
tze.
Bey dem Worte dikaioma aber hat man
zu conferiren den schönen Ort Apoc. 19, 8. al-
wo darinnen der Schmuck der Braut des Lam-
mes gesetzet wird.

2. Das Paulus von dieser Materie vom
12ten Vers an bis hieher, so viele Worte ge-
brauchet, und derselben mit solcher Wieder-
hohlung, die immer mehrere Erläuterung gie-
bet, inhaeriret, zeiget an, theils dieser Lehre
Wichtigkeit, theils auch seinen Affect, daß
ihm dieselbe mit aller Hochachtung am Hertzen
gelegen, und seinen Zweck, auch die gläubigen
Römer davon recht zu überzeugen.

V. 20.

Das Gesetz aber (das Moral-Gesetze
durch welches die Erkäntniß der Sünden kommt
c. 3, 20. und welches nur Zorn anrichtet c. 4,
15.) ist (der Promulgation nach, da die Sünde
eingekommen war in die Welt, eiselthe v. 12.
aber bis auf Mosen vor dem promulgirten Ge-
setze nicht sonderlich erkannt und geachtet wur-
de v. 13.) neben eingekommen (pareiselthe)
auf daß die Sünde (zuvorderst des ersten Ab-
falls, und denn alles, was daraus entstanden
und unter dem Namen des Todes v. 12. und
der Ubertretungen v. 16. bezeichnet wird,)
mächtiger werde (pleonase, überflüßiger
werde, das ist, in seiner Tiefe, Weite und
Breite, der Schuld und dem Schaden auch
der Strafe nach, recht entdecket, erkannt und
bußfertig verabscheuet werde. Siehe auch c. 7,
7. seqq. Gal. 3, 19. Joh. 15, 22. 1 Cor. 15, 56.)
Wo aber die Sünde (solcher Erkäntniß und
solchem Gefühle nach im erschrockenen Gewissen)
mächtig worden ist, da ist doch die Gna-
de
(der erworbenen Gerechtigkeit, oder des
Verdienstes Christi, auch der Rechtfertigung
und Heiligung) noch viel grösser (um die
Sünde, der Schuld, dem Schaden, der Herr-
schaft und der Strafe nach, hinweg zu neh-
men, und das erschrockene Gewissen zu beruhi-
gen, und ihme in dem geistlichen Frieden den
Zugang zu GOtt zu geben, mit der gewissen
Versicherung von dem künftigen Erbtheil des
ewigen Lebens. v. 1. seqq. Und also erweiset sich
der v. 15. angepriesene Vorzug der Gnade vor
der Sünde auch hierinnen.)

V. 21.

Auf daß, gleichwie die Sünde (des er-
sten Abfalls) geherrschet hat zum Tode
(durch den Tod, durch den geistlichen zum
leiblichen und ewigen, nachdem sie den Tod
in die Welt gebracht, und der Tod zu allen
Menschen hindurchgedrungen ist, und daher
über alle Menschen herrschet v. 12. 14. 17.)

also

Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 5, 18-21.
[Spaltenumbruch] Menſchen kommen iſt (Gr. per ellipſin, die
Schuld gekommen v. 16. oder der Tod geherr-
ſchet v. 17. zur Verdammniß uͤber alle Men-
ſchen) alſo iſt auch durch eines (Menſchen,
Chriſti) Gerechtigkeit (Verdienſt) die Recht-
fertigung des Lebens uͤber alle Menſchen
kommen.
(Gr. per ellipſin die Gnade ge-
kommen oder hat herrſchet
uͤber alle Men-
ſchen, d. i. zur Rechtfertigung des Lebens; zu
einer ſolchen Rechtfertigung, da ihnen in der
Ordnung des bereits angezuͤndeten geiſtlichen
Lebens und Glaubens das ewige Leben zuerkannt
wird, im Gegenſatz auf den ewigen Tod, dar-
auf die goͤttliche Bedrohung im Paradieſe ge-
gangen, und welchen die Schuld nach ſich
ziehet.

Anmerckungen.

1. Daß das Wort δικαίωσις, Rechtfer-
tigung
alhie ſenſu forenſi, oder vom richterli-
chen Ausſpruche genommen wird, ſiehet man
unter andern auch aus dem Gegenſatze des
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gleichwie παράπτωμα heißt der Suͤnden-Fall
mit ſeiner uͤber das gantze menſchliche Geſchlecht
gebrachten Schuld; ſo heißt das ihm entge-
gen geſetzte δικαίωμα das dem Fall entgegen
ſtehende Werck der Genugthuung Chriſti mit
ſeinem uͤber alle Menſchen gehenden Verdien-
ſte, welches man auch daraus ſiehet, daß es
zur Rechtfertigung gereichet. Siehe auch
v. 16.

2. Es iſt in dieſem Verſe die Allgemein-
heit des Verdienſtes Chriſti wohl zu mercken,
ſintemal dieſes alhie eben ſo univerſal gemacht
wird, als die von Adam uͤber alle Menſchen ge-
brachte Suͤnden-Schuld: und alſo wird damit
erklaͤret, was v. 16 und 19. in dem Gegenſatze
aus einem von vielen, das iſt, von der gantzen
unzehligen Menge der Menſchen, geſaget wird.
Daß aber nicht alle ſelig werden, ſtehet der Uni-
verſalit
aͤt des Verdienſtes Chriſti ſo wenig ent-
gegen, als der Allgemeinheit der von Adam an-
geerbten Suͤnden-Schuld dieſes entgegen ſte-
het, daß nicht alle Menſchen verdammet wer-
den.

V. 19.

Denn gleichwie durch eines Men-
ſchen Ungehorſam
(Suͤnden-Fall) viele
Suͤnder worden ſind
(Suͤnder worden ſind
ὁι πολλοὶ, die viele, davon vorher v. 18. ge-
ſaget iſt, das iſt alle ohne Ausnahme,) alſo
auch durch eines Gehorſam
(δικαίωμα,
Verdienſt) werden viel (ὁι πολλοὶ, die viele,
alle v. 18.) Gerechte (alſo, daß ſie, ſo viel an
der Erwerbung iſt, zur Rechtfertigung des Le-
bens gelangen koͤnnen. Und da ſie durch das
Verdienſt Chriſti zu Gerechten geworden ſind,
ſo kan es auch nicht anders ſeyn, als daß ſie vor
dem Gerichte GOttes auch durch die δικαίωσιν,
durch die Rechtfertigung v. 18. dafuͤr erkannt
werden muͤſſen.)

Anmerckungen.

1. Gleichwie das vorher v. 14. 15. 17. 18. ge-
[Spaltenumbruch] brauchte Wort παρά[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]ασις und παράπτωμα,
Suͤnden-Fall, Ubertretung alhie gar nach-
druͤcklich erklaͤret wird durch das Wort παρα-
κοὴ, Ungehorſam: alſo wird auch das v. 16
und 18. gebrauchte Wort δικαίωμα, Ver-
dienſt
gar ſchoͤn erlaͤutert durch das Wort ὑπα-
κοὴ, Gehorſam; dabey man zu erwegen hat
den Ort Phil. 2, 8. Chriſtus ward gehor-
ſam bis zum Tode, ja zum Tode am Creu-
tze.
Bey dem Worte δικαίωμα aber hat man
zu conferiren den ſchoͤnen Ort Apoc. 19, 8. al-
wo darinnen der Schmuck der Braut des Lam-
mes geſetzet wird.

2. Das Paulus von dieſer Materie vom
12ten Vers an bis hieher, ſo viele Worte ge-
brauchet, und derſelben mit ſolcher Wieder-
hohlung, die immer mehrere Erlaͤuterung gie-
bet, inhæriret, zeiget an, theils dieſer Lehre
Wichtigkeit, theils auch ſeinen Affect, daß
ihm dieſelbe mit aller Hochachtung am Hertzen
gelegen, und ſeinen Zweck, auch die glaͤubigen
Roͤmer davon recht zu uͤberzeugen.

V. 20.

Das Geſetz aber (das Moral-Geſetze
durch welches die Erkaͤntniß der Suͤnden kommt
c. 3, 20. und welches nur Zorn anrichtet c. 4,
15.) iſt (der Promulgation nach, da die Suͤnde
eingekommen war in die Welt, εὶσῆλϑε v. 12.
aber bis auf Moſen vor dem promulgirten Ge-
ſetze nicht ſonderlich erkannt und geachtet wur-
de v. 13.) neben eingekommen (παρεισῆλϑε)
auf daß die Suͤnde (zuvorderſt des erſten Ab-
falls, und denn alles, was daraus entſtanden
und unter dem Namen des Todes v. 12. und
der Ubertretungen v. 16. bezeichnet wird,)
maͤchtiger werde (πλεονάση, uͤberfluͤßiger
werde, das iſt, in ſeiner Tiefe, Weite und
Breite, der Schuld und dem Schaden auch
der Strafe nach, recht entdecket, erkannt und
bußfertig verabſcheuet werde. Siehe auch c. 7,
7. ſeqq. Gal. 3, 19. Joh. 15, 22. 1 Cor. 15, 56.)
Wo aber die Suͤnde (ſolcher Erkaͤntniß und
ſolchem Gefuͤhle nach im erſchrockenen Gewiſſen)
maͤchtig worden iſt, da iſt doch die Gna-
de
(der erworbenen Gerechtigkeit, oder des
Verdienſtes Chriſti, auch der Rechtfertigung
und Heiligung) noch viel groͤſſer (um die
Suͤnde, der Schuld, dem Schaden, der Herr-
ſchaft und der Strafe nach, hinweg zu neh-
men, und das erſchrockene Gewiſſen zu beruhi-
gen, und ihme in dem geiſtlichen Frieden den
Zugang zu GOtt zu geben, mit der gewiſſen
Verſicherung von dem kuͤnftigen Erbtheil des
ewigen Lebens. v. 1. ſeqq. Und alſo erweiſet ſich
der v. 15. angeprieſene Vorzug der Gnade vor
der Suͤnde auch hierinnen.)

V. 21.

Auf daß, gleichwie die Suͤnde (des er-
ſten Abfalls) geherrſchet hat zum Tode
(durch den Tod, durch den geiſtlichen zum
leiblichen und ewigen, nachdem ſie den Tod
in die Welt gebracht, und der Tod zu allen
Menſchen hindurchgedrungen iſt, und daher
uͤber alle Menſchen herrſchet v. 12. 14. 17.)

alſo
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[74/0102] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 5, 18-21. Menſchen kommen iſt (Gr. per ellipſin, die Schuld gekommen v. 16. oder der Tod geherr- ſchet v. 17. zur Verdammniß uͤber alle Men- ſchen) alſo iſt auch durch eines (Menſchen, Chriſti) Gerechtigkeit (Verdienſt) die Recht- fertigung des Lebens uͤber alle Menſchen kommen. (Gr. per ellipſin die Gnade ge- kommen oder hat herrſchet uͤber alle Men- ſchen, d. i. zur Rechtfertigung des Lebens; zu einer ſolchen Rechtfertigung, da ihnen in der Ordnung des bereits angezuͤndeten geiſtlichen Lebens und Glaubens das ewige Leben zuerkannt wird, im Gegenſatz auf den ewigen Tod, dar- auf die goͤttliche Bedrohung im Paradieſe ge- gangen, und welchen die Schuld nach ſich ziehet. Anmerckungen. 1. Daß das Wort δικαίωσις, Rechtfer- tigung alhie ſenſu forenſi, oder vom richterli- chen Ausſpruche genommen wird, ſiehet man unter andern auch aus dem Gegenſatze des Worts κατάκριμα, Verdammniß. Und gleichwie παράπτωμα heißt der Suͤnden-Fall mit ſeiner uͤber das gantze menſchliche Geſchlecht gebrachten Schuld; ſo heißt das ihm entge- gen geſetzte δικαίωμα das dem Fall entgegen ſtehende Werck der Genugthuung Chriſti mit ſeinem uͤber alle Menſchen gehenden Verdien- ſte, welches man auch daraus ſiehet, daß es zur Rechtfertigung gereichet. Siehe auch v. 16. 2. Es iſt in dieſem Verſe die Allgemein- heit des Verdienſtes Chriſti wohl zu mercken, ſintemal dieſes alhie eben ſo univerſal gemacht wird, als die von Adam uͤber alle Menſchen ge- brachte Suͤnden-Schuld: und alſo wird damit erklaͤret, was v. 16 und 19. in dem Gegenſatze aus einem von vielen, das iſt, von der gantzen unzehligen Menge der Menſchen, geſaget wird. Daß aber nicht alle ſelig werden, ſtehet der Uni- verſalitaͤt des Verdienſtes Chriſti ſo wenig ent- gegen, als der Allgemeinheit der von Adam an- geerbten Suͤnden-Schuld dieſes entgegen ſte- het, daß nicht alle Menſchen verdammet wer- den. V. 19. Denn gleichwie durch eines Men- ſchen Ungehorſam (Suͤnden-Fall) viele Suͤnder worden ſind (Suͤnder worden ſind ὁι πολλοὶ, die viele, davon vorher v. 18. ge- ſaget iſt, das iſt alle ohne Ausnahme,) alſo auch durch eines Gehorſam (δικαίωμα, Verdienſt) werden viel (ὁι πολλοὶ, die viele, alle v. 18.) Gerechte (alſo, daß ſie, ſo viel an der Erwerbung iſt, zur Rechtfertigung des Le- bens gelangen koͤnnen. Und da ſie durch das Verdienſt Chriſti zu Gerechten geworden ſind, ſo kan es auch nicht anders ſeyn, als daß ſie vor dem Gerichte GOttes auch durch die δικαίωσιν, durch die Rechtfertigung v. 18. dafuͤr erkannt werden muͤſſen.) Anmerckungen. 1. Gleichwie das vorher v. 14. 15. 17. 18. ge- brauchte Wort παρά_ ασις und παράπτωμα, Suͤnden-Fall, Ubertretung alhie gar nach- druͤcklich erklaͤret wird durch das Wort παρα- κοὴ, Ungehorſam: alſo wird auch das v. 16 und 18. gebrauchte Wort δικαίωμα, Ver- dienſt gar ſchoͤn erlaͤutert durch das Wort ὑπα- κοὴ, Gehorſam; dabey man zu erwegen hat den Ort Phil. 2, 8. Chriſtus ward gehor- ſam bis zum Tode, ja zum Tode am Creu- tze. Bey dem Worte δικαίωμα aber hat man zu conferiren den ſchoͤnen Ort Apoc. 19, 8. al- wo darinnen der Schmuck der Braut des Lam- mes geſetzet wird. 2. Das Paulus von dieſer Materie vom 12ten Vers an bis hieher, ſo viele Worte ge- brauchet, und derſelben mit ſolcher Wieder- hohlung, die immer mehrere Erlaͤuterung gie- bet, inhæriret, zeiget an, theils dieſer Lehre Wichtigkeit, theils auch ſeinen Affect, daß ihm dieſelbe mit aller Hochachtung am Hertzen gelegen, und ſeinen Zweck, auch die glaͤubigen Roͤmer davon recht zu uͤberzeugen. V. 20. Das Geſetz aber (das Moral-Geſetze durch welches die Erkaͤntniß der Suͤnden kommt c. 3, 20. und welches nur Zorn anrichtet c. 4, 15.) iſt (der Promulgation nach, da die Suͤnde eingekommen war in die Welt, εὶσῆλϑε v. 12. aber bis auf Moſen vor dem promulgirten Ge- ſetze nicht ſonderlich erkannt und geachtet wur- de v. 13.) neben eingekommen (παρεισῆλϑε) auf daß die Suͤnde (zuvorderſt des erſten Ab- falls, und denn alles, was daraus entſtanden und unter dem Namen des Todes v. 12. und der Ubertretungen v. 16. bezeichnet wird,) maͤchtiger werde (πλεονάση, uͤberfluͤßiger werde, das iſt, in ſeiner Tiefe, Weite und Breite, der Schuld und dem Schaden auch der Strafe nach, recht entdecket, erkannt und bußfertig verabſcheuet werde. Siehe auch c. 7, 7. ſeqq. Gal. 3, 19. Joh. 15, 22. 1 Cor. 15, 56.) Wo aber die Suͤnde (ſolcher Erkaͤntniß und ſolchem Gefuͤhle nach im erſchrockenen Gewiſſen) maͤchtig worden iſt, da iſt doch die Gna- de (der erworbenen Gerechtigkeit, oder des Verdienſtes Chriſti, auch der Rechtfertigung und Heiligung) noch viel groͤſſer (um die Suͤnde, der Schuld, dem Schaden, der Herr- ſchaft und der Strafe nach, hinweg zu neh- men, und das erſchrockene Gewiſſen zu beruhi- gen, und ihme in dem geiſtlichen Frieden den Zugang zu GOtt zu geben, mit der gewiſſen Verſicherung von dem kuͤnftigen Erbtheil des ewigen Lebens. v. 1. ſeqq. Und alſo erweiſet ſich der v. 15. angeprieſene Vorzug der Gnade vor der Suͤnde auch hierinnen.) V. 21. Auf daß, gleichwie die Suͤnde (des er- ſten Abfalls) geherrſchet hat zum Tode (durch den Tod, durch den geiſtlichen zum leiblichen und ewigen, nachdem ſie den Tod in die Welt gebracht, und der Tod zu allen Menſchen hindurchgedrungen iſt, und daher uͤber alle Menſchen herrſchet v. 12. 14. 17.) alſo

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/102>, abgerufen am 23.11.2024.