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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 9, v. 18. an die Römer.
[Spaltenumbruch] keit unwürdige Leute, verstocken und verwerfen.
Gegen dieses freche Vorschreiben heist es nun im
Gegensatze, daß GOtt sich erbarme, welcher er
wolte,
und daß er verstocke, welche er wolte,
und nicht die, welche die Ungläubigen Ju-
den wolten verstocket haben.
9. Fragt man denn nun, welcher sich
GOtt wolle erbarmen?
so ists zuvorderst klar
aus dem Mosaischen Text; nemlich der buß-
fertigen
und gläubigen Jsraeliten; und aus
diesem Briefe, sonderlich c. 3. 4. und 5. siehet
man, daß er sich in Christo aller Menschen er-
barmen wolle, und sich deren wircklich erbarme,
welche in wahrer Bußfertigkeit und Erkäntniß
ihrer grossen Unwürdigkeit die ewige Seligkeit
nicht als Tagelöhner aus Verdienst, sondern als
Bettler aus Gnaden, empfangen wollen. Man
sehe hievon auch den folgenden Context, sonder-
lich c. 10, 4. 9 - - 13. 11, 30-32. da es heißt:
GOtt hat alles beschlossen unter den Un-
glauben, auf daß er sich aller erbarme.

Ein mehrers geben hievon in grossem Uberflusse
die Schriften des Alten und Neuen Testaments:
welches anzuführen sich alhier nicht thun läßt,
auch nicht nöthig ist.
10. Betrachten wir nun, welche denn
GOTT verstocken wolle?
so sehen wir es
gleichfalls erstlich aus dem Mosaischen andern
Text vom Pharao, der ein beharrlich ruchlo-
ser Sünder und dabey freventlicher Verächter
seiner Gnade war. Nechst dem ist es klar, aus die-
sem Briefe an die Römer. Denn da finden wir
das Gericht der Verstockung zuvorderst an solcher
Art Heiden, welche im ersten Capitel beschrieben
werden: alsdavon es dreymal heist: dio paredo-
ken autous, darum hat er sie dahin gegeben.
Und wie an solchen Heiden, also auch an ruchlosen
Juden c. 2, 1. seqq. welche c. 9. 10. mit mehrern
beschrieben worden, als solche, die im Unglau-
ben nach der gesetzlichen Gerechtigkeit ge-
standen
c. 9, 31. sich an Christum, den
Stein des Anstosses, gestossen,
an den sie
hätten glauben sollen, und also nicht zu schanden
werden würden v. 32. 33. Die da um GOtt
mit Unverstand eifern
c. 10, 1. welche die
Gerechtigkeit, die vor GOtt gilt, nicht
kennen,
auch nicht kennen wollen, sondern ih-
re eigene Gerechtigkeit aufrichten, und al-
so der Gerechtigkeit, die vor GOtt gilt,
nicht unterthan sind.
v. 3. Zu welchen
GOtt den gantzen Tag seine Hände ausge-
strecket, die aber ein Volck sind, das sich
nicht sagen läßt und widerspricht
v. 21.
So heisset es auch nicht: Wo ihr aus absolu-
t
em Rath GOttes verstocket seyd, so werdet ihr
sterben, und hingegen: wo ihr aus eben demsel-
ben erwehlet seyd, so werdet ihr leben: sondern:
wo ihr nach dem Fleische lebet, so werdet
ihr sterben: Wo ihr aber durch den Geist
des Fleisches Geschäfte tödtet, so werdet
ihr leben.
c. 8, 13.
11. Also sehen wir gar deutlich, welche
diejenigen sind, die GOtt verstocken, und derer
er sich erbarmen will. Und da diese Erklärung
der Sache selbst, und dem Texte, auch Contex-
te
gemäß, und so richtig ist, als drey Winckel
[Spaltenumbruch] und drey gerade Linien im Triangel, so behält die
entsetzliche Lehre vom absoluten Decreto der Er-
wehlung und der Verwerfung auch in diesem
Verse nicht den allergeringsten Vorschub.
12. Man darf auch nicht gedencken, daß,
obgleich die von Pnulo aus der Geschicht vom
Pharao angeführte Stelle nichts vom absoluto
decreto
in sich hätte, den noch dieses in dem übri-
gen Mosaischen Context seinen Grund habe.
Gewiß nichts weniger. Welches zu erkennen
folgende darüber gegebene Anmerckungen dienen
können.
a. Es stehet zehenmal darinnen, daß Pharao
sich selbst verstocket habet: als cap. 8, 9. Da
Pharao sahe, daß er Luft kriegt hatte,
ward sein Hertz verhärtet
(Hebr. verhär-
tete er sein Hertz) und hörete sie nicht.
v. 32. Aber Pharao verhärtete sein
Hertz
NB. auch dasmal, (nemlich wie zu
andern malen) und ließ das Volck nicht.
c. 9, 34. Da Pharao sahe, daß der Re-
gen, Donner und Hagel aufhörete, ver-
sündigte er sich weiter, und
(eben da-
durch) verhärtete er sein Hertz, er und sei-
ne Knechte
(Hof-Bediente.) c. 13, 15. Da
Pharao hart war
(Hebr. sich hart erwieß,
hart machete) uns loßzu lassen. Also auch
c. 7, 13. 14. 22. 8, 15. 9, 7. 35. da das ver-
bum
in Kal gebrauchet wird, daß sich Pharao
hart oder verstockt erwiesen, und also selbst
gemachet habe.
b. Es wird der vorhergehenden grossen Sün-
den
des Pharao, sonderlich der Tyranney
über die Jsraeliten, welche Grausamkeit
wol ohne Zweifel mit vielen andern Sünden
wird begleitet gewesen seyn, gedacht; wie er
darinnen nicht allein seinem Vorgänger,
davon das erste Capitel handelt, nachgefolget,
sondern auch Ubel noch ärger gemacht, und al-
so seine Verstockung damit selbst verursachet
habe. Hiezu kömmt, daß Pharao, ob er wol
von den noch nicht lange vergangenen Zeiten
Josephs her eine hinlängliche Erkäntniß von
dem wahren GOtt des Jüdischen Volckes ha-
ben solte und konte, auch historischer Weise
muß gehabt haben; dennoch vorsetzlicher
Weise in die schnödeste Verachtung GOttes
einging, also, daß er sagte: Wer ist der
HErr, deß Stimme ich hören müsse,
und Jsrael ziehen lassen: Jch weiß nichts
von dem HErrn, will auch Jsrael nicht
ziehen lassen.
c. Pharao erkennet und bekennet selbst, daß er
sich muthwillig versündiget, und damit ver-
stocket habe, GOtt der HErr aber gerecht und
unschuldig sey: wenn er spricht: Jch habe
dasmal mich versündiget: Der HErr
ist gerecht: ich aber und mein Volck sind
gottlose.
c. 9, 27. Ferner: Jch habe
mich versündiget an dem HErrn eurem
GOtt und an euch. Vergebet mir mei-
ne Sünde dißmal auch.
c. 10, 16. 17. Es
war aber nur eine Heuchel-Busse, darinnen er
wie ein nicht recht gespanneter Boge wieder
absprang.
13. Al-
Q 2
Cap. 9, v. 18. an die Roͤmer.
[Spaltenumbruch] keit unwuͤrdige Leute, verſtocken und verwerfen.
Gegen dieſes freche Vorſchreiben heiſt es nun im
Gegenſatze, daß GOtt ſich erbarme, welcher er
wolte,
und daß er verſtocke, welche er wolte,
und nicht die, welche die Unglaͤubigen Ju-
den wolten verſtocket haben.
9. Fragt man denn nun, welcher ſich
GOtt wolle erbarmen?
ſo iſts zuvorderſt klar
aus dem Moſaiſchen Text; nemlich der buß-
fertigen
und glaͤubigen Jſraeliten; und aus
dieſem Briefe, ſonderlich c. 3. 4. und 5. ſiehet
man, daß er ſich in Chriſto aller Menſchen er-
barmen wolle, und ſich deren wircklich erbarme,
welche in wahrer Bußfertigkeit und Erkaͤntniß
ihrer groſſen Unwuͤrdigkeit die ewige Seligkeit
nicht als Tageloͤhner aus Verdienſt, ſondern als
Bettler aus Gnaden, empfangen wollen. Man
ſehe hievon auch den folgenden Context, ſonder-
lich c. 10, 4. 9 ‒ ‒ 13. 11, 30-32. da es heißt:
GOtt hat alles beſchloſſen unter den Un-
glauben, auf daß er ſich aller erbarme.

Ein mehrers geben hievon in groſſem Uberfluſſe
die Schriften des Alten und Neuen Teſtaments:
welches anzufuͤhren ſich alhier nicht thun laͤßt,
auch nicht noͤthig iſt.
10. Betrachten wir nun, welche denn
GOTT verſtocken wolle?
ſo ſehen wir es
gleichfalls erſtlich aus dem Moſaiſchen andern
Text vom Pharao, der ein beharrlich ruchlo-
ſer Suͤnder und dabey freventlicher Veraͤchter
ſeiner Gnade war. Nechſt dem iſt es klar, aus die-
ſem Briefe an die Roͤmer. Denn da finden wir
das Gericht der Verſtockung zuvorderſt an ſolcher
Art Heiden, welche im erſten Capitel beſchrieben
werden: alsdavon es dreymal heiſt: διὸ παρέδω-
κεν ἀυτοὺς, darum hat er ſie dahin gegeben.
Und wie an ſolchen Heiden, alſo auch an ruchloſen
Juden c. 2, 1. ſeqq. welche c. 9. 10. mit mehrern
beſchrieben worden, als ſolche, die im Unglau-
ben nach der geſetzlichen Gerechtigkeit ge-
ſtanden
c. 9, 31. ſich an Chriſtum, den
Stein des Anſtoſſes, geſtoſſen,
an den ſie
haͤtten glauben ſollen, und alſo nicht zu ſchanden
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mit Unverſtand eifern
c. 10, 1. welche die
Gerechtigkeit, die vor GOtt gilt, nicht
kennen,
auch nicht kennen wollen, ſondern ih-
re eigene Gerechtigkeit aufrichten, und al-
ſo der Gerechtigkeit, die vor GOtt gilt,
nicht unterthan ſind.
v. 3. Zu welchen
GOtt den gantzen Tag ſeine Haͤnde ausge-
ſtrecket, die aber ein Volck ſind, das ſich
nicht ſagen laͤßt und widerſpricht
v. 21.
So heiſſet es auch nicht: Wo ihr aus abſolu-
t
em Rath GOttes verſtocket ſeyd, ſo werdet ihr
ſterben, und hingegen: wo ihr aus eben demſel-
ben erwehlet ſeyd, ſo werdet ihr leben: ſondern:
wo ihr nach dem Fleiſche lebet, ſo werdet
ihr ſterben: Wo ihr aber durch den Geiſt
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c. 8, 13.
11. Alſo ſehen wir gar deutlich, welche
diejenigen ſind, die GOtt verſtocken, und derer
er ſich erbarmen will. Und da dieſe Erklaͤrung
der Sache ſelbſt, und dem Texte, auch Contex-
te
gemaͤß, und ſo richtig iſt, als drey Winckel
[Spaltenumbruch] und drey gerade Linien im Triangel, ſo behaͤlt die
entſetzliche Lehre vom abſoluten Decreto der Er-
wehlung und der Verwerfung auch in dieſem
Verſe nicht den allergeringſten Vorſchub.
12. Man darf auch nicht gedencken, daß,
obgleich die von Pnulo aus der Geſchicht vom
Pharao angefuͤhrte Stelle nichts vom abſoluto
decreto
in ſich haͤtte, den noch dieſes in dem uͤbri-
gen Moſaiſchen Context ſeinen Grund habe.
Gewiß nichts weniger. Welches zu erkennen
folgende daruͤber gegebene Anmerckungen dienen
koͤnnen.
a. Es ſtehet zehenmal darinnen, daß Pharao
ſich ſelbſt verſtocket habet: als cap. 8, 9. Da
Pharao ſahe, daß er Luft kriegt hatte,
ward ſein Hertz verhaͤrtet
(Hebr. verhaͤr-
tete er ſein Hertz) und hoͤrete ſie nicht.
v. 32. Aber Pharao verhaͤrtete ſein
Hertz
NB. auch dasmal, (nemlich wie zu
andern malen) und ließ das Volck nicht.
c. 9, 34. Da Pharao ſahe, daß der Re-
gen, Donner und Hagel aufhoͤrete, ver-
ſuͤndigte er ſich weiter, und
(eben da-
durch) verhaͤrtete er ſein Hertz, er und ſei-
ne Knechte
(Hof-Bediente.) c. 13, 15. Da
Pharao hart war
(Hebr. ſich hart erwieß,
hart machete) uns loßzu laſſen. Alſo auch
c. 7, 13. 14. 22. 8, 15. 9, 7. 35. da das ver-
bum
in Kal gebrauchet wird, daß ſich Pharao
hart oder verſtockt erwieſen, und alſo ſelbſt
gemachet habe.
b. Es wird der vorhergehenden groſſen Suͤn-
den
des Pharao, ſonderlich der Tyranney
uͤber die Jſraeliten, welche Grauſamkeit
wol ohne Zweifel mit vielen andern Suͤnden
wird begleitet geweſen ſeyn, gedacht; wie er
darinnen nicht allein ſeinem Vorgaͤnger,
davon das erſte Capitel handelt, nachgefolget,
ſondern auch Ubel noch aͤrger gemacht, und al-
ſo ſeine Verſtockung damit ſelbſt verurſachet
habe. Hiezu koͤmmt, daß Pharao, ob er wol
von den noch nicht lange vergangenen Zeiten
Joſephs her eine hinlaͤngliche Erkaͤntniß von
dem wahren GOtt des Juͤdiſchen Volckes ha-
ben ſolte und konte, auch hiſtoriſcher Weiſe
muß gehabt haben; dennoch vorſetzlicher
Weiſe in die ſchnoͤdeſte Verachtung GOttes
einging, alſo, daß er ſagte: Wer iſt der
HErr, deß Stimme ich hoͤren muͤſſe,
und Jſrael ziehen laſſen: Jch weiß nichts
von dem HErrn, will auch Jſrael nicht
ziehen laſſen.
c. Pharao erkennet und bekennet ſelbſt, daß er
ſich muthwillig verſuͤndiget, und damit ver-
ſtocket habe, GOtt der HErr aber gerecht und
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gottloſe.
c. 9, 27. Ferner: Jch habe
mich verſuͤndiget an dem HErrn eurem
GOtt und an euch. Vergebet mir mei-
ne Suͤnde dißmal auch.
c. 10, 16. 17. Es
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13. Al-
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[123/0151] Cap. 9, v. 18. an die Roͤmer. keit unwuͤrdige Leute, verſtocken und verwerfen. Gegen dieſes freche Vorſchreiben heiſt es nun im Gegenſatze, daß GOtt ſich erbarme, welcher er wolte, und daß er verſtocke, welche er wolte, und nicht die, welche die Unglaͤubigen Ju- den wolten verſtocket haben. 9. Fragt man denn nun, welcher ſich GOtt wolle erbarmen? ſo iſts zuvorderſt klar aus dem Moſaiſchen Text; nemlich der buß- fertigen und glaͤubigen Jſraeliten; und aus dieſem Briefe, ſonderlich c. 3. 4. und 5. ſiehet man, daß er ſich in Chriſto aller Menſchen er- barmen wolle, und ſich deren wircklich erbarme, welche in wahrer Bußfertigkeit und Erkaͤntniß ihrer groſſen Unwuͤrdigkeit die ewige Seligkeit nicht als Tageloͤhner aus Verdienſt, ſondern als Bettler aus Gnaden, empfangen wollen. Man ſehe hievon auch den folgenden Context, ſonder- lich c. 10, 4. 9 ‒ ‒ 13. 11, 30-32. da es heißt: GOtt hat alles beſchloſſen unter den Un- glauben, auf daß er ſich aller erbarme. Ein mehrers geben hievon in groſſem Uberfluſſe die Schriften des Alten und Neuen Teſtaments: welches anzufuͤhren ſich alhier nicht thun laͤßt, auch nicht noͤthig iſt. 10. Betrachten wir nun, welche denn GOTT verſtocken wolle? ſo ſehen wir es gleichfalls erſtlich aus dem Moſaiſchen andern Text vom Pharao, der ein beharrlich ruchlo- ſer Suͤnder und dabey freventlicher Veraͤchter ſeiner Gnade war. Nechſt dem iſt es klar, aus die- ſem Briefe an die Roͤmer. Denn da finden wir das Gericht der Verſtockung zuvorderſt an ſolcher Art Heiden, welche im erſten Capitel beſchrieben werden: alsdavon es dreymal heiſt: διὸ παρέδω- κεν ἀυτοὺς, darum hat er ſie dahin gegeben. Und wie an ſolchen Heiden, alſo auch an ruchloſen Juden c. 2, 1. ſeqq. welche c. 9. 10. mit mehrern beſchrieben worden, als ſolche, die im Unglau- ben nach der geſetzlichen Gerechtigkeit ge- ſtanden c. 9, 31. ſich an Chriſtum, den Stein des Anſtoſſes, geſtoſſen, an den ſie haͤtten glauben ſollen, und alſo nicht zu ſchanden werden wuͤrden v. 32. 33. Die da um GOtt mit Unverſtand eifern c. 10, 1. welche die Gerechtigkeit, die vor GOtt gilt, nicht kennen, auch nicht kennen wollen, ſondern ih- re eigene Gerechtigkeit aufrichten, und al- ſo der Gerechtigkeit, die vor GOtt gilt, nicht unterthan ſind. v. 3. Zu welchen GOtt den gantzen Tag ſeine Haͤnde ausge- ſtrecket, die aber ein Volck ſind, das ſich nicht ſagen laͤßt und widerſpricht v. 21. So heiſſet es auch nicht: Wo ihr aus abſolu- tem Rath GOttes verſtocket ſeyd, ſo werdet ihr ſterben, und hingegen: wo ihr aus eben demſel- ben erwehlet ſeyd, ſo werdet ihr leben: ſondern: wo ihr nach dem Fleiſche lebet, ſo werdet ihr ſterben: Wo ihr aber durch den Geiſt des Fleiſches Geſchaͤfte toͤdtet, ſo werdet ihr leben. c. 8, 13. 11. Alſo ſehen wir gar deutlich, welche diejenigen ſind, die GOtt verſtocken, und derer er ſich erbarmen will. Und da dieſe Erklaͤrung der Sache ſelbſt, und dem Texte, auch Contex- te gemaͤß, und ſo richtig iſt, als drey Winckel und drey gerade Linien im Triangel, ſo behaͤlt die entſetzliche Lehre vom abſoluten Decreto der Er- wehlung und der Verwerfung auch in dieſem Verſe nicht den allergeringſten Vorſchub. 12. Man darf auch nicht gedencken, daß, obgleich die von Pnulo aus der Geſchicht vom Pharao angefuͤhrte Stelle nichts vom abſoluto decreto in ſich haͤtte, den noch dieſes in dem uͤbri- gen Moſaiſchen Context ſeinen Grund habe. Gewiß nichts weniger. Welches zu erkennen folgende daruͤber gegebene Anmerckungen dienen koͤnnen. a. Es ſtehet zehenmal darinnen, daß Pharao ſich ſelbſt verſtocket habet: als cap. 8, 9. Da Pharao ſahe, daß er Luft kriegt hatte, ward ſein Hertz verhaͤrtet (Hebr. verhaͤr- tete er ſein Hertz) und hoͤrete ſie nicht. v. 32. Aber Pharao verhaͤrtete ſein Hertz NB. auch dasmal, (nemlich wie zu andern malen) und ließ das Volck nicht. c. 9, 34. Da Pharao ſahe, daß der Re- gen, Donner und Hagel aufhoͤrete, ver- ſuͤndigte er ſich weiter, und (eben da- durch) verhaͤrtete er ſein Hertz, er und ſei- ne Knechte (Hof-Bediente.) c. 13, 15. Da Pharao hart war (Hebr. ſich hart erwieß, hart machete) uns loßzu laſſen. Alſo auch c. 7, 13. 14. 22. 8, 15. 9, 7. 35. da das ver- bum in Kal gebrauchet wird, daß ſich Pharao hart oder verſtockt erwieſen, und alſo ſelbſt gemachet habe. b. Es wird der vorhergehenden groſſen Suͤn- den des Pharao, ſonderlich der Tyranney uͤber die Jſraeliten, welche Grauſamkeit wol ohne Zweifel mit vielen andern Suͤnden wird begleitet geweſen ſeyn, gedacht; wie er darinnen nicht allein ſeinem Vorgaͤnger, davon das erſte Capitel handelt, nachgefolget, ſondern auch Ubel noch aͤrger gemacht, und al- ſo ſeine Verſtockung damit ſelbſt verurſachet habe. Hiezu koͤmmt, daß Pharao, ob er wol von den noch nicht lange vergangenen Zeiten Joſephs her eine hinlaͤngliche Erkaͤntniß von dem wahren GOtt des Juͤdiſchen Volckes ha- ben ſolte und konte, auch hiſtoriſcher Weiſe muß gehabt haben; dennoch vorſetzlicher Weiſe in die ſchnoͤdeſte Verachtung GOttes einging, alſo, daß er ſagte: Wer iſt der HErr, deß Stimme ich hoͤren muͤſſe, und Jſrael ziehen laſſen: Jch weiß nichts von dem HErrn, will auch Jſrael nicht ziehen laſſen. c. Pharao erkennet und bekennet ſelbſt, daß er ſich muthwillig verſuͤndiget, und damit ver- ſtocket habe, GOtt der HErr aber gerecht und unſchuldig ſey: wenn er ſpricht: Jch habe dasmal mich verſuͤndiget: Der HErr iſt gerecht: ich aber und mein Volck ſind gottloſe. c. 9, 27. Ferner: Jch habe mich verſuͤndiget an dem HErrn eurem GOtt und an euch. Vergebet mir mei- ne Suͤnde dißmal auch. c. 10, 16. 17. Es war aber nur eine Heuchel-Buſſe, darinnen er wie ein nicht recht geſpanneter Boge wieder abſprang. 13. Al- Q 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/151>, abgerufen am 21.11.2024.