Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des Briefs Pauli Cap. 11, v. 11. 12. [Spaltenumbruch]
ner grossen Dürftigkeit und Durst Eßig undGallen zu trincken gegeben v. 22.) zu einem Strick werden (gleichwie ein Vogel durch die aufgestellete Lock-Speise ins Garn gezogen wird, und um seine Freyheit kömmt) und zu einer Berückung (Gr. eis theran, zu einem Wild- fang, daß sie gleichsam wie ein Wild ins Netze gebracht und gefangen werden) und zum Aer- gerniß (zum selbst verursachten Anstoß auf dem Wege zum ewigen Leben, um darauf nicht fortzu- kommen) und ihnen zur (gerechten) Vergeltung (also, daß Sünde theils schon mit verhengten andern dem Sünder sehr schädlichen Sünden, theils auch gar mit der Verdammniß gestrafet werden) verblende ihre Augen, daß sie nicht sehen (da sie das helle Licht des Evange- lii, so ihnen zuvorderst angeschienen, nicht er- tragen, noch sich davon wollen erwärmen und er- leuchten lassen; so laß sie zur gerechten Strafe in so viel dickere Finsterniß ihres Gemüths verfal- len) beuge ihren Rücken allezeit (daß, da sie das sanfte Joch und die leichte Last des Meßiä nicht über sich nehmen, sondern dafür lieber un- ter dem Joche der Mosaischen Satzungen Act. 15, 10. Gal. 5, 1. bleiben, und damit ihre eigne ver- dienstliche Gerechtigkeit aufrichten wollen, so laß sie wider unter ein Aegyptisches Joch fremder Dienstbarkeit kommen. Lev. 26, 13.) V. 11. So sage ich nun (und mache mir selbst Anmerckung. Alhier fänget der Apostel an die Lehre von V. 12. Denn so (Gr. So aber nun) ihr Fall der V. 13.
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 11, v. 11. 12. [Spaltenumbruch]
ner groſſen Duͤrftigkeit und Durſt Eßig undGallen zu trincken gegeben v. 22.) zu einem Strick werden (gleichwie ein Vogel durch die aufgeſtellete Lock-Speiſe ins Garn gezogen wird, und um ſeine Freyheit koͤmmt) und zu einer Beruͤckung (Gr. είς ϑήραν, zu einem Wild- fang, daß ſie gleichſam wie ein Wild ins Netze gebracht und gefangen werden) und zum Aer- gerniß (zum ſelbſt verurſachten Anſtoß auf dem Wege zum ewigen Leben, um darauf nicht fortzu- kom̃en) und ihnen zur (gerechten) Vergeltung (alſo, daß Suͤnde theils ſchon mit verhengten andern dem Suͤnder ſehr ſchaͤdlichen Suͤnden, theils auch gar mit der Verdammniß geſtrafet werden) verblende ihre Augen, daß ſie nicht ſehen (da ſie das helle Licht des Evange- lii, ſo ihnen zuvorderſt angeſchienen, nicht er- tragen, noch ſich davon wollen erwaͤrmen und er- leuchten laſſen; ſo laß ſie zur gerechten Strafe in ſo viel dickere Finſterniß ihres Gemuͤths verfal- len) beuge ihren Ruͤcken allezeit (daß, da ſie das ſanfte Joch und die leichte Laſt des Meßiaͤ nicht uͤber ſich nehmen, ſondern dafuͤr lieber un- ter dem Joche der Moſaiſchen Satzungen Act. 15, 10. Gal. 5, 1. bleiben, und damit ihre eigne ver- dienſtliche Gerechtigkeit aufrichten wollen, ſo laß ſie wider unter ein Aegyptiſches Joch fremder Dienſtbarkeit kommen. Lev. 26, 13.) V. 11. So ſage ich nun (und mache mir ſelbſt Anmerckung. Alhier faͤnget der Apoſtel an die Lehre von V. 12. Denn ſo (Gr. So aber nun) ihr Fall der V. 13.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0164" n="136"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erklaͤrung des Briefs Pauli <hi rendition="#et">Cap. 11, v. 11. 12.</hi></hi></fw><lb/><cb/> ner groſſen Duͤrftigkeit und Durſt Eßig und<lb/> Gallen zu trincken gegeben v. 22.) <hi rendition="#fr">zu einem<lb/> Strick werden</hi> (gleichwie ein Vogel durch die<lb/> aufgeſtellete Lock-Speiſe ins Garn gezogen wird,<lb/> und um ſeine Freyheit koͤmmt) <hi rendition="#fr">und zu einer<lb/> Beruͤckung</hi> (Gr. είς ϑήραν, zu einem Wild-<lb/> fang, daß ſie gleichſam wie ein Wild ins Netze<lb/> gebracht und gefangen werden) <hi rendition="#fr">und zum Aer-<lb/> gerniß</hi> (zum ſelbſt verurſachten Anſtoß auf dem<lb/> Wege zum ewigen Leben, um darauf nicht fortzu-<lb/> kom̃en) <hi rendition="#fr">und ihnen zur</hi> (gerechten) <hi rendition="#fr">Vergeltung</hi><lb/> (alſo, daß Suͤnde theils ſchon mit verhengten<lb/> andern dem Suͤnder ſehr ſchaͤdlichen Suͤnden,<lb/> theils auch gar mit der Verdammniß geſtrafet<lb/> werden) <hi rendition="#fr">verblende ihre Augen, daß ſie<lb/> nicht ſehen</hi> (da ſie das helle Licht des Evange-<lb/> lii, ſo ihnen zuvorderſt angeſchienen, nicht er-<lb/> tragen, noch ſich davon wollen erwaͤrmen und er-<lb/> leuchten laſſen; ſo laß ſie zur gerechten Strafe in<lb/> ſo viel dickere Finſterniß ihres Gemuͤths verfal-<lb/> len) <hi rendition="#fr">beuge ihren Ruͤcken allezeit</hi> (daß, da ſie<lb/> das ſanfte Joch und die leichte Laſt des Meßiaͤ<lb/> nicht uͤber ſich nehmen, ſondern dafuͤr lieber un-<lb/> ter dem Joche der Moſaiſchen Satzungen <hi rendition="#aq">Act.</hi> 15,<lb/> 10. Gal. 5, 1. bleiben, und damit ihre eigne ver-<lb/> dienſtliche Gerechtigkeit aufrichten wollen, ſo laß<lb/> ſie wider unter ein Aegyptiſches Joch fremder<lb/> Dienſtbarkeit kommen. <hi rendition="#aq">Lev.</hi> 26, 13.)</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>V. 11.</head><lb/> <p><hi rendition="#fr">So ſage ich nun</hi> (und mache mir ſelbſt<lb/> ausdem, was ich von der meiſten Juden Ver-<lb/> ſtockung geſaget habe, dieſen Eiwurf:) <hi rendition="#fr">Sind<lb/> ſie darum</hi> (oder alſo) <hi rendition="#fr">angelauffen</hi> (an den<lb/> Stein des Anſtoſſes, Chriſtum c. 9, 33. mit ih-<lb/> rem Unglauben und mit ihrer Abweichung von<lb/> ihm) <hi rendition="#fr">daß ſie</hi> (ohne Verheiſſung und Hoffnung<lb/> der Wiederaufrichtung und Annehmung, gar<lb/> dahin) <hi rendition="#fr">fallen</hi> (und auf ewig liegen bleiben) <hi rendition="#fr">ſol-<lb/> ten? das ſey ferne: ſondern aus ihrem Fall<lb/> iſt den Heiden das Heil wiederfahren</hi> (ihr<lb/> Fall hat zufaͤlliger Weiſe dazu gedienet, daß ſie<lb/> es uns Apoſteln nicht verdencken koͤnnen, daß,<lb/> wir auch den Heiden das ihnen ohne das von<lb/> GOtt zugedachte Evangelium verkuͤndiget ha-<lb/> ben, ja, da ſie es verſtoſſen, daß wir damit deſto<lb/> eher zu den Heiden gegangen ſind: wie unter an-<lb/> dern zu ſehen <hi rendition="#aq">Act.</hi> 13, 46. da es heißt: <hi rendition="#fr">Euch<lb/> muſte zuerſt das Reich GOttes geſaget<lb/> werden. Nun ihr es aber von euch ſtoſ-<lb/> ſet, und achtet euch ſelbſt nicht werth des<lb/> ewigen Lebens</hi> (machet euch deſſelben unwerth)<lb/><hi rendition="#fr">ſiehe, ſo wenden wir uns zu den Heiden.</hi><lb/> Da hingegen, wo die Juden das Evangelium<lb/> uͤberhaupt angenommen haͤtten, zwar daſſelbe<lb/> den Heiden doch auch wuͤrde ſeyn verkuͤndiget<lb/> worden; aber ſie wuͤrden doch nach ihren Vor-<lb/> urtheilen, welche ſie anfangs auch bey dem Glau-<lb/> ben an Chriſtum noch bey ſich behielten, geſaget<lb/> haben, warum man die ihnen zukommende Heils-<lb/> Guͤter ſo gar gemein machte, und ſie auch den<lb/> Heiden, vor welchen ſie doch bisher von GOt-<lb/> tes wegen einen ſo groſſen Unterſcheid gehabt,<lb/> und auch billig behalten muͤſten, antruͤge? wel-<lb/> ches ſie aber nunmehro bey ihrex Wegerung nicht<lb/> ſagen koͤnten) <hi rendition="#fr">auf daß ſie denen Nacheifern<lb/><cb/> ſolten</hi> (Gr. um ſie zum Eifer zu reitzen, wie v.<lb/> 14. nemlich alſo, daß, wenn ſie ſehen wuͤrden,<lb/> daß gleichwol die Heiden das ihnen, den Juden,<lb/> zuvorderſt zugedachte groſſe Gut des geiſtlichen<lb/> und ewigen Heils, und ein eigenthuͤmliches<lb/> Volck GOttes zu ſeyn, nebſt den Schriften<lb/> Moſes und der Propheten annaͤhmen, und dieſe<lb/> Schriften fuͤr ein unſchaͤtzbares Kleinod in An-<lb/> ſehung des darinnen verheiſſenen und angewie-<lb/> ſenen Meßia achteten, ſie endlich geden-<lb/> cken moͤchten: ſiehe! das ſind unſere Schriften,<lb/> unſere ſo theure Beylage, die uns zuvorderſt er-<lb/> worbene, auch angetragene Heils-Guͤter: war-<lb/> um greiffen wir nicht ſelbſt zu denſelben, nach-<lb/> dem ſie unſere Vorfahren in groſſer Blindheit<lb/> ohne Urſache verworfen haben. Und alſo heißt<lb/><hi rendition="#fr">andern nacheifern</hi> alhier ſo viel, als das Gu-<lb/> te, das andere genieſſen, da es allgemein iſt, ja<lb/> einem zuvorderſt ſelbſt zugehoͤret, ihnen nicht al-<lb/> lein laſſen, ſondern ſich endlich auch begierigſt zu-<lb/> eignen. Siehe c. 10, 19. <hi rendition="#aq">Deut.</hi> 32, 21.</p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Anmerckung.</hi> </head><lb/> <p>Alhier faͤnget der Apoſtel an die Lehre von<lb/> der noch <hi rendition="#fr">kuͤnftigen Bekehrung</hi> der Juͤdiſchen<lb/><hi rendition="#aq">Nation</hi> vorzutragen: welches er alſo thut, daß<lb/> er damit immer deutlicher heraus ruͤcket, und<lb/> endlich es v. 25. aufs deutlichſte und gewiſſeſte<lb/> ausſpricht. Welche Wahrheit ſo viel mehr zu<lb/> mercken iſt, ſo viel mehr Licht ſie giebt in Leſung<lb/> der Prophetiſchen Schriften des Alten Teſta-<lb/> ments, als welche ohne dieſelbe in vielen Stuͤ-<lb/> cken gleichſam ein verſchloſſenes und verſiegeltes<lb/> Buch bleiben. Unterſchiedlicher Schrift-Stel-<lb/> len des Neuen Teſtaments, die dadurch gleich-<lb/> falls erlaͤutert werden, itzo nicht zu gedencken.<lb/> Doch ein mehrers davon hernach zum Beſchluß<lb/> des eilften Capitels.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head>V. 12.</head><lb/> <p><hi rendition="#fr">Denn ſo</hi> (Gr. So aber nun) <hi rendition="#fr">ihr Fall der<lb/> Welt</hi> (der durch die gantze Welt zerſtreueten<lb/> Heiden) <hi rendition="#fr">Reichthum iſt</hi> (dazu gedienet hat,<lb/> daß ſie des geiſtlichen Reichsthums in Chriſto<lb/> deſto billiger und deſto eher theilhaftig worden<lb/> ſind 1 Cor. 1, 5. 2 Cor. 8, 9. Eph. 3, 8. ꝛc.) <hi rendition="#fr">und<lb/> ihr Schade</hi> (ihre, der Glaͤubigen, geringere<lb/> Anzahl) <hi rendition="#fr">iſt der Heiden Reichthum</hi> (alſo, daß<lb/> an ſtatt eines Juͤden ſich eine gantze Menge der<lb/> Heiden zu Chriſto bekehret hat, und in ihm an<lb/> Heils-Schaͤtzen reich gemachet iſt (<hi rendition="#fr">wie viel-<lb/> mehr, wenn ihre Zahl voll wuͤrde</hi>? (Gr.<lb/> wie vielmehr ihre Fuͤlle? das iſt, wie vielmehr<lb/> wird dermaleins die Bekehrung der Juͤdiſchen<lb/><hi rendition="#aq">Nation</hi> zu Chriſto, wenn ſie Hauffen-weiſe ge-<lb/> ſchehen wird, denen alsdenn noch uͤbrigen und<lb/> zu Chriſto noch nicht bekehrten Heiden eine herr-<lb/> liche Gelegenheit und ein kraͤftiger Antrieb im<lb/> guten Exempel ſeyn zu ihrer Bekehrung: daß<lb/> demnach die Heiden alſo wieder den glaͤubigen<lb/> Juͤden nacheifern wuͤrden, gleichwie die Juͤden<lb/> zu Pauli Zeiten den glaͤubigen Heiden im Glau-<lb/> ben und in der Liebe zu CHriſto nacheifern<lb/> ſolten.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">V. 13.</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [136/0164]
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 11, v. 11. 12.
ner groſſen Duͤrftigkeit und Durſt Eßig und
Gallen zu trincken gegeben v. 22.) zu einem
Strick werden (gleichwie ein Vogel durch die
aufgeſtellete Lock-Speiſe ins Garn gezogen wird,
und um ſeine Freyheit koͤmmt) und zu einer
Beruͤckung (Gr. είς ϑήραν, zu einem Wild-
fang, daß ſie gleichſam wie ein Wild ins Netze
gebracht und gefangen werden) und zum Aer-
gerniß (zum ſelbſt verurſachten Anſtoß auf dem
Wege zum ewigen Leben, um darauf nicht fortzu-
kom̃en) und ihnen zur (gerechten) Vergeltung
(alſo, daß Suͤnde theils ſchon mit verhengten
andern dem Suͤnder ſehr ſchaͤdlichen Suͤnden,
theils auch gar mit der Verdammniß geſtrafet
werden) verblende ihre Augen, daß ſie
nicht ſehen (da ſie das helle Licht des Evange-
lii, ſo ihnen zuvorderſt angeſchienen, nicht er-
tragen, noch ſich davon wollen erwaͤrmen und er-
leuchten laſſen; ſo laß ſie zur gerechten Strafe in
ſo viel dickere Finſterniß ihres Gemuͤths verfal-
len) beuge ihren Ruͤcken allezeit (daß, da ſie
das ſanfte Joch und die leichte Laſt des Meßiaͤ
nicht uͤber ſich nehmen, ſondern dafuͤr lieber un-
ter dem Joche der Moſaiſchen Satzungen Act. 15,
10. Gal. 5, 1. bleiben, und damit ihre eigne ver-
dienſtliche Gerechtigkeit aufrichten wollen, ſo laß
ſie wider unter ein Aegyptiſches Joch fremder
Dienſtbarkeit kommen. Lev. 26, 13.)
V. 11.
So ſage ich nun (und mache mir ſelbſt
ausdem, was ich von der meiſten Juden Ver-
ſtockung geſaget habe, dieſen Eiwurf:) Sind
ſie darum (oder alſo) angelauffen (an den
Stein des Anſtoſſes, Chriſtum c. 9, 33. mit ih-
rem Unglauben und mit ihrer Abweichung von
ihm) daß ſie (ohne Verheiſſung und Hoffnung
der Wiederaufrichtung und Annehmung, gar
dahin) fallen (und auf ewig liegen bleiben) ſol-
ten? das ſey ferne: ſondern aus ihrem Fall
iſt den Heiden das Heil wiederfahren (ihr
Fall hat zufaͤlliger Weiſe dazu gedienet, daß ſie
es uns Apoſteln nicht verdencken koͤnnen, daß,
wir auch den Heiden das ihnen ohne das von
GOtt zugedachte Evangelium verkuͤndiget ha-
ben, ja, da ſie es verſtoſſen, daß wir damit deſto
eher zu den Heiden gegangen ſind: wie unter an-
dern zu ſehen Act. 13, 46. da es heißt: Euch
muſte zuerſt das Reich GOttes geſaget
werden. Nun ihr es aber von euch ſtoſ-
ſet, und achtet euch ſelbſt nicht werth des
ewigen Lebens (machet euch deſſelben unwerth)
ſiehe, ſo wenden wir uns zu den Heiden.
Da hingegen, wo die Juden das Evangelium
uͤberhaupt angenommen haͤtten, zwar daſſelbe
den Heiden doch auch wuͤrde ſeyn verkuͤndiget
worden; aber ſie wuͤrden doch nach ihren Vor-
urtheilen, welche ſie anfangs auch bey dem Glau-
ben an Chriſtum noch bey ſich behielten, geſaget
haben, warum man die ihnen zukommende Heils-
Guͤter ſo gar gemein machte, und ſie auch den
Heiden, vor welchen ſie doch bisher von GOt-
tes wegen einen ſo groſſen Unterſcheid gehabt,
und auch billig behalten muͤſten, antruͤge? wel-
ches ſie aber nunmehro bey ihrex Wegerung nicht
ſagen koͤnten) auf daß ſie denen Nacheifern
ſolten (Gr. um ſie zum Eifer zu reitzen, wie v.
14. nemlich alſo, daß, wenn ſie ſehen wuͤrden,
daß gleichwol die Heiden das ihnen, den Juden,
zuvorderſt zugedachte groſſe Gut des geiſtlichen
und ewigen Heils, und ein eigenthuͤmliches
Volck GOttes zu ſeyn, nebſt den Schriften
Moſes und der Propheten annaͤhmen, und dieſe
Schriften fuͤr ein unſchaͤtzbares Kleinod in An-
ſehung des darinnen verheiſſenen und angewie-
ſenen Meßia achteten, ſie endlich geden-
cken moͤchten: ſiehe! das ſind unſere Schriften,
unſere ſo theure Beylage, die uns zuvorderſt er-
worbene, auch angetragene Heils-Guͤter: war-
um greiffen wir nicht ſelbſt zu denſelben, nach-
dem ſie unſere Vorfahren in groſſer Blindheit
ohne Urſache verworfen haben. Und alſo heißt
andern nacheifern alhier ſo viel, als das Gu-
te, das andere genieſſen, da es allgemein iſt, ja
einem zuvorderſt ſelbſt zugehoͤret, ihnen nicht al-
lein laſſen, ſondern ſich endlich auch begierigſt zu-
eignen. Siehe c. 10, 19. Deut. 32, 21.
Anmerckung.
Alhier faͤnget der Apoſtel an die Lehre von
der noch kuͤnftigen Bekehrung der Juͤdiſchen
Nation vorzutragen: welches er alſo thut, daß
er damit immer deutlicher heraus ruͤcket, und
endlich es v. 25. aufs deutlichſte und gewiſſeſte
ausſpricht. Welche Wahrheit ſo viel mehr zu
mercken iſt, ſo viel mehr Licht ſie giebt in Leſung
der Prophetiſchen Schriften des Alten Teſta-
ments, als welche ohne dieſelbe in vielen Stuͤ-
cken gleichſam ein verſchloſſenes und verſiegeltes
Buch bleiben. Unterſchiedlicher Schrift-Stel-
len des Neuen Teſtaments, die dadurch gleich-
falls erlaͤutert werden, itzo nicht zu gedencken.
Doch ein mehrers davon hernach zum Beſchluß
des eilften Capitels.
V. 12.
Denn ſo (Gr. So aber nun) ihr Fall der
Welt (der durch die gantze Welt zerſtreueten
Heiden) Reichthum iſt (dazu gedienet hat,
daß ſie des geiſtlichen Reichsthums in Chriſto
deſto billiger und deſto eher theilhaftig worden
ſind 1 Cor. 1, 5. 2 Cor. 8, 9. Eph. 3, 8. ꝛc.) und
ihr Schade (ihre, der Glaͤubigen, geringere
Anzahl) iſt der Heiden Reichthum (alſo, daß
an ſtatt eines Juͤden ſich eine gantze Menge der
Heiden zu Chriſto bekehret hat, und in ihm an
Heils-Schaͤtzen reich gemachet iſt (wie viel-
mehr, wenn ihre Zahl voll wuͤrde? (Gr.
wie vielmehr ihre Fuͤlle? das iſt, wie vielmehr
wird dermaleins die Bekehrung der Juͤdiſchen
Nation zu Chriſto, wenn ſie Hauffen-weiſe ge-
ſchehen wird, denen alsdenn noch uͤbrigen und
zu Chriſto noch nicht bekehrten Heiden eine herr-
liche Gelegenheit und ein kraͤftiger Antrieb im
guten Exempel ſeyn zu ihrer Bekehrung: daß
demnach die Heiden alſo wieder den glaͤubigen
Juͤden nacheifern wuͤrden, gleichwie die Juͤden
zu Pauli Zeiten den glaͤubigen Heiden im Glau-
ben und in der Liebe zu CHriſto nacheifern
ſolten.
V. 13.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |